Papierstau

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Ein nach einem Papierstau zerrissenes Blatt
Fehlinterpretiertes EKG wegen eines Papierstaus im Drucker: Der zweite Herzschlag erscheint zu kurz.

Papierstau ist eine Betriebsstörung durch im Transportweg steckengebliebene Blätter von Papier. Er ist ein seit den 1960er Jahren gängiger Begriff im Umgang mit Fotokopierern, Faxgeräten, Druckern und Papierverarbeitungsmaschinen.

Ursachen

Die Gründe für einen Papierstau können vielfältig sein: Teilweise transportiert der Gummirollen-Mechanismus in den Geräten statt eines Blattes gleich mehrere, die sich auf dem Transportweg voneinander trennen und damit die Maschine blockieren. Bei Geräten, die lange in Gebrauch waren, können zu glatt gewordene Rollen dafür verantwortlich sein, dass Papier nicht sauber eingezogen und weiterbewegt wird. Bei Nadeldruckern mit Endlospapier und frühen Faxgeräten rollte sich das Papier oft um die Transportrollen herum, und es kam auch dadurch häufig zu Papierstaus.

Schon der erste kommerziell erfolgreiche Fotokopierer, der Xerox 914, war für chronische Papierstaus bekannt.[1] Ein Argument in den 1990er Jahren für das Versenden und Empfangen von Faxen (Fernkopien) mittels PC, statt mittels eines Faxgeräts mit Papier, waren die dadurch entfallenden Papierstaus.[2]

Übertragene Bedeutung

Abgesehen von der technischen Störungsmeldung wird Papierstau in übertragener Form auch wie „Bearbeitungsrückstau“ verwendet, also die Arbeit mit Akten, Anträgen und Bürovorgängen.[3][4] So tritt zum Beispiel ein Papierstau auf, wenn ein Amt unter Personalmangel leidet und sich Papier türmt oder elektronische Post ungeöffnet bleibt, ohne abgearbeitet zu werden. Die New York Times erwähnt 1957 erstmals einen Paper Jam, wo es um die Aktenlage bei der US-Börse ging.[5] Die Londoner Times zitiert 1966 einen römischen Regierungsmitarbeiter, der auf die Frage, wie sich angesichts der vielen Aktenordner voller Papier auf den Regalen der Einsatz von Computern auf die Beschäftigung der 22.000 Mitarbeiter der staatlichen Verwaltung auswirken werde, zuversichtlich und erwiderte, dass, auch wenn sich diese Papierstaus erst einmal aufgelöst hätten, es für Menschen immer noch viel zu tun gäbe.[6]

Einzelnachweise

  1. Monika Dommann: Papierstau und Informationsfluss: Die Normierung der Bibliothekskopie. In: Historische Anthropologie. Band 16, Nr. 1, 2013, ISSN 2194-4032, S. 31–54, doi:10.7788/ha.2008.16.1.31 (degruyter.com [abgerufen am 11. Juni 2019]): „Die Handhabung des Apparates war extrem einfach, sechs Kopien pro Minute konnten hergestellt werden. Der Unterhalt erwies sich als weit schwieriger, Papierstau war an der Tagesordnung. Die Berichte über den automatischen Xerox914 sind gespickt mit Anekdoten über sein Nicht-Funktionieren.“
  2. Sozialversicherungsmeldungen mit Datenfernübertragung – die neuen Richtlinien. Soziale Sicherheit, Fachzeitschrift der Österreichischen Sozialversicherung, Nr. 12 vom 20. Dezember 1996.
  3. Michelle Janetschek: Bürokratie an der Uni: Papierstau. In: Die Zeit. 10. Februar 2015, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 1. August 2019]).
  4. Finanzverwaltung: Millionen Bürger in NRW können auf eine Steuererstattung hoffen. Abgerufen am 1. August 2019.
  5. WAll ST. ATTACKS STOCK PAPER JAM; Year's Pilot Operation Will Seek Ways to Cut Heavy Certificate Volume 20 SECURITIES CHOSEN 15 Big Board Member Firms to Participate--Test Will Start Today Bank to Hold Certificates Will Return Shares. Abgerufen am 11. Juni 2019 (englisch).
  6. The Times vom 31. Januar 1966, Ausgabe 56543, S. 9: Electronic Brains Bring End Of An Era. Abgerufen am 12. Juni 2019