Pneumant

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Goodyear Tires Germany GmbH Fürstenwalde

Goodyear Tire & Rubber Company logo.svg
Rechtsform Tochterunternehmen (GmbH)
Gründung *1922 (als DEKA Pneumatik GmbH)
  • 1968 (als VEB Reifenkombinat Fürstenwalde)
  • 1990 (als Pneumant Reifen GmbH Fürstenwalde)
  • 2012 (Umfirmierung)
  • 2016 (Übernahme durch Goodyear)
Sitz Fürstenwalde/Spree, Deutschland
Branche Reifenindustrie
Website https://www.goodyear.eu/corporate/de/

Die Goodyear Tires Germany GmbH Fürstenwalde ist ein deutscher Reifenhersteller, der seit 2015 zum US-amerikanischen Konzern Goodyear gehört. Bekanntheit erlangte das Unternehmen unter dem Namen Pneumant Reifen GmbH Fürstenwalde. Produkte sind Sommer- und Winterreifen. Seit 2015 wird die Kernmarke Pneumant wieder produziert. Bis 1989 war das Unternehmen ein volkseigenes Kombinat, das die gesamte ostdeutsche Reifenindustrie vereinigte. Unter der Marke PNEUMANT (Warenzeichenverband der Reifenwerke der DDR e.V.) wurden auch allgemein Kunststoffteile für Industrie, für Fahrzeuge (Transportkoffer), Handwerk und Haushalt sowie Spielwaren im VEB Kombinat Plast- und Elastverarbeitung hergestellt. Das Portfolio reichte von Kunststofftanks über Transportbehälter bis hin zu Haushaltswaren wie etwa Kunststofftrichtern, Kinderbadewannen, Wäschekörben, Kunststoffbesteck für Kinder. Der VEB Reifenkombinat Fürstenwalde war in den 1980er Jahren das größte Kombinat der DDR. Der zweitgrößte Sportverein Brandenburgs, die BSG Pneumant Fürstenwalde, ist nach dem Fürstenwalder Reifenhersteller benannt.

Geschichte

Von der Gründung bis zum Zweiten Weltkrieg

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Auch Kunststoffartikel für Küche und Bad wurden unter dem Markennamen verkauft
Das Auftaktrennen zur 23. Pneumant-Rallye im März 1983 vor der Werner-Seelenbinder-Halle in Berlin

Im Jahr 1906 erfolgte die Gründung des Bereichs Gummireifen bei der Deutschen Kabelwerke AG (DeKaWe) in Berlin. Die Reifenfabrik DEKA Pneumatik GmbH wurde 1922 selbständig. 1936 setzte Pneumatik als erster Reifenhersteller den Synthese-Kautschuk BUNA ein. Im Jahr 1937 erfolgte der Bau neuer Produktions- und Lagergebäude in Ketschendorf bei Fürstenwalde/Spree.

Monopolist in der DDR

Datei:Rad Strohanhänger.JPG
Pneumant-Reifen an einem landwirtschaftlichen Anhänger

1946 wurde das Reifenwerk Riesa für Runderneuerung und Neureifenproduktion neu gegründet und nahm 1956 die Produktion schlauchloser Reifen auf. Ein Jahr später begann die Herstellung von runderneuerungsfähigen Flugzeugreifen. Die neue Wort-Bild-Marke «Pneumant» wurde 1959 eingeführt. Ab 1961 engagierte sich der Betrieb erstmals im Motorsport: Die erste Pneumant-Rallye wurde ausgetragen. Um die Stückzahlen zu steigern, entstand in Dresden-Gittersee ein weiteres Reifenwerk.

1968 wurde die gesamte DDR-Reifenindustrie unter dem Namen VEB Reifenkombinat Fürstenwalde zusammengefasst. Der neu entstandene Monopolist hatte 11.000 Mitarbeiter und stellte später Reifen für Marken wie MZ, Wartburg oder Trabant her. Neben dem Stammbetrieb, dem VEB Reifenwerk Fürstenwalde, gehörten vier Neureifenhersteller (in Riesa, Heidenau, Dresden und Neubrandenburg) zum Unternehmen. Weiterhin waren fünf Werke zur Runderneuerung von Reifen (unter anderem VEB Berliner Reifenwerk), ein Forschungszentrum sowie der Außenhandelsbetrieb PNEUMANT BEREIFUNG angeschlossen. 1984 wurden 2,27 Millionen Reifen produziert. 1983 exportierte das Kombinat Reifen im Wert von 230 Millionen VM.[1]

1973 begann in Riesa der Bau von PKW-Radialreifen nach Lizenz von Kléber-Colombes (heute Michelin). 1988 fertigte das Reifenkombinat mit 11.500 Mitarbeitern sieben Millionen Pneumant-Reifen.[2]

Datei:Pneumant.svg
ehemaliges Pneumant-Markenzeichen (1959 – 2012)

Nach der Wende

Die Wende von 1989/90 brachte auch für Pneumant einschneidende Veränderungen mit sich: 1990 entstanden an Stelle des bisherigen Kombinats Kapitalgesellschaften, aus denen drei Jahre später die Pneumant Reifen & Gummi Werke GmbH wurde. 1995 ging sie an die Dunlop-Tochter SP Reifenwerke GmbH und wurde in Pneumant Reifen GmbH umbenannt. 1998 feierte Pneumant ein großes Jubiläum: Der 100-millionste Reifen ging in Riesa vom Band. Zwei Jahre später bekam Pneumant den europäischen Wirtschaftspreis Milestones in der Kategorie «Turnaround» verliehen. 2006 wurden in Fürstenwalde die ersten Run-Flat-Reifen für Dunlop produziert.

Aufgrund rückgängiger Umsätze gab Dunlop im Januar 2012 die Einstellung der Marke bekannt.[3] Zuletzt waren nur noch 50.000 Pneumant-Reifen pro Jahr gefertigt worden.[4]

Dunlop nahm 2015 die Produktion erneut auf. Die Reifen wurