Ottomar Sachse
Ottomar Sachse (* 15. April 1951 in Lützen) ist ein ehemaliger deutscher Boxer. Er gewann bei Welt- und Europameisterschaften der Amateure insgesamt sechs Medaillen im Halbschwergewicht.
Werdegang
Ottomar Sachse begann als Jugendlicher mit dem Boxen. Aufgrund seiner Erfolge wurde er bereits im Juniorenalter zum SC Chemie Halle delegiert. Sein Trainer war dort Jürgen Witte. Er besuchte auch die Kinder- und Jugendsportschule in Halle (Saale), wo er seine schulische Ausbildung mit seinen sportlichen Ambitionen bestens verbinden konnte.
Ottomar Sachse boxte bei einer Größe von 1,90 Metern immer im Halbschwergewicht, der Gewichtsklasse bis 81 kg Körpergewicht. 1970 wurde Ottomar Sachse in Miskolc/Ungarn Junioren-Europameister im Halbschwergewicht. Er besiegte dabei im Endkampf den Ungarn Imre Siklosi durch Abbruch in der zweiten Runde. Dieser Erfolg war der Anfang einer sehr erfolgreichen Karriere als Boxer, die bis 1977 dauerte.
1970 wurde Ottomar Sachse im Halbschwergewicht beim erstmals durchgeführten Chemie-Pokal in Halle (Saale) Turniersieger. Im Finale siegte er dabei über den bis dahin führenden DDR-Halbschwergewichtler Jürgen Schlegel. Bis zum Jahre 1975 gewann er dann dieses Turnier, das immer mit international hochrangigen Boxern besetzt war, noch fünfmal in Folge. Er war damit für lange Zeit Rekordhalter für dieses Turnier, bis er von seinem halleschen Boxkollegen Sven Küchler, der dieses Turnier siebenmal gewann, abgelöst wurde.
1971 wurde Ottomar Sachse erstmals DDR-Meister bei den Senioren. Er bezwang dabei Knut Anders vom TSC Berlin. Bis 1977 holte er sich diesen Titel noch weitere fünfmal. Besonders bemerkenswert war sein Sieg im Jahre 1977 über Bernd Wittenburg.
Im Jahre 1971 wurde Ottomar Sachse in Madrid Vize-Europameister im Halbschwergewicht. Im Finale unterlag er dabei der jugoslawischen Box-Legende Mate Parlov nach Punkten (0:5). Weniger erfolgreich verlief für ihn dann der Start bei den Olympischen Spielen 1972 in München, denn er unterlag dort gleich in seinem ersten Kampf gegen den weitgehend unbekannten Angel Cuello aus Argentinien nach Punkten (1:4 Richterstimmen). Er schied damit aus und belegte zusammen mit allen anderen Verlierern seiner Runde nur den 17. Platz.
Bei der Europameisterschaft 1973 in Belgrad gewann er dann seine zweite Medaille bei einer internationalen Meisterschaft. Nach einem Freilos in der 1. Runde genügte ihm dazu ein Abbruch-Sieg in der 3. Runde im Viertelfinale über Georgi Stoymenow aus Bulgarien. Im Halbfinale unterlag er gegen Oleg Georgijewitsch Korotajew aus der UdSSR nach Punkten (1:4).
1974 feierte Ottomar Sachse beim Honved-Cup in Budapest einen großen Erfolg, denn er schlug im Endkampf dieses Turnieres den Olympiasieger von 1972 im Mittelgewicht Wjatscheslaw Lemeschew aus der UdSSR nach Punkten. Im gleichen Jahr gewann er bei der erstmals zur Austragung kommenden Weltmeisterschaft der Amateure in Havanna mit dem 3. Platz eine weitere Medaille. Er verlor dabei im Halbfinale erneut gegen Mate Parlov nach Punkten.
Bei der Europameisterschaft 1975 in Kattowitz errang Ottomar Sachse zwei kurzrundige Siege über Erich Prückler aus Österreich und Constantin Varan aus Rumänien. Im Halbfinale besiegte ihn aber der Russe Anatoli Klimanow, womit er wiederum mit einer Bronzemedaille vorliebnehmen musste. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal gelangen ihm dann zwei Siege über Louis Ngatchou aus Kamerun und Jean-Claude Montane aus Andorra. Im Viertelfinale war aber für ihn Endstation, denn er unterlag hier gegen den späteren Profi-Schwergewichts-Weltmeister Leon Spinks aus den Vereinigten Staaten nach Punkten (0:5). Er platzierte sich damit auf dem 5. Platz.
1977 schließlich kämpfte sich Ottomar Sachse bei der Europameisterschaft in Halle (Saale) mit drei Siegen bis in das Finale vor. Doch war es ihm wieder nicht vergönnt, einen großen internationalen Titel zu gewinnen, denn er unterlag in diesem Finale Dawit Kwatschadse aus der UdSSR und kam damit auf den 2. Platz.
Nach 1977 beendete Ottomar Sachse seine Boxerlaufbahn. Er beendete ein Studium und promovierte zum Dr. rer. nat. Er ist selbständiger Unternehmer in Halle und engagiert sich ehrenamtlich auch bei verschiedenen Sportinstitutionen, wie z. B. der Deutschen Olympischen Gesellschaft.
Internationale Erfolge
Jahr | Platz | Wettbewerb | Gewichtsklasse | |
1969 | 1. | Turnier der olympischen Hoffnungen in Łódź | Halbschwer | mit einem Punktsieg im Finale über Karoly Nagy, Ungarn |
1970 | 1. | Grand Prix in Ústí nad Labem | Halbschwer | mit einem Abbruch-Sieg i.d. 2. Runde über Frantisek Svoboda, CSSR |
1970 | 1. | 1. Chemie-Pokal in Halle (Saale) | Halbschwer | mit einem Punktsieg im Finale über Jürgen Schlegel (Boxer), DDR |
1970 | 1. | Junioren-EM in Miskolc/Ungarn | Halbschwer | mit Punktsiegen über Sjen Verstappen, Niederlande u. Z. Dikow, Bulgarien u. einem Abbruch-Sieg i.d. 2. Runde über Imre Siklosi, Ungarn |
1971 | 1. | 2. Chemie-Pokal in Halle (Saale) | Halbschwer | |
1971 | 2. | EM in Madrid | Halbschwer | mit einem t.KO-Sieg i.d. 2. Runde über Fernando de Ruter, Niederlande, Punktsiegen über Jose Galvez, Spanien u. Ralf Jensen, Dänemark u. einer Punktniederlage gegen Mate Parlov, Jugoslawien (0:5) |
1972 | 1. | 3. Chemie-Pokal in Halle (Saale) | Halbschwer | |
1972 | 17. | OS in München | Halbschwer | nach einer Punktniederlage in der Runde der letzten "32" gegen Miguel Angel Cuello, Argentinien (1:4) |
1973 | 1. | 4. Chemie-Pokal in Halle (Saale) | Halbschwer | |
1973 | 3. | EM in Belgrad | Halbschwer | mit einem Abbruch-Sieg i.d. 3. Runde über Georgi Stoymenow, Bulgarien u. einer Punktniederlage gegen Oleg Georgijewitsch Korotajew, UdSSR (1:4) |
1974 | 1. | 5. Chemie-Pokal in Halle (Saale) | Halbschwer | mit einem t.KO-Sieg i.d. 2. Runde im Finale über Gabor Tari, Ungarn |
1974 | 1. | Honved-Cup in Budapest | Halbschwer | mit einem Punktsieg im Finale über Wjatscheslaw Lemeschew, UdSSR |
1974 | 3. | WM in Havanna | Halbschwer | mit Punktsiegen über Juan Domingo Suarez, Argentinien u. Ibrahim Mansaray, SLE u. einer Punktniederlage gegen Mate Parlov |
1974 | 1. | TSC-Turnier in Berlin | Halbschwer | |
1975 | 1. | 6. Chemier-Pokal in Halle (Saale) | Halbschwer | mit einem Punktsieg im Finale über Eckhard Hadler, DDR |
1975 | 3. | EM in Kattowitz | Halbschwer | mit einem t.KO-Sieg i.d. 3. Runde über Erich Prückler, Österreich u. einem t.KO-Sieg i.d. 1. Runde über Constantin Varan, Rumänien u. einer Punktniederlage gegen Anatoli Klimanow, UdSSR |
1975 | 1. | TSC-Turnier in Berlin | Halbschwer | mit einem t.KO-Sieg i.d. 2. Runde im Finale über Eckhard Hadler |
1976 | 5. | OS in Montreal | Halbschwer | mit einem kampflosen Sieg über Louis Ngatchou, Kamerun u. einem Abbruch-Sieg i.d. 3. Runde über Jean-Claude Montane, Andorra u. einer Punktniederlage gegen Leon Spinks, USA |
1977 | 2. | EM in Halle (Saale) | Halbschwer | mit Punktsiegenüber Chris Lawson, Wales (5:0), Dragomir Vujkovic, Jugoslawien (3:2) u. Ion Gyorffi, Rumänien (4:1) u. einer Punktniederlage gegen Dawit Kwatschadse, UdSSR (0:5) |
Länderkämpfe
Jahr | Ort | Begegnung | Gewichtsklasse | Ergebnis |
1967 | Potsdam | DDR Junioren gegen Polen Junioren | Halbschwer | Punktniederlage gegen Erwin Zurek |
1968 | Erfurt | DDR Junioren gegen Polen Junioren | Halbschwer | Punktsieger über Tadeusz Zielepucha |
1969 | Zielona Góra | Polen Junioren gegen DDR Junioren | Halbschwer | Punktsieger über Jan Stolarz |
1969 | Żagań | Polen gegen DDR | Halbschwer | Punktsieger über Zbigniew Krasuoki |
1970 | Pančevo | Jugoslawien gegen DDR | Halbschwer | Punktniederlage gegen Jordan Obradovic |
1971 | Bukarest | Rumänien gegen DDR | Halbschwer | Punktniederlage gegen Horst Stump |
1971 | Brăila | Rumänien gegen DDR | Halbschwer | t.KO-Niederlage 1. Runde (Verletzung) gegen Marin Constantinescu |
1971 | London | England gegen DDR | Halbschwer | Punktsieger über Johnny Banham |
1971 | Bournemouth | England gegen DDR | Halbschwer | Punktsieger über Peter Parker |
1972 | Gera | DDR gegen Rumänien | Halbschwer | Punktsieger über Petrea |
1972 | Erfurt | DDR gegen Rumänien | Halbschwer | Punktsieger über Petrea |
1973 | ? | DDR gegen Frankreich | Halbschwer | Punktsieger über Henri Moreau |
1973 | Berlin | DDR gegen Polen | Halbschwer | KO-Niederlage 3. Runde gegen Janusz Gortat |
1974 | ? | Frankreich gegen DDR | Halbschwer | Punktsieger über Gerald Bois |
1974 | Posen | Polen gegen DDR | Halbschwer | Punktniederlage gegen Janusz Gortat |
1974 | Opole | Polen gegen DDR | Halbschwer | Abbruch-Sieger 2. Runde über Piotr Musiolik |
1975 | Accra | Ghana gegen DDR | Halbschwer | KO-Sieger 1. Runde über Lampety |
1975 | Karl-Marx-Stadt | DDR gegen Polen | Halbschwer | Punktsieger über Janusz Gortat (2:1) |
1975 | Sofia | Bulgarien gegen DDR | Halbschwer | Punktsieger über Georgi Stoymenow |
DDR-Meisterschaften
Jahr | Platz | Gewichtsklasse | Ergebnis |
1971 | 1. | Halbschwer | Sieger im Finale gegen Knut Anders, TSC Berlin |
1972 | 1. | Halbschwer | Sieger im Finale gegen Knut Anders |
1973 | 1. | Halbschwer | Sieger im Finale gegen Reinhard Fischer, SC Traktor Schwerin |
1975 | 1. | Halbschwer | Sieger im Finale gegen Eckhard Hadler, SC Traktor Schwerin |
1976 | 1. | Halbschwer | Punktsieger im Finale über Eckhard Hadler |
1977 | 1. | Halbschwer | Punktsieger über Bernd Wittenburg, SC Dynamo Berlin (4:1) |
Anm.: OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, Halbschwergewicht, bis 81 kg Körpergewicht
Literatur
- Fachzeitschrift „Box Sport“
Weblinks
- Ottomar Sachse in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
- Webseite Amateur-boxing.strefa.pl
- Firmenprofil von AEB Sachse
Personendaten | |
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NAME | Sachse, Ottomar |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Boxer |
GEBURTSDATUM | 15. April 1951 |
GEBURTSORT | Lützen |