Perry Anderson (Historiker)

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Perry Anderson, 2012

Perry Anderson (* 11. September 1938 in London) ist ein britischer Historiker.

Leben

Anderson ist Professor für Geschichte und Soziologie an der University of California in Los Angeles. Als politischer Essayist veröffentlicht er regelmäßig in der London Review of Books und in der New Left Review, deren Herausgeber er lange Jahre war (1962–1982 und 2000–2003). Im akademischen Jahr 1997/1998 war Anderson Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.[1]

Anderson war in den 1960er und 1970er Jahren einer der wichtigsten Protagonisten der intellektuellen Neuen Linken in Großbritannien. Insbesondere sein Buch Considerations on Western Marxism (1976) entfaltete auch über die Grenzen der angelsächsischen Welt hinaus eine relativ große Wirkung.[2] Anderson prägte darin den Begriff „Westlicher Marxismus“, der ihm zufolge mit Lukacs, Korsch und Gramsci ab den 1920er Jahren entstand. Neben diesen Denkern ordnet er vor allem die Hauptvertreter der Frankfurter Schule dieser Strömung des Marxismus zu. Für Anderson ist der westliche Marxismus u. a. durch das Merkmal der strukturellen Trennung von der politischen Praxis geprägt. Er habe Marx’ eigene Entwicklung in entgegengesetzter Richtung beschritten. Marx habe sich in seiner Entwicklung von der Philosophie weg- und zu Politik und Ökonomie hinbewegt, der westliche Marxismus hingegen sei von Ökonomie und Politik immer mehr auf das Terrain der Philosophie zurückgekommen.

Seit 2005 ist Anderson Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Schriften (Auswahl)

  • Passages from Antiquity to Feudalism. New Left Books, London 1974, ISBN 0-902308-70-X.
    • Von der Antike zum Feudalismus: Spuren der Übergangsgesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-518-10922-7.
  • Lineages of the Absolutist State. New Left Books, London 1974, ISBN 0-902308-16-5. Dt. Übersetzung: Die Entstehung des absolutistischen Staates. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-518-10950-2.
  • Considerations on Western Marxism. New Left Books, London 1976.
    • Über den westlichen Marxismus. Syndikat, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-8108-0074-0.
  • Arguments within English Marxism. Verso, London 1980, ISBN 0-86091-030-X.
  • In the Tracks of Historical Materialism. Verso, London 1983, ISBN 0-86091-076-8.
  • Zum Ende der Geschichte. Rotbuch, Berlin 1993, ISBN 3-88022-792-6.
  • Nach Atatürk. Die Türken, ihr Staat und Europa. Übersetzung Joachim Kalka. Berenberg, Berlin 2009, ISBN 978-3-937834-31-3.
  • Eine verspätete Begegnung. Geschichte meines Vaters in China 1914-1941. Berenberg, Berlin 2010, ISBN 978-3-937834-38-2.
  • The New Old World. Verso, London 2009, ISBN 978-1-84467-312-4.
  • The Indian Ideology. Three Essays Collective, Gurgaon 2012, ISBN 978-81-88789-90-0.
    • Die indische Ideologie. Essays. Übersetzung Joachim Kalka. Berenberg, Berlin 2014, ISBN 978-3-937834-70-2.
  • American Foreign Policy and Its Thinkers. Verso, London 2015, ISBN 978-1-78168-667-6.
  • Das italienische Desaster. Übersetzung Joachim Kalka. suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-07440-4.[3]
  • The H-Word. The Peripeteia of Hegemony. Verso, London 2017, ISBN 978-1-786633-68-2.
    • Hegemonie. Konjunkturen eines Begriffs. Übersetzung Frank Jakubzik. suhrkamp, Berlin 2018, ISBN 978-3-518-12724-7.
  • The Antinomies of Antonio Gramsci. Verso, London 2018 (zuerst 1976), ISBN 978-1-7866-3372-9.

Literatur

  • Paul Blackledge: Perry Anderson, Marxism and the New Left. Merlin Press 2004.
  • Gregory Elliott: Perry Anderson. The Merciless Laboratory of History. University of Minnesota Press 1999.
  • Jan Hoff: Marx global. Zur Entwicklung des internationalen Marx-Diskurses seit 1965. Akademie Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-05-004611-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Perry Anderson, Website des Wissenschaftskollegs zu Berlin, abgerufen am 31. Juli 2016.
  2. Zur Wirkungsgeschichte Andersons vgl. Jan Hoff: Marx global. Zur Entwicklung des internationalen Marx-Diskurses seit 1965. Akademie Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-05-004611-2.
  3. Jürgen Kaube: Der Fiebertraum, der die Demokratie aushöhlt, in: FAZ, 28. November 2015, S. L13