Otto von Waldenfels

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Otto Freiherr von Waldenfels (* 10. August 1889 in Wiesbaden; † 28. September 1974 in Lichtenberg (Oberfranken)) war ein deutscher Militärhistoriker und Archivar.

Leben

Von 1904 bis 1908 besuchte er die Königlich Bayerische Pagerie in München. 1908 wurde er Fahnenjunker im Kgl.-Bayr. 6. Chevaulegers-Regiment in Bayreuth und am 23. Oktober 1910 Leutnant[1]. Während der Kriegsteilnahme (1914–1918) wurde er hier am 1. Juni 1915 Oberleutnant der Kavallerie[1] und 1918 Rittmeister.

Nach dem Krieg wurde er später Mitglied des sogenannten Sperr-Kreises[2] und war Vorstand der BMP-Ortsgruppe Pasing. Er wurde aktives Mitglieds des Stahlhelms.[3] Obwohl er die Nationalsozialisten ablehnte, verband der mit der Harzburger Front, welche u. a. die NSDAP, die DNVP (vor 1933 war er Mitglied der DNVP geworden) und den Stahlhelm zusammenschlossen, die Hoffnung auf eine Verbesserung der paramilitärischen Lage.[3] Die Entwicklungen 1933 sah er als Aufbruchssignal und mit der Überführung der nicht in die SA überführten Anhänger des aufgelösten Stahlhelms in den Nationalsozialistischen Deutschen Frontkämpferbund im März 1934 wurde er deren Landesführer für Bayern.[3] Die folgende Phase der Bedeutungslosigkeit des Nationalsozialistischen Deutschen Frontkämpferbund veranlasste ihn zu kritischen Aussagen, die Ende 1935 zu Gesprächen mit Franz Sperr führten.[4]

Von 1920 bis 1922 war er als Vertragsangestellter im bayerischen Kriegsarchiv und anschließend dort bis 1937 Staatsarchivar. Bis 1939 war er dann am Heeresarchiv München tätig. Er blieb bis 1945 am Heeresarchiv, war aber zeitlich Beauftragter des Chefs der Heeresarchive in anderen Städten des Reiches. Als Oberheeresarchivar war er u. a. erst in Warschau, vom 18. Juni 1940 bis 15. Februar 1941 erst in Paris, vom 2. Mai 1941 bis 10. Juni 1941 in Athen und vom 22. Juli 1941 bis 18. Dezember 1941 beim rückwärtigen Heeresgebiet Mitte.[5] In der Funktion als Oberheeresarchivar war er mit der Sicherstellung des militärischen Archivgutes beauftragt.[3]

Nach dem Krieg blieb er bis 1947 als Angestellter am ehemaligen Heeresarchiv. Anschließend war er bis 1954 Leiter des Bayerischen Kriegsarchivs. In dieser Funktion wurde er am 1952 Staatsarchivdirektor und ging 1954 in den Ruhestand.

Schriften (Auswahl)

  • Geschichte des kgl. bayer. 6. Chevaulegers-Regiments „Kress“ im Kriege 1914–1919. Nach dem Kriegstagebuch des Regiments verfasst. Bayreuth 1921, OCLC 1060983369.
  • Die Edelknaben der Churfürstlich und Königlich Bayerischen Pagerie von 1799–1918. München 1959, OCLC 72287937.
  • mit Rudolf von Kramer: Der königlich bayerische Militär-Max-Joseph-Orden. Kriegstaten und Ehrenbuch 1914–1918. München 1966, OCLC 11584041.
  • mit Franz W. Seidler und Paul Nielsen: Otto von Stetten 1862–1937. Zur Biographie eines bayerischen Generals. München 1971, OCLC 74315701.

Literatur

  • Manuel Limbach: Bürger gegen Hitler. Vorgeschichte, Aufbau und Wirken des bayerischen „Sperr-Kreises“. Göttingen 2019, ISBN 3-525-31071-4, S. 58f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Bayerische Armee: Rangliste der Offiziere der Königlich Bayerischen Armee. Verlag der Kriegsministerium, 1917, S. 48 (google.com [abgerufen am 29. Juni 2022]).
  2. Manuel Limbach: Bürger gegen Hitler: Vorgeschichte, Aufbau und Wirken des bayerischen »Sperr-Kreises«. Vandenhoeck & Ruprecht, 2019, ISBN 978-3-647-31071-8, S. 58 (google.de [abgerufen am 29. Juni 2022]).
  3. a b c d Manuel Limbach: Bürger gegen Hitler: Vorgeschichte, Aufbau und Wirken des bayerischen »Sperr-Kreises«. Vandenhoeck & Ruprecht, 2019, ISBN 978-3-647-31071-8, S. 59 (google.de [abgerufen am 29. Juni 2022]).
  4. Manuel Limbach: Bürger gegen Hitler: Vorgeschichte, Aufbau und Wirken des bayerischen »Sperr-Kreises«. Vandenhoeck & Ruprecht, 2019, ISBN 978-3-647-31071-8, S. 60 (google.de [abgerufen am 29. Juni 2022]).
  5. Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns Archivalische Zeitschrift: Archivalische Zeitschrift 96 (2019): Die Staatlichen Archive Bayerns in der Zeit des Nationalsozialismus. Vandenhoeck & Ruprecht, 2019, ISBN 978-3-412-51607-9, S. 318 (google.com [abgerufen am 29. Juni 2022]).