Orgel der Festung Kufstein

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Orgel der Festung Kufstein
Allgemeines
Alternativer Name Heldenorgel
Ort Festung Kufstein
Orgelerbauer Oscar Walcker
Baujahr 1931
Letzte(r) Umbau/Restaurierung 2008/09 durch Orgelbau Eisenbarth
Epoche Spätromantik
Abbildungen
Bürgerturm (rechts) mit Orgel und Spieltischhäuschen (links)

Bürgerturm (rechts) mit Orgel und Spieltischhäuschen (links)

Technische Daten
Anzahl der Pfeifen 4.948
Anzahl der Register 65
Anzahl der Manuale 4
Windlade Schleiflade
Tontraktur Elektrisch
Registertraktur Elektrisch
Anzahl der 32′-Register 1

Die Heldenorgel in der Festung Kufstein wurde 1931 als Tönendes Denkmal errichtet, d. h. als Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Nach zwei Erweiterungen ist sie die größte Freiluftorgel der Welt.

Geschichte

Orgel von 1931

Max Depolo gab im Juni 1924 den Anstoß, eine große Freiluftorgel in Kufstein zu errichten. 1926 wurde eine Riesenfreiorgel mit 80 Registern geplant, die Vinzenz Goller befürwortete. Sie sollte von der Salzburger Orgelbau-AG Cäcilia (→ Max Dreher) errichtet werden.[1] Am 1. Dezember 1930 wurde dann der Auftrag zum Bau eines infolge der Weltwirtschaftskrise wesentlich bescheidener geratenen Instruments an den Orgelbauer Wilhelm Sauer (Inh. Oscar Walcker) aus Frankfurt a.d. Oder vergeben.[2] Die Disposition erstellte Franz Schütz, der auch später das Abnahmegutachten anfertigte. Das Instrument mit elektrischer Traktur wurde in den folgenden Monaten in den Bürgerturm der Festung eingebaut und war zur damaligen Zeit bereits die größte Freiluftorgel der Welt. Sie hatte 26 Hochdruck-Register und ein Glockenspiel, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Der Organist bespielte die Orgel von einem 90 m entfernten Spieltisch, welcher in einem Spieltischhäuschen stand, das zu diesem Zweck eigens errichtet wurde. Durch den Einbau einer Organola konnte die Orgel auch ohne einen Organisten zum Klingen gebracht werden.[3]

Die Einweihungsfeierlichkeiten fanden am Sonntag den 3. Mai 1931 statt, eine Woche vor Beginn der Deutschen Bankenkrise. Die Feierlichkeiten wurden angeblich von allen deutschen Sendern, z. B. dem Deutschlandsender, ausgestrahlt. Nach vorsichtiger Schätzung waren über 20.000 Gäste in Kufstein anwesend.[3] Die kirchliche Weihe nahm Fürsterzbischof Ignatius Rieder vor, der auch die Begrüßungsrede hielt und eine Feldmesse im Hof der Festung zelebrierte. Die Festrede hielt der Bürgermeister von Kufstein, Georg Pirmoser, als weiterer Redner trat der Bundespräsident der Republik Österreich, Wilhelm Miklas, in Erscheinung. Neben zahlreichen Vereinen waren Abordnungen des Österr. Bundesheeres und des Deutschen Stahlhelms vertreten, ebenso der Deutsche Gesandte in Wien, Kurt Rieth. Nach den Festreden erklang nach einem Moment der Stille die Orgel zum ersten Mal, gespielt von Franz Schütz mit dem Kirchenlied Großer Gott, wir loben dich.[3]

Erweiterung 1971

1971 wurde das Instrument von der Erbauer-Firma erweitert und mit einer neuen Technik versehen. Bis 2008 umfasste es 4.307 Pfeifen, 46 Register auf vier Manualen und diverse Spielhilfen.

Erweiterung 2009

2009 wurde eine Ergänzung auf 65 Register und der Neubau des Spieltischs sowie der elektrischen Traktur durch die Firma Orgelbau Eisenbarth (Passau), die die Orgel seither auch betreut, durchgeführt. Das 500-adrige Kupferkabel wich einem Glasfaserkabel. Die Orgel wurde in vier Kammern aufgeteilt, um ihren Klang mit stufenlos regelbaren Lamellen an den Austrittsfenstern steuern zu können.[4] Seitdem umfasst das Instrument 4948 Pfeifen und eine elektronische Setzeranlage. Nach Umbau des Spieltischhäuschens kann man den Organisten bei seinem Vortrag auch sehen.[5] Der Organist kann sein Spiel durch eine Lautsprecheranlage verzögerungsfrei hören, während der Orgelklang infolge der Schallgeschwindigkeit mit einigen Zehntelsekunden Verspätung bei den Zuhörern ankommt.

