Parzival

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Wolfram, Parzival 1,1ff (Prolog) – Ist zwiffel hertzen noch gebur ... (Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, fol. 6r)

Parzival ist ein Versroman der mittelhochdeutschen höfischen Literatur von Wolfram von Eschenbach, der zwischen 1200 und 1210 entstand.[1] Das Werk umfasst etwa 25.000 paarweise gereimte Verse und wird in den modernen Ausgaben in 16 Bücher gegliedert.

In kunstvoll verzahnten Handlungssträngen einer Doppelromanstruktur werden die Aventiuren erzählt, die abenteuerlichen Geschicke zweier ritterlicher Hauptfiguren – einerseits die Entwicklung des Titelhelden Parzival (von altfranzösisch Perceval) vom Unwissenden im Narrenkleid zum Gralskönig, andererseits die gefahrvollen Bewährungsproben für den Artusritter Gawain.

Thematisch gehört der Roman zur sogenannten Artusepik, wobei die Aufnahme Parzivals in die Tafelrunde des legendären britischen Königs nur als Durchgangsstation der Gralssuche erscheint, doch dann zur Voraussetzung seiner Bestimmung als Gralskönig wird.

Der Stoff wurde literarisch, aber auch in der Bildenden Kunst und in der Musik vielfach bearbeitet; die nachhaltigste Wirkung erreichte Richard Wagners Adaption für das Musiktheater mit seinem Bühnenweihfestspiel Parsifal (Uraufführung 1882).

Thema

Der Parzival-Stoff behandelt komplexe Themengebiete. Es geht um das Verhältnis von Gesellschaft und Weltferne, die Gegensätze zwischen Männerwelt und Frauenwelt, die Spannung zwischen der höfischen Gesellschaft und der spirituellen Gemeinschaft der Gralshüter, um Schuld im existenziellen Sinn, Minne und Sexualität, Erlösungs-, Heils-, Heilungs- und Paradiesesphantasien. Aufgegriffen wird nach psychologischem[2] bzw. psychoanalytischem Fokus die Entwicklung des Protagonisten von seiner Selbstbezogenheit zur Empathiefähigkeit und zum Ausbruch aus der engen Dyade mit Parzivals Mutter Herzeloyde. Parzival ist zunächst ein Ignorant und Sünder, der im Handlungsverlauf zu Erkenntnis und Läuterung gelangt und bei seinem zweiten Besuch auf der Gralsburg Munsalvaesche den Makel des Frageversäumnisses (der mitleidbezeugenden Frage nach dem Leiden seines Onkels, des Gralskönigs[3]) wiedergutmachen kann. Parzival ist die Erlösergestalt im Gralsmythos.

Literaturgeschichtliche Einordnung

Geschichte und Struktur

Unter den Versromanen der mittelhochdeutschen Literatur ragt Wolframs wilde maere – von Gottfried von Straßburg im „Literaturexkurs“ des Tristan polemisch abwertend so genannt – in mehrfacher Hinsicht heraus:

  • Mit seiner komplexen Sinnstruktur und der aufwendigen erzählerischen Komposition ist der Parzival von vornherein keine „leichte Lektüre“; dennoch kann dem Werk mit über 80 überlieferten Textzeugnissen eine einzigartige Wirkungsgeschichte schon im Mittelalter nachgesagt werden. Joachim Bumke (siehe unten: Literatur) spricht von einer „literarischen Sensation“, die das Werk gewesen sein müsse, so häufig zitiert und kopiert wie kein anderes im 13. Jahrhundert.
  • Die Einteilung in 16 Bücher und 827 Abschnitte zu 30 Versen ist der ersten kritischen Edition Karl Lachmanns (1793–1851) von 1833 zu verdanken. Diese Edition ist bis in die Gegenwart gültig und unersetzt geblieben. Zuvor hatte Christoph Heinrich Myller, ein Schüler Johann Jacob Bodmers, einen Editionsversuch unternommen. Ludwig Tiecks Vorhaben von 1801, den Parzival Wolframs zu edieren, wurde nicht verwirklicht.
  • Wolfram verarbeitet alle geläufigen Problemstellungen seiner literarischen Epoche (vor allem Minne-Problematik, Aventiure-Forderungen, Geeignetsein zum Herrscher, religiöse Determiniertheit) – teilweise kritisch ironisierend, teilweise für seine Zeit neuartig zuspitzend; dem Roman kommt damit exemplarische Bedeutung für die Themenkomplexe der höfischen Literatur insgesamt zu.
  • Der Autor verfolgt parallel zum Hauptgeschehen um Parzival eine Vielzahl von weiteren Handlungssträngen. In immer neuen „Würfelwürfen“ (schanzen, Parz. 2,13 – Metapher Wolframs im Prolog des Parzival in Bezug auf sein eigenes narratives Verfahren) spielt er die politischen, gesellschaftlichen und religiösen Probleme, vor die sich Parzival gestellt sieht, mit anderen Protagonisten durch und entfaltet die Romanhandlung so zu einer umfassenden Anthropologie.

Wolfram selbst war sich bewusst, dass seine oft sprunghafte, bildreich assoziierende Erzählweise neu und ungewöhnlich war; er vergleicht sie mit dem „Hakenschlagen eines Hasen auf der Flucht vor Ignoranten“ (tumben liuten, Parz. 1,15 ff) und betont damit, wiederum gegenüber Gottfried, der dieselbe Metapher spöttisch abwertend verwendet, selbstbewusst seine auffällige sprachkünstlerische Formkraft und inhaltliche sowie thematische Phantasie. Auffällig und ungewöhnlich für einen mittelalterlichen Autor ist das souveräne Neuarrangement des vorgefundenen Stoffes durch Wolfram. Die Bearbeitung geschieht gemäß eigenen literarischen Ideen und Intentionen.

Der Parzival folgt einer Doppelromanstruktur mit einem langen Prolog. Nach den ersten beiden Büchern, die sich der Vorgeschichte der Haupthandlung widmen, also den Abenteuern von Gahmuret, Parzivals Vater, beginnt Wolfram von der Kindheit seines Protagonisten zu erzählen. Es folgt später der Wechsel zur Gawan-Handlung, die durch den Besuch Parzivals beim Einsiedler Trevrizent unterbrochen und anschließend wieder aufgenommen wird. Der Inhalt der beiden letzten Bücher ist Parzival gewidmet.

Wolframs Parzival und Chrétiens Perceval

Hauptquelle des Parzival ist der unvollendete Versroman Perceval le Gallois ou le conte du Graal/Li contes del Graal von Chrétien de Troyes, entstanden um 1180 und 1190. Wolfram selbst distanziert sich im Epilog von Chrétien und nennt mehrfach das Werk eines „Kyot“ als Vorlage, das er mit einer abenteuerlichen Entstehungsgeschichte versieht. Da aber ein solcher „Kyot“ außerhalb von Wolframs Dichtung nicht identifiziert werden konnte, werden diese Angaben in der Forschung als Quellenfiktion und literarische Koketterie des Autors eingeordnet.

Die Handlung des Parzival ist gegenüber der Vorlage umfangreich erweitert, insbesondere durch die Rahmung mit der einleitenden Vorgeschichte um Parzivals Vater Gahmuret und den abschließenden Ereignissen im Zusammentreffen Parzivals mit seinem Halbbruder Feirefiz. Die Einbettung in die Familiengeschichte dient – über die pure Lust am Fabulieren hinaus – der verstärkten Kausalmotivation der Handlung. Wolfram kommt auf fast 24.900 Verse gegenüber den 9.432 Versen bei Chrétien.

In jenen Passagen, in denen Wolfram Chrétien inhaltlich folgt (Buch III bis Buch XIII), geht er wesentlich freier und selbstbewusster an die Nacherzählung als andere zeitgenössische Autoren (etwa Hartmann von Aue, dessen Artus-Romane Erec und Iwein Bearbeitungen von Chrétiens Romanen sind). Der Textumfang der Vorlage erfuhr eine Verdoppelung auf etwa 18.000 Verse, weil Wolfram seine Protagonisten wesentlich ausführlicher ethische und religiöse Fragestellungen reflektieren lässt und sich selbst als reflektierender Erzähler zu Vorgängen der fiktiven Handlung äußert. Er bindet die Figuren in ein Netz von Verwandtschaftsbeziehungen[4] ein und weist ihnen Namen[5] zu.

Siehe auch die kymrische Sage Peredur fab Efrawg („Peredur, Sohn des Efrawg“), die ebenfalls dieses Thema behandelt. Die wechselseitige Beeinflussung konnte noch nicht restlos geklärt werden.[6]

Handlung – Überblick

Parzivals Erziehung zum Ritter und seine Suche nach dem Gral ist zwar – wie der Erzähler mehrfach betont – Hauptthema der Handlung, fast gleichwertig aber verfolgt Wolfram kontrastierend die Ritterfahrt Gawans. Während Gawan durchgängig als der geradezu vollkommene Ritter auftritt und sich in zahlreichen Abenteuern immer erfolgreich bewährt, die Schuldigen an Missständen der Weltordnung zur Verantwortung zu ziehen und diese Ordnung zu restituieren, durchlebt Parzival neben Abenteuern auch extreme persönliche Konfliktsituationen und wird – aus Unkenntnis oder aufgrund von Fehlinterpretationen von Aussagen und Situationen – immer wieder selbst schuldig. Doch gerade er, der über lange Jahre hinweg die Folgen seines Fehlverhaltens ertragen muss, erlangt am Ende die Gralsherrschaft. Das Epos endet mit einem Ausblick auf die Geschichte von Parzivals Sohn Loherangrin (vgl. Wagners Lohengrin).

Der folgende Überblick orientiert sich mit der Einteilung des Textes in sogenannte ‚Bücher‘ am etablierten Ordnungsprinzip Karl Lachmanns, des ersten ‚kritischen‘ Herausgebers des Parzival, auf dessen – mittlerweile allerdings überarbeitete – Edition die Forschung auch heute noch angewiesen ist.

Wolframs Prolog (Buch I, Verse 1,1 bis 4,26)

Beginn: Elsterngleichnis (Vers 1,1–2,4)

Wolfram beginnt seinen Parzival mit dem Elsterngleichnis (Vers 1,1-1,14).[7] Hier verwendet er die Analogie des zweifarbigen Federkleides der Elster agelstern (mittelhochdeutsch) bezogen auf die sinnfällige Gegenüberstellung von Wankelmut und treuer Ergebenheit. Er kommt hier zu dem Schluss, dass es eben nicht nur schwarz und weiß, gut und böse gibt, sondern dies alles wie das Gefieder einer Elster ineinander übergeht.

Adressaten und Lehren aus dem Parzival (Vers 2,5–4,26)

Es werden die Adressaten genannt. Die Turnierritter sollen sich auf die hohen Ideale des Rittertums besinnen und die Frauen daraus lernen, wem sie ihre Liebe und Ehre schenken. Dies ist ein Lobgesang auf jene ritterlichen Tugenden, die Parzival später noch finden soll: Ehre, Treue und Demut.

