Pfarre St. Medardus (Nörvenich)

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Die Pfarre St. Medardus bestand bis zur Fusion der ehemaligen Pfarreien St. Medardus, St. Gertrud, St. Heribert, St. Mariä Heimsuchung, St. Martinus und St. Viktor zur Pfarrei St. Josef. Die Kirche St. Medardus in Nörvenich ist Pfarrkirche der Großpfarre.

Geschichte

Im Jahre 1177 wurde die Pfarre erstmals urkundlich erwähnt.[1] Es muss schon viel früher eine Pfarre gegeben haben, denn das Patrozinium stammt aus der fränkischen Zeit. Im liber valoris ist die Pfarre um 1300 genannt. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gehörten 31 Häuser des Dorfes zur Pfarre Hochkirchen. Nach dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen am 4. Oktober 1794 gehörte die Pfarre nicht mehr zum Erzbistum Köln, sondern zum neugebildeten Bistum Aachen, welches 1821 wieder aufgelöst wurde. Die Neugründung erfolgte erst 1930.

Pfarrer, Priester

Priester im 14. bis 15. Jahrhundert

Auf den ersten Seiten des Bruderschaftsbuches werden Priester genannt, für die eine Zeitangabe nicht möglich ist.

  • Johan von Collern, Kaplan
  • Bartholomäus Horn von Kerpen, Pastor
  • Heinrich Eicklinghoven, Pastor
  • Tilman Goeps von Elsig, Regent
  • Johan Hardtfuist, Pastor
  • Peter, Altarist
  • Michael, Vikar
  • Peter Koßeler, Vikar

Bei den vorstehend als Kaplan, Regent, Altarist und Vikar bezeichneten Personen dürfte es sich um Geistliche handeln, die von einem Pastor angestellt und besoldet wurden, der sein Amt nicht in Nörvenich ausübte, sondern nur die Einkünfte der Pfarre genoss.

Aus anderen Quellen wurden ermittelt:

  • 1386 Johan Schoif
  • 1467 Wynand Schoenhaltz
  • 1486 Johan Urfenk
  • ? Bartholomäus von Kerpen
  • ? Heinrich Eicklinghoven
  • ? Johann Hartfuist

