Phan Thị Kim Phúc

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Karte Vietnams

Phan Thị Kim Phúc, O.Ont (* 2. April 1963 in Trảng Bàng, Provinz Tây Ninh, Vietnam) ist ein Opfer des Vietnamkrieges. Sie erlitt bei einem Napalm-Angriff südvietnamesischer Flugzeuge[1][2] am 8. Juni 1972 schwere Verbrennungen. Während die damals Neunjährige nackt aus dem Ort Trảng Bàng floh, wurde sie vom Pressefotografen Nick Út fotografiert. Das Foto (mit dem Titel The Terror of War[3]) ist neben der Erschießung von Nguyễn Văn Lém eines der bekanntesten Fotos aus dem Vietnamkrieg (2. Indochina-Krieg) und wurde zum Pressefoto des Jahres 1972 gewählt. Út wurde dafür mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

Leben nach dem Angriff

Nick Út brachte Kim in ein Krankenhaus.[4] Sie war so stark verletzt, dass man nicht annahm, dass sie überleben würde. 30 % ihrer Körperoberfläche waren verbrannt, fast ihr ganzer Rücken, der Nacken und ihr linker Arm. Erst nach zwei Jahren, nach 17 Operationen binnen 14 Monaten, Hauttransplantationen und Therapie konnte sie 1973 nach Hause zurückkehren.[1][5] Ihre vorläufig letzte Operation hatte sie 2022 in Miami.[6]

Jahrelang wurde Kim Phuc in Vietnam von der Regierung für die kommunistische Propaganda als Kriegsopfer des Vietnamkriegs vorgeführt.[7] Erst 1982 konnte sie sich wieder vollständig bewegen, nachdem sie in der Unfallklinik Ludwigshafen operiert worden war.[8] Der damalige vietnamesische Premierminister Phạm Văn Đồng sorgte dafür, dass sie in relativer Ruhe ihr Medizinstudium fortsetzen konnte. Dies tat sie 1986 in Kuba. Dort heiratete sie 1992 den vietnamesischen Kommilitonen Bùi Huy Toàn. Auf dem Flug ihrer Hochzeitsreise nach Moskau nutzten die beiden den Zwischenstopp in Neufundland, und beantragten politisches Asyl in Kanada, das ihnen gewährt wurde.[9]

Heute lebt sie mit ihrem Mann Toàn und ihren 1994 und 1997 geborenen Söhnen in Toronto. Bereits 1982 war sie vom Caodaismus zum Christentum konvertiert. Im Oktober 2015 begann für Phúc eine Behandlung in einer Spezialklinik für Brandverletzte in Miami, nachdem ihr die Hautärztin Jill Waibel eine kostenlose Laserbehandlung offerierte, um die Schmerzen durch die Spannungen der vernarbten Haut zu lindern.[10]

Über sich selbst sagte Kim Phuc als sie 2022 den Papst traf, „Ich bin nicht mehr ein Opfer des Krieges. Ich bin Mutter, Großmutter und eine Überlebende, die zum Frieden aufruft.“[7]

Nachwirkungen

In Deutschland berichtete insbesondere der Stern-Reporter Perry Kretz über ihr Schicksal. Kim Phúc besuchte Deutschland 1984 auf Einladung des Stern und 1992 auf Einladung des ZDF.

1996 traf sie auf einem Vietnam-Veteranentreffen den Offizier John Plummer, der behauptete, am Luftangriff auf ihr Dorf beteiligt gewesen zu sein, und drückte ihm ihre Vergebung aus. Später wurde jedoch nachgewiesen, dass Plummer in keiner Weise am Luftangriff beteiligt gewesen war.[11][12][1]

Wegen ihres Einsatzes für Aussöhnung und Frieden wurde sie am 10. November 1994 zur ehrenamtlichen UNESCO-Botschafterin des guten Willens (Goodwill Ambassador) berufen. Am 22. Oktober 2004 erhielt sie die Ehrendoktorwürde in Rechtswissenschaften von der York University in Toronto für ihren weltweiten Einsatz für die Kinder unter den Kriegsopfern. Am 11. Februar 2019 wurde sie mit dem Dresden-Preis geehrt.[13]

Kim Phuc Foundation

1997 gründete sie in den USA die „Kim Phuc Foundation“, die sich für medizinische und psychologische Hilfe für Kinder einsetzt, die Kriegsopfer wurden. Später wurde daraus die „Kim Phuc Foundation International“.[14]

Dokumentarfilm

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c The Kim Phuc Foundation: Kim's Story
  2. Gerhard Paul: Die Geschichte hinter dem Foto. Authentizität, Ikonisierung und Überschreibung eines Bildes aus dem Vietnamkrieg. In: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History. 2 (2005), H. 2, S. 224–245 (online, abgerufen am 16. Juni 2011).
  3. Christopher H. Sterling (Herausgeber): Encyclopedia of Journalism, SAGE Publications, 2009, S. 1067, Eintrag Huynh Cong (Nick) Ut
  4. Horst Faas, Marianne Fulton: The Survivor – Phan Thi Kim Phuc and the photographer Nick Ut. The Digital Journalist, August 2000, S. 3
  5. Sven Felix Kellerhoff, 17 Operationen waren nötig, um das „Napalm-Mädchen“ Kim Phúc zu retten, In: DIE WELT vom 7. Juni 2021
  6. ‘Napalm girl’ Phan Thi Kim Phuc receives final burn treatment after 50 years, The Guardian, Rebecca Ratcliffe, 1. Juli 2022
  7. a b Kim Son Hoang: Das Napalm Girl, das kein Opfer mehr sein will. In: Der Standard. 8. Juni 2022, abgerufen am 11. Juni 2022 (österreichisches Deutsch).
  8. So geht es dem Napalm-Mädchen heute auf merkur-online.de, 6. Juni 2012
  9. Kim Phuc Phan Thi. In: Lest We Forget. 22. Juli 2014, abgerufen am 8. Juni 2022 (kanadisches Englisch).
  10. Kim Phuc kann wieder hoffen. 26. Oktober 2015, abgerufen am 18. April 2020.
  11. Gerhard Paul (Online-Ausgabe), Abschnitt 13-14
  12. Faas/Fulton, S. 5
  13. Dresden-Preis für Napalm-Mädchen | MDR.DE. 2. April 2019, abgerufen am 8. Juni 2022.
  14. The KIM Foundation International : Healing Children of War. Abgerufen am 8. Juni 2022.