Peter Sellers

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Peter Sellers (1973)

Peter Sellers, CBE (* 8. September 1925 als Richard Henry Sellers in Portsmouth; † 24. Juli 1980 in London), war ein britischer Komiker und Filmschauspieler. Der Spezialist für Auftritte in den unterschiedlichsten Rollen und Verkleidungen wurde spätestens als trotteliger Inspektor Clouseau in der Filmreihe Der rosarote Panther bekannt. Dessen charakteristische deutsche Synchronstimme stammte von Georg Thomalla.

Leben

Richard Henry Sellers kam 1925 als einziges Kind des Pianisten William Sellers und seiner jüdischen Ehefrau Agnes „Peg“ Marks zur Welt. Seine Mutter, die als Entertainerin mit den Ray Sisters auftrat, war eine Urenkelin des bekannten britischen Boxers Daniel Mendoza (1764–1836).[1] Sellers begleitete seine Eltern in den ersten sechs Lebensjahren auf ihren Tourneen, ehe er die römisch-katholische Schule St Aloysius College in Highgate besuchte.[2] Er beendete seine Schulausbildung bereits im Alter von 14 Jahren, um sich seinen Lebensunterhalt mit verschiedenen Aushilfsjobs hinter der Theaterbühne und später auch als Schlagzeuger einer Tanzkapelle zu verdienen. Gegen den Willen seiner Mutter folgte er der Einberufung durch die Royal Air Force zu Einsätzen im Zweiten Weltkrieg. Bis 1947 spielte er den Truppenunterhalter in verschiedenen Teilen Indiens und Südostasiens.[1]

Zurück in der Heimat fiel dem BBC-Produzenten Roy Speer Sellers' Talent als Stimmenimitator auf. Speer verschaffte ihm einen Auftritt in einer Comedy-Show,[1] daraufhin kam Sellers zu Engagements in verschiedenen Radiosendungen. Bekanntheit brachte ihm vor allem sein Mitwirken in der BBC-Radioproduktion The Goon Show ein, bei der er einmal pro Woche zusammen mit Spike Milligan und Harry Secombe live auftrat. Sellers übernahm in diesen Shows, die zwischen 1951 und 1960 vom BBC Home Service gesendet wurden, mindestens fünf verschiedene Sprechrollen. Die „Goons“ griffen mit surrealem Humor bizarre Figuren auf, die durch das Nachkriegs-Großbritannien reisten und dabei mit bürokratischem Nonsens, imperialen Illusionen oder im Niedergang begriffenen Figuren aus dem Establishment konfrontiert wurden.[3]

Parallel zu seiner Arbeit im Radio trat Sellers ab Beginn der 1950er Jahre regelmäßig in britischen Spielfilmen auf. 1955 war er in einer Nebenrolle der preisgekrönten Kriminalgroteske Ladykillers an der Seite von Alec Guinness zu sehen. 1957/58 drehte er zusammen mit Richard Lester den komödiantischen Film The Running Jumping & Standing Still Film, in dem sie auch die beiden Hauptrollen übernahmen: Sellers die des Fotografen und Lester die des Malers. Der handlungsarme, elfminütige Kurzfilm brachte Sellers 1959 einen Preis auf dem San Francisco International Film Festival sowie eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Kurzfilm ein. Bald darauf hatte Sellers mit John Boultings Spielfilm Junger Mann aus gutem Hause seinen internationalen Durchbruch als Filmschauspieler. In der zeitgenössischen Sozialkomödie erschien er als kommunistischer Arbeitnehmervertreter, was ihm 1960 den British Film Academy Award als bester britischer Darsteller einbrachte. Anknüpfen konnte Sellers an diesen Erfolg mit Stanley Kubricks groteskem Antikriegsfilm Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben, in dem er neben einem verrückten Wissenschaftler zwei weitere Figuren verkörperte. Der Film brachte ihm 1965 seine erste Nominierung für einen Oscar als bester Hauptdarsteller ein. Zu weltweiter Bekanntheit verhalf ihm dann die Rolle des unfähigen bis trotteligen Inspektor Clouseau in Blake Edwards’ Serie Der rosarote Panther, die er in sechs Filmen zwischen 1963 und 1982 interpretierte. Die Rolle war ursprünglich Peter Ustinov zugedacht, der jedoch abgelehnt hatte. In Edwards fand Sellers seinen kongenialen Partner und Freund für eine Reihe weiterer Komödien.

