Otto Schulhof

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Otto Schulhof (* 9. März 1889 in Wien; † 16. April 1958 ebenda) war ein österreichischer Konzertpianist, Klavierbegleiter, Komponist und Lehrer an der Wiener Musikakademie.

Leben

Programmzettel 1932

Otto Schulhof besuchte die „Realschule Radetzkystraße“ im 3. Bezirk.[1] Er schloss 1907 eine Ausbildung zum Konzertpianisten bei Hugo Reinhold am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ab und 1911 das Kompositionsstudium bei Robert Fuchs an der K. k. Akademie für Musik und darstellende Kunst.[2] Er trat solistisch als Pianist auf. Schulhof komponierte Klavierstücke, Kammermusik, Ballette und Lieder. Er transkribierte Themen von Johann Strauss II und führte diese wiederholt selbst auf.

Im Februar 1914 begleitete er das Wunderkind Jascha Heifetz in einem Konzert bei den Wiener Tonkünstlern.[3] Schulhof war Klavierbegleiter vieler großer Solisten, so der Cellistin Senta Benesch[4] sowie der Violinisten Fritz Kreisler, Eugène Ysaÿe, Bronisław Huberman und Jan Kubelík. Er war Liedbegleiter der Sänger Lotte Lehmann, Leo Slezak und Alfred Piccaver. Schulhof begleitete aber auch zahlreiche Tanzabende der Moderne im Wiener Konzerthaus, darunter von Grete Wiesenthal, Tilly Losch und Toni Birkmeyer, Ellen Tels sowie die „Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase“ von Anita Berber und Sebastian Droste.

Pablo Casals, dessen Partner er auf Konzertreisen war, und er nahmen 1930 die Cellosonate op. 69 und die Cellosonate op. 102,1 von Ludwig van Beethoven auf Schallplatte auf.

Schulhof war Professor für Kammermusik und Instrumentalkorrepetition an der Wiener Musikakademie. Zu seinen Schülern gehörten Hans Kann und Paul Badura-Skoda. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde er von den Nationalsozialisten der Professur enthoben und mit Auftrittsverbot belegt.[5] Ab 1945 war er wieder bis 1954 im Amt. 1949 begleitete er die Violinistin Erika Morini bei ihrem ersten Konzert nach der Zeit des Nationalsozialismus in Wien.[6]

Schulhof erhielt 1907 die Silberne Gesellschaftsmedaille der GdM, 1910 den Staatspreis für Komposition und 1949 die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien. Er wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.[7]

Kompositionen (Auswahl)

  • Klavierquintett op. 4, 1910
  • Ballett-Suite op. 19, 1912
  • Paraphrase für Klavier und Orchester nach Motiven von J. Strauß, 1932
  • Drei Bearbeitungen nach Motiven von Johann Strauss. Ludwig Doblinger, Wien 1991 [Neuauflage]
  • Die Moldau: Sinfon. Dichtg; Nr. 2, Fr. Smetana. Bearb.: O. Schulhof

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gedenkprojekt (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive) des heutigen Realgymnasiums RG 3
  2. Monika Kornberger, Lynne Heller: Schulhof, Otto Gustav. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
  3. Galina Kopytova: Jascha Heifetz: Early Years in Russia. Indiana University Press, Bloomington 2013, ISBN 978-0-253-01076-6, S. 254
  4. Elisabeth Zeisner: Artikel „Senta Benesch“. In: MUGI. Musik und Gender im Internet. Beatrix Borchard, Nina Noeske, 2003; (Stand vom 24. April 2018).
  5. Otto Schulhof bei Musikantiquariat Neugebauer
  6. Erika Morini bei JWA
  7. Grabstelle Otto Schulhof, Wien, Zentralfriedhof, Gruppe 42, Gruppe Erweiterung C, Reihe 5, Nr. 17.