Othniel Charles Marsh

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Othniel Charles Marsh (* 29. Oktober 1831 in Lockport, New York; † 18. März 1899 in New Haven, Connecticut) war einer der überragenden Paläontologen des 19. Jahrhunderts und Pionier der Dinosaurierforschung. Er entdeckte, beschrieb und benannte zahlreiche Fossilien besonders aus dem Westen der Vereinigten Staaten.

Leben und Wirken

Marsh wurde 1831 in Lockport, New York geboren. Da seine Mutter starb, als er nur drei Jahre alt war, wurde er von seinem Onkel George Peabody lange finanziell unterstützt und erhielt im Alter von 21 Jahren die für seine Mutter vorgesehene Mitgift. Diese finanziellen Mittel ermöglichten Marshs Bildungsweg. 1860 machte er seinen Abschluss am Yale College. Er studierte Geologie und Mineralogie an der Sheffield Scientific School des Yale Colleges und Paläontologie und Anatomie in Berlin, Heidelberg und Breslau. Nach seiner Rückkehr 1866 wurde er der erste Professor in den Vereinigten Staaten für Wirbeltierpaläontologie am Yale College. Er überzeugte George Peabody zur Gründung des Peabody Museum für Naturgeschichte an der Yale-Universität, wo er zusammen mit Addison E. Verrill und George J. Brush ab 1867 zum Kuratoren ernannt worden war.

1871 fand er die ersten Überreste ausgestorbener Pferde und veröffentlichte später einen Stammbaum der Pferde, der sich heute in nahezu jedem Biologieschulbuch findet. 1874 wurde er in die National Academy of Sciences, 1875 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Im Mai 1897 fand Marsh die ersten amerikanischen Flugsaurierfossilien. Marsh beschrieb fossile Vögel z. B. die Zahnvögel aus der amerikanischen Oberkreide wie Ichthyornis und Hesperornis, flugfähige Reptilien, Dinosaurier aus der Kreide und dem Jura einschließlich Apatosaurus und Allosaurus. Insgesamt beschrieb er 25 neue Gattungen von Dinosauriern und baute eine der größten Fossiliensammlungen der Welt auf.

1883–1895 war er Präsident der National Academy of Sciences. Seit 1883 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften[1] und seit 1898 der Académie des sciences.[2]

Das 1869 erhaltene Erbe von George Peabody nutzte Marsh für den Bau eines Gebäudes, in dem sich heute die School of Forestry & Environmental Studies der Yale-Universität befindet.

Ein von Marsh 1877 entdeckter und irrtümlich als Nanosaurus identifizierter Dinosaurier wurde 100 Jahre später zu seinen Ehren in Othnielia umbenannt. Auch der Dinosaurier Marshosaurus trägt seinen Namen.

Marsh liegt auf dem Grove Street Cemetery, New Haven, Connecticut begraben.

Bone-Wars

Marsh löste, wenn auch unbeabsichtigt, die als Bone-Wars bekannt gewordenen Fehde mit Edward Drinker Cope aus. Beide standen sich anfangs freundschaftlich gegenüber, nachdem sie sich zuerst 1863 in Berlin getroffen hatten. Es kam aber schon in Haddonfield, wo erste Dinosaurierfunde in Nordamerika gemacht wurden und beide Wissenschaftler in den Mergelgruben nach Fossilien suchten, zu Spannungen. Als Ausgangspunkt der Fehde wird häufig folgendes Ereignis benannt. Bei der Rekonstruktion des von Cope 1868 entdeckten Elasmosaurus unterlief diesem ein Fehler: Er setzte den Schädel an das Schwanzende des Tieres. Als Marsh den Irrtum sah, begann er zu lachen. Cope war der Meinung, dass man ihm das ewig anlasten würde. Man nimmt an, dass dieser Vorfall die Fehde auslöste. Es entwickelte sich ein erbitterter Kampf um Dinosaurierfossilien. Jeder von ihnen wollte der Beste sein, und es wurden sogar die Ausgrabungen des anderen sabotiert. Hierbei wurden wichtige Funde aus purem Hass zerstört, um sie nicht in die Hände des anderen fallen zu lassen. Den Ausschlag gaben am Ende die größeren finanziellen Mittel von Marsh.

Schriften

  • Über zweierlei Lobenlinien bei Ceratiten. In: Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. XVII, Monatsberichte, 1865, S. 267–269.
  • Siehe auch: O. C. Marsh Papers

Weblinks

Commons: Othniel Charles Marsh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Carl von Voit: Othniel Charles Marsh (Nachruf). In: Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München. Heft 1, 1900, S. 384–388 (online [PDF; abgerufen am 11. März 2017]).
  2. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe M. Académie des sciences, abgerufen am 19. Januar 2020 (französisch).