Sellers gehörte zu den bestbezahlten Schauspielern seiner Zeit und wurde von der britischen Presse häufig als der größte englische Komiker seit Charlie Chaplin betitelt.[2] Allerdings trat er in Ermangelung weiterer Angebote und nicht zuletzt aus finanziellem Interesse auch in Produktionen auf, die seinem Talent oder seinen Vorstellungen weniger entsprachen (z. B. in verschiedenen Rollen in Werbespots der Barclays Bank). Zu seiner populärsten Rolle als Inspektor Clouseau entwickelte Sellers daher eine regelrechte Hassliebe. Durch jeden weiteren Auftritt war er stärker auf diese komische Figur festgelegt, auf der anderen Seite konnte er sie dann aber auch als „Comeback“ nutzen.

Auf die Frage, wie es ihm denn möglich sei, so viele unterschiedliche Figuren darzustellen, gab der Schauspieler die ironische Antwort, er habe sich seine Identität operativ entfernen lassen. Unter diesem Blickwinkel sollte auch sein Auftritt bei der Muppet Show gesehen werden, bei dem der Gaststar normalerweise bei einem „privaten Moment“ mit einer der Muppets-Figuren in der Garderobe gezeigt wird; Sellers jedoch trat als eine Art durchgedrehter „Wikinger-Pirat-Landstreicher“ auf mit der Begründung, er selbst wäre doch wohl allzu langweilig. Diese Darbietung brachte ihm eine Nominierung für den US-amerikanischen Fernsehpreis Emmy ein. Einen weiteren Kritikererfolg verbuchte Sellers mit der Darstellung eines geistig zurückgebliebenen Gärtners in Hal Ashbys Spielfilm Willkommen Mr. Chance (1979), die ihm u. a. einen Golden Globe als bester Komödiendarsteller und eine weitere Oscar-Nominierung einbrachte. Der Titelheld, der das Anwesen seines Dienstherrn nie verlassen hat und die Welt nur von Fernsehsendungen kennt, kann über seine Freundschaft zu einem sterbenskranken Industriellen (gespielt von Melvyn Douglas) Einfluss auf die amerikanische und internationale Politik nehmen. Der zeitgenössischen Kritik der Neuen Zürcher Zeitung zufolge hätte Willkommen Mr. Chance den Grundstein „für einen Neubeginn jenseits der grellen Komik“ legen können, doch Sellers starb kurze Zeit später.[2]

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Grabstätte von Peter Sellers

Er war viermal verheiratet; mit Anne Hayes (1951–1961), Britt Ekland (1964–1968), Miranda Quarry (1970–1974) und Lynne Frederick (1977–1980). Aus den Ehen gingen drei Kinder hervor: Michael Sellers (1954–2006), Sarah Sellers (* 1957) und Victoria Sellers (* 1965).

Peter Sellers starb am 24. Juli 1980 an den Folgen eines Herzinfarkts. In den letzten 15 Jahren seines Lebens hatte er unter einer Herzkrankheit gelitten,[1] 1977 war ihm ein Schrittmacher eingesetzt worden. Er hinterließ ein Vermögen von umgerechnet etwa 10 Millionen Euro.[2] Seine letzte Ruhestätte fand Peter Sellers im Garten des Golders Green Crematorium in London.[4]

Der Film The Life and Death of Peter Sellers mit Geoffrey Rush in der Hauptrolle beleuchtet die Hintergründe seines Lebens und Wirkens.

Peter Sellers wurde 1966 zum Commander of the British Empire (CBE) ernannt. Er war Mitglied im Bund der Freimaurer, seine Loge (Chelsea Lodge No. 3098) ist in London ansässig.[5][6]

Schauspielerisches und komödiantisches Profil

Seine Wandlungsfähigkeit, sein stetes Konservieren von Würde und Haltung auch in komischen oder gar peinlichen Lagen mit seiner überspielenden oder eingefrorenen Mimik machte seine künstlerische „Handschrift“ aus.

Sellers konnte zwischen verschiedenen Akzenten hin und her wechseln, etwa zwischen Upperclass-Englisch, amerikanischem Englisch, deutschem Akzent und anderen, was ihm beispielsweise in Dr. Seltsam erlaubte, gleich in drei Hauptrollen aufzutreten. Verschiedene Dialekte konnte auch Georg Thomalla in der deutschen Synchronisation umsetzen.

Roger Field, als Kind ein Nachbar von Peter Sellers, soll ihn 1975 gefragt haben, ob er lieber Drama oder Komödie spielen würde. Sellers soll „Komödie!“ geantwortet haben.

