Patrice Bart-Williams

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Patrice Bart-Williams live in München 2016

Gaston Patrice Babatunde Bart-Williams (* 9. Juli 1979 in Köln) ist ein deutscher Reggae-Sänger und Songwriter. Seinem bürgerlichen Namen zieht er selbst den afrikanischen Namen Babatunde vor. Als Künstlernamen verwendet er Patrice.

Privatleben

Bart-Williams wurde als Sohn von Gaston Bart-Williams, einem Schriftsteller aus Sierra Leone, und einer Deutschen in Köln geboren.[1] Seinen zweiten afrikanischen Namen Babatunde erhielt er, weil er an dem Tag geboren wurde, an dem sein Großvater starb. Babatunde bedeutet so viel wie „die Wiedergeburt unseres geliebten Vaters“. Bart-Williams wurde von seinen Eltern als Reinkarnation des Großvaters betrachtet. Sein europäischer Name Patrice ist vom kongolesischen Freiheitshelden Patrice Lumumba inspiriert.[2]

Aufgewachsen ist er in Kerpen-Brüggen bei Köln. Sein Vater starb bei einem Fährunglück, als Patrice elf Jahre alt war.[2] Gaston Bart-Williams arbeitete zu der Zeit an einer dreiteiligen Dokumentation über Afrika: Afrikanische Wurzeln (ZDF). Bart-Williams erhielt ein Stipendium für das Internat Schule Schloss Salem am Bodensee. Als „rebellischer Einzelkämpfer“ musste er das Internat verlassen, durfte aber nach zwei Jahren wieder zurückkehren[3] und legte dort 1999 das Abitur ab. Die Musik half ihm über die schlimmsten Zeiten hinweg.[4] Patrice lebt in New York, Köln und Paris.

Musik

Patrice macht Reggae-Musik und singt teilweise auf Patois, wobei seine Musik auch Jazz-, Soul-, Funk- und Hip-Hop-Elemente enthält. Er selbst nennt seinen Stil Jump-A-Delic.[5]

Diese vielfältige Mischung liegt vor allem an seiner Sozialisation in der Kölner Hip-Hop-Szene. Dort hatte er die Möglichkeit, sich in den verschiedensten Kunstformen auszuprobieren. „Ich bin mit Hip-Hop groß geworden und habe früher alles ausprobiert. Musik, Graffiti, Freestyle, Tanzen, Djing und Skateboarden. Für mich habe ich dann Reggae und dieses Singer/Songwriter Ding entdeckt. Das hat mich wirklich fasziniert und ich habe zu Hause Gitarrespielen geübt. Dabei war es für mich immer klar auf Englisch bzw. Patois zu singen“, beschreibt Bart-Williams seinen Werdegang.[6]

Mit zwölf Jahren fing er an zu komponieren, dabei wird er bis heute hauptsächlich von Jimi Hendrix und Bob Marley beeinflusst. Er spielte schon vor seinem 18. Geburtstag in verschiedenen Bands, unter anderem auch in der BantuCrew (Brotherhood Alliance Navigating Towards Unity), mit der er Hits in den nigerianischen Charts landete. Schließlich kam er zu dem Musiklabel Yo Mama und begleitete im Jahr 1999 Lauryn Hill auf ihrer Europatournee. Sein Debütalbum Ancient Spirit, das Nachfolge-Album How Do You Call It? und das „Mini-Album“ Silly Walks Movement Meets Patrice wurden mit einigen Zugaben auch in Japan veröffentlicht. Bart-Williams war Vereinsmitglied von Brothers Keepers und singt auch selber in Liedern der Gruppe mit, wie It oder Will We Ever Know. Seine damalige Band Shashamani, unterstützte ihn nicht nur live, sondern hat auch seine ersten Alben mit eingespielt. 2005 wurde Nile veröffentlicht.

2006 veröffentlicht er Kings of the Field. Das Lied ist angelehnt an Bob Marleys Zitat („Football is Music“) und spiegelt Patrices Liebe zum Fußball wider. Zu finden ist es nur auf der CD PlayUp neben 15 weiteren Liedern über Fußball anderer Künstler. Im Herbst 2006 wurde Raw And Uncut sowohl als Live-Album wie auch als DVD veröffentlicht. Am 23. Mai 2008 hat er eine neue LP rausgebracht. Das Album und die dazugehörige Tour heißen Free-Patri-Ation! Für die Produktion des Albums konnte der Musikproduzent Commissioner Gordon gewonnen werden, der unter anderem schon für Alicia Keys und Joss Stone tätig gewesen ist.[7] Am 24. Juli 2008 lieferte Patrice das musikalische Vorprogramm für den Auftritt von Barack Obama vor der Berliner Siegessäule vor mehr als 200.000 Menschen. Im November 2008 erschien sein Song Dove of Peace, der die Politik von George W. Bush kritisiert. Im September 2010 veröffentlicht er sein fünftes Studioalbum One. Der Song Walking Alone steigt sofort in die Charts. Das Cover zum Album One gestaltet der international bekannte Künstler JR. Weiterhin arbeitet Patrice auch als erfolgreicher Produzent. In seinem Kölner Supow Studio produziert er das Album Selah Sue für die gleichnamige Künstlerin, das 2011 in Frankreich und Belgien mit Gold und Doppel-Platin ausgezeichnet wurde. Es folgen weitere Produktionen, u. a. das gerade erschienene Album Landing On a Hundred von Cody ChesnuTT. Das Album The Rising of the Son erschien Ende August 2013. Darauf ist Patrice stark zu seinen Reggae-Wurzeln zurückgekehrt. „Reggae ist […] auch die Musik, die ich am meisten fühle. Das muss nicht komplett authentischer Reggae sein, sondern davon beeinflusste Töne. […] Ich habe versucht, eine sehr coole Art von Reggae zu produzieren. Im Sinne von coolen, neuen Sounds und einem neuen Style“, sagte Patrice in einem Interview.[8] Feature auf The Rising of the Son sind Busy Signal, Selah Sue, Cody ChesnuTT und Ikaya.