Aktuelle Disposition

I Hauptwerk C–c4
1. Gedacktpommer 016′
2. Prinzipal 08′
3. Rohrflöte 08′
4. Prinzipal 04′
5. Nachthorn 04′
6. Sesquialter III 0223
7. Oktave 02′
8. Mixtur VII 02′
9. Scharff V 01′
10. Tuba 16′ (n)
11. Tuba 08′ (n)
12. Trompete 08′
II Positiv C–c4
13. Spitzflöte 08′
14. Gedeckt 08′
15. Prinzipal 04′
16. Blockflöte 04′
17. Oktave 02′
18. Quinte 0113
19. Terzzimbel IV 012
20. Kopftrompete 08′
Tremolo
III Schwellwerk Ost C–c4
21. Quintade 16′
22. Weitprinzipal 08′
23. Doppelflöte 08′
24. Gamba 08′
25. Vox Céleste 08′
26. Oktave 04′
27. Rohrflöte 04′
28. Nasat 0223
29. Prinzipal 02′
30. Gemshorn 02′
31. Mixtur VI–VIII 0113
32. Fagott 16′
33. Oboe 08′
Tremolo
IV Block- und Bombardwerk C–c4
34. Großmixtur VIII–XI 08′
35. Prinzipal (A) 08′ (n)
36. Prinzipal (A) 04′ (n)
37. Quinte (A) 0223 (n)
38. Prinzipal (A) 02′ (n)
39. Mixtur IV-VII (A) (n)
40. Großkornett V 08′ (n)
41. Flöte (A) 08′ (n)
42. Flöte (A) 04′ (n)
43. Quinte (A) 0223 (n)
44. Flöte (A) 02′ (n)
45. Terzflöte (A) 0135 (n)
46. Bombarde 32′ (n)
47. Trompete 16′
48. Trompete 08′
49. Trompete 04′
50. Tuba 16′ (n)
51. Tuba 08′ (n)
Glockenspiel
Pedal C–g1
52. Kontrabass 16′
53. Subbass 16′
54. Oktavbass 08′
55. Gedecktbass 008′
56. Choralbass 04′
57. Mixtur VI 0223
58. Bombarde 32′
59. Posaune 16′
60. Helltrompete 08′
61. Clarine 04′
62. Tuba 32′ (n)
63. Tuba 16′ (n)
64. Tuba 08′ (n)
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, IV/I, III/II, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P.
    • Suboktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, IV/I, II/II, III/II, IV/II, III/III, IV/III, IV/IV
    • Superoktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, IV/I, II/II, III/II, IV/II, IV/III, IV/IV, I/P, II/P, III/P, IV/P.
  • Spielhilfen: Setzeranlage mit 10.000 Kombinationen, Crescendowalzen W1 und W2 mit Anzeiger, Walze ab Manual, USB-Anschluss, programmierbares Spielaufzeichnungsgerät
  • Anmerkungen
(n) = neues Register (2008,2009)
(A) = Vorab-Auszug aus Registern 34 bzw. 40

Technische Daten

  • 64 Register (4.948 Pfeifen), darunter 10 Registerauszüge (Nr. 35–39, 41–45)
  • Glockenspiel mit 30 Glocken
  • Windversorgung:
    • Winddruck in mmWS: 470.
  • Spieltisch:
    • Freistehend.
    • 4 Manuale, Pedal.
    • Registerzüge, Registerwippen.
  • Trakturen:
    • Tontraktur: Elektrisch.
    • Registertraktur: Elektrisch.

Konzert

Die Heldenorgel wird täglich um 12:00 Uhr, in den Monaten Juli und August um 12:00 und um 18:00 Uhr zum Gedenken an die Gefallenen beider Weltkriege gespielt. Seit dem 30. Mai 1981, dem 50-Jahr-Jubiläum der Orgel, wird dabei auch aller Opfer von Gewalt gedacht.

Am Ende des etwa zehnminütigem Vortrages erklingt, in einer Fassung für Orgel, die Weise vom Guten Kameraden. Das Instrument ist in der ganzen Stadt, und bei günstigen Windverhältnissen noch im Kaisertal zu hören.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Digitalisat
  2. Den Auftrag selber hatte Dr. Oscar Walcker (1869–1948) aus Ludwigsburg erhalten. In: Buntes Allerlei. Die Heldenorgel auf Schloß Geroldseck. Neue Zeitschrift für Musik, 98. Jg., Heft 5, Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1931, S. 423.
  3. a b c d Die Heldenorgel. Heldenorgel-Stiftung, Kufstein 1932
  4. deutschlandfunkkultur.de: Königin der Instrumente an ungewöhnlichen Orten - Orgelklänge jenseits von Kirche und Konzerthaus. Abgerufen am 10. September 2022.
  5. Informationen zur Orgel auf der Website der Orgelbaufirma