Palazzo Corner Mocenigo
Palazzo Corner Mocenigo ist ein Palast in Venedig in der italienischen Region Venetien. Er liegt im Sestiere San Polo auf dem Campo San Polo, zu dem hin die rechte Seitenfassade und die rückwärtige Fassade gerichtet sind.
Geschichte
Der Palast wurde im 16. Jahrhundert für Giovanni Corner auf den Resten eines Palastes aus dem 14. Jahrhundert errichtet, der 1535 durch einen Brand zerstört wurde. Das Wohnhaus fiel nacheinander an Giacomo da Carrara, Jacopo dal Verme und Francesco Sforza, der es 1460 der Familie Corner im Tausch gegen das Ca’ del Duca überließ.[1] Es war quasi sechs Jahrhunderte lang die Wohnstatt des sogenannten „San-Polo-in-campo“-Zweiges des venezianischen Adels. Der Architekt, der gerufen wurde, um dem Gebäude seine Form zu verleihen, war Michele Sanmicheli,[2] die bekanntere Fassaden schuf, wie die des Palazzo Grimani am Canal Grande.
Vom Familienzweig von Giorgio Corner (Bruder der berühmten Caterina Corner,[3] Königin von Zypern und Armenien von 1474 bis 1489) stammt Laura Corner (letzte Vertreterin dieses Zweiges) ab, die 1787 Alvise Mocenigo heiratete. Nach dem Tod Lauras am 28. Mai 1846 wurde der Palast an Finanzbehörden vermietet. Im Jahr 1876 verkaufte Alvise IV Mocenigo den Palast, der von den neuen Eigentümern weiterhin vermietet wurde und unter anderem ein Kunstinstitut und eine Klinik beherbergte. Ab 1916 mietete der Staat das Gebäude und brachte dort eine Kommandobehörde der Guardia di Finanza unter. Der italienische Staat erwarb den bis heute vom Regionalkommando Venetien der Finanzpolizei genutzten Palast am 7. Dezember 1953.[4]
Der Palast war schon für seinen außerordentlichen Reichtum der Verzierungen und seine Kunstsammlungen bekannt, die von Antonello da Messina über Giovanni Bellini bis Pietro da Cortona reichten,[1][5] als im 18. Jahrhundert ein letztes Programm zur Ausschmückung des zweiten Hauptgeschosses durchgeführt wurde, mit dem Giovanni Battista Tiepolo und daneben auch Gerolamo Mengozzi-Colonna und der Bildhauer Antonio Gai beschäftigt waren.[6] Fast alle Kunstwerke sind verstreut, mit Ausnahme von einigen quadratischen Fresken von Mengozzi-Colonna und glücklicherweise einem Amor von Tiepolo unter der Decke eines kleinen Bereiches für die Dienerschaft.[7] Einige Werke von Tiepolo, wie die vier Gemälde mit den Personen aus dem „befreiten Jerusalem“ von Tasso, die Medaillons mit vergoldetem Monochromen der Kardinaltugenden und das Deckengemälde „Hochzeitslallegorie der Familie Corner“ aus dem „neuen“ Ankleideraum, finden sich in der National Gallery in London.[8][9] Von den Medaillons sind zwei im Rijksmuseum und eines im Metropolitan Museum of Art (das vierte ist verloren),[10] während sich das Deckengemälde in der National Gallery of Australia findet.[11] Einige Fresken von Tiepolo, die „Apotheose des Herkules“ und „Justizia und Frieden“, wurden zerstört und 1893 auf Leinwand reproduziert, und jetzt sind sie im Musée Jacquemart-André.[12]
Beschreibung
Der Palast wurde zwar bewundert, aber eher wenig nachgeahmt (wenn nicht in bestimmten Lösungen), vielleicht wegen seiner auffälligen Robustheit, die nicht für die Lagunenumgebung geeignet ist, so sehr, dass Antonio Diedo ihn genau aus diesen Gründen in seinen „Fabbriche di Venezia“ dem Palazzo Farnese in Rom und dem in Capararola gegenüberstellte.[13]
Das Gebäude erscheint mit Ausnahme der teilweisen Vermauerung des venezianischen Fensters im obersten Stockwerk eher äußerlich unversehrt. An der Fassade zum Wasser hin erscheint das Verhältnis von der Basis zu Höhe wegen des Platzmangels ungewöhnlich; stattdessen erstreckt sich das Gebäude in die Tiefe und die sehr langen „Porteghi“. Der Bau hat dank der zwischen den beiden Hauptgeschossen verteilten beiden Mezzaningeschosse unüblicherweise sechs Stockwerke; nur das erste Mezzaningeschoss ist scharf vom Erdgeschoss getrennt, was man deutlich an dem Bossenwerk der Fassade sehen kann. Zusätzlich zu den sechs Stockwerken gibt es unter dem weitläufigen Dach ein Dachgeschoss, das schon Anfang des 18. Jahrhunderts da war (wie man auf einer Kupferstich von Luca Carlevarijs sehen kann) und daher von geringer Bedeutung ist.
Die Fassade, die von dem Bossenwerk im Erdgeschoss ab eine überlappende Ordnung nach klassischen Vorschriften zeigt, wirkt in dekorativer Hinsicht eher trocken. Bei der Gestaltung der niedrigen Pilaster wirken die markanten Balken über den Fenstern als Gegensatz, der sich in der Mitte der ungewöhnlichen venezianischen Fenster der unteren, bogenbewehrten Seitenöffnungen wiederholt. Die Baluster der Balkone springen nicht hervor, wie es damals üblich war. Die entschiedene Abfolge der Ecksteine ist dagegen klar.[14] Auf den Seiten erscheint nur der Teil auf den Campo San Polo hinaus mehr verziert, also der Eingang von der Landseite her, gekennzeichnet durch überlappende Dreifachfenster und die Wiederholung des Bossenwerkes und des Motives der Randsteine.
Einzelnachweise und Bemerkungen
- ↑ a b Elena Bassi: Palazzi di Venezia: admiranda Urbis Venetae. La Stamperia di Venezia, Venedig 1978. S. 334.
- ↑ Giulio Lorenzetti: Venezia e il suo estuario. Istituto Poligrafico dello Stato, Rom 1963. S. 573.
- ↑ Giuseppe Tassini: Curiosità veneziane. Filippi, Venedig 1979. S. 183–185.
- ↑ Palazzo Corner Mocenigo di San Polo in Venezia (VE). museostorico.gdf.it/, abgerufen am 6. Mai 2021 (italienisch).
- ↑ Massimo Favilla, Ruggero Rugolo: Lo specchio di Armida: Giambattista Tiepolo per i Corner di San Polo. Heft 69. Fondazione Giorgio Cini, Arte Veneta, Venedig 2012. S. 71.
- ↑ Massimo Favilla, Ruggero Rugolo: Lo specchio di Armida: Giambattista Tiepolo per i Corner di San Polo. Heft 69. Fondazione Giorgio Cini, Arte Veneta, Venedig 2012. S. 76–79.
- ↑ Massimo Favilla, Ruggero Rugolo: Lo specchio di Armida: Giambattista Tiepolo per i Corner di San Polo. Heft 69. Fondazione Giorgio Cini, Arte Veneta, Venedig 2012. S. 90–91.
- ↑ Ursprünglich meinte man, dass die Gemälde, die von Tasso inspiriert waren, die vier seien, die im Art Institute of Chicago erhalten sind, aber das Relief aus dem Zimmer, das die Unmöglichkeit der Erhaltung hervorhob, und die Beschreibung der Werke, wie „Bislunghe“, die in etlichen Archivdokumenten erwähnt ist, hat dazu geführt, dass man sie hingegen als Bestandteil der Gruppe in London identifiziert hat.
- ↑ Massimo Favilla, Ruggero Rugolo: Lo specchio di Armida: Giambattista Tiepolo per i Corner di San Polo. Heft 69. Fondazione Giorgio Cini, Arte Veneta, Venedig 2012. S. 76, 82, 88, 94 und 97.
- ↑ Massimo Favilla, Ruggero Rugolo: Lo specchio di Armida: Giambattista Tiepolo per i Corner di San Polo. Heft 69. Fondazione Giorgio Cini, Arte Veneta, Venedig 2012. S. 83, 85.
- ↑ Massimo Favilla, Ruggero Rugolo: Lo specchio di Armida: Giambattista Tiepolo per i Corner di San Polo. Heft 69. Fondazione Giorgio Cini, Arte Veneta, Venedig 2012. S. 76, 82.
- ↑ Massimo Favilla, Ruggero Rugolo: Lo specchio di Armida: Giambattista Tiepolo per i Corner di San Polo. Heft 69. Fondazione Giorgio Cini, Arte Veneta, Venedig 2012. S. 92–93.
- ↑ Elena Bassi: Palazzi di Venezia: admiranda Urbis Venetae. La Stamperia di Venezia, Venedig 1978. S. 337.
- ↑ Elena Bassi: Palazzi di Venezia: admiranda Urbis Venetae. La Stamperia di Venezia, Venedig 1978. S. 334–337.
Weblinks
Koordinaten: 45° 26′ 15,7″ N, 12° 19′ 44,5″ O