Ospedale degli Innocenti
Das Ospedale degli Innocenti (dt.: Krankenhaus der Unschuldigen) ist ein Bauwerk der Renaissance in Florenz von Filippo Brunelleschi. Es ist ein Findelhaus. Teilweise wurde in der Kunstgeschichte der Beginn der Renaissance mit diesem Bau angesetzt, der 1419 begonnen wurde, aber erst 1445 offiziell in Betrieb kam,[1][2] Die Initiative zu dem Bau entstand durch ein Erbe über 1000 Golflorin an das Hospital Santa Maria Nuova durch Francesco di Marco Datini, der das Patronat für den Bau der Zunft der Florentiner Seidenmacher (Arte della Seta) übertrug.[3] Das Findelhaus ist Brunelleschis erste bedeutende Arbeit und das erste Waisenhaus dieser Art überhaupt,[4] Findelhäuser sind als solche aber älter, sie sind in Florenz 1316 bezeugt, 1362 in Paris, 1376 in Freiburg i.Br. und 1380 in Ulm[5]. Bis 1875 konnte man hier unerkannt durch eine noch erhaltene kleine Drehtür unerwünschte Kinder abgeben. Im hinteren Teil der Anlage existiert heute noch ein Waisenhaus.
Das Gebäude ist heute ein kleines Renaissancemuseum mit Arbeiten von Luca della Robbia, Sandro Botticelli, Piero di Cosimo und der Anbetung der Könige von Domenico Ghirlandaio.
Architektur
Hier zeigt sich schon am Anfang das Grundprinzip der Architektur Brunelleschis und damit das der Frührenaissance überhaupt: eine klare, straffe Organisation der Bauteile, strenge geometrische Formen in perspektivischer Aneinanderreihung. Daher spricht man in der Kunstgeschichte bei Brunelleschi auch von einem „Körperbau“. Die Einzelformen wie beispielsweise die Säulen und Fenster gehen nicht in der Gesamtkonzeption unter, sondern sind als eigenständige Elemente plastisch hervorgehoben. Sie bestimmen das tektonische Gerüst des Baues – und das mussten sie auch, um die Linearperspektive zu ermöglichen, die sich an solchen Elementen entlang entwickelt. Auch in diesem Hospital sind die Zwickelflächen zwischen den Bögen mit Tondi gefüllt, in die Andrea della Robbia Terracottafiguren von Kleinkindern gesetzt hat. Die Zusammenarbeit beider Künstler hier am Waisenhaus hat sich später in der Pazzi-Kapelle wiederholt. Zum ersten Mal seit der Antike erscheint hier die „Säule als architektonisches Gleichnis des Menschen“[6] und von diesem Heim ging eine neue, sich über ganz Europa verbreitende Säulenarchitektur aus.
Literatur
- Gerd Althoff, Hans-Werner Goetz, Ernst Schubert: Menschen im Schatten der Kathedrale. Darmstadt 1998.
- Christoph Bertsch, Philine Helas: Florenz in der frühen Neuzeit: Stadt der guten Augen und bösen Zungen. Gebr. Mann, Berlin 2013.
- Harald Keller: Die Kunstlandschaften Italiens [1960]. Frankfurt a. M. 1983.
- Rolf Toman (Hrsg.): Die Kunst der italienischen Renaissance. Architektur – Skulptur – Malerei – Zeichnung. Köln 1994.
- Klaus Zimmermanns Florenz. Köln [1984] 6. Auflage 1990. (DuMont Kunst-Reiseführer)
Weblinks
Koordinaten: 43° 46′ 34,4″ N, 11° 15′ 39,9″ O