Ortschaftenverzeichnis der Schweiz

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Das Amtliche Ortschaftenverzeichnis ist das Ortsverzeichnis der – nach Postleitzahlen definierten – Ortschaften der Schweiz. Es wird vom Bundesamt für Landestopografie geführt und auf geo.admin.ch publiziert.

Zum Begriff der Ortschaft

Die Begriffe «Ort» und «Ortschaft» haben je nach Anwendungsbereich und Standpunkt des Verwenders unterschiedliche und teils sogar widersprüchliche Bedeutungen. Während die Worte allgemein eine Siedlung in geographischen Sinne beschreiben, ist der Begriff der Ortschaft speziell definiert:

„Geografisch abgrenzbare, zusammenhängende Siedlungsgebiete von landesweiter Bedeutung, die auch untergeordnete Siedlungen einschliessen können, sind mit einem eindeutigen Ortschaftsnamen und einer eindeutigen Postleitzahl zu bezeichnen.“

Art. 20 Grundsätze Z. 1 Verordnung über Geografische Namen (GeoNV)[1]

Die Erstellung der Ortschaften obliegt den politischen Gemeinden zusammen mit der Schweizerischen Post (Art. 21 1 GeoNV), die Grenzfestlegung übernimmt die nach kantonalem Recht zuständige Stelle für die amtliche Vermessung (Art. 21 2 GeoNV), das landesweite Verzeichnis dieser Ortschaften führt das Bundesamt für Landestopografie (Art. 24 GeoNV).

Die Beziehung zwischen Gemeinden, Ort und Postleitzahl ist oft kompliziert. Dies deshalb, weil eine Gemeinde aus einem oder mehreren wichtigeren Ortsteilen bestehen kann und nicht immer der Gemeindename auch der Name eines Ortes innerhalb der Gemeinde ist. Postleitzahlen dienen der Postverteilung und bilden eine eigene Gliederung, die nicht deckungsgleich mit der politischen ist. Adressen mit gleicher Postleitzahl müssen nicht zwingend im gleichen Ort oder in der gleichen Gemeinde liegen. Umgekehrt kann es in einer Gemeinde oder einem Ort auch Adressen mit unterschiedlichen Postleitzahlen geben.

Die Festlegung der Ortschaften beruht also auf kleinräumigen Versorgungsbedürfnissen der Gemeinden oder des Universaldienstes der Post. Inwieweit die Gemeinden dann die amtlichen Ortschaften als Verwaltungsgliederung für weitergehende Aspekte verwenden, kann von Ort zu Ort verschieden sein. Manche Gemeinden führen für sich eine vom amtlichen Ortschaftsverzeichnis abweichende Ortschaftsgliederung.

Jedenfalls aber ist durch die exakte Vermessung der Ortschaftsgrenzen (Perimeter) das Staatsgebiet der Schweiz flächendeckend mit Ortschaften gefüllt, sodass jeder Punkt zu einer Ortschaft gehört, auch im unbesiedelten Raum.

Entwicklung des Ortschaftenverzeichnis

In der Schweiz existierten zwei unterschiedliche Ortschaftenverzeichnisse:

  • Amtliches Ortschaftenverzeichnis – Bundesamt für Landestopografie (swisstopo)
    • Die Ortschaft wird gemäss Art. 20 Verordnung über Geografische Namen (GeoNV)[1] im postalischen Sinn verstanden.
    • Das amtliche Ortschaftenverzeichnis im Sinne Art. 24 Verordnung über Geografische Namen (GeoNV)[1] umfasst ca. 4'100 Ortschaften.
  • Ortschaftenverzeichnis der Schweiz Ausgabe 2006 – Bundesamt für Statistik (BfS)
    • Die Ortschaft wurde im umgangssprachlichen Sinne von Siedlung / grösserer Ort (umgangssprachlich Ortschaft) verstanden.
    • Das Ortschaftenverzeichnis der Schweiz umfasste ca. 6'000 Ortschaften.

Die Führung des Ortschaftenverzeichnis obliegt aktuell dem Bundesamt für Landestopografie, auf Basis des Artikel 24 Ortschaften: Amtliches Verzeichnis der GeoNV.

Amtliches Ortschaftenverzeichnis – Bundesamt für Landestopografie

Das Amtliche Ortschaftenverzeichnis des Bundesamtes für Landestopografie[2] ist ein Datensatz. Er beinhaltet neben den Postleitzahlen auch die dazugehörigen Perimeter (Umgrenzungslinien). Das Bundesamt für Landestopografie erstellt, verwaltet und veröffentlicht das amtliche Ortschaftenverzeichnis, inklusive den Daten für Postleitzahl und Perimeter.

Diese Verzeichnis beruht auf den 1964 eingeführten Postleitzahlen für den Zustelldienst der Schweizerischen Post.

