Pötsche
Pötsche ist ein altes Wort für ‚Felswand‘ oder ‚Höhle‘. Es ist wohl slawischen Ursprungs und findet sich noch als Toponym.
Wortherkunft und Verwendung
Pötsche[n] wird von einem slawischen Wort
abgeleitet. Dieses lebt heute noch im Serbokroatischen als
für ‚Höhle‘. Im Deutschen ist es durch das Alpenslawische (protoslowenisch) tradiert – wobei aber das moderne Slowenisch für ‚Höhle‘ das Vokabel
verwendet,
Das Wort (f.) war zumindest im 19. Jahrhundert im Osttirolischen[2] im Sinne ‚Höhle unter Felsen‘, also ‚Liegestätte‘, noch lebend (Tiroler Idiotikon, für den Raum Prägraten).[3] Die Nebenbedeutung ‚Liegestätte, Rastplatz, Unterstand‘ ist für den Alpenraum in Bezug auf Unterhöhlungen in Felswänden oder unter freiliegenden Großsteinen gut dokumentiert, auch archäologisch.[4]
Die Wurzel des Wortes wird in einem urslawischen
‚Einhöhlung unter einem überhängenden Felsen‘ zu
‚Hitze‘ vermutet.[5] Diese Wurzel entspräche exakt dem Bedeutungsspektrum des deutschen Wortes Ofen, das – sei es über mögliche [südseitige] Erwärmung, befeuerbare Lagerstellen oder reine Ähnlichkeit zu alten Ofenformen – mutmaßlich ebenfalls dieselben topographischen Sachverhalte beschreibt, genau wie das heutige slowenische Wort
, das ‚Ofen‘ und auch ‚Fels‘ bedeuten kann. Heinz Dieter Pohl schlägt in seiner Publikation zu Bergnamen in diesem semantischen Zusammenhang für beide Wurzeln eine Ableitung aus der Grundbedeutung ‚Fels(-enhöhle)‘ vor.[6]
Verbreitung
Sortierung mutmaßlicher Herleitungen grob Ost nach West, Süd nach Nord (Koordinaten nicht für abgeleitete Namen; Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap ):
- Petzen/Peca (dt./slow.), Bergmassiv der Karawanken (⊙ ), mit Kordeževa peč (dt. Kordeschkopf, 2124 m, nach einem Hofnamen), Hochpetzen (Feistritzer Spitze, slow. Bistriška špica 2113 m).[5][6]
- Peč/Ofen (slow./dt.), Berg in den Karawanken (⊙ ); dt. zu Ofen, heute Dreiländereck, ital. übertragen Monte Forno
- Zapotnikova peč, Gipfel der Saualpe, Kärnten (Lavanttaler Alpen, ⊙ ; dt. Sapotnigofen zu Ofen, beide nach einem Hofnamen)[6]
- Junčkove peči (slowenisch, dt. Jantschkifels), Felsgipfel am Hühnerkogel der Koralpe, Dreiländereck (Lavanttaler Alpen, ⊙ )
- Peggau, Ort im Murtal, Steiermark (⊙ , urkundlich de Peka, Peckach)[5]
- Pötschberg, südlicher Vorberg der Zellerhüte bei Mariazell (⊙ )[5]
- Pötschenstein, nordöstlicher Nebengipfel des Sandlingstocks im Salzkammergut an der oberösterreichisch-steirischen Grenze (⊙ )
- Pötschenwand, Schluchtwand im Salzkammergut an der oberösterreichisch-steirischen Grenze (⊙ ), dort auch der Pötschenpass und der Ort Pötschen (1265 Beten, c. 1430 die Pechsen)[5]
Ungesichert:
- Pest, Ort an der Donau (Ungarn, ⊙ ); Stadtteil von Budapest (gegenüber Ofen/Buda vielleicht zu Ofen)[7]
- Petzeck, Gipfel der Schobergruppe, Hohe Tauern (⊙ ), dort auch Petzeckscharte – vielleicht aber auch zu (räto)romanisch Piz ‚Spitze‘[6]
Siehe auch
Weblinks
- Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap
- Österreichisches Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen: Österreichische Karte 1:50.000. Elektronische Form Austrian Map online – Die Suche nach Namensbestandteilen ist durch Eingabe von *pötsch möglich.
Einzelnachweise
- ↑ pečina. In: Pons.com (abgerufen 17. April 2018).
- ↑ Das Osttirolische zeigt im Grenzverbreitungsraum der Slawen noch dem benachbarten Kärntnerisch verwandten spezifisch slawischen Einschlag.
- ↑ Pötsche f. (Prägr.). In: Johann Baptist Schöpf: Tirolisches Idiotikon, Verlag Wagner, 1866, S. 515 (Digitalisat, Google, vollständige Ansicht).
- ↑ Etwa am „Hohlen Stein“ bei Vent im Ötztal, im Kontext des Mannes vom Tisenjoch (Ötzi), vergl. Überblick der alt- und mittelsteinzeitlichen Fundstellen in Tirol: Mittelsteinzeit
- ↑ a b c d e Franz von Miklosich: Etymologisches Wörterbuch der slavischen Sprachen mit Berücksichtigung der anderen indogermanischen Sprachen und Dialekte; mit Nachträgen und einem Index der Wörter, die nicht als Schlagwörter auftreten. Verlag Braumüller, Wien 1886, S. 235;
desgl.: Franz Xaver Krones (Ritter von Marchland): Die deutsche Besiedlung der östlichen Alpenlan̈der insbesondere Steiermarks, Kärntens und Krains: nach ihren geschichtlichen und örtlichen Verhältnissen. Band 3, Ausgabe 5 von Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Verlag J. Engelhorn, 1889, S. 337 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche);
u. a.; vergl. Angabe in Mundart und Name im Sprachkontakt: Festschrift für Maria Hornung zum 70. Geburtstag. Band 8 von Verein der Freunde der im Mittelalter von Österreich aus Besiedelten Sprachinseln (Hrsg.): Beiträge zur Sprachinselforschung (ISSN 0259-0662), Verlag VWGÖ, 1990, S. 283 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). - ↑ a b c d Heinz Dieter Pohl: Stichwort Ofen. In: Bergnamen, dort auch Petsch , Petzeck, Petzen (in 2.), u. a. (abgerufen 10. März 2011).
- ↑ Georg Dénes: Die Bezeichnung „Ofen“ = „Höhle“ in den Ortsnamen Ungarns und der Name der ungarischen Hauptstadt. In: Verband Österreichischer Höhlenforscher (Hrsg.): Die Höhle. 36, 1985, ISSN 0018-3091 ZDB-ID 505258-0, S. 7–12 (zobodat.at [PDF]).