Paul Laufer

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Paul Laufer (* 1. Januar 1904 in Striegau, Schlesien; † 11. Juni 1969 in Berlin) war ein deutscher Parteifunktionär und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. In der DDR war er Abteilungsleiter im Ministerium für Staatssicherheit (MfS).

Leben

Noch während seiner Ausbildung als Former wurde Laufer Mitglied der SAJ und 1921 auch der SPD. Sein Widerstand gegen „reformistische“ Tendenzen in der SPD brachte ihn 1927 in Kontakt mit der KPD, deren verdecktes Mitglied er wurde. Für die „Abwehrarbeit“ der KPD war er in der SPD unter dem Decknamen „Stabil“ tätig. 1935 war er Mitglied der illegalen Bezirksleitung der SPD in Berlin. Der Volksgerichtshof verurteilte ihn 1936 zu drei Jahren Zuchthaus, die er in Brandenburg und Waldheim verbrachte. 1944 setzte ihn die Wehrmacht im Strafbataillon 999 ein. Er kam in Jugoslawien in Kriegsgefangenschaft und war nach seiner Entlassung bei den Partisanen und in der Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee. Anschließend kämpfte er in der jugoslawischen Volksarmee.

Als er im Oktober 1945 nach Berlin zurückkam, ging er im Einvernehmen mit der KPD zunächst wieder zur SPD. Die Partei setzte ihn beim Wiederaufbau ihrer geheimen Apparate im Personalwesen ein. 1945/1946 arbeitete er zunächst in der „Pressestelle“ des Berliner Polizeipräsidiums, von 1946 an im Referat „Untersuchungen und Schiedsgerichte“ der KPD-Zentrale. Mit der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED im April 1946 wurde er SED-Mitglied. Im Jahr 1947 wurde er Hauptreferent des neugebildeten „Abwehrreferates“ der Abteilung Personalpolitik beim Zentralsekretariat der SED unter Bruno Haid. 1949 wechselte er in die Zentrale Parteikontrollkommission (ZPKK), wo er Kader der SED zu prüfen hatte. Nach dem Besuch der Parteihochschule „Karl Marx“ 1954/55 kam er am 28. Januar 1955 als Major und Leiter der Abteilung II in die Hauptverwaltung Aufklärung des MfS, die für die Bearbeitung von SPD und DGB zuständig war. Paul Laufer war der Führungsoffizier von Günter und Christel Guillaume. Zu diesem Zeitpunkt hatte er allerdings ausweislich der Akten des MfS schon erhebliche Probleme, die zu seiner Pensionierung führten.

Zu seiner Pensionierung 1969 als Oberst des MfS überreichte ihm Markus Wolf den Kampforden „Für Verdienste um Volk und Vaterland“ in Gold.

Laufer lebte bis 1954 in Lebensgemeinschaft mit der Medizinerin Hildegard Cahn-Lohner (1909–1954)[1] zusammen, heiratete am 12. Mai 1955 die DFD-Funktionärin Elli Bergner und war Vater von drei Kindern. Laufer starb im Alter von 65 Jahren und wurde auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt.[2]

Literatur

  • Anonym: Deckname Stabil. Stationen aus dem Leben und Wirken des Kommunisten und Tschekisten Paul Laufer. Offizin Andersen-Nexö, Leipzig 1988.
  • Michael Kubina: In einer solchen Form, die nicht erkennen läßt, worum es sich handelt... Zu den Anfängen der parteieigenen Geheim- und Sicherheitsapparate der KPD/SED nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 3/96, 340ff.
  • Hubertus Knabe: West-Arbeit des MfS. Das Zusammenspiel von „Aufklärung“ und „Abwehr“. Christoph Links Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-86153-182-8, S. 62.
  • Michael Kubina: Von Utopie, Widerstand und kaltem Krieg. Das unzeitgemäße Leben des Berliner Rätekommunisten Alfred Weiland (1906 – 1978). Lit Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-8258-5361-6, S. 166 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Michael F. Scholz: Skandinavische Erfahrungen erwünscht?. Nachexil und Remigration. Die ehemaligen KPD-Emigranten in Skandinavien und ihr weiteres Schicksal in der SBZ/DDR. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07651-4, S. 153.
  • Hans-Joachim Fieber (Hrsg.): Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Band 12, Zweiter Ergänzungsband: K bis Z. Trafo, Berlin 2005, ISBN 3-89626-355-2, S. 101.
  • Jens GiesekeLaufer, Paul. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

Einzelnachweise

  1. Joachim Hoffmann: Berlin-Friedrichsfelde. Ein deutscher Nationalfriedhof. Das Neue Berlin, Berlin 2001, ISBN 3-360-00959-2, S. 192.
  2. Grabstein auf dem Friedhof Friedrichsfelde bei www.billiongraves.com (abgerufen am 17. Dezember 2018).