Oscar (Therapiekatze)

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Oscar (geboren 2005) ist eine männliche Therapiekatze, die im Steere House Nursing and Rehabilitation Center in Providence, Rhode Island lebt. Sie erreichte durch den Facharzt für Geriatrie und Assistenzprofessor an der Brown University David Dosa weltweite Bekanntheit. Dosa schrieb in einem Artikel für das New England Journal of Medicine, Oscar habe ungeahnte Fähigkeiten. Er könne den Tod palliativmedizinischer Patienten anzeigen. Dosa fand keine Erklärung für das ungewöhnliche Verhalten des Katers. Erklärungsansätze suchte er im eingeschränkten Bewegungsapparat der Sterbenden und im Geruchssinn der Katze, die eventuell Ketone, also Biochemikalien, die bei sterbenden Zellen austreten, riechen könne.[1] Dosa schrieb außerdem das Buch Making Rounds With Oscar: The Extraordinary Gift of an Ordinary Cat über den Kater.[2]

Leben

Oscar wurde als Kätzchen aus einem Tierheim vom Steere House Nursing and Rehabilitation Center in Providence, Rhode Island adoptiert und wuchs in der geriatrischen Einrichtung, die vor allem Alzheimer- und Parkinson-Patienten am Ende ihres Lebens betreut, auf. Das 41-Betten-Haus adoptierte gleichzeitig fünf weitere Katzen, nachdem die erste Therapiekatze Henry (benannt nach dem Gründer der Einrichtung Henry J. Steere) verstorben war.

Nach etwa sechs Monaten bemerkten die Mitarbeiter, dass Oscar, ähnlich den Ärzten und Krankenschwestern, seine eigenen „Visiten“ machte. Oscar schnüffelte an einigen Patienten und legte sich dann zum Schlafen zu ihnen. Die Patienten, zu denen er sich legte, verstarben wenige Stunden später. Einer der ersten Fälle, der die Aufmerksamkeit der Pfleger erregte, war eine Patientin mit einer Thrombose im Bein, die schon ganz kalt war. Der Kater legte sich um ihr Bein und blieb bei ihr, bis sie verstarb.[3] Bei einem weiteren Fall prognostizierte ein Arzt einen früheren Tod als der Kater, der einfach weiterging. Doch der Arzt lag letztlich falsch, der Kater besuchte den Patienten etwas später wieder.[4] Oscars Genauigkeit (zum Zeitpunkt des Artikels waren 25 Übereinstimmungen bekannt) führte dazu, dass die Mitarbeiter die Angehörigen anriefen, wenn sich der Kater zum Patienten legte.[4]

Oscar bleibt bei den Patienten, bis diese versterben. Dann läuft er lautlos aus dem Zimmer. Manche Angehörigen möchten das jedoch nicht. Wenn er hinausgebeten wird, läuft er vor der Tür auf und ab und miaut laut. Gegenüber lebenden Personen ist er jedoch nicht besonders freundlich. So beschrieb Dosa einen Fall, als ein älterer Mensch den Kater streicheln wollte. Er fauchte die Patientin an.[4]

Etwa 50 Fälle (Stand: 2010) soll der Kater vorausgesagt haben.

Erklärungsansätze

Joan Teno, eine Professorin der Warren Alpert Medical School der Brown University, die das Steere House regelmäßig besucht, bestätigte Dosas Bericht.[5] Dosas These, die von Teno unterstützt wird, ist, dass die Katze sensibel auf den Geruch des Todes reagiert, der von bestimmten Chemikalien erzeugt wird.[3] Weitere Unterstützer dieser These sind Margie Schenk, Tierärztin aus Vancouver, und Jill Goldman, eine Behavioristin aus Laguna Beach. Goldmann ergänzt, dass die Katze ja bereits seit ihrer Kindheit unter Sterbenden aufgewachsen und daher mit dem Tod vertraut sei.[3]

Daniel Estep, ebenfalls ein Tier-Behaviorist aus Littleton ist der Ansicht, dass die Katze eher auf die Bewegungsarmut der sterbenden Personen reagiert.[3] Thomas Graves, ein Katzenexperte, erklärte der BBC, Katzen hätten ein Gespür dafür, wenn es ihren Besitzern schlecht gehe, und die Katze könne daher den Tod vorhersagen. Er verglich Oscars Fähigkeit damit, dass Katzen auch Wetter oder Erdbeben vorhersagen könnten.[6]

Popkulturelle Beachtung

Der Fall wurde international bekannt und in verschiedenen popkulturellen Zusammenhängen aufgegriffen:

Literatur

  • David Dosa: Oscar: Was uns ein Kater über das Leben und das Sterben lehrt. Droemer HC: 2010. ISBN 978-3-426-27470-5
  • David Dosa: Making the Rounds with Oscar. Headline Publishing Group 2009. ISBN 978-0-7553-1813-1

Weblinks

  • Oscar auf der Seite des Steere House

Einzelnachweise

  1. Tom leonard: Cat predicts 50 deaths in RI nursing home, The Daily Telegraph. 1. Februar 2010.
  2. Maideline Sanchez: Just-Released Book Profiles Feline Angel of Death. (Nicht mehr online verfügbar.) In: The Charger Bulletin. University of New Haven, 31. Januar 2010, archiviert vom Original am 6. Juli 2015; abgerufen am 5. Juli 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.chargerbulletin.com
  3. a b c d Cat's "Sixth Sense" Predicting Death? CBS News, 25. Juli 2007, abgerufen am 20. März 2009.
  4. a b c David Dosa: A day in the life of Oscar the cat. In: NEJM. Nr. 357, 2007, S. 328 f., doi:10.1056/NEJMp078108 (pdf).
  5. Cat senses impending death The Register, 26. Juli 2007
  6. US cat 'predicts patient deaths' BBC News, 26. Juli 2007.
  7. Stephen King unearths origin of ‘The Shining’ sequel ‘Doctor Sleep’. EW.com, 1. Februar 2013, abgerufen am 5. Juli 2015.