Phantasie und Fuge über B-A-C-H

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Die Phantasie und Fuge über B-A-C-H Op. 46 ist ein Orgelwerk von Max Reger. Es verarbeitet die Tonfolge B-A-C-H und wurde im Februar 1900 in Weiden in der Oberpfalz komponiert. Ende Juni 1900 wurde es vom späteren Thomasorganisten und Thomaskantor Karl Straube in Wesel uraufgeführt. Die Aufführungsdauer variiert nach der jeweiligen Einspielung im Bereich von einer Viertel- bis zu einer halben Stunde, liegt aber häufig bei ca. 17–21 Minuten. Gewidmet ist das Stück Josef Gabriel Rheinberger.[1]

Hintergrund

„b-a-c-h ist Anfang und Ende aller Musik“.
Max Reger 7. Mai 1912

Seine tiefe Verehrung für Johann Sebastian Bach ist bedeutend für Regers kompositorisches Schaffen und seine Musikauffassung. Davon zeugen verschiedene Aussagen in Essays und Briefen, etwa in seiner Antwort auf die Frage der Zeitschrift Die Musik, Was ist mir Johann Sebastian Bach und was bedeutet er für unsere Zeit?:

„Seb. Bach ist für mich Anfang und Ende aller Musik; auf ihm ruht und fusst jeder wahre Fortschritt!
Was Seb. Bach für unsere Zeit bedeutet – pardon – bedeuten sollte?
Ein gar kräftigliches, nie versiegendes Heilmittel nicht nur für alle jene Komponisten und Musiker, die „an missverstandenem Wagner“ erkrankt sind, sondern für alle jene „Zeitgenossen“, die an Rückenmarksschwindsucht jeder Art leiden. „Bachisch“ sein heißt: urgermanisch, unbeugsam sein.“

Max Reger (1905)[2]

Den Aspekt des missverstandenen Richard Wagners belegt Reger später auch mit der Bezeichnung „Wagneritis“. Da man Bach nicht korrekt verstanden habe, habe man auch die Qualitäten von Wagner missverstanden. In diesem Kontext schlägt Antonius Bittmann vor, dass Reger in seiner Phantasie und Fuge bachsche wie wagnerische Elemente miteinander zu kombinieren und auszubalancieren versuche, um das Bild von Wagner zu korrigieren und durch Bach gewissermaßen zu heilen. Auffallend sei hier vor allem die Bezugnahme auf die Tristan-Ouvertüre.[3]

Der Entstehenszeitraum des Werkes ist nicht exakt bekannt, kann aber auf wenige Tage im Februar 1900 eingegrenzt werden. Das genaue Datum der Uraufführung ist aufgrund mangelnder Quellen unbekannt.[4]

Musik

Das Werk steht in der Tradition zahlreicher Werke, die auf die Tonfolge B-A-C-H zurückgreifen und diese musikalisch verwerten. Es weist zahlreiche technische Schwierigkeiten auf, darunter Oktavbewegungen, Zweiunddreißigstelläufe und Triller im Pedal, das stark polyphone Spiel in beiden Händen und Füßen sowie häufig wechselnde Registeranweisungen, die mindestens die Hilfe eines Registranten erfordern. Gekennzeichnet ist das Stück weiterhin durch die für Reger typische komplexe Kontrapunktik und eine kaum mehr tonale, unstete Harmonik, wie sie sich auch in vielen anderen Werken der Spätromantik zeigt.

Die Fuge selbst ist eine fünfstimmige Doppelfuge, die sich von einem sehr langsamen Tempo im Pianississimo kontinuierlich zu einem sehr schnellen Tempo im Fortississimo (bei vollem Werk) steigert. In der Schlussapotheose wird wieder auf den Beginn der Fantasie Bezug genommen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Max-Reger-Institut: Phantasie und Fuge über B-A-C-H Op. 46. In: Max Regers Werke. Abgerufen am 20. September 2021.
  2. Was ist mir Johann Sebastian Bach und was bedeutet er für unsere Zeit? In: Die Musik. Halbmonatsschrift mit Bildern und Noten. Band 5.1, Nr. 1, 1905, S. [3] - 78) (Online abrufbar [PDF]).
  3. Reconciling God and Satan. Max Reger's "Phantasie und Fuge ueber den Namen B-A-C-H", Op. 46. In: The journal of musicology. Band 18, Nr. 3, 2001, S. 490–515.
  4. Michael Kube: Vorwort. Henle, abgerufen am 20. September 2021 (Vorwort zur Henle-Ausgabe des Werks).