Pilgertasche

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Der Apostel Jakobus überreicht angehenden Pilgern Taschen und Stäbe (Konstanzer Münster)
Christus mit Pilgertasche (Kloster Santo Domingo de Silos)

Die Pilgertasche (lateinisch pera) gehörte wie der Pilgerstab seit dem 10. Jahrhundert[1] zu den Attributen eines mittelalterlichen Pilgers. Beide wurden gesegnet (Pilgersegen) und bei Antritt der Reise übergeben. Das zeichnete sie gegenüber den weiteren Teilen der Pilgerausrüstung (Hut und Mantel) aus. Pilgerzeichen wie die Jakobsmuschel konnten an der Tasche befestigt werden. Im Deutschen war früher die Bezeichnung Wallsack für die Pilgertasche geläufig.[2]

Pilger auf dem Weg zum Endgericht (Kathedrale von Autun, Tympanon)

Die Papst Calixt II. zugeschriebene Predigt Veneranda dies, eine Ansprache mit Pilgersegen, beschrieb die Pilgertasche als einen engen, oben offenen, nicht mit Riemen gerafften Lederbeutel[3] und deutete diese Einzelheiten allegorisch. In der Tasche wurde der Proviant, besonders Brot, transportiert.

Die Tasche konnte aber auch anders aussehen, z. B. war die sporta (peregrinationis) eine leichte, ursprünglich aus Binsen oder ähnlichem Material geflochtene Umhängetasche.[4]

Die Kreuzzüge galten als bewaffnete Pilgerfahrten. Philip II. ordnete an, dass für die Reise ins Heilige Land große Taschen angefertigt werden sollten, um die Reliquien aufzunehmen, die man dort zu finden erwartete. Er selbst empfing diese Tasche, sporta peregrinationis, aus der Hand des Abtes Hugo V. von St. Denis, zusammen mit Pilgerstab und Oriflamme. Ritter und Adlige ließen sich nach dem Vorbild ihres Königs Pilgertaschen anfertigen, die mit ihrem Wappen geschmückt waren.[5]

Die Pilgertasche wurde in der mittelalterlichen Kunst häufig dargestellt, nicht nur bei Jakobspilgern, sondern bei (biblischen) Personen, die damit als Reisende charakterisiert werden, etwa bei der Begegnung des auferstandenen Christus mit den Emmausjüngern (Lk 24,13–34 LUT). Sie ist oft trapezförmig, mit einer Jakobsmuschel verziert und wird an einem Schulterriemen getragen,[6] manchmal auch wie ein moderner Brustbeutel um den Hals gehängt.

Die Pilger- oder Hirtentasche ist Attribut des Apostels Jakobus des Älteren und des heiligen Wendelin.[7]

Literatur

  • Klaus Herbers (Hrsg.): Der Jakobsweg: mit einem mittelalterlichen Pilgerführer unterwegs nach Santiago de Compostela. Tübingen 2001, ISBN 3-87808-312-2.
  • Leonie von Wilckens: Die Kleidung der Pilger. In: Lenz Kriss-Rettenbeck, Gerda Möhler (Hrsg.): Wallfahrt kennt keine Grenzen, Themen zu einer Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums und des Adalbert Stifter Vereins. München / Zürich 1984, S. 174–175.

Einzelnachweise

  1. Klaus Herbers: Der Jakobsweg. S. 56.
  2. Wallsack. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922 (woerterbuchnetz.de).
  3. Klaus Herbers: Der Jakobsweg. S. 78–79.
  4. Charles du Fresne Du Cange: Glossarium Ad Scriptores Mediae & Infimae Latinitatis. Band 3, 1710, Sp. 1029.
  5. Alexandre Lenoir: Museum of French Monuments: Or, an Historical and Chronological Description of the Monuments, in Marble, Bronze, and Bas-relief, Collected in the Museum of Paris. Paris 1803, S. 218–219.
  6. Pilgertracht. In: Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann. Abgerufen am 26. Juli 2018.
  7. Liselotte Stauch: Beutel als Attribut. In: RDK Labor. 1939, abgerufen am 26. Juli 2018.