Parz (Trautmannsdorf)
Parz (Ortswüstung) | ||
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Basisdaten | ||
Pol. Bezirk, Bundesland | Bruck an der Leitha , Niederösterreich | |
Pol. Gemeinde | Trautmannsdorf an der Leitha (KG Trautmannsdorf) | |
Koordinaten | 48° 1′ 9″ N, 16° 36′ 30″ O | |
Höhe | 170 m ü. A. | |
Alt auch Porz; belegt zwischen vor 1144 und 1544; Archäologisches Denkmal Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS |
Parz (mittelalterlich auch Porz und ähnlich)[1] ist ein abgekommener Ort mit Burg bei Trautmannsdorf an der Leitha im Industrieviertel Niederösterreichs. Die Ortswüstung steht als archäologischer Fundort unter Denkmalschutz.
Lage
Parz lag unweit südöstlich von Schwechat, direkt westlich von Trautmannsdorf linksufrig der Leitha, halbwegs gegen Götzendorf zu. Die Lage ist durch archäologische Grabung befundet. Der heutige Flurname ist Im oberen Feld.
Geschichte
Burg Parz | |
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Staat | Österreich |
Entstehungszeit | 13. oder 14. Jahrhundert |
Burgentyp | Niederungsburg |
Erhaltungszustand | Abgekommen vor 1536 |
Eine erste urkundliche Erwähnung ist vor 1144, als ein Horandus („
“) „
“, also ein Lehen und eine Hofstatt, dem Kloster Neuburg (Stift Klosterneuburg) vermachte.[2] Der Name steht zu mittelhochdeutsch
, einem wohl ostmittelbairischen Wort für ‚steiniger Hügel‘.
Anfangs dürfte der Ort den Passauer Bischöfen gehört haben oder Lehen der Babenberger gewesen sein,[3] dann war er vermutlich Besitz der Stuchs von Trautmannsdorf, die wohl ursprünglich von Stixenstein (Stuchsenstein) bei Ternitz stammten und ab dem späteren 12. Jahrhundert Herren von Trautmannsdorf waren.[4][5]
1335 ist erstmals eine Burg zu Parz genannt, Ulreich der Ryedmarcher ist „
“.[6]
Das Geschlecht der Stuchse erlosch 1426, Herzog Albrecht V. zog die Herrschaft Trautmannsdorf ein[4] und Parz ging vielleicht 1529, vielleicht auch später, an die Ebersdorfer zu Ebersdorf über (heutiges Wien-Kaiserebersdorf).[7][8] Bis 1453 kam das Ungeld von Parz an den Pfleger von Püten (Pitten), seinerzeit Hanns von Neudeck, dann übergab Kaiser Friedrich III.[9] dieses Servitut Medling (Wien-Mödling), zu Handen des Pflegers Jörg dem Mühldorfer, um es für Bruck zu verwenden.[10] Im Zuge der Wirren um Ladislaus Postumus[11] besetzten Söldner der Stadt Wien, die befürchtete, dass Wencko von Ruckenau, der berühmt-berüchtigte Raubritter „Ledvenko“, sich des Ortes bemächtigen wolle, die Burg Parz.[12]
Aus den folgenden Jahrzehnten fehlen urkundliche Quellen. Um 1504 gehörte ein Getreidezehent der Pfarre Sankt Magareten am Moos.[13]
Bei der ersten Wiener Türkenbelagerung 1529 standen die Türken (Osmanen) vor Trautmannsdorf und belagerten die dortige Feste.[14] Dabei könnten Dorf und Burg Parz gänzlich vernichtet worden sein – vielleicht wurde es wegen der ständigen Einfälle aus dem Osten schon früher aufgegeben:[15] Von 1536 ist bekannt, dass Sigismund von Ebersdorf, oberster Kämmerer in Österreich,[16] „das öde Schloss und die Veste Parz“ dem Seebald Pögel, Freiherr zu Reifenstein und Arberg und Hammerherr zu Thörl in der Steiermark, verkaufte, samt dem Wildbann auf Rot- und Schwarzwild.[17]
Eine letzte Nachricht ist von 1544 erhalten, als anlässlich einer Pfarrvisitation in St. Magareten das Dorf genannt ist, wohl seinerzeit schon historisch.[13]
Literatur
- Stephan Neill: Versuch einer Topographie der verschollenen Ortschaften im Viertel unter dem Wienerwalde. In: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich und Wien, N.F., 16. Jg., 1882, Parz, S. 198–200 (ganzer Artikel S. 148–236; eReader, archive.org, dort S. 207 ff).
Einzelnachweise
- ↑ [Dr.] Richard Müller: Neue Vorarbeiten zur altösterreichischen Ortsnamenkunde. In: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich und Wien, N.F., 20 Jg., 1887, Kapitel V. Singuläre Namenbildungen. 1. Porz, A.3.e) Parz bei Trautmannsdorf im Bezirke Bruck an der Leitha, S. 156 (ganzer Artikel S. 70–196; eReader, archive.org, dort S. 165).
- ↑ nebst zweien zu Sankt Magareten (am Moos); Salbuch von Klosterneuburg Nr. 165, in Fontes rer. Austr., IV, S. 35; Angabe Lit. Neill, 1882, S. 198, Fußnote 3; und Nachw. Müller, 1887 (s. o.).