Die Vorgeschichte: Gahmurets Ritterfahrten (Buch I–II)

Wolfram leitet seinen Roman mit der breit ausgemalten Geschichte Gahmurets ein, des Vaters von Parzival.

Jener bleibt als zweitgeborener Sohn beim Tod seines Vaters Gandin, des Königs von Anschouwe, ohne Erbe und zieht auf der Suche nach ritterlicher Bewährung und Ruhm in den Orient. Zunächst dient er dem Kalifen von Bagdad, dann hilft er der schwarzhäutigen Königin Belacane gegen ihre Belagerer, die den Tod des Isenhart rächen wollen, der im unbelohnten Liebesdienst für sie den Tod fand. Gahmuret siegt und heiratet Belacane, wird damit König von Zazamanc und Azagouc, zeugt einen Sohn namens Feirefiz, verlässt Belacane aber schon bald wieder auf der Suche nach weiteren Abenteuern. Zurück in Europa nimmt Gahmuret an einem Turnier vor Kanvoleis teil, bei dem er die Hand der Königin Herzeloyde und die Herrschaft über deren Länder Waleis und Norgals gewinnt. Aber auch von hier zieht Gahmuret bald wieder auf Ritterfahrt, tritt erneut in die Dienste des Kalifen, wobei er schließlich durch einen Speer getötet wird, der seinen durch Zauber mit Bocksblut weich gemachten Diamant-Helm[8] durchdringt.

Gahmuret verlässt beide Frauen so schnell, dass er die Geburt seiner beiden Söhne nicht mehr erlebt: weder die von Belacanes Sohn Feirefiz, am ganzen Körper schwarz-weiß gescheckt wie eine Elster,[9] noch die von Herzeloydes Sohn Parzival (was so viel bedeutet wie „mitten (hin-)durch“).

Jugend und ritterliche Erziehung Parzivals (Buch III–V)

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Herzeloyde und Parzival im Wald von Soltane (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, fol. 87r)

Auf die Nachricht von Gahmurets Tod hin zieht Herzeloyde sich mit Parzival verzweifelt in die Waldeinöde von Soltane zurück. Dort erzieht sie ihren Sohn in quasi-paradiesischer Unschuld und Unwissenheit; selbst seinen Namen und seine Abstammung erfährt er erst später von seiner Cousine Sigune kurz vor seinem ersten Auftritt am Artushof. Ganz bewusst enthält die Mutter ihm jede Art Kenntnis über die Welt und das Leben außerhalb des Waldes vor, bereitet ihn insbesondere auf keine der ethischen, sozialen und militärischen Anforderungen vor, denen er sich standesgemäß als Ritter und Herrscher gegenübersehen würde. Dass Parzival dennoch später in der höfischen Welt überhaupt wahrgenommen wird, hat er in erster Linie seinen äußeren Attributen zu verdanken: Der Erzähler hebt wiederholt seine auffällige Schönheit und erstaunliche körperliche Gewandtheit und Kraft hervor bzw. erzählt, welchen Eindruck diese Vorzüge auf Parzivals Umgebung machen.

Herzeloydes Versuch, den Jungen von den Gefahren bzw. Verlockungen des Rittertums fernzuhalten, misslingt gründlich: Als Parzival erstmals zufällig Rittern begegnet, kann Herzeloyde nicht verhindern, dass er sich auf den Weg zum Artushof begibt, um selbst Ritter zu werden. In der Hoffnung, dass ihr Sohn zu ihr zurückkehren werde, wenn er nur ausreichend schlechte Erfahrungen in der Welt macht, stattet sie ihn mit der Kleidung und Ausrüstung eines Narren aus und gibt ihm abschließende Lehren mit auf den Weg, deren wörtliche Befolgung ihn im Zusammenspiel mit dem naiven Auftreten und der Narrenkleidung zum komischen Zerrbild eines höfischen Ritters werden lassen. (Zum Beispiel rät sie ihm, alle freundlich zu grüßen, was er dann übertreibt, indem er pingelig jeden grüßt und hinzufügt: „Das riet mir meine Mutter.“)

Die defizitäre Erziehung bewirkt direkt nach dem Auszug Parzivals aus Soltane eine ganze Kette von Unglücken, ohne dass Parzival sich seines persönlichen Anteils daran, seiner Schuld, zu diesem Zeitpunkt schon bewusst werden kann. Zunächst verursacht der Abschiedsschmerz den Tod der Mutter, dann überfällt Parzival – die unzureichende Minnelehre Herzeloydes missverstehend – brutal Jeschute, die erste Frau, auf die er trifft, und raubt ihren Schmuck. Für Jeschute wird diese Begegnung mit Parzival zur persönlichen Katastrophe, denn ihr Ehemann Orilus glaubt ihr die Unschuld nicht, misshandelt sie und setzt sie als Ehebrecherin der gesellschaftlichen Verachtung aus. Schließlich am Artushof angekommen erschlägt Parzival den „roten Ritter“ Ither – ein naher Verwandter, wie sich später herausstellt –, um an dessen Rüstung und Pferd zu kommen. Für Parzival bedeutet der Raub der Waffen, dass er sich nun als Ritter fühlt; bezeichnenderweise besteht er aber darauf, sein Narrenkleid unter der Rüstung weiterhin zu tragen.

Dies legt er erst auf der nächsten Station seiner Reise ab, beim Fürsten Gurnemanz von Graharz. Gurnemanz unterweist Parzival in den Normen ritterlicher Lebensführung und Kampftechniken, hier erlernt Parzival erst eigentlich höfisches Verhalten (Gewinnung der Scham, Ablegen des Narrenkleides, Rituale des christlichen Gottesdienstes, „Höflichkeit“ und Körperpflege); er bekommt damit äußerlich alle Voraussetzungen, um als Herrscher und Ehemann eine Stellung in der Welt einnehmen zu können. Als er Graharz nach 14 Tagen wieder verlässt, ist Parzival ein nahezu perfekter Ritter im Sinne der Artuswelt. Allerdings gibt Gurnemanz ihm mit dem Verbot, unnötige Fragen zu stellen, auch eine schwere Hypothek mit auf den weiteren Weg (s. u.). Beeindruckt von Parzivals Schönheit und Kraft und seinem nun vollendeten höfischen Auftreten, wünscht sich Gurnemanz nichts sehnlicher, als ihn mit seiner schönen Tochter Liaze (sprich: Liaße) zu vermählen und als Schwiegersohn an sich zu binden. Doch bevor es dazu kommt, reitet Parzival wieder hinaus. Zwar verspricht er voller Dankbarkeit wiederzukommen, doch er kehrt nie an den Hof zurück und trifft auch Gurnemanz nicht mehr.

Parzival bewährt sich als Ritter, als er die wunderschöne Königin Condwiramurs in der Stadt Pelrapeire von der Belagerung durch aufdringliche Bewerber befreit; er gewinnt die Hand der Königin und damit die Herrschaft über das Königreich.

Nachdem er das Reich geordnet hat, verlässt er Condwiramurs bereits wieder – wie sein Vater noch vor der Niederkunft seiner Frau, jedoch mit deren Einverständnis –, um seine Mutter zu besuchen, von deren Tod er noch nichts weiß.

Parzivals Versagen in der Gralsburg – Aufnahme in die Tafelrunde (Buch V–VI)

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Parzival hat Segramors besiegt und kämpft mit Keye (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, fol. 208v)

Auf die Frage nach einer Herberge für die Nacht wird Parzival am See Brumbane von einem Fischer auf eine nahegelegene Burg verwiesen und erlebt dort eine Reihe von mysteriösen Vorgängen: Die Besatzung der Burg freut sich ganz offenbar sehr über sein Erscheinen, wirkt aber gleichzeitig wie in tiefer Trauer. Im Festsaal der Burg trifft er den Fischer wieder; es ist der Burgherr Anfortas, der unter einer schweren Erkrankung leidet. Aloeholzfeuer brennen wegen der Krankheit des Königs. Vor dem Mahl wird eine blutende Lanze durch den Raum getragen, was lautes Klagen der versammelten Hofgesellschaft verursacht. Dann tragen 24 junge Edelfrauen in einem komplizierten Ablauf[10] das kostbare Tischbesteck auf, schließlich wird von der Königin Repanse de Schoye der Gral hereingetragen, bei Wolfram ein Stein, der auf geheimnisvolle Weise wie ein „Tischlein-deck-dich“ die Speisen und Getränke hervorbringt. Und am Ende bekommt Parzival vom Burgherrn dann noch dessen eigenes kostbares Schwert geschenkt – ein letzter Versuch, den schweigsamen Ritter zu einer Nachfrage zu ermuntern, mit der er, nach Auskunft des Erzählers, den siechen König erlöst hätte. Wie er es von Gurnemanz als höfisch angemessenes Benehmen eingeschärft bekommen hatte, unterdrückt Parzival auch jetzt jede Frage im Zusammenhang mit den Leiden seines Gastgebers oder nach der Bedeutung der merkwürdigen Zeremonien.

Am nächsten Morgen ist die Burg verlassen; Parzival versucht vergeblich, den Hufspuren der Ritter zu folgen. Stattdessen trifft er im Wald zum zweiten Mal auf Sigune, von der er den Namen der Burg – Munsalvaesche – und des Burgherrn erfährt und dass Parzival selbst jetzt ein mächtiger König mit höchstem gesellschaftlichen Ansehen wäre, wenn er den Burgherrn nach seinem Leiden gefragt und damit ihn und die Burggesellschaft erlöst hätte. Als er Sigune gegenüber zugeben muss, dass er nicht zu einer einzigen mitleidigen Frage fähig war, spricht sie ihm alle Ehre ab, nennt ihn einen Verfluchten und verweigert jeden weiteren Kontakt. Unmittelbar danach trifft Parzival eine weitere Dame zum zweiten Mal: Jeschute. Indem er Orilus schwört, dass er kein Liebesverhältnis mit ihr hatte, kann er sein Fehlverhalten bei der ersten Begegnung zumindest insoweit korrigieren, dass Jeschute gesellschaftlich rehabilitiert wieder als Gattin aufgenommen wird.

Schließlich erfolgt eine weitere leitmotivische Handlungsvariation: Parzival erreicht die Artusgesellschaft zum zweiten Mal. Artus hatte sich eigens zu dem Zweck, den mittlerweile berühmten „roten Ritter“ zu finden, auf den Weg begeben, und dieses Mal wird Parzival mit allen höfischen Ehren in die Tafelrunde aufgenommen; er hat damit den weltlichen Gipfel der ritterlichen Karriereleiter erklommen. Die Tafelrunde versammelt sich zum gemeinsamen Mahl, doch nur scheinbar sind alle zuvor erzählten Widersprüche, Verfehlungen und internen Rivalitäten vergeben und bewältigt. Außer Parzival wird mit Gawan, Artus’ Neffen, hier ein weiterer ritterlicher Held im höfischen Ansehen, seinem Kampfesmut und seiner adligen Würde vom Erzähler ausdrücklich hervorgehoben.