Im Juli 2016 veröffentlicht Patrice seine neue Single Burning Bridges. Produziert von den französischen Picard Brothers, die u. a. für die aktuelle Major-Lazer-Single verantwortlich sind, und geschrieben in Co-Autorenschaft mit Diplo (Major Lazer, Madonna, Beyonce) und der Sängerin MO[9], ist Burning Bridges die erste Single des neuen Albums Life's Blood.

Patrice ist bei dem französischen Label Because Music unter Vertrag. In Deutschland, Österreich und Schweiz veröffentlicht er seine Musik über sein eigenes Label Supow Music.

Diskografie

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[10]
Ancient Spirit
  DE 84 12.06.2000 (1 Wo.)
How Do You Call It?
  DE 22 04.11.2002 (5 Wo.)
  CH 69 03.11.2002 (3 Wo.)
Nile
  DE 4 09.05.2005 (13 Wo.)
  AT 5 08.05.2005 (18 Wo.)
  CH 12 08.05.2005 (17 Wo.)
Raw & Uncut - Live in Paris
  CH 79 05.11.2006 (1 Wo.)
Free-Patri-Ation
  DE 12 06.06.2008 (8 Wo.)
  AT 20 06.06.2008 (13 Wo.)
  CH 15 08.06.2008 (7 Wo.)
One
  DE 22 24.09.2010 (3 Wo.)
  AT 58 24.09.2010 (1 Wo.)
  CH 54 26.09.2010 (2 Wo.)
The Rising of the Son
  DE 11 13.09.2013 (2 Wo.)
  AT 38 13.09.2013 (1 Wo.)
  CH 9 15.09.2013 (2 Wo.)
Life’s Blood
  DE 48 07.10.2016 (1 Wo.)
  CH 47 09.10.2016 (1 Wo.)
Singles[10]
Up in My Room
  DE 99 21.10.2002 (1 Wo.)
Soulstorm
  DE 65 04.04.2005 (9 Wo.)
  AT 60 17.04.2005 (6 Wo.)
Clouds
  DE 64 23.05.2008 (4 Wo.)
  AT 75 09.05.2008 (1 Wo.)
Another One
  DE 83 29.08.2008 (2 Wo.)
  AT 68 29.08.2008 (1 Wo.)
Walking Alone
  DE 70 10.09.2010 (4 Wo.)

Alben

  • 2000: Ancient Spirit
  • 2001: Ancient Spirit/The Second Coming
  • 2002: How Do You Call It?
  • 2003: Silly Walks Movement Meets Patrice
  • 2005: Nile
  • 2006: Raw & Uncut – Live in Paris (Live-Album)
  • 2008: Free-Patri-Ation
  • 2010: One
  • 2013: The Rising of the Son
  • 2016: Life’s Blood    

Singles und EPs

  • Lions (EP, 1998)
  • Everyday Good (2000)
  • You Always You (2000)
  • Up in My Room (2002)
  • Sunshine (2003)
  • Music (2003)
  • Moonrise (Silly Walks Movement Meets Patrice; 2003)
  • Truly Majestic (Silly Walks Movement Meets Patrice; 2004)
  • Soul Storm (2005)
  • Done (2005)
  • Don’t Cry (2006)
  • Clouds (2008)
  • Another One (2008)
  • Dove of Peace (2008)
  • Appreci Luv (2009)
  • Walking Alone (2010)
  • Ain’t Got No (I Got Life) (2010)
  • Nothing Better (2011)
  • Alive (2013)
  • Cry, Cry, Cry (2013)
  • Faces (feat. Selah Sue) (2014)
  • Boxes (2014)
  • Every Second (2014)   
  • Do They Know It’s Christmas? (Deutsche Version) (2014) (mit Band Aid 30 Germany)
  • So She Say (Silly Walk Discotheque – Smile Jamaica; 2016)
  • Burning Bridges (2016)

Videoalben

  • Raw & Uncut (Live-DVD, 2006)

Weblinks

Commons: Patrice Bart-Williams – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Marcus Bäcker: Noch ein Weltstar aus Kerpen. In: DIE WELT. 30. November 2002 (welt.de [abgerufen am 18. März 2022]).
  2. a b Thomas Mader: Patrice, ein Grenzgänger der Musik, in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 19. September 2010
  3. Reggae-Sänger Patrice: Der Rebell von Schloss Salem, in: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 10. September 2010
  4. Vgl. Unsere Geschichte – Meine Kindheit auf dem Schloss. Gesellschafts-Dokumentarfilm von Achim Scheunert (Autor), Carola Meyer (Redaktion) und Achim Scheunert (Regie) im Auftrag des NDR. Deutsche Erstausstrahlung am 22. Oktober 2012
  5. beni-mike: Fetsum. In: rap.de. 23. August 2005, abgerufen am 18. März 2022 (deutsch).
  6. musik-base.de: Patrice im Interview
  7. musik-base.de: Neues Album
  8. reggae-interviews.de: Patrice im Interview (Memento des Originals vom 1. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reggae-interviews.de
  9. drlima.net: Hört die neue Single von Patrice – „Burning Bridges“
  10. a b Chartquellen: DE AT CH