- ↑ Im 12. und 13. Jahrhundert sind einige (nichtadelige) Personen „von Parz“ urkundlich, deren Zuordnung schwierig ist; mehrere Fundstellen genannt bei Lit. Neill, 1882, S. 198 und Nachw. Müller, 1887 (s. o.);
in einer Urkunde von 1247, in der Bischof Rüdiger von Passau einige Güter verpfändet, erscheint ein Translibus de Porz, die Zeugen sind aus Haslau, Urschendorf (?), Schwadorf und Lengbach;
Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 3. Wien 1862, Kap. 135, S. 137 (archive.org – Trauslibus de Porz als Zeuge): „1247. 4. Februar. Wien. — Rudiger, Bischof von Passau, verpfändet für ein Darlehen von fünfzig Mark Silber zur Abzahlung der wegen Einlösung der Veste Viechtenstein gemachten Schulden einige Güter.“ Angabe Nachw. Müller, 1887 (s. o.).; weitere Fundstellen zur Person bei Lit. Neill, 1882, S. 198, Fußnote 5. - ↑ a b Trautmannsdorf. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl
- ↑ 1331 nennen Jans von Parz, seine Gattin Perchte und sein Bruder Albrecht den Herrn Hadmar Stuchs von Trautmannsdorf ihren Lehensherrn; Duellius: Excerpt. genealog. S. 190; nach Lit. Neill, 1882, S. 198 f, Fußnote 1 (S. 199);
1369 tauschen Jans der Riedmarchaer und seine Gattin Anna mit Zustimmung ihrer Lehensherrn Alber, Eppo und Martin der Stuchss von Trautmanstorf und deren Vetter Albrecht Stuchss von Trautmanstorf mit Kaplan Bartholomäus von Trautmannsdorf, Verweser des St. Georgsaltars, Gründe „auf dem Vngrischen“ in Parz gegen andere; Urkundensammlung des Ständischen Archivs (StA Urk) 4870, aus dem Archiv Schloss Trautmannsdorf, teilweise gedruckt (nach einer Kopie des 16. Jh.) bei Ferdinand Trauttmannsdorff: Beitrag zur nö. Landesgeschichte, Nr. 227, S. 200 f (ganzer Text der Urkunde archivnet.findbuch.net). - ↑ In einer Freisinger Urkunde, ddo. Ebersdorf, 5. September 1335; im Codex diplomaticus Austriaco-frisingensis 2, S. 147, Nr. 561; Angabe Nachw. Müller, 1887 (s. o.).
- ↑ Diese besassen zu der Zeit Ebersdorf, Parz, Rauchenwarth, Pellendorf und anderes; nach Wissgrill: Adelslexikon, II, S. 315; Angabe bei Lit. Neill, 1882, S. 199 und Fußnote 1.
- ↑ Als Lehnsnehmer einzelner Höfe erscheinen 1431 und folgende Jahre die Brüder Wenzel und Hanns Pernsdorfer, 1433 ein N. „der Francoise“, 1436 Caspar Reyttinger und Geschwister, 1437 Ritter Coloman von Hundsheim und Erhard von Neudeck mit Gattin Walpurga; Angaben Lit. Neill, 1882, S. 199, Fußnoten 3–6, genau Quellen dort.
- ↑ Elisabeth, Albrechts Witwe, hatte ihr Wittum Parz – nebst Steyr und Weitenegg – 1440 dem Herzog Friedrich III. verpfändet. Angabe nach Trautmannsdorf. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl
- ↑ Alle Mauten, Renten und Gülten zu Bruck an der Leitha, den Ägidijahrmarkt und das Ungeld zu Trautmannsdorf, Saresdorf, Stuchsneusiedl und Parz, „dass derselbe [sie] gegen Bruck in Burgrechtsweise einneme und zu der Stadt und Veste Schutz gebrauche“; Archiv I, X, S. 190, ddo. Wiener Neustadt, 12. Dezember 1453; nach Lit. Neill, 1882, S. 199, Fußnote 7.
- ↑ Aus Ladislaus’ Hand erscheinen 1455 die Lehnsnehmer Hanns der Schnaidpeck, Georg Riedinarcher und Johann Pernstorfer; Notizenblatt der kaiserlichen Akademie der Wissenschaft IV, S. 312 (o. D.), S. 262 (ddo. Wien, 16. Mai, 1455) resp. S. 266 und 233 (ddo. Wien, 19. Mai 1455); nach Lit. Neill, 1882, S. 200, Fußnoten 1–3.
- ↑ Fontes rer. Austr., VII, S. 9; nach Lit. Neill, 1882, S. 200, Fußnote 4.
- ↑ a b Schweickert 1, IV, S. 292; nach Lit. Neill, 1882, S. 200, Fußnote 5.
- ↑ Karl Buchleitner: Unser Dorf Stixneusiedel, 1985, S. 5 (pdf, trautmannsdorf-leitha.gv.at, dort S. 8).
- ↑ So wurde der nahe Ort Pellendorf bei Himberg schon um 1500 verlassen, und nach der Türkenbelagerung wiederbesiedelt, andere Orte, wie das abgekommene Poigen (Peugen) an der Donau (s. u.), 1529 nicht mehr aufgebaut.
- ↑ zur Person vergl. Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens 1, 1831, S. 232 (über die Ebersdorfer, Google eBook, vollständige Ansicht)
- ↑ Adler VI (1876), S. 104; Angabe nach Lit. Neill, 1882, S. 200; samt dem Dorf Poigen (Peugen), heute der Flughafen und Flur Boigenau, vergl. Lit. Neill, 1882, Poigen, S. 200 ff.