Aber genau in diesem Moment höchster Prachtentfaltung und Selbstbestätigung der idealtypischen adligen Gesellschaft treten zwei Figuren auf, die mit bitteren Verwünschungen und Vorwürfen gegen die Ritterehre ausgerechnet Gawans und Parzivals heitere Stimmung zerstören und das sofortige Ende der festlichen Versammlung bewirken: Die hässliche Gralsbotin Cundrie la Surziere verflucht Parzival, beklagt sein Versagen auf der Gralsburg und kennzeichnet seine Anwesenheit am Artushof als Schande für die ritterliche Gesellschaft insgesamt. Weiterhin macht sie die Runde darauf aufmerksam, dass die ritterliche Welt keineswegs so wohlgeordnet sei, wie es die fröhliche Geselligkeit glauben machen könnte. Cundrie erzählt von der Gefangenschaft vieler hundert adliger Frauen und Mädchen auf der Burg schastel marveile, darunter die nächsten weiblichen Verwandten Gawans und Artus’. Schließlich wird Gawan von Kingrimursel, dem Landgrafen von Schanpfanzun, des heimtückischen Mordes am König von Ascalun bezichtigt und zum Gerichtskampf herausgefordert.

Parzivals oberflächliche Gottesvorstellung zeigt sich darin, dass er sein Versagen auf der Gralsburg auf die mangelhafte Fürsorge Gottes zurückführt, der ja seine Allmacht hätte zeigen können, um Anfortas zu erlösen und damit seinen treuen Diener Parzival vor der schmachvollen Verfluchung durch Cundrie zu bewahren. Wie in einem Lehnsverhältnis kündigt Parzival Gott den Dienst auf; diese Fehleinschätzung des Verhältnisses zwischen Gott und den Menschen steigert sich später zu einem regelrechten Gotteshass.

Der Titelheld verlässt die Tafelrunde umgehend und begibt sich auf eine jahrelange einsame Suche nach dem Gral. Er wird damit auch zur Randfigur der Erzählung der folgenden Bücher, in deren Vordergrund die Aventiuren Gawans stehen.

Gawans Abenteuer in Bearosche und Schanpfanzun (Buch VII–VIII)

Die Parzival- und die Gawan-Handlung variieren dieselbe Grundproblematik aus unterschiedlichen Perspektiven: Beide Protagonisten werden als heldenhafte Ritter immer wieder herausgefordert, die verlorengegangene Ordnung der höfischen Welt wiederherzustellen. Parzival scheitert an dieser Aufgabe regelmäßig, weil seine stufenweise ritterliche Ausbildung und Erziehung sich gegenüber der jeweils folgenden, schwierigeren Aufgabenstellung als unzureichend erweist.

Gawan dagegen verkörpert vom ersten Auftritt an ideales Rittertum. Auch er hat sich zwar bei zunehmend schwierigeren Aufgabenstellungen mit Problemen der höfischen Gesellschaft auseinanderzusetzen; dabei haben alle Schwierigkeiten, in die er gestürzt wird, ihre Ursache in Minne- und Ehrekonflikten. Gawan aber erweist sich als fähig, die daraus erwachsenden Probleme durch Diplomatie und Kämpfe zu lösen, auch wenn er selbst eben nicht – wie umgekehrt wiederum Parzival – in jahrelanger Treue an einer Ehepartnerin festhält.

Auf dem Weg zum Gerichtskampf gegen den Landgrafen von Schanpfanzun Kingrimursel nach Ascalun kommt Gawan an der Stadt Bearosche vorbei und wird Zeuge von Kriegsvorbereitungen: Der König Meljanz von Liz belagert die Stadt seines eigenen Vasallen, weil Obie, die Tochter des Stadtherrn, seine Liebeswerbung zurückgewiesen hat. Kompliziert wird die Situation dadurch, dass Gawan zunächst von Obie völlig unmotiviert mit falschen Anschuldigungen überzogen wird, er sei ein Betrüger, dann jedoch nach der Klarstellung vom bedrängten Fürsten um ritterlichen Beistand gebeten wird. Gawans Ritterehre gebietet eigentlich, dieser Bitte zu entsprechen, andererseits will er aber in die Kämpfe nicht verwickelt werden, weil er die Verpflichtung empfindet, rechtzeitig und unversehrt nach Ascalun zu gelangen. Obilot, der kleinen Schwester Obies, gelingt es schließlich mit kindlichem Charme, Gawan zu überreden, als ihr Ritter in die Kämpfe einzugreifen; und Gawan entscheidet den Krieg, als er Meljanz gefangen nimmt. Er zeigt sich als kluger Vermittler, als er der kleinen Obilot den Gefangenen ausliefert und es somit erfolgreich ihr überlässt, Meljanz und Obie miteinander zu versöhnen.

Die zentrale Textpassage, das Liebeswerben Obilots um Gawans ritterlichen Beistand, bekommt einen komischen Akzent durch den extremen Altersunterschied der beiden; Gawan geht im Rahmen der höfischen Konventionen spielerisch auf Obilots Avancen ein. Das nächste Minne-Abenteuer dagegen – Partnerin ist mit Antikonie, der Schwester des Königs von Ascalun, diesmal eine attraktive Frau – entwickelt sich zu einer ernsten Gefahr für das Leben des Helden. Gawan trifft den König Vergulaht, dessen Vater er angeblich erschlagen habe, bei der Jagd, und der König empfiehlt ihn der Gastfreundschaft seiner Schwester in Schampfanzun. Gawans kaum verhülltes sexuelles Begehren und Antikonies offensichtliches Gegeninteresse führt die beiden in eine kompromittierende Situation; als sie entdeckt werden, macht die Stadtbevölkerung gegen die angebliche Vergewaltigungsabsicht Gawans regelrecht militärisch mobil. Weil Gawan unbewaffnet ist, können die beiden sich der folgenden Angriffe nur mühsam erwehren, vollends unhaltbar wird Gawans Lage, als König Vergulaht selbst gegen ihn in den Kampf eingreift.

Gawan hatte allerdings von Kingrimursel freies Geleit bis zum Gerichtskampf zugesichert bekommen; deshalb stellt sich dieser nun schützend vor den Ritter und damit gegen den eigenen König. Die anschließenden heftigen Diskussionen im Beraterkreis des Königs führen zu einem Kompromiss, der es Gawan erlaubt, das Gesicht zu wahren und die Stadt frei zu verlassen: Der Gerichtskampf wird verschoben – er wird schließlich gar nicht mehr stattfinden, da Gawans Unschuld bewiesen wird –, und Gawan bekommt die Aufgabe übertragen, sich an Stelle des Königs auf die Suche nach dem Gral zu begeben.

Parzival bei Trevrizent – Religiöse Unterweisung und Aufklärung (Buch IX)

Wenn der Erzähler hier den Parzival-Faden wieder aufnimmt, sind vier Jahre vergangen seit dem letzten Auftritt des „Roten Ritters“ im Hintergrund der Aventiuren Gawans. An Parzivals Grundhaltung hat sich nichts geändert: Nach wie vor lebt er im Hass auf Gott, der ihm die Hilfe, zu der er nach Parzivals Meinung verpflichtet war, im entscheidenden Moment auf der Gralsburg verweigert hatte; immer noch ist er auf der einsamen Suche nach dem Gral.

Zunächst begegnet Parzival zum dritten Mal seiner Cousine Sigune. Diese lebt ganz der Trauer um ihren verstorbenen Geliebten Schianatulander und hat sich mittlerweile zusammen mit dessen Sarg in einer Klause einmauern lassen; von der Gralsburg aus wird sie mit dem Notwendigsten versorgt. Dass sie inzwischen wieder dazu bereit ist, mit Parzival zu kommunizieren, sich mit ihm auszusöhnen, ist das erste Zeichen für eine mögliche Wende zum Guten im Schicksal des Titelhelden; die Gralsburg kann er allerdings trotz der offensichtlichen Nähe noch nicht finden.

Nochmals einige Wochen später, synchronisiert mit der christlichen Heilsgeschichte an einem Karfreitag, trifft Parzival auf eine Gruppe von Bußpilgern, die ihm entsetzt über seinen Auftritt in Waffen an diesem Tag und seine Abwendung von Gott raten, einen in der Nähe in einer Höhle wohnenden „heiligen Mann“ aufzusuchen, um von ihm Hilfe und Sündenvergebung zu erhalten. Erst diese Begegnung mit dem Einsiedler Trevrizent, einem Bruder seiner Mutter, wie sich herausstellt, bringt die persönliche Entwicklung des Helden – und das heißt: dessen ritterliche Erziehung – zum Abschluss. Die langen Gespräche der folgenden beiden Wochen bei Trevrizent unterscheiden sich deutlich von den vorangegangenen Lehrstunden des Titelhelden bei Herzeloyde beziehungsweise Gurnemanz. Sie sind wesentlich umfangreicher, aber auch grundsätzlich anders angelegt als die früheren: Indem der Einsiedler in quasi mäeutischen Dialogen mit Parzival die gesamte Problematik erörtert, lässt er diesen selbst zu den entscheidenden Erkenntnissen über die Ursachen seiner desolaten Verfassung kommen.

Trevrizents Beitrag besteht dabei im Wesentlichen aus Fragestellung und Aufklärung: Er erläutert als richtiges Gottesverständnis, dass sich Gott nicht zwingen lasse, Hilfe dem zu gewähren, der sie – wie Parzival – meint einfordern zu können, sondern sie aus göttlicher Gnade und Liebe zu den Menschen heraus dem gewähre, der sich demütig in Gottes Willen ergibt. Weiter erklärt der Einsiedler, dessen Name durch Wolfram von Eschenbach von Trismegistos abgeleitet[11] wird, ausführlich die Beschaffenheit und die Wirkungskraft des Grals; zusammengefasst: Es ist ein kostbarer Stein, der lebens- und jugenderhaltende Kräfte besitzt, die jährlich am Karfreitag durch eine aus dem Himmel gespendete Oblate erneuert werden; mitunter erscheint eine Schrift auf dem Stein, die Anweisungen gibt, beispielsweise darüber, wer in die Gralsritterschaft aufgenommen werden soll.

Ausdrücklich verneint Trevrizent die Möglichkeit, den Gral durch ritterliche Taten und Kämpfe zu erlangen, wie es Parzival oder inzwischen auch Gawan versuchen.

Gralskönig kann nur werden, wer vom Gral dazu berufen wird, und die Gemeinschaft wartet sehnsüchtig auf eine solche Botschaft des Steins, damit Anfortas von seinen Leiden[12] erlöst wird. Parzival erfährt, dass er vom epitafum, der verlöschenden Schrift auf Gral, ausersehen war, seinen Onkel Anfortas durch die Frage nach dessen Leiden zu erlösen.[13] Trevrizent hebt die Geschichte des Sündenfalls, und insbesondere die Geschichte des Brudermords Kains an Abel, als exemplarisch für die Sündhaftigkeit der Menschheit insgesamt und die Abkehr von Gott hervor. Im Zusammenhang damit wird die Offenbarung von Parzivals Familiengeschichte – Anfortas, der wegen Parzivals Frageversäumnis weiter leiden muss, ist ebenfalls Bruder seiner Mutter, Herzeloyde ist in der Trauer über den Verlust Parzivals gestorben, auch der getötete Ither, in dessen Rüstung Parzival immer noch steckt, war ein Verwandter – zum schwerwiegenden Sündenregister.

