Phantastische Architektur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Milchflasche, Spokane, Washington
Hauptgebäude der Firma The Longaberger Company in Ohio
Ingo Kühl Architektur-Skulptur, Keitum / Sylt

Unter dem Begriff Phantastische Architektur werden von verschiedenen Autoren Bauwerke zusammengefasst, die den jeweils vorherrschenden Normen und Konventionen der etablierten Architektur widersprechen und im Hinblick auf Struktur, Materialverwendung, Funktion und bauliche Logik unwirklich und traumhaft wirken. Besonderes Interesse an solchen Beispielen bestand, nach der Zahl und Beliebtheit einschlägiger Publikationen zu schließen, in den 1960er bis 1980er Jahren. Die in diversen Publikationen genannten Beispiele phantastischer Architektur sind vielgestaltig, es handelt sich also um keine Stilform, sondern um eine Residualkategorie des Außergewöhnlichen und Staunen Erregenden.

Fischer Lexikon der Bildenden Kunst, 1961

Günther Feuerstein nennt als Kriterien einer phantastischen Architektur das Kolossale und das Megalomane, das Visionäre, das Pathetische, das Literarisch-Idealistische und das Utopische, weiterhin die Dominanz des Symbolischen, geringe Nutzbarkeit und ephemere Improvisiertheit. Bauten naiv-dilettantischen Charakters, das kurvig mit der Natur Verwachsende und das Dekorativ-Hypertrophe, das expressiv Übersteigerte und das exotisch – aber auch rationalistisch – Übersteigerte, und der die Gesetze der Statik herausfordernde oder an der Grenze der technischen Ausführbarkeit angesiedelte Bau. In der Regel müssten laut Feuerstein mehrere solcher Charakteristika gegeben sein, um eine Architektur als phantastisch auszuweisen.

Phantastische Architektur, 1980

George R. Collins unterteilt das Phänomen im Buch Phantastische Architektur, das 1980 erschienen ist, in ein halbes Dutzend Hauptgruppen: Künstlerbauten, Privatburgen und Schlösser, Bauten in symbolischer „Form von“ (etwa geometrischen Figuren, oder Tieren), visionäre Architektur, Architektur aus ungewöhnlichen Materialien und phantastische Gartenarchitektur.

Literatur

  • Günther Feuerstein: Stichwort „Phantastische Architektur“ in: Werner Hofmann (Hrsg.): Fischer Lexikon der Bildenden Kunst, Band III, S. 174 ff, Frankfurt-Hamburg 1961, DNB 456624406
  • Ulrich Conrads und Hans G. Sperlich: Phantastische Architektur, Hatje, Stuttgart, 1960, zweite Auflage 1983, ISBN 3-7757-0179-6
  • Michael Schuyt, Joost Elffers: Phantastische Architektur, DuMont, Köln, 1980, ISBN 3-7701-1034-X
  • Olga Quadens: Architecture du rêve. Éditions Peeters, Louvain, 1990, ISBN 90-6831-264-2
  • Ingo Kühl Architektur-Phantasien / Architectural Fantasies. Verlag Kettler, Dortmund 2015, ISBN 978-3-86206-470-0.

Weblinks

Commons: Phantastische Architektur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien