Philip Agee

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Philip Agee (1977)

Philip Burnett Franklin Agee (* 19. Januar 1935 in Tacoma Park, Maryland; † 7. Januar 2008 in Havanna) war ein US-amerikanischer Geheimagent und Buchautor. Agee wurde durch seine Abwendung vom US-amerikanischen Nachrichtendienst CIA und durch die Kritik an seinen Praktiken bekannt.

Leben

Agee schloss 1956 ein Studium an der University of Notre Dame in Indiana ab. 1957 trat er in die Dienste der CIA, nach seiner eigenen Darstellung aus idealistischen Motiven[1]. Er wurde als Agent nach Lateinamerika entsandt. Sein erster Auftrag bestand darin, einen Bruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Ecuador und Kuba zu provozieren.

1968 war er in Mexiko stationiert. Die Nachrichten vom Vietnamkrieg und vor allem das Massaker von Tlatelolco erschütterten ihn. Im folgenden Jahr entschloss er sich, die CIA zu verlassen.[2]

1975 veröffentlichte er sein Buch Inside the Company: CIA Diary (CIA Intern. Tagebuch 1956-1974). In ihm prangerte er die Praktiken der CIA an[3] und gab Namen von Geheimagenten der Öffentlichkeit preis. Die CIA versuchte die Veröffentlichung des Buches zu verhindern, es erschien jedoch in Großbritannien, wurde zum Bestseller und in 27 Sprachen übersetzt.

Philip Agee erhielt Todesdrohungen und wurde öffentlich beschuldigt, für den KGB zu arbeiten und den Tod von Agenten-Kollegen durch die Offenlegung von deren Identität verschuldet zu haben. Er floh nach England. Der amerikanische Außenminister Henry Kissinger konnte 1978 die britische Regierung überzeugen, dass Philip Agee schuld am Tod zweier britischer Geheimagenten sei, und somit Agees Ausweisung aus Großbritannien durchsetzen. Frankreich und die Niederlande weigerten sich, den Flüchtling aufzunehmen. In seinem Buch On the Run schilderte Agee die Geschichte seiner Flucht. 1979 bürgerten ihn die USA aus und entzogen ihm den amerikanischen Reisepass. 1980 gewährte ihm die Republik Grenada, die von einer linksgerichteten Regierung geführt wurde, Asyl. 1983 kam es zum gewaltsamen Umsturz in Grenada durch eine noch radikalere Regierung. Daraufhin besetzten die USA das Land militärisch und Philip Agee musste erneut fliehen. Er fand neues Asyl im sandinistischen Nicaragua.

1978 heiratete er die Balletttänzerin Giselle Roberge. Dadurch kam er in den Besitz eines deutschen Reisepasses. Seine beiden Lebensmittelpunkte, an denen er je etwa die Hälfte seiner Zeit verbrachte, wurden Hamburg und Havanna. 2000 gründete er in Havanna ein Online-Reisebüro namens Cubalinda.com (Schönes Kuba). Es organisierte Reisen nach Kuba für US-Bürger.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Inside the Company: CIA Diary, Penguin 1975, ISBN 978-0140040074.
    • Deutsche Übersetzung: CIA Intern. Tagebuch 1956-1974, Attica Verlag, Hamburg 1979, und Europäische Verlagsanstalt, 1981, ISBN 978-3-434-25116-3.
  • Dirty Work: The CIA in Western Europe, Lyle Stuart, 1978, ISBN 0-88029-132-X.
    • Deutsche Übersetzung: Die CIA in Westeuropa, Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1981, ISBN 3476005992.
  • Dirty Work 2: The CIA in Africa, Lyle Stuart, 1979, ISBN 0-81840-294-6.
  • On the Run, Lyle Stuart, 1987, ISBN 0-8184-0419-1.
    • Deutsche Übersetzung (von Matthias Fienbork): On the Run, Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1994, ISBN 978-3-434-50036-0.
  • White Paper, Whitewash, Deep Cover Books, 1982, ISBN 0-940380-00-5.
  • mit Stefan Aust, Manfred Bissinger, Ekkehardt Jürgens: Unheimlich zu Diensten. Medienmißbrauch durch Geheimdienste, Steidl Gerhard Verlag, 1987, ISBN 978-3882430745.

Literatur und Presseberichte

  • Jean-Michel Caroit: Philip Agee, Le Monde, 14. Januar 2008, S. 19 (in französischer Sprache)
  • Gestorben: Philip Agee. In: Der Spiegel. Nr. 3, 2008, S. 142 (online14. Januar 2008).

Weblinks

Commons: Philip Agee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „... pensant que je contribuerais à défendre la sécurité de mon pays ... et on aidant d'autres pays à préserver leur liberté“ (im Glauben, dass ich zur Verteidigung der Sicherheit meines Landes beitragen ... und damit anderen Ländern helfen würde, ihre Freiheit zu wahren, Interview mit Le Monde, 2002, zitiert laut Le Monde vom 14. Januar 2008).
  2. „... ce que nous faisions avait pour seul but de défendre la structure traditionelle du pouvoir au détriment de la majorité de la population“, (was wir taten, diente dem einzigen Ziel, die traditionelle Machtstruktur auf Kosten der Mehrheit der Bevölkerung zu verteidigen, ebenda).
  3. Etwa die Unterstützung diktatorischer Regime und Mördereinheiten in Lateinamerika in den 1970ern durch die CIA hinsichtlich "Besitzrelationen" und eigener Interessen. Vgl. Eliot Dickinson: Globalization and Migration. A World in Motion. Rowman & Littlefield, Maryland 2016, p. 51.