Pfarrer ab dem 16. Jahrhundert

  • Johann Echtius (* in Echtz; † 5. Oktober 1597 in Nörvenich), Pfarrer von 1588 bis 1597
  • Christian Echtius (* in Echtz; † 2. Februar 1604 in Nörvenich), Pfarrer von 1597 bis 1604 (Bruder von Johann Echtius)
  • Henricus Foller (* in Merzenich; † 1694 in Nörvenich), Pfarrer von 1604 bis 1646
  • Conradus Flocken (* 1622 in Hasselsweiler; † 27. August 1694 in Nörvenich). Flocken wurde als Sohn der vermutlich wohlhabenden Eltern Abel Flocken und Christina Habrix geboren. Der Vater wird 1631 im Visitationsbericht unter den Geschworenen aufgeführt, was auf ein großes Vermögen schließen lässt. 1646 kam er als Nachfolger von Pastor Henricus Foller nach Nörvenich. Die dortige Pfarre fand er nach dem Dreißigjährigen Krieg in einem fürchterlichen Zustand vor. Die Pfarräcker und auch die anderen Felder waren nicht bestellt, manche Dörfer seit mehr als fünf Jahren unbewohnt. Flocken bekam noch nicht einmal den ihm zustehenden Zehnten. Zwischen 1647 und 1653 bestellte er selbst die Felder in Nörvenich, Rath und Dorweiler. Dann begann er, den Neubau der Nörvenicher Pfarrkirche zu planen. Mit Spenden, Hand- und Spanndiensten der Einwohner und hohen eigenen Finanzmitteln ließ er nicht nur das Kirchengebäude errichten, sondern richtete die Kirche auch ein. Die Kirchenbänke sind heute noch in Gebrauch. Die Kirche wurde am 5. Oktober 1664 konsekriert. In Köln bekam der Pastor eine Reliquie des Pfarrpatrons Medardus. 1668 reiste er zum Kloster Arnstein, um dort eine Sebastianus- und eine Fabianusreliquie zu beschaffen. Dazu ließ er kostbare sakrale Gegenstände fertigen. Außerdem stiftete er die Altäre.[2] Flocken war 45 Jahre lang auch Dechant der Christianität Bergheim. Sein Nachfolger wurde sein Neffe Hermannus Isenkraedt. Auf Grund der Verdienste von Conradus Flocken wurde in Nörvenich eine Straße nach ihm benannt, die Dechant-Flocken-Straße.
  • Hermannus Isenkraedt (* 1647 in Hasselsweiler; † 27. Dezember 1735 in Nörvenich)[3] Isenkraedt war Nachfolger seines Onkels Conradus Flocken. Er wirkte in Nörvenich als Pastor von 1694 bis 1735. Hermannus Isenkraedt war Sohn von Conradus Isichrodt und Adelheide Flocken, die Halfen auf Gut Isenkroidt bei Hasselsweiler waren, woher sich auch sein Familienname ableitet. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1672 kam er als Vicecuratus an die Nörvenicher Filialkirche, die Kapelle St. Nikolaus in Rath. Nach dem Tode seines Onkels wurde er Pfarrer an St. Medardus. Er setzte das Werk seines Onkels, nämlich die Einrichtung des Kirchengebäudes weiter fort.
  • Walram Müller (* 25. Mai 1706 in Flamersheim; † 19. Dezember 1759 in Nörvenich), Pfarrer vom 1. September 1735 bis 19. Dezember 1759, Priesterweihe 19. Mai 1735
  • Johannes Petrus Adenaw (* 22. April 1722 in Broich; † 16. August 1790 in Nörvenich), Pfarrer vom 2. Februar 1760 bis 1790, Priesterweihe 12. Juni 1750
  • Johann Wilhelm Tillmann (* 23. Januar 1767; † 3. November 1804 in Nörvenich), Pfarrer von 1790 bis 1857, Priesterweihe 7. Februar 1790. Die Eltern betrieben in Düren das Gasthaus „Zur Eule“. Er war der Bruder von Franz Wilhelm Tillmann.
  • Franz Wilhelm Tillmann (* 11. Februar 1772; † 17. Januar 1857 in Nörvenich), Vikar seit 30. Mai 1795, Pfarrer von 1804 bis 1857. Priesterweihe 6. September 1795. Die Eltern betrieben in Düren das Gasthaus „Zur Eule“. Er war der Bruder von Johann Wilhelm Tillmann. 1826 oder 1845 zum Dechant ernannt
  • Theodor Ignatz Lempertz (* 16. Juli 1806 in Wahn; † 25. Juli 1876 in Nörvenich), Pfarrer vom 26. Februar 1857 bis 1876, Priesterweihe 12. April 1831
  • Joseph Wertz (* 18. November 1823 in Köln; † 15. Juli 1891 in Nörvenich), Vikar seit 20. November 1868, Pfarrer vom 11. Januar 1889 bis 1891, Priesterweihe 29. August 1847
  • Johann Joseph Cillis (* 28. Dezember 1832 in Bonn; † 26. Dezember 1887 in Nörvenich), Pfarrer vom 2. Februar 1887 bis 26. Februar 1887, Priesterweihe 1. September 1857
  • Franz Zilken, Pfarrer von 1887 bis 1890
  • Johann Wilhelm Guth (* 3. Mai 1823 in Füssenich; † 2. März 1915 in Nörvenich), Pfarrer vom 14. September 1891 bis 1910, Priesterweihe 8. September 1848
  • Peter Josef Linzbach (* 11. Februar 1877 in Lengsdorf bei Bonn; † 1. Juli 1952 ebenda) war ein römisch-katholischer Priester. Seine Eltern waren Heinrich Linzbach und Christine Zimmermann. Nach dem Besuch der Volksschule wechselte er zum humanistischen Beethoven-Gymnasium in Bonn. Anschließend studierte er Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und am Priesterseminar in Köln. Am 15. März 1902 wurde er im Kölner Dom durch Erzbischof Hubert Theophil Simar zum Priester geweiht. Seine erste Dienststelle war Kaplan in Glessen bei Bergheim. Danach wurde er nach Süchteln bei Viersen und Kohlscheid bei Herzogenrath versetzt. Da Pfarrer Guth in Nörvenich verstorben war, wurde Linzbach 1910 als Pfarrer nach Nörvenich berufen. Am 15. Mai 1948 ging er in den Ruhestand und zog in seinen Heimatort Lengsdorf um. Kurz vor seinem Tod konnte er dort am 15. März 1952 sein goldenes Priesterjubiläum feiern. Die Nörvenicher Pfarrkirche wurde unter Leitung von Pfarrer Linzbach ausgemalt, erhielt bunte Glasfenster, die Chorbühne und eine elektrische Beleuchtung. Sowohl nach dem Ersten Weltkrieg als auch nach dem Zweiten Weltkrieg musste er neue Kirchenglocken beschaffen. Die Marienstraße in Nörvenich wurde durch Ratsbeschluss vom 2. Mai 1973 in Pfarrer-Linzbach-Straße umbenannt.[4]
  • Julius Völl (* 8. Januar 1904 in Mützenich; † 1. Mai 1973 in Brandenberg), Pfarrer vom 15. Mai 1948 bis 1. Mai 1973, Priesterweihe 12. März 1930 in Köln, Dechant ab 12. Oktober 1957, ab Mai 1973 Subsidiar in Brandenberg
  • Matthias Sieger (* 21. März 1933 in Düren; † 25. Januar 2005 in Nörvenich), Pfarrer vom 29. Juli 1973 bis 1996, Priesterweihe 29. März 1963 in Aachen, ab 1996 Subsidiar in Müddersheim
  • Franz-Josef Lausberg, Pfarrer von 1996 bis 1997
  • Alfred Bergrath, Pfarradministrator von 1997 bis 1998
  • Josef Kahlert, Pfarradministrator von 1998 bis 2000
  • Hans-Otto von Dannwitz, Pfarrer von 2000 bis 2005
  • Hermann Küppers, Pfarrer von 2005 bis 2007
  • Raphael Häckler, Pfarrer von 2007 bis zum 30. April 2018
  • Gerd Kraus ab 2018