Die Tage bei Trevrizent in der spartanisch ausgestatteten Höhle und bei kärglicher Verpflegung werden zur trostreichen Bußübung; als Parzival Trevrizent verlässt, erteilt ihm dieser ganz entsprechend eine Art Absolution. Damit ist Parzival offenbar von den Sünden seiner Vergangenheit erlöst, diese werden jedenfalls im weiteren Verlauf der Erzählung nicht mehr als Belastung für den Helden thematisiert. Vor allem aber ist er vom Gotteshass befreit.

Gawan und Orgeluse (Buch X–XIII)

Gawan reitet ungefähr vier Jahre auf der Suche nach dem Gral umher und trifft an einer Linde eine Dame mit einem verletzten Ritter namens Urjans[14][15] in den Armen. Da er ein gebildeter Ritter ist, kennt Gawan sich auch in der Medizin[16][17] aus. Er sieht, dass die Wunde den Ritter das Leben kosten könnte, wenn nicht das Blut herausgesaugt würde. So gibt er der Dame ein Rohr aus einem Lindenästchen, die ihren Liebsten auf diese Weise vor dem Tode retten kann (Wolfram beschreibt hier eine Pleurapunktion bzw. Thorakozentese,[18]), vermutet wurde auch eine Perikardpunktion.[19] Von dem Ritter erfährt Gawan, dass in der Nähe die Burg Logrois sei, deren hübsche Herrscherin, Orgeluse, viele Ritter um ihre Minne bitten. So reitet er ein Stück weiter und sieht einen Berg mit einer Burg. Auf diesen Berg führt nur ein Rundweg, den Gawan mit seinem Gralspferd Gringuljete beschreitet. Oben angekommen trifft er Orgeluse, die ihm gegenüber sehr abweisend ist. Dennoch reiten sie gemeinsam aus und treffen auf Malkreatür (deutsch: schlechtes Geschöpf), den Bruder von Cundrie. Gawan wirft Malkreatür zu Boden, welcher daraufhin dort liegen bleibt. Nach einigem Hohn von Orgeluse gegenüber Gawan reiten sie weiter, Malkreatürs Pferd folgt ihnen. Sie kommen zur Linde mit dem Ritter und Gawan gibt ihm Heilkräuter, die er auf dem Weg gesammelt hatte, natürlich nicht ohne Spott von Orgeluse. Der Ritter springt auf Gringuljete, sagt, das sei die Rache für den Hohn und den Spott, den er durch Gawan an Artus’ Hof hatte erleiden müssen. Denn dieser Ritter hatte eine Jungfrau misshandelt und geschändet, ohne dass sie die Seinige war. So reitet der von Gawan geheilte[20] Ritter mit seiner Geliebten von dannen, und Gawan bleibt nichts anderes übrig, als auf Malkreatürs Pferd, einem schwächlichen Gaul, weiterzureiten. Orgeluse verspottet Gawan weiterhin, und als sie an einen Fluss kommen, trennen die beiden sich, indem Orgeluse ihn ohne Gawan überquert.

Gawans Kampf gegen Lischoys Gwelljus

Zuerst erblickt Gawan am gegenüberliegenden Ufer eines angrenzenden Flusses das Schloss und seine Bewohnerinnen in den Fenstern. Der Grund für seinen dortigen Aufenthalt ist seine noch unerfüllte Minne zu Orgeluse. Er soll sich dort auf ihren Wunsch hin das Recht auf ein Wiedersehen mit einem Kampf gegen den Ritter Lischoys Gwelljus erstreiten, während sie sich schon auf der Fähre nach Terre marveile befindet. Orgeluse benutzt dabei einen Verweis auf die Zuschauerinnen als Ansporn für Gawan. Dieser Verweis lässt schon darauf schließen, dass sich die Handlung in Richtung dieses Schauplatzes verschieben wird.

Beim Fährmann Plippalinot

Der Kampf und Sieg über Lischoys wird zwar von den Jungfrauen vom Schloss aus beobachtet, findet aber in der normalen Welt statt. Durch den Sieg erhält Gawan sein Gralspferd zurück. Mit der Überquerung des Flusses überschreitet Gawan die Trennlinie zwischen Artuswelt und Terre marveile (deutsch: Zauberland). Der Fährmann, der ihn übersetzt, heißt Plippalinot und erzählt Gawan später, nachdem er ihn als Gast in sein Haus aufgenommen hat, von Terre marveile; er beschreibt es als ein einziges Abenteuer. Da Gawan sehr interessiert den Fährmann nach Schastelmarveil (deutsch: Zauberschloss) ausfragt, beginnt dieser ihm weitere Information zu verweigern, da er Angst hat, Gawan zu verlieren.

Durch Gawans Hartnäckigkeit wird eine invertierte Beziehung zur Parzivalhandlung sichtbar. Parzival versäumt die richtige Frage an der richtigen Stelle, Gawan hingegen fragt, wo er nicht fragen soll.

Als Gawan Plippalinot endlich soweit hat und dieser ihm antwortet, geht Plippalinot davon aus, dass Gawan anschließend kämpfen wird. Deshalb rüstet er den Ritter zuerst mit einem schweren alten Schild aus, bevor er ihm den Namen des Landes nennt und dessen große Gefahren beschreibt. Dabei hebt er bei den Wundern ausdrücklich das Lit marveile (magisches Bett) hervor. Neben dem Schild stattet Plippalinot Gawan noch mit weisen Ratschlägen aus, welche sich später als sehr nützlich erweisen: Gawan soll dem Kaufmann vor den Toren etwas abhandeln und sein Pferd in dessen Obhut geben, im Schloss immer seine Waffen bei sich tragen und sich in abwartender Haltung auf Litmarveile niederlegen.

Genau so wird sich Gawan anschließend verhalten.

Gawan beim Kaufmann

Am Schloss angekommen stellt Gawan fest, dass er die dort angebotene Ware nicht bezahlen kann. Der Kaufmann bietet ihm daraufhin an, auf sein Pferd aufzupassen, damit er sein Glück versuchen kann. Danach geht Gawan durchs Tor und betritt das Schloss, was ihm keiner wehrt. Der riesige Innenhof des Schlosses ist verlassen, ebenso der Rest des Schlosses. Die sich im Schloss befindlichen Damen dürfen Gawan nicht bei seinem Kampf beistehen, und somit kann er nicht, wie es bei den vorherigen Kämpfen meist der Fall war, seine Kraft aus dem Minnedienst holen, wie etwa in der Schlacht vor Bearosche, als er die Minne von Obilot nutzte. Damals war ihre Minne sein Schirm und Schild, was er symbolisch durch das Anbringen eines Ärmels ihres Kleides auf einem seiner Kampfschilde ausdrückte. Hierbei fällt auf, dass der „Schildeinsatz“ in Gawans Minneabenteuer immer eine wesentliche Rolle spielt.

Die Abenteuer im Zauberschloss

Die erste Tücke, die Gawan im Schloss überwinden muss, ist der spiegelglatte Fußboden, der von Klingsor höchstpersönlich entworfen wurde, aber vor allem das Zauberbett Litmarveile.

Dieser glatte Fußboden scheint den besonders gefährlichen Weg zur Minne zu symbolisieren, welche durch das Bett sehr passend dargestellt ist. Der erste Versuch, den Gawan unternimmt, Litmarveile zu besteigen, scheitert kläglich. Erst durch einen kühnen Sprung gelangt er schließlich auf das Bett. Dieser Szene ist eine gewisse Komik nicht abzusprechen, sie symbolisiert wohl die, teilweise belustigenden, Bemühungen mancher Männer um Minnedienst.

Als das Bett nun wie wild geworden durch den Raum jagt, um Gawan loszuwerden, zieht der Ritter den Schild über sich und betet zu Gott. Hier befindet sich Gawan in einer Situation, die für einen normalen Menschen ausweglos erscheinen würde, einem hilflosen Moment. Dabei soll wohl auf den gefährlich-demütigenden Aspekt der Minne hingewiesen werden. Da Gawan aber bereits alle Facetten der Minne durchlebt hat, kann er das Bett stoppen. Aber die Gefahren sind noch nicht überstanden. Denn nachdem das Bett bezwungen ist, muss Gawan noch zwei Angriffe, erst von fünfhundert Steinschleudern, dann von fünfhundert Armbrüsten, überstehen. Die fünfhundert Schleudern und fünfhundert Armbrüste symbolisieren die mächtige Zauberkraft Klingsors. Hierbei ist die schwere Ausrüstung der Ritter eher hinderlich, sie erfüllt im normalen Kampf zwar ihren Dienst, ist jedoch gegenüber der Minne machtlos. Nun kommt ein in Fischhaut gehüllter Riese in den Saal, welcher Gawan aufs heftigste beschimpft und ihn nebenbei noch auf die darauf folgende Gefahr hinweist. Da der unbewaffnete Hüne kein standesgemäßer Gegner für einen Artusritter zu sein scheint, dient dieser Einschub wohl dazu, einen Bruch in der Art des Angriffs deutlich zu machen.

Der nun hereinspringende Löwe geht sofort brutal auf Gawan los. Der Löwe setzt Gawan stark zu, doch es gelingt, ihm eine Tatze abzuhacken und ihn schließlich mit einem Schwertstoß durch des Löwen Brust zu töten. Der Kampf gegen den „König der Tiere“ symbolisiert hier wohl den Kampf gegen das Höfische an sich.[21] Gawan bricht nun, verwundet und verletzt, ohnmächtig auf seinem Schild zusammen.[22]

Dieses Zusammenbrechen auf dem Schild bedeutet nun das Ende der Gefahren. Das Schloss ist erobert, der Zauberbann gebrochen. Der Schild Gawans im Löwenkampf, welcher für die Verkörperung der höfischen Gesellschaft steht, steht für die Minne. Im Kampf gegen Litmarveile hingegen sind die Rollen vertauscht: Das Zauberbett, welches die Minne verkörpert, ist hier die Gefahr, Gawans Ritterlichkeit sein Schutz.

Warum Gawan?

Gawan gelingt es im Gegensatz zu vielen anderen Rittern, all die Gefahren im Schloss heil zu überstehen, weil er in allen Kämpfen mit den passenden Fähigkeiten ausgestattet ist. Da wäre erstens: Erfahrenheit in Minneangelegenheiten, und zweitens: taktisches Geschick. Außerdem helfen ihm sein schwerer Eichenschild und das richtige Gebet zur rechten Zeit. Der Schild steht für den rechten Glauben (Eph. 6, 16: „Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen.“).

