Orgellandschaft Hinterpommern

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Barockprospekt im Camminer Dom

Die Orgellandschaft Hinterpommern umfasst Orgeln in der historischen Region Hinterpommern.

Territorium

Das Gebiet erstreckt sich östlich der Oder entlang der Ostsee bis Westpreußen. Es gehörte seit 1648 zu Brandenburg-Preußen, seit 1815 zur Provinz Pommern. Die Bevölkerung war fast ausschließlich deutsch. Das Land war dünn besiedelt, es gab nur kleinere Städte (Stettin lag in Vorpommern.)

Seit 1945 gehört das Gebiet zu Polen, seit 1998 größtenteils zur Woiwodschaft Westpommern, in kleinen Teilen zur Woiwodschaft Pommern (Ustka).

Geschichte

Von 1270 ist die älteste Erwähnung einer Orgel in Kolberg erhalten, von 1428 in Cammin. 1580 baute Adrian Zickermann für den Camminer Dom eine neue Orgel, 1672 ersetzte sie Michael Berigel. Aus dem 18. Jahrhundert sind nur kleinere Arbeiten regionaler Orgelbauer bekannt.

Die bedeutendsten Orgelbauer in Hinterpommern im 19. und frühen 20. Jahrhundert waren Christian Friedrich Voelkner aus Dünmow und Barnim Grüneberg aus Stettin mit ihren Nachfolgern. Daneben bauten Werkstätten von Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder, Schlag & Söhne aus Schweidnitz in Schlesien, Johann Friedrich Schulze und andere weitere Orgeln. Wilhelm Grisard war Orgel- und Klavierbauer in Kolberg.

1945 wurden einige Instrumente beschädigt, die meisten blieben erhalten. Es gab in den folgenden Jahrzehnten nur einige kleinere Reparaturen. Nach 1990 wurden in größeren Kirchen wenige neue Orgeln gebaut oder gekauft.

Orgeln

Die meisten Orgeln des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sind erhalten, oft in eingeschränktem Zustand. Barockprospekte gibt es im Camminer Dom, in Stolp (Słupsk) und Belgard (Białogard). Die Liste gibt den Stand 1944 wieder, danach zerstörte oder ersetzte Instrumente sind kursiv gesetzt.

Ort Gebäude Bild Jahr Erbauer Manuale Register Bemerkungen
Białogard (Belgard an der Persante) Mariä-Himmelfahrt-Kirche 1775 Ernst Julius Marx III/P 43 1912 Erweiterung durch Barnim Grüneberg, erhalten[1]
Kamień Pomorski (Cammin) Camminer Dom
Kamien Pomorski katedra organy (1a).jpg
1888 Barnim Grüneberg III/P 44 Barockprospekt von 1672 erhalten, 2004 Rekonstruktion der Barockorgel – Orgel
Koszalin (Köslin) Kathedrale St. Marien 1898 Schlag & Söhne III/P 50 Prospekt von 1842 von Kaltschmidt, 1972 elektropneumatische Traktur[2]
Międzyzdroje (Misdroy) Kirche St. Peter
Międzyzdroje, Parafia św. Piotra Apostoła w Międzyzdrojach, f (2011-07-25) by Klugschnacker in Wikipedia.jpg
1914 Barnim Grüneberg II/P 22 fast unverändert erhalten[3][4]
Pałowo (Alt Pahlau) Mariä-Himmelfahrtkirche
Palowo organy c f voelkner 3.jpg
1893 Christian Friedrich Voelkner II/P 14 erhalten[5]
Rusinowo (Rützenhagen) Mariä-Geburt-Kirche
Organy w Rusinowie.jpg
1874 Christian Friedrich Voelkner I/P 10 erhalten, in schlechtem Zustand[6]
Słupsk (Stolp) St.-Hyazinth-Kirche nach 1872 ? Prospekt von 1657 erhalten, 2002 Neubau – Orgel
Trzebiatów (Treptow an der Rega) Marienkirche
Trzebiatow kosciol mariacki wnetrze (10).jpg
1842 Johann Friedrich Schulze II/P 32 1867 Umdisponierungen durch Barnim Grüneberg, nur wenige Register spielbar[7]
Ustka (Stolpmünde) St. Johannes und St. Nikolai 1888 Friedrich Christian Voelkner II/P 20 1996 und 2013 Reparaturen und Restaurierungen[8]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Orgeln in der Woiwodschaft Westpommern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Orgel Wirtualne Centrum Organowe, mit Disposition (polnisch)
  2. Orgel Wirtualne Centrum Organowe, mit Disposition (polnisch)
  3. Orgel Wirtualne Centrum Organowe, mit Disposition (polnisch)
  4. Orgel Gruneberg.pl (polnisch)
  5. Zeitung für Hinterpommern von [Anfang Januar] 1894, zitiert in Hans Boldt: Dünnow als ostpommersche Heimstätte deutscher Kirchenorgelbaukunst. In: Ostpommersche Heimat. 1937, Nr. 10. PDF, keine Artikel bei Musicamsacram und Wirtualne Centrum Organowe.
  6. Rusinowo, Kościól parafialny Narodzenia NMP MusicamSacram, mit Disposition (polnisch)
  7. Trzebiatów, Kościół Macierzyństwa NMP Musicam Sacram, mit Disposition (polnisch).
  8. Walter Dominick: Solpmünder Chronik, verfasst im Jahr 1936, zitiert in Organisten und Orgel in Stolp (Słupsk) (polnisch).