Sellers hegte große Sympathien für die „Nonsens-Schule“ (nonsense school), jene Art von Komik, die er selbst in der Goon Show praktizierte und die ihm, wie er sagte, die glücklichste Zeit seines Lebens beschert habe. Versuche, dies als Drehbuchautor und Regisseur auf den Film zu übertragen (Das boshafte Spiel des Dr. Fu Man Chu, 1980), schlugen jedoch fehl.[1] Sellers bekannte später, mit den Goons habe man versucht, ernsthafte Ideen oder überhaupt Ideen aufzugreifen und in eine „unlogische Folgerung“ zu setzen.[3]

In Sellers’ legendärer Lust an Verkleidungen, die dabei nie perfekt, sondern fadenscheinig sein sollen, sieht der Filmwissenschaftler Johannes Binotto das ganz eigene Profil seiner Komik: „In der Fähigkeit, die Verkleidung auf Distanz und das eigene Spiel in einer Art Schwebezustand zu halten, besteht die einmalige Brillanz Sellers [sic!]. Wo Komiker wie Chaplin oder Keaton ihre Figuren ganz und gar verkörpern, ist Sellers einer, der es schafft, immer mehrere Rollen zugleich zu spielen, der sich laufend häutet und wieder neu verpuppt und dabei diesen Prozess der Transformation niemals versteckt, sondern gerade in seiner Künstlichkeit ausstellt.“[7]

Filmografie (Auswahl)

Diskografie

Alben

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[9]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
UK UK
1959 The Best of Sellers UK3
(47 Wo.)UK
Songs for Swingin’ Sellers UK3
(34 Wo.)UK
1960 Peter and Sophia UK5
(18 Wo.)UK
1963 Fool Britannia UK10
(10 Wo.)UK
1964 How to Win an Election UK20
(2 Wo.)UK

EPs

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[9]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
UK UK
1993 A Hard Day’s Night
UK52
(2 Wo.)UK

Singles

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[9]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
UK UK
1957 Any Old Iron
UK17
(11 Wo.)UK
1960 Goodness Gracious Me
Peter and Sophia
UK4
(14 Wo.)UK
mit Sophia Loren
aufgenommen 1960 in den Abbey Road Studios
1961 Bangers and Mash
Peter and Sophia
UK22
(5 Wo.)UK
mit Sophia Loren
1965 A Hard Day’s Night
UK14
(7 Wo.)UK

Auszeichnungen

Nominierungen (Auswahl)

  • 1960: Oscar als bester Kurzfilm für The Running Jumping & Standing Still Film
  • 1963: Golden Globe als bester Nebendarsteller für Lolita
  • 1963: British Academy Film Award (Bester britischer Darsteller) für Lieben kann man nur zu zweit
  • 1965: Golden Globe (Bester Hauptdarsteller – Musical/Komödie) für Der rosarote Panther
  • 1965: Oscar als bester Hauptdarsteller für Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben
  • 1965: British Film Academy Award für Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben und für Der rosarote Panther (jeweils in der Kategorie Bester britischer Darsteller)
  • 1970: 3. Platz bei den Laurel Awards (Beste komödiantische Darstellung) für Laß mich küssen deinen Schmetterling
  • 1976: Golden Globe (Bester Hauptdarsteller – Musical/Komödie) für Der rosarote Panther kehrt zurück
  • 1977: Golden Globe (Bester Hauptdarsteller – Musical/Komödie) für Inspektor Clouseau, der „beste“ Mann bei Interpol
  • 1978: Emmy (Bester Nebendarsteller in einem Varieté- oder Musikprogramm) für die Muppet Show
  • 1980: Oscar als bester Hauptdarsteller für Willkommen Mr. Chance
  • 1981: British Academy Film Award für den besten Hauptdarsteller für Willkommen Mr. Chance

Weblinks

Commons: Peter Sellers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Spike Milligan: Sellers, Peter [real name Richard Henry Sellers] (1925–1980), comedian. In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X (oxforddnb.com Lizenz erforderlich), Stand: Januar 2011
  2. a b c d Peter Sellers, Internationales Biographisches Archiv 39/1980 vom 15. September 1980, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. a b Dennis Barker: Goons. In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press, 2004 (Online-Version; abgerufen am 23. Juli 2011).
  4. knerger.de: Das Grab von Peter Sellers
  5. Famous Freemasons Peter Sellers, Homepage: Grand Lodge of British Columbia and Yukon (Abgerufen am 14. Dezember 2012)
  6. Famous Masons. Pinal Lodge No. 30, archiviert vom Original am 24. Dezember 2011; abgerufen am 16. Oktober 2013 (englisch).
  7. Die Maske hinter der Maske: Zur Komik von Peter Sellers. In: Johannes Binotto / / / Schnittstellen. 1. Dezember 2016, abgerufen am 8. Januar 2019 (deutsch).
  8. Dieser Film wurde zwei Jahre nach Sellers’ Tod unter Verwendung von vorhandenem Filmmaterial erstellt.
  9. a b c Chartquellen: UK