Klingsor (Herzog Terra di Lavoro)

Klingsor (auch: Klinschor) wird, als der Herr des Landes, welches „gar aventure“ ist, das erste Mal von Plippalinot beim Namen genannt. Klingsor, der Schlossherr von Schastelmarveile, tritt bis zur Eroberung der Burg nur im Zusammenhang mit Zauberei auf. Wichtige Details erfährt man bereits von König Kramoflanz. So erschlug dieser, um die Minne der Herzogin (Orgeluse) für sich zu gewinnen, deren Geliebten Zidegast. Nach dieser Tat trachtet die Herzogin ihm nach dem Leben. Sie hatte viele Söldner und Ritter in ihrem Dienst, die sie ausschickte, Kramoflanz zu töten. Unter ihnen befand sich auch der Ritter Anfortas, welcher sich in ihrem Dienste seine starke Schmerzen verursachende[23] Wunde zuzog. Er schenkte Orgeluse auch den prachtvollen Kaufmannstand (welcher nun vor Schastelmarveile steht). Aus Furcht vor dem mächtigen Magier Klingsor übergab sie ihm den kostbaren Kaufmannstand unter der Bedingung, dass ihre Minne und der Stand als zusätzlicher Preis für den Bezwinger der Abenteuer öffentlich ausgesetzt werden. Damit wollte Orgeluse Kramoflanz anlocken und in den Tod schicken.

Allerdings hat auch Kramoflanz kein schlechtes Verhältnis zu Klingsor, da sein Vater Irot diesem den Berg und die acht Meilen Land zur Erbauung von Schastelmarveile schenkte. Und so sah Kramoflanz keinen Grund, Schastelmarveile zu erobern. Bis jetzt erfährt man also, dass Klingsor eine Ausbildung in schwarzer Magie genossen haben muss, dass er andererseits aber auch ein Landesherr ist, dem höfische Umgangsformen nicht fremd sind.

Nachdem Gawan nun die Gunst von Orgeluse erringen konnte, kehrt er nach Schastelmarveile zurück, um die weise Arnive über Klingsor zu befragen. Er will wissen, wie es einer fertigbringen konnte, mit so einer List zu arbeiten. Von Arnive erfährt Gawan, dass Terremarveile nicht das einzige Gebiet ist, über das Klingsor herrscht bzw. herrschte. Sein Heimatland sei Terre de Labur, und er entstamme aus dem Geschlecht des Herzogs von Neapel. Sie erzählt weiterhin, dass Klingsor vom Stande Herzog sei und in seiner Stadt Capua ein hohes Ansehen genossen habe, doch durch eine ehebrecherische Minne zur Königin Ibilis von Sizilien einen enormen Verlust hinnehmen musste, welcher ihn letztendlich zur Zauberei trieb. Er wurde von König Ilbert in flagranti mit dessen Frau ertappt, so dass sich dieser nicht anders zu helfen wusste, als ihn zu kastrieren.

Infolge dieser ihm angetanen Schmach machte sich Klingsor auf den Weg in das Land Persida, wo die Zauberei mehr oder weniger ihren Ursprung hat. Dort ging er in die Lehre, bis er zu einem großen Zaubermeister geworden war. Der Grund für die Erbauung von Schastelmarveile war Rache. Hiermit wollte Klingsor das Glück aller Angehörigen der höfischen Gesellschaft zerstören, um dadurch seine Entmannung zu rächen. Diese Rache versucht er mit Hilfe aller Mittel, über die er dank seiner Zauberkunst Gewalt besitzt, auszuführen. Auf Grund seiner eigenen Schmach und des Scheiterns an der Minne bildet er die Abenteuer zur Bezwingung des Schlosses den Gefahren des Minnedienstes nach. Trotz seines Schwarzmagierlebens bleibt er immer zu einem gewissen Grad höfisch, was man, als es um den Übergang von Terremarveile an Gawan geht, sehen kann. Als Gawan Schlossherr über das Land und seine Reichtümer wird, verschwindet Klingsor sowohl aus dem Gebiet als auch aus dem Buch.

Vergleich zwischen Schastel marveile und Munsalvaesche

Im Buch verkörpert Munsalvaesche die Burg Gottes und somit die Gralsburg. Schastel marveile hingegen verkörpert das pure Böse. Beide existieren auf „unserer Welt“, was verdeutlicht, dass in uns alles Böse und Gute enthalten ist. Klingsors zwiespältige Persönlichkeit ist ein weiteres Beispiel dafür. Des Weiteren haben Klingsor und Anfortas ein sehr ähnliches Problem. Beide geraten durch den Minnedienst in sehr große Not. Sie verlieren beide ihre Möglichkeit, selbst Leben weiterzugeben.

Klingsor geht daraufhin den „Weg des Bösen“ und beginnt seinen Rachefeldzug gegen die Minne, anhand von Schwarzer Magie. Anfortas dagegen wendet sich dem Gral zu und schlägt den „Weg der Buße“ ein, was eine Symbolik für die starken Gegensätze der beiden Burgen ist.

Zusammenfassung

Die Schastelmarveile-Episode vereint mehrere Themen miteinander. In ihr werden die Gefahren des Minnedienstes auf mehr oder weniger abstrakte Weise dargestellt. Dabei wird eine zur Parzivalhandlung korrespondierende Szenenbildung durch das Frageverhalten Gawans bzw. Parzivals und durch die spiegelbildliche Darstellung von Klingsor und Anfortas als Gegensatz zwischen Gralswelt und Terremarveile aufgebaut. Sowohl Klingsor als auch Anfortas sind der Minne erlegen. Während jedoch Anfortas den Weg der Buße wählt, geht Klingsor den Weg der Rache. Der Zauberer wird im Buch aber auch zum Gegenstück zu Kundrie und spiegelt zugleich die negativen Effekte von Orgeluses Rachegelüsten, welche in den Förmlichkeiten der höfischen Gesellschaft wurzeln. Kurz gesagt: Klingsor steht für alle Fallen, in die ein Angehöriger des Hofes tappen kann. Durch Gawans Sieg im Schloss wird allerdings deutlich gemacht, dass ein rechtschaffener und perfekt höfischer Ritter (wie Gawan es ist) diese Fallen umgehen kann. Klingsor verschwindet danach aus dem Buch und mit ihm alle negativen Seiten der Personen.

Gawan und das Zauberschloss Klingsors: Details und Interpretation

Von dem, was oben bereits geschildert wurde, hier die Einzelheiten und eine abschließende Interpretation:

Eines Morgens sieht Gawan im strahlenden Sonnenlicht Schastelmarveil vor sich liegen. Der Fährmann, der ihm begegnet, gibt nur ungern Auskunft über dieses Zauberschloss. „Wenn Ihr’s durchaus wissen wollt, so hört, dass Ihr hier in Klinschors Zauberlande seid. Die Burg dort ist das Zauberschloss. Vierhundert Frauen werden darin durch Zauberkünste gefangengehalten. In der Burg steht ein Wunderbett, das bringt alle in große Not. Noch viele andere Gefahren sind dort zu bestehen. Oft schon haben Ritter versucht, die Frauen zu befreien, aber noch nie ist einer von ihnen lebend zurückgekommen.“

Schastelmarveil ist das Gegenbild der Gralsburg. Wie die Gralsburg eigentlich nicht auf der Erde, sondern in der geistigen Welt zu suchen ist, so auch das Zauberschloss Schastelmarveil. Aber es sind verschiedene Welten: Die Gralsburg stellt die lichte Welt dar, Klingsors Zauberschloss repräsentiert die Welt der dunklen Kräfte. Schon an der Stelle, wo Gawan sich vom Fährmann über den Strom setzen lässt, betreten wir eigentlich die übersinnliche Welt. Der Fährmann entspricht dem Totenfährmann der griechischen Mythologie. Denn der Fährmann verlangt von den Rittern, die er übersetzt, gewöhnlich die Pferde. Das Pferd ist hier Sinnbild für den Körper. Denn unser Körper ist gleichsam das Reittier, mit dem wir uns über die Erde hinbewegen (→ Sekundärliteratur). Wenn Gawan, bevor er an jenen Strom kommt, Malkreatür, dem Bruder Kundries, begegnet, so ist auch das ein Hinweis darauf, dass Gawan nun die Grenze zur übersinnlichen Welt überschreitet. Wie Kundrie zur Gralsburg gehört, so gehört Malkreatür zu Klingsors Schloss. Gawan wird mit Malkreatür leicht fertig, während Parzival mit Kundrie nicht fertig wird. Parzival steht Kundrie hilflos gegenüber und wird von ihr verflucht. Gawan hingegen bezwingt Malkreatür und nimmt ihm das Pferd. Er hat ein reines Gewissen und braucht die Begegnung mit dem eigenen niederen Ich nicht zu scheuen. Das ist auch ein Hinweis darauf, dass Gawan die weiteren Abenteuer in der dunklen Welt Klingsors bestehen wird. Klingsor war Herzog von Capua und Neapel. Er verführte die Gemahlin des Königs von Sizilien zum Ehebruch, wurde dafür von jenem König kastriert und musste in Zukunft auf Frauenliebe verzichten. Danach ergab er sich der schwarzen Magie. Um sich für die erlittene Schmach zu rächen, will Klingsor möglichst viele Frauen unglücklich machen. Er bindet und fängt sie und sperrt sie in sein Schloss Schastelmarveile. Gawan will nun diese Frauen befreien, so wie er auch die in der Nähe lebende Orgeluse mit seiner Liebe erlösen will. Er hört vom Fährmann, dass dieser tags zuvor einen roten Ritter über den Strom gesetzt hat, der fünf andere Ritter überwand, und dass er von ihm deren Rosse geschenkt bekam.

Hier werden der Percival-Teil – Percival, der rote Ritter! – und der Gawan-Teil des Romans miteinander verknüpft. Doch zieht Percival achtlos an dem Zauberschloss vorbei und fragt nur nach dem Gral.

Mit großer Sorge entlässt der Fährmann nun Gawan, als der zum Zauberschloss aufbricht. Bald steht Gawan vor dem Schloss. Dem Krämer überlässt er sein Pferd und geht durch das große Eingangstor. Im Schloss ist niemand zu sehen, und so durchschreitet er viele Gänge und Zimmer, bis er schließlich in einen hochgewölbten Säulensaal kommt, wo er das Wunderbett entdeckt, von dem ihm der Fährmann erzählt hatte. Es rollt herum, und immer wenn Gawan sich ihm nähert, weicht es ihm aus. Als es mal wieder in seine Nähe kommt, springt er schließlich mit Schwert und Schild hinein. Nun geht eine rasende Fahrt los. Das Bett saust mit Getöse von Wand zu Wand, dass die ganze Burg erdröhnt. Gawan deckt sich mit seinem Schild zu und befiehlt sich in Gottes Schutz. Durch seine innere Ruhe und sein Gottvertrauen bringt er das Bett zum Stehen.

Die zweite Gefahr bedroht Gawan aus der Luft. 500 Wurfschleudern überschütten ihn mit ihren Geschossen, dazu kommen noch 500 Pfeile von Armbrüsten. Trotz des guten Schildes trägt der Held Wunden davon.

Datei:Wolfram Parz Feirefiz cpg339 540v.jpg
Zweikampf zwischen Parzival und dem Heiden Feirefiz (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, I. Buch, Blatt 540v.)

Die dritte Gefahr, der in Fischhaut gehüllte Riese, weist Gawan auf seine nächste Aufgabe hin: Den nun hereinspringenden Löwen tötet der Ritter mit einem Stich durch dessen Brust. Die vier Aufgaben stellen die vier Elementarreiche, Erde, Wasser, Luft und Feuer dar. Da diese auf Klingsors Schloss durch dunkel-dämonische Triebkräfte verhext und verbannt sind, müssen sie durch Gawans Aufgaben erst geläutert und entzaubert werden, sodass die 400 Frauen erlöst werden können, das Schloss aber, und das umliegende Land, an Gawan übergehen kann. Gawan stirbt dabei fast an seinen Wunden und kann nur von den Frauen des Schlosses geheilt werden.

Parzival und Feirefiz (Buch XV–XVI)

Parzival trifft im Walde auf einen heidnischen (römischen) Ritter von unvergleichbarer Macht – 25 Länder dienen ihm – und Pracht, mit edelstem Herzen auf der Suche nach Ehre und Ruhm; aus der Minne zu seinem Weibe Sekundille speist sich seine Kraft. Parzival lebt durch Condwiramurs, sein vertrautes Weib, des Grales Segen und seine Söhne. Es kommt zum Kampfe zweier Ebenbürtiger – der Getaufte gegen den Heiden, Söhne desselben Vaters, seltsam vertraut und doch einander unbekannt: zwei, die in Wahrheit einer sind. Parzival zerschlägt sein Schwert Gahavieß auf des Bruders Helm – das Schwert, das er, als halber Narr, vom toten Ither nahm und gottgewollt als Leichenraub nicht taugen sollte. Hier bietet ihm der Gegner Frieden an, denn Ruhm kann er an dem nun Unbewaffneten nicht mehr gewinnen, mehr noch, auch er entledigt sich seines Schwertes. Den Worten Parzivals vertrauend entblößt Feirefiz sein Haupt, gibt sich seinem Bruder zu erkennen: Feirefiz, schwarz und weiß durcheinander wie ein beschriebenes Pergament, von der Farbe der Elster, wie Eckuba ihn ihm beschrieb. Ein Kuss zwischen den Brüdern besiegelt ihren Frieden und Feirefiz findet nach Tagen der Freude Aufnahme in Artus’ Tafelrunde.

Vermummt tritt Kundrie la Surzière auf, jene, die einst Parzival verwünschte, als er bei Anfortas zu Gaste war und diesen von seinem Leiden nicht erlöste. Nun bittet sie, dass er ihr verzeihe. Parzival bezwingt seinen Hass und soll nach Munsalvaesche ziehen, um Anfortas durch Fragen von dessen Leid zu befreien. Von Parzival nimmt sie den Fluch:

Alles, was im Umkreis der Planeten[24] ist und was ihr Glanz bescheint, ist Dir zu erreichen und zu erwerben bestimmt. Dein Schmerz muss nun vergehen. Nur allein das gierige Ungenügen schließt Dich aus der Gemeinschaft aus, denn der Gral und des Grales Kraft verbieten Dir unaufrichtige Freundschaft. Du hattest Dir in der Jugend die Sorge großgezogen, aber die nahende Freude hat sie um ihre Hoffnung gebracht. Du hast der Seele Ruh’ erstritten und des Lebens Freude in Sorgen erharrt.
Datei:Hans Thoma - Die Gralsburg.jpg
Ölgemälde ‚Die Gralsburg‘ von Hans Thoma, 1889, Galerie im Schloss Oberzwieselau

Parzival sei vorbestimmt, König des Grals zu sein. Sie reiten, begleitet von Feirefiz, Anfortas zu erlösen.

Nur zwei Wege gibt es, Anfortas von seinem Leide zu befreien. Ihn sterben zu lassen verwehren ihm seine Getreuen, die ihm Mal um Mal Kraft durch den Gral in der Hoffnung auf Erlösung geben. Dies ist der Weg, den Anfortas Parzival offenbaren kann: er solle ihn vom Gral fernhalten. Der andere Weg ist die erlösende Frage aus dem Munde des Mannes, dem dort all seine Freude zerronnen war und dem nun alle Sorge vergangen ist: Oheim, was wirret Dir?, die Anfortas durch die Kraft des Herrn gesunden lässt.

Parzival macht sich auf zum Lager seiner Frau und seiner Kinder, die er seit Jahren nicht gesehen hat. Als Gralskönig hat er schier unendlichen Reichtum, Land und Macht. Die ererbten Lehen seines Vaters gibt er an seinen Sohn Kardeiß weiter, der dann (noch Kind) König dieser Länder ist. Mit seinem angetrauten Weibe und seinem Sohn Loherangrin kehrt er noch am selben Tage nach Munsalwäsche zurück.

Auf der Gralsburg wird der Gral auf Achmardisseide von der Jungfrau Repanse de Schoye, Schwester des Anfortas, in den Festsaal getragen, wo er wundersam alle Gefäße mit Speisen und Getränken füllt. Der bunte Heide Feirefiz kann den Gral nicht sehen, denn er darf nicht wollen, dass die Augen des Heiden ohne die Kraft der Taufe die Kameradschaft derer erlangen, die den Gral anschauen. Feirefiz’ Aufmerksamkeit gilt Repanse, zu der seine Minne entbrennt und Sekundille vergessen macht. Parzival, Burgherr und Gralskönig, trägt Feirefiz die Taufe auf, will er von Repanse Minne fordern: Jupiter[25] soll er verlieren, Sekundille fahren lassen.

Feirefiz willigt in die Taufe ein, wenn er nur das Mädchen bekommt: Wenn es mir gut ist gegen Ungemach, so glaube ich, was Ihr [der Priester] gebietet. Wenn ihre Minne mich belohnt, so tue ich gern Gottes Gebot. Er wird getauft und der Gral erscheint nun auch vor seinen Augen.

Nach Tagen bringt Kundrie große Neuigkeit: der Tod habe Sekundille geholt. Nun wird auch Repanse wirklich froh, die, die vor Gott ohne Falsch war.

Loherangrin wächst zu einem starken Manne heran.

Rezeptionsgeschichte

Mittelalterliche Rezeption

Ulrich von Rappoltstein[26] beschäftigte „zwei Dichter, Philipp Colin und Claus Wisse, sowie einen Schreiber, Henselin, und noch einen Übersetzer, den Juden Samson Pine, fünf Jahre (1331-1336) lang“[27], um den „Nüwen Parzival“ zu fertigen, wie aus dem Epilog[28] bekannt ist. Ergebnis der Arbeit war der Karlsruher Cod. Donaueschingen 97[29], wobei es sich um „eines der ganz wenigen mhd. handschriftlichen Originale, die wir aus dem Mittelalter kennen“[30], handelt. Der Text wurde von Karl Schorbach editiert und 1888 herausgegeben.[31]

Übertragungen

Von Wolframs Epos gibt es zahlreiche Übertragungen aus dem Mittelhochdeutschen ins Neuhochdeutsche, sowohl in Versform (v. a. aus dem 19. Jahrhundert) als auch als Prosaübertragung. Als Nachteil der älteren, gereimten Übertragungen in Versform gilt, dass sie sich in Sprachgestaltung und Begriffsdeutung zwangsläufig sehr weit vom Original entfernen mussten. Prosaübertragungen können demgegenüber die Konnotationen des mittelhochdeutschen Wortschatzes genauer wiedergeben, entschärfen dabei aber die ursprüngliche sprachliche Kraft und Virtuosität des Textes.

In dieser Hinsicht gelten zwei neuere Übertragungen – die Prosaübertragung von Peter Knecht und die (ungereimte) Versübertragung von Dieter Kühn (siehe unter „Literatur“) – als literarisch gelungene und philologisch korrekte Annäherungen an den Stil und die sprachliche Eigenart des Originals.

Rezeption

Literarische Rezeption in deutscher Sprache

Exemplarisch zu nennen sind zunächst drei Werke, die für Adaptionen des mittelalterlichen Stoffes in drei verschiedenen Epochen der deutschsprachigen Literatur stehen. Für die Romantik kann Der Parcival (1831/32) von Friedrich de la Motte Fouqué[32] genannt werden, für die Moderne Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum Sonoren Land (1989) von Peter Handke[33] und für die Postmoderne Der Rote Ritter (1993) von Adolf Muschg.[34]

Tankred Dorst hat den Stoff in ein Bühnenstück gebracht, Parzival (Uraufführung 1987 am Thalia Theater, Hamburg). Eine Fassung von Lukas Bärfuss wurde 2010 am Schauspielhaus Hannover uraufgeführt.

Darüber hinaus gibt es viele Jugendbücher zum Parzival-Stoff und andere populäre Formen.

In Opern

Bei „Parzival“ denkt man heute zumeist an Parsifal von Richard Wagner (Bühnenweihfestspiel, uraufgeführt 1882). Weiters findet sich der Wolfram’sche Parzivalstoff in der Kinderoper Elster und Parzival des österreichischen Komponisten Paul Hertel verarbeitet (Uraufführung 2003 an der Deutschen Oper Berlin).

Literatur

Zur Einführung

  • Dieter Kühn: Der Parzival des Wolfram von Eschenbach, Frankfurt a. M. 1997 ISBN 3-596-13336-X.
(In der ersten Hälfte eine literarische Zeitreise zu Lebenswelt, Werk und Zeit Wolframs von Eschenbach, in der zweiten Hälfte eine auf die Parzival-Gawan-Handlung gekürzte Version der Übertragung Kühns für die ‚Bibliothek des Mittelalters‘ (s.u.))
  • Hermann Reichert: Wolfram von Eschenbach, Parzival, für Anfänger. Wien: Praesens Verlag, 3., völlig überarbeitete Aufl. 2017. ISBN 978-3-7069-0915-0.
Einführung, die auf die wichtigsten Forschungsprobleme eingeht sowie eine Auswahl zentraler Stellen des Textes im Originaltext mit sprachlichen Erklärungen und genauen Übersetzungen bringt. Zielpublikum: Studierende des ersten Studienabschnitts und interessierte Laien, während der Metzler-Band Bumkes für fortgeschrittene Benutzer (etwa ab: schriftliche Arbeit für ein Hauptseminar) geeignet ist.
  • Walter Johannes Schröder: Der Ritter zwischen Welt und Gott. Weimar 1952.

Text und Übersetzung/Übertragung

  • Hermann Reichert: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Band 1: Text. (Mittelhochdeutscher Text mit reichen Lesartenangaben aus allen Handschriften; ohne Übersetzung). Neu hrsg. von Hermann Reichert, nach der St. Galler Haupthandschrift als Leithandschrift, unter Benutzung aller Handschriften und Fragmente. 520 Seiten. Praesens Verlag, Wien 2019, ISBN 978-3-7069-1016-3. E-Book (pdf): ISBN 978-3-7069-3008-6.
  • Hermann Reichert: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Band 2: Untersuchungen. (Untersuchungen zur Textkritik des Parzival und zur Sprache Wolframs). 397 Seiten, Praesens Verlag, Wien 2019, ISBN 978-3-7069-1017-0. E-Book (pdf): ISBN 978-3-7069-3009-3.
  • Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. 2. Auflage. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann, Übersetzung von Peter Knecht, mit Einführungen zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der ‚Parzival‘-Interpretation von Bernd Schirok. Berlin/ New York 2003, ISBN 3-11-017859-1.
(Vollständige zweisprachige Textausgabe mit Prosaübertragung, für die Nutzung im akademischen Bereich konzipiert, mit dem wissenschaftlichen Apparat der Lachmann-Ausgabe.)
  • Wolfram von Eschenbach: Parzival. (2 Teilbände), nach der Ausgabe Karl Lachmanns revidiert und kommentiert von Eberhard Nellmann, übertragen von Dieter Kühn (= Bibliothek des Mittelalters, Texte und Übersetzungen. Band 8, 1–2), Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-618-66083-9.
(Vollständige zweisprachige Textausgabe (ebenfalls nach der sechsten Auflage von Lachmann), mit Versübertragung bei Übernahme des metrischen Schemas, aber Verzicht auf Reimung. Nachwort, Anmerkungen zur Übertragung, umfangreicher Stellenkommentar, Nachweis der Abweichungen von Lachmann.)
  • Wolfram von Eschenbach. Parzival. (Band 1: Buch 1–8, Band 2: Buch 9–16), Mittelhochdeutscher Text nach der Ausgabe von Karl Lachmann, Übersetzung und Nachwort von Wolfgang Spiewok, (=Reclams Universalbibliothek; Band 3681 und 3682), Stuttgart 1981; Neuauflage 1986, ISBN 3-15-003682-8 und ISBN 3-15-003681-X.
(Vollständige zweisprachige Textausgabe (nach der siebten Auflage von Lachmann), mit Prosaübertragung, Anmerkungen und Nachwort.)
  • Der Parzival des Wolfram von Eschenbach. Gelesen und kommentiert von Peter Wapnewski. 8 Audio-CDs. Der HÖR Verlag DHV; Auflage: Gekürzte Lesung. (Januar 1995); ISBN 3-89584-393-8.
  • Gottfried Weber: Wolfram von Eschenbach, Parzival. Text, Nacherzählung, Worterklärungen [von Werner Hoffmann]. 4. Auflage. Darmstadt 1981.

Wissenschaftliche Sekundärliteratur

  • Gerhard Bauer: Parzival und die Minne. In: Euphorion. Band 57, 1963, S. 67–96.
  • Gesa Bonath: Untersuchungen zur Überlieferung des Parzival Wolframs von Eschenbach. 2 Bände. Lübeck/Hamburg 1970–1971 (= Germanische Studien. Band 238–239).
  • Joachim Bumke: Wolfram von Eschenbach. (= Sammlung Metzler, Band 36), 8., vollständig neu bearbeitete Auflage, Stuttgart 2004, ISBN 3-476-18036-0.
(Angesichts der kaum mehr überschaubaren Flut an Literatur zu Wolfram und speziell zum Parzival eine unverzichtbare, grundlegende Orientierung zu Wolframs Werk im Allgemeinen und zum ‚Parzival‘ im Besonderen. Das Werk bietet eine ausführliche Textanalyse nebst umfangreicher Bibliographie der wichtigsten Sekundärtexte und stellt die wesentlichen Forschungsansätze und Diskussionen dar.)
  • Ulrike Draesner: Wege durch erzählte Welten. Intertextuelle Verweise als Mittel der Bedeutungskonstitution in Wolframs Parzival (= Mikrokosmos, Band 36), Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 1993, ISBN 3-631-45525-9 (Dissertation Universität München 1992, 494 Seiten).
  • Hermann Goetz: Der Orient der Kreuzzüge in Wolframs Parzival. In: Archiv für Kulturgeschichte. Band 49, 1967, S. 1–42.
  • Bernhard Dietrich Haage: Krankheit und Erlösung im ‘Parzival’ Wolframs von Eschenbach: Anfortas’ Leiden. In: Michael Fieger, Marcel Weder (Hrsg.): Krankheit und Sterben. Ein interprofessioneller Dialog. Bern 2012, S. 167–185.
  • David Duckworth: The Influence of Biblical Terminology and Thought on Wolfram’s Parzival. Göppingen 1980 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 273.)
  • Arthur T. Hatto: Herzeloyde’s Dragon Dream. In: German life and letters. Band 22, 1968/1969, S. 16–31.
  • Karl Kurt Klein: Das Freundschaftsgleichnis imParzivalprolog. In: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, I: Amman-Festgabe I. Teil. Selbstverlag des sprachwissenschaftlichen Seminars der Universität Innsbruck, Innsbruck 1953, S. 75–94. Auch in: Heinz Rupp (Hrsg.): Wolfram von Eschenbach (= Wege der Forschung. Band 57). Darmstadt 1966, S. 173–206.
  • Rolf M. Kully: Philologie und Obstetrik (zu „Parzival“ 109, 5). In: Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. Band 16, 1981, S. 91–97.
  • Paul Kunitzsch: Der Orient in Wolframs „Parzival“. In: Albert Zimmermann, Ingrid Craemer-Ruegenberg, Gudrun Vuillemin-Diem (Hrsg.): Orientalische Kultur und europäisches Mittelalter. Berlin/ New York 1985 (= Miscellanea Mediaevalia. Band 17), S. 112–122.
  • Wolframs Parzival-Roman im europäischen Kontext, herausgegeben von Klaus Ridder, Schmidt, Berlin 2014, ISBN 978-3-503-15532-3, ISBN 978-3-503-15537-8 Inhaltsverzeichnis.
  • Karl Luccae: Über den Traum der Herzeloyde im Parzival. In: Zeitschrift für deutsche Philologie. Band 9, 1878, S. 129–135.
  • Elisabeth Martschini: Schrift und Schriftlichkeit in höfischen Erzähltexten des 13. Jahrhunderts. Kiel, Solivagus-Verlag 2014, Kapitel Wolfram von Eschenbach: Parzival, S. 31–49, S. 291–556, ISBN 978-3-943025-14-9.
  • Friedrich Maurer: Parzivals Sünden. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Band 24, 1950, S. 304–346; auch in: Heinz Rupp (Hrsg.): Wolfram von Eschenbach (= Wege der Forschung. Band 57). Darmstadt 1966, S. 49–103.
  • Wolfgang Mohr: Parzival und Gawan. In: Heinz Rupp (Hrsg.): Wolfram von Eschenbach. Darmstadt 1966 (= Wege der Forschung. Band 57), S. 287–318. Auch in Wolfgang Mohr: Wolfram von Eschenbach. Aufsätze. Göppingen 1979 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 275), S. 62–93.
  • Friedrich Ohly: Die Pferde im „Parzival“ Wolframs von Eschenbach. In: L’uomo di fronte al mondo animale nell’alto medioevo. Spoleto 1985 (= Settimane di studio del Centro italiano di studi sull’alto medioevo. Band 31). Band 2, S. 849–927.
  • Konstantin Pratelidis: Tafelrunde und Gral. Die Artuswelt und ihr Verhältnis zur Gralswelt im „Parzival“ Wolframs von eschenbach. Würzburg 1994 (= Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie. Band 12).
  • Hermann Reichert: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Band 2: Untersuchungen. Die 'Untersuchungen' enthalten, unter Benutzung aller Handschriften und Fragmente, Angaben über die Prinzipien der Normalisierung, Zuverlässigkeit jeder Handschrift für die Erstellung des kritischen Textes, sowie Begründung der Beibehaltung der Lesart der Haupthandschrift oder Abweichungen von ihr an fraglichen Stellen. 397 Seiten, Wien, Praesens Verlag 2019. ISBN 978-3-7069-1017-0.
  • Anna K. Reither: Das Motiv der „neutralen Engel“ in Wolframs „Parzival“. Philosophische Dissertation Mainz 1965.
  • Hellmut Rosenfeld: Personen-, Orts- und Ländernamen in Wolframs Parzival. In: Wolfgang Meid, Hermann M. Olberg, Hans Schmeja (Hrsg.): Studien zur Namenkunde und Sprachgeographie. Festschrift für Karl Finsterwalder zum 70. Geburtstag. Innsbruck 1971 (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Band 16).
  • Rudolf Roßkopf: Der Traum Herzeloydes und der rote Ritter (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 89). Göppingen 1972.
  • Heinz Rupp: Wolframs „Parzival“-Prolog. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Ost). Band 82 (Sonderband, Festschrift für E. Karg-Gasterstädt zum 75. Geburtstag, Halle 1961). Auch in: Heinz Rupp (Hrsg.): Wolfram von Eschenbach. Darmstadt 1966 (= Wege der Forschung. Band 57), S. 369–387.
  • Heinz Rupp: Die Bedeutung der Gawan-Bücher im „Parzival“ Wolframs von Eschenbach. In: London German Studies. Band 2, 1983, S. 1–17.
  • Bernd Schirok: Parzivalrezeption im Mittelalter. Darmstadt 1982 (= Erträge der Forschung. Band 174).
  • Alfred Schopf: Die Gestalt Gawains bei Chrétien, Wolfram von Eschenbach und in „Sir Gawain and the Green Knight“. In: Karl Heinz Göller (Hrsg.): Spätmittelalterliche Artusliteratur, Symposion Bonn 1982. Paderborn 1984 (= Beiträge zur englischen und amerikanischen Literatur. Band 3), S. 85–104.
  • Julius Schwietering: Wolframs Parzival. In: Julius Schwietering: Philologische Schriften. Hrsg. von Friedrich Ohly und Max Wehrli. München 1969, S. 314–325.
  • Wolfgang Spiewok: Wolframs von Eschenbach „Parzival“. In: Zeitschrift für Germanistik. Band 6, 1985, S. 165–179.
  • Lee Stavenhagen: The Science of Parzival (Philosophische Dissertation University of California, Berkley 1964). Ann Arbor 1975.
  • Werner Williams-Krapp: Wolfram von Eschenbach, Parzival. In: Große Werke der Literatur. Band VIII. Eine Ringvorlesung an der Universität Augsburg 2002/2003, herausgegeben von Hans Vilmar Geppert, francke-verlag, Tübingen 2003, S. 23–42, ISBN 978-3-7720-8014-2.[35]
  • Bernard Willson: „Mystische Dialektik“ in Wolframs Parzival. In: Zeitschrift für deutsche Philologie. Band 79, 1960, S. 57–70.
  • Edwin H. Zeydel: Wolframs „Parzival“, „Kyot“ und die Katharer. In: Neophilologus. Band 37, 1953, S. 25–35.

Weblinks

Commons: Parzival – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
(Die Bilder zu diesem Artikel entstammen dieser Handschrift.)
(Da eine kritische Ausgabe des ‚Parzival‘ nach wie vor ein Desiderat ist (vgl. aber den folgenden Link) – führt am „Lachmann“ noch kein Weg vorbei.)
(Das Projekt hat das Ziel, eine elektronische Textedition aller Handschriften-Varianten zu erreichen als Voraussetzung einer neuen kritischen Ausgabe des ‚Parzival‘ – einige Editionsproben demonstrieren die Möglichkeiten dieser Unternehmung. Siehe auch Parzival-Handschriften und Fragmente zu den Editionsproben)
(Vollständiges Verzeichnis aller überlieferten Parzival-Handschriften und -Fragmente.)
(Digitale Sammlung mit ca. 84 Handschriften und Fragmenten)
(Vollständige Übertragung in durchgereimten Versen von Karl Simrock, 1883)

Anmerkungen

  1. Kindlers Literatur Lexikon. Metzler, Stuttgart 2008.
  2. Vgl. auch Irmgard Büchel: Die Bezeichnungen für psychologische Begriffe in Wolframs Parzival. Gießen 1925 (= Gießener Beiträge zur deutschen Philologie. Band 16).
  3. Bernhard D. Haage: Zu „Mars oder Jupiter“ (789,5) im ‘Parzival’ Wolframs von Eschenbach. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/13, S. 189–205, hier: S. 191 f.
  4. Vgl. auch Walter Delabar: „Erkantiu sippe unt hoch geselleschaft“. Studien zur Funktion des Verwandtschaftsverbandes in Wolframs von Eschenbach „Parzival“ (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 518). Kümmerle Verlag, Göppingen 1990, ISBB 3-87452-757-3, passim, und Christian Gellinek: Zur Personenbeziehung in Wolframs von Eschenbach „Parzival“. In: Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. Band 13, 1978, S. 103–117.
  5. Vgl. Joachim-Hermann Scharf: Die Namen im „Parzival“ und im „Titurel“ Wolframs von Eschenbach. Berlin/New York 1982.
  6. Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur (= Kröners Taschenausgabe. Band 466). Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5, S. 265.
  7. Vgl. auch Helmut Brall: Diz vliegende bîspel. Zu Programmatik und kommunikativer Funktion des Parzivalprologes. In: Euphorion. Band 77, 1983, S. 1–39.
  8. Friedrich Ohly: Diamant und Bocksblut. Zur Traditions- und Auslegungsgeschichte eines Naturvorgangs von der Antike bis in die Moderne. Berlin 1976, ISBN 3-503-01253-2; gekürzt auch in: Werner Schröder (Hrsg.): Wolfram-Studien. 17 Bände. Schmidt, Berlin 1970–2002; Band 3 (Schweinfurter Kolloquium 1972). Berlin 1975, S. 72–188.
  9. Vgl. auch Eberhard W. Funcke: Agelsternmal (Parz. 748, 7). In: Acta Germanica (Jahrbuch des südafrikanischen Germanistenverbandes). Band 17, S. 11–19.
  10. Zur humoralpathologischen und astrologischen Gruppierung der verschieden gekleideten Jungfrauen vgl. Bernhard D. Haage: Zu „Mars oder Jupiter“ (789,5) im ‘Parzival’ Wolframs von Eschenbach. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/13, S. 189–205, hier: S. 190.
  11. Bernhard D. Haage: Studien zur Heilkunde im „Parzival“ Wolframs von Eschenbach. Kümmerle Verlag, Göppingen 1992 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 565), ISBN 3-87452-806-5, S. 238; und: derselbe (2012/13), S. 191.
  12. vgl. hierzu Bernhard Dietrich Haage: Prolegomena zu Anfortas' Leiden im 'Parzival' Wolframs von Eschenbach. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 3, 1985, S. 101–126.
  13. Bernhard D. Haage (2012/13), S. 191.
  14. Bernhard D. Haage: Urjans’ Heilung (Pz. 506, 5–19) nach der „Chirurgia“ des Abū l-Qāsim Ḫalaf ibn al-ʿAbbās az-Zahrāwī. In: Zeitschrift für deutsche Philologie. Band 104, 1985, S. 357–367.
  15. Vgl. auch Bernhard Dietrich Haage: Studien zur Heilkunde im „Parzival“ Wolframs von Eschenbach (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 565). Kümmerle, Göppingen 1992, ISBN 3-87452-806-5, S. 121–182 (Kommentar zu „Anfortas’ Leiden“ und „Urjans’ Heilung“), passim. Und: Bernhard D. Haage: Chirurgie nach Abû l-Qâsim im „Parzival“ Wolframs von Erschenbach. In: Clio medica. Band 19, 1984 (1986), S. 194–205.
  16. Vgl. Bernhard Haage: Wolframs „Parzival“ als Gegenstand medizinhistorischer Forschung. Eine Studie zu Wissenschaftsrezeption und Wissensverarbeitung in der Fiktionalliteratur. Medizinischen Habilitationsschrift Würzburg 1988.
  17. Vgl. auch Bernhard D. Haage: Medizinhistorische Aspekte der „Parzival“-Interpretation. In: Joerg O. Fichte, Karl H. Göller, Bernhard Schimmelpfennig (Hrsg.): Zusammenhänge, Einflüsse, Wirkungen, Kongreßakten zum ersten Symposium des Mediävistenverbandes in Thüringen, 1984. Berlin/ New York 1986, S. 130–144.
  18. Bernhard Dietrich Haage: Die Thorakozentese in Wolframs von Eschenbach 'Parzival' (X, 506, 5–19). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 2, 1984, S. 79–99.
  19. W. Edmund Farrar: Parzival’s Pericardial Punction. In: Annals of Internal Medicine. Band 92, 1980, S. 640.
  20. Bernhard D. Haage: Methodisches zur Interpretation von Urjans’ Heilung (Pz. 505,21–506,19). In: Zeitschrift für deutsche Philologie. Band 111, 1992, S. 387–392.
  21. Vgl. auch Gertrud Jaron Lewis: Das Tier und seine dichterische Funktion in Erec, Iwein, Parzival und Tristan. Bern/ Frankfurt am Main 1974 (= Kanadische Studien zur deutschen Sprache und Literatur. Band 11).
  22. Vgl. hierzu beispielsweise Bernhard Dietrich Haage: Studien zur Heilkunde im „Parzival“ Wolframs von Eschenbach. Kümmerle, Göppingen 1992 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 565), ISBN 3-87452-806-5.
  23. Bernhard D. Haage (2012/13), S. 197–203.
  24. Vgl. dazu Paul Kunitzsch: Die Planetennamen im ‘Parzival’. In: Zeitschrift für deutsche Sprache. Band 25, 1969, S. 169–174; auch in: Friedhelm Debus, Wilfried Seibicke (Hrsg.): Germanistische Linguistik 131–133 (= Reader zur Namenkunde III,2 – Toponymie). S. 987–994. Vgl. auch Hans-Wilhelm Schäfer: Die Planetennamen in Wolframs Parzival. In: Zeitschrift für deutsche Sprache. Band 21, 1965, S. 60–68.
  25. Vgl. Bernhard D. Haage: Zu „Mars oder Jupiter“ (789,5) im ‘Parzival’ Wolframs von Eschenbach. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/13, S. 189–205.
  26. Vgl. Ute Obhof: Zur Entstehung der Karlsruher Handschrift des „Rappolsteiner Parzifal“: Die Initialen. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 138 (2009), H. 3, S. 374-383, S. 374, die Ulrich von Rappoltstein als Auftraggeber angibt.
  27. Fritz Peter Knapp: Hochmittelalterliche Literaturwerkstätten? In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 144 (2015), H. 1, S. 28-27, hier S. 33. Die genauen Textstellen und den Wortlaut der Nennungen bietet Ute Obhof: Zur Entstehung der Karlsruher Handschrift des „Rappolsteiner Parzifal“: Die Initialen. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 138 (2009), H. 3, S. 374-383, hier S. 384 und zwar: Hie het der alte Parzifal vnd der nuwe ein ende ynd waz rede hie noch geschriben stat daz het Philippes Kolin gemacht (Bl. 317v) sowie anderen tihtere / der tihtete disen anevang / [...] er ist genant Clawez Wisze (Bl. 319va). Als Schreiber nennt sich ein Henselin (Bl. 320va), der seinerseits als weiteren Schreiber von Onheim nennt. Den Mitarbeiter Sampson Pine nennt Kolin, dessen Tätigkeit mit den Worten waz wir zuo rimen hant bereit / do het er unz daz tüchsch geseit (Bl. 319va) beschrieben wird. Alle Stellen- und Textangaben nach Obhof 2009, S. 384-385.
  28. Zum Epilog vgl. Sonja Emmerling: Geld und Liebe: Zum Epilog des „Rappoltsteiner Parzifal“. In: Forschungen zur deutschen Literatur des Spätmittelalters. Festschrift für Johannes Janota. Hrsg. von Horst Brunner und Werner Williams-Krapp. Tübingen: Niemeyer 2003, S. 31-49.
  29. Der Codex ist durch die Badische Landesbibliothek als Digitalisat zugänglich, vgl. https://digital.blb-karlsruhe.de/101664. Zur Handschrift vgl. Ute Obhof: Zur Entstehung der Karlsruher Handschrift des „Rappolsteiner Parzifal“: Die Initialen. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 138 (2009), H. 3, S. 374-383.
  30. Fritz Peter Knapp: Hochmittelalterliche Literaturwerkstätten? In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 144 (2015), H. 1, S. 28-27, hier S. 33.
  31. Parzifal von Claus Wisse und Philipp Colin (1331-1336). Eine Ergänzung der Dichtung Wolfram von Eschenbach. Hrsg. von Karl Schorbach. Straßburg und London 1888 (Elsässische Literaturdenkmäler aus dem XIV.-XVII. Jahrhundert V).
  32. Erstdruck: Friedrich de la Motte-Fouqué: Der Parcival, herausgegeben von Tilman Spreckelsen, Peter-Henning-Haischer, Frank Rainer Max, Ursula Rautenberg (Ausgewählte Dramen und Epen 6). Hildesheim u. a. 1997.
  33. Peter Handke: Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum Sonoren Land. Frankfurt a. M. 1989, ISBN 3-518-40151-3
  34. Adolf Muschg: Der Rote Ritter, Frankfurt a. M. 2002, ISBN 3-518-39920-9.
  35. Gegenüber der traditionellen Lesart und in Abgrenzung zu Bumkes Darstellung präsentiert Williams-Krapp eine Deutung des Romans, wonach letztlich „nicht die Gralswelt, sondern die Artuswelt die menschlichere, die eigentlich humanere“ sei und daher „für den laikalen Leser vorbildlicher ist als die obskure Gralswelt“, ebd., S. 41.