Der Datensatz («PLZO_CH») wird zentral geführt und ist flächendeckend über die ganze Schweiz verfügbar. Der Datensatz wird laufend laut Meldung der Vermessungsstellen der Kantone nachgeführt.

Publiziert wird das Amtliche Ortschaftenverzeichnis über den Geoinformationsdienst von swisstopo, der den Datensatz bereitstellt und kartographisch aufarbeitet. Zugänglich ist das über das Webportal der Bundesverwaltung, admin.ch.

Ortschaftenverzeichnis der Schweiz – Bundesamt für Statistik

Das Ortschaftenverzeichnis der Schweiz ist eine Publikation des Bundesamtes für Statistik. Es umfasst in der Ausgabe 2006[3] etwa 6'000 Ortsbezeichnungen mit dem Namen der Gemeinde, zu der sie gehören, und den dafür verwendeten Postleitzahlen. Das Verzeichnis ermöglicht dadurch eine Zuordnung zwischen postalischen Ortsbezeichnungen und den politischen Gemeinden.

Das Verzeichnis setzte die Reihe gleichnamiger Publikationen des Bundesamts für Statistik fort, welche auf Daten aus den Volkszählungen 1910 und 1960 beruhen und anhand anderer Quellen, u. a. dem Schweizerischen Ortslexikon von 1984, dem Postleitzahlenverzeichnis, der Ortsliste der Telefonbücher sowie der Namensdatenbank der Schweizerischen Landestopographie (Swissnames), wiederholt angepasst wurden.

Nach 2006 wurde vom BfS kein Ortschaftenverzeichnis mehr publiziert, und die Führung an swisstopo abgeben.[4] Das BfS führt aber weiterhin das Amtliche Gemeindeverzeichnis der Schweiz, das Verzeichnis Quartiergrenzen von Schweizer Städten und die GWR-Korrespondenztabelle zwischen Postleitzahl und Gemeinde für das Gebäude- und Wohnungsregister.[5]

Verwendung des Verzeichnisses und Fallbeispiele von Ortschaften

Das Verzeichnis ist wertvoll in Fällen, in denen bedeutende Ortschaften nicht politischen Gemeinden entsprechen. Das Verzeichnis wird beispielsweise benötigt, wenn bei gesamtschweizerischen Initiativen und Referenden die Unterschriftenbogen mit Wohnort und Postleitzahl versehen sind und nicht mit Name und Postleitzahl der politischen Gemeinde. Diese Bogen müssen von den Organisatoren der entsprechenden Gemeinde zugeordnet werden, damit sie von dieser beglaubigt werden können. Eine eindeutige automatische Zuordnung ist in geographischen Informationssystemen notwendig, wenn mit Auswertefunktionen aus mit Postadressen referenzierten Daten Aussagen für die Gemeindeebene gemacht werden sollen.

Beispiele von besonderen Fällen:

  • Gemeinde mit mehreren Ortschaften: Neckertal (acht, ab 2023 zehn Ortschaften; eine Ortschaft Neckertal existiert hingegen nicht)
  • Ortschaften, die sich über das Gebiet von mehreren politischen Gemeinden erstrecken: Heerbrugg, Sihlbrugg, Siebnen, Forch. Lütisburg Station
  • Zuordnung zwischen Ortschaft und Postleitzahl nicht eindeutig: St. Peter GR und Pagig, beide Postleitzahl 7028 (daher seit der Eingemeindung der kurzfristigen Vereinigungsgemeinde St. Peter-Pagig nach Arosa 2013 teils dieses,[6] teils die beiden Orte[7] als Ortschaft gegeben, interne sechstellige Plz. 702800 resp. 702801)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Verordnung über die geografische Namen (GeoNV) (i.d.g.F. online, admin.ch).
  2. Weblink Amtliches Ortschaftenverzeichnis. Bundesamt für Landestopografie: cadastre.ch (zuletzt abgerufen 4. Dezember 2017).
  3. Ortschaftenverzeichnis der Schweiz (Ausgabe 2006). (Memento des Originals vom 18. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfs.admin.ch Bundesamt für Statistik, bfs.admin.ch > Infothek > Nomenklaturen (Link nicht mehr verfügbar 2017).
  4. Ortschaftenverzeichnis. bfs.admin.ch > Grundlagen und Erhebungen > Amtliches Gemeindeverzeichnis der Schweiz (abgerufen 4. Dezember 2017).
  5. Amtliches Gemeindeverzeichnis der Schweiz.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bfs.admin.ch (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bfs.admin.ch (abgerufen 4. Dezember 2017).
  6. Ortschaften von Arosa. gemeindearosa.ch, abgerufen 4. Dezember 2017.
  7. 7028 (00) St. Peter und 7028 (01) Pagig. map.geo.admin.ch, beide abgerufen 4. Dezember 2017.