Seit 2018 hat Nörvenich keinen eigenständigen Pfarrer mehr. Der Vettweißer Pfarrer versorgt die Kirchengemeinde mit.

Vikare ab 1386

[5]

  • Johann von Solre (?)
  • Wilhelm Curtodis
  • Gerardus Koep
  • Martin Rövenich
  • Reymar von Lütringen
  • Gottfried Havemann
  • Petrus Paronem
  • Godefridus Axer
  • Petrus Axer
  • Jan Saur
  • Reinerus Rheydt
  • Greiffrath, J. W. Hermann
  • Zaun, Jan Wilhelm
  • Braun, Franz Wilhelm Ferdinandus
  • Finger, Jan und Antonius Finger
  • Kleefisch, Adolphus
  • Steffgens, Christianus
  • Beßelin, Nikolaus
  • Gerardus von Nörvenich
  • Kornheuser, Johannes Friedericus
  • Gymnich, Henricus
  • Albertz, Laurentius
  • Clemens, Wilhelm
  • Gaul, Franz
  • Tillmann, Wilhelm
  • Rosarius
  • Braun
  • Badenheuer, Balthasar
  • Schlömer, Hubert
  • Jochims
  • Soelegen (?), Friedrich Adam
  • Bogmann, Christoph
  • Jansen, Franz

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 800 Jahre Pfarre Nörvenich - Zur Geschichte der Pfarrgemeinde, Karl Heinz Türk in Jahrbuch des Kreises Düren 1977, S. 47–51
  2. Karl Heinz Türk: Conradus Flocken, Pfarrer in Nörvenich. 2006, Heft im Kopierverfahren erstellt und veröffentlicht.
  3. Karl Heinz Türk: Hermannus Isenkraedt, Pfarrer in Nörvenich. 2006
  4. http://www.rhein-erft-geschichte.de/totenzettel/index.php?nummer=25307
  5. aus dem unveröffentlichten Tagebuch des 1938 pensionierten Schularztes Dr. Jakob Scheidt, der in Nörvenich, Marktplatz 4, wohnte