Planetary Health

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Planetary Health (deutsch etwa „planetare Gesundheit“) beschreibt den Gesundheitszustand der menschlichen Zivilisation und der sie umgebenden Umwelt, von der sie abhängt. Das Konzept wurde von der Rockefeller Foundation und The Lancet entwickelt.

Es ist komplementär zu den Konzepten Umweltgesundheit, Ecohealth, Onehealth, International health und global Health.[1] Im Gegensatz zu Global Health ist Planetary Health weiter gefasst und schließt auch den Gesundheitszustand des Gesamt-Ökosystems ein.[2]

Geschichte

Das Konzept geht auf den Arzt und Professor für Allgemeinmedizin Per Fugelli zurück, der im Jahr 1993 schrieb: „Der Patient Erde ist krank. Globale Umweltprobleme können ernsthafte Konsequenzen für die Gesundheit des Menschen haben. Für die Ärzte ist es Zeit, der Welt eine Diagnose zu stellen und einen Therapievorschlag auszuarbeiten“.[3] Unter der Führung von Johan Rockström wurde unabhängig von Fugelli im Jahr 2009 das Konzept der Planetary Boundaries vorgeschlagen. Die Menschheit kann sich in den kommenden Jahrhunderten nur dann entwickeln und gedeihen, wenn sie bei ihren Aktivitäten die dort angeführten Grenzen nicht überschreitet.[4] Mit Stand 2015 wurden vier dieser Grenzen – Klimawandel, Integrität der Biosphäre, biochemischer Stofffluss und Änderung der Landnutzung – aber bereits überschritten.[5] Die inzwischen erweiterten Indikatoren wurden 2017 von Kate Raworth im Sinne planetarer Gesundheit mit sozialen Kennzahlen zusammengeführt (Doughnut Economy).[6]

Im März 2014 erschien in einem Kommentar des Medizin-Journals The Lancet der Aufruf nach einem Umbau des öffentlichen Gesundheitswesens.[7] Dieser fokussierte sich bislang auf die Gesundheit des Menschen ohne Beachtung des ihn umgebenden Ökosystems. Das Konzept der Rockefeller Foundation-Lancet Commission on Planetary Health wurde im Jahr 2015 auf den Weg gebracht.[8] Planetary Health ist Grundlage der im selben Jahr gegründeten Planetary Health Alliance, einem weltweiten Zusammenschluss von 95 Universitäten, NGOs, Regierungsstellen und Forschungsinstituten.[9]

Beschreibung

Der Report der Lancet-Commission definierte die übergreifenden Prinzipien des Konzeptes Planetary Health. Die Gesundheit des Menschen hängt von gut funktionierenden Ökosystemen ab, sowie von den menschlichen Aktivitäten, diese Ökosysteme in einem guten Zustand zu erhalten. Die Schädigung von Luft, Wasser und Böden haben in Kombination mit einem bedeutenden Verlust an Biodiversität substanziellen negativen Einfluss auf die Gesundheit. Diese bestehen in einem Verlust der Ernährungssicherung, Verlust der Verfügbarkeit von Wasser, häufigerer Kontakt mit übertragbaren und nicht übertragbaren Krankheiten und mehr Todesfällen durch extreme Wetterereignisse.

Insbesondere die Produktion von Energie und Lebensmittel haben den Gesamtzustand des Planeten derart tiefgreifend und nachhaltig negativ beeinflusst, dass Geologen mittlerweile von einem Übergang vom Holozän zum Anthropozän sprechen, da die angestoßenen Veränderungen auf geologischen Zeitskalen wirken und auch in Jahrmillionen noch nachweisbar sein werden. Die Präsidentin der Rockefeller Foundation Judith Rodin erklärte Planetary Health als neue Disziplin in Bezug auf die globale Gesundheit.[10] Mit ihrer Hilfe soll auf die Abhängigkeit des Menschen vom Wohlergehen der ihn umgebenden Umwelt hingewiesen werden. Mit Hilfe von Schulungen und Partnerschaften auf nationaler und internationaler Ebene soll das Bewusstsein für diese Probleme bei allen Beteiligten geschärft werden, so dass Gesetzgeber ihre Auflagen und Regularien anpassen, um eine bessere Balance zwischen Fortschritt und Beeinträchtigung der Umwelt zu erreichen.[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jeffrey P Koplan, T Christopher Bond, Michael H Merson, K Srinath Reddy, Mario Henry Rodriguez, Nelson K Sewankambo, Judith N Wasserheit: Towards a common definition of global health. In: The Lancet. 373, Nr. 9679, 2009. doi:10.1016/s0140-6736(09)60332-9.
  2. Planetary Health – Economist Intelligence Unit Archiviert vom Original am 3. September 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/assets.rockefellerfoundation.org In: The Economist. 25. Juni 2014, S. 28. Abgerufen am 29. Juli 2018.
  3. Barbara Casassus: Per Fugelli. In: The Lancet. 390, 2017, S. 2032, doi:10.1016/S0140-6736(17)32737-X.
  4. Johan Rockström: A safe operating space for humanity. In: Nature. 461, 4. September 2009, S. 472–475. doi:10.1038/461472a.
  5. W. Steffen: Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet. In: Science. 347, 13. Februar 2015. doi:10.1126/science.1259855.
  6. Kate Raworth: A Doughnut for the Anthropocene: humanity's compass in the 21st century. In: The Lancet Planetary Health. Band 1, Nr. 2, 1. Mai 2017, ISSN 2542-5196, S. e48–e49, doi:10.1016/S2542-5196(17)30028-1, PMID 29851576.
  7. Richard Horton, Robert Beaglehole, Ruth Bonita, John Raeburn, Martin McKee: From public to planetary health: a manifesto. In: The Lancet. 383, Nr. 9920, 6. März 2014. doi:10.1016/s0140-6736(14)60409-8.
  8. Safeguarding human health in the Anthropocene epoch: report of The Rockefeller Foundation–Lancet Commission on planetary health. In: The Lancet. 14. November 2015. Abgerufen am 5. Oktober 2016.
  9. Planetary Health Alliance. Archiviert vom Original am 4. Juni 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/planetaryhealthalliance.org Abgerufen am 28. Juli 2018.
  10. Judith Rodin: Planetary Health: A New Discipline in Global Health.
  11. [https://www.rockefellerfoundation.org/our-work/initiatives/planetary-health/ Planetary Health - Safeguarding both human health and the natural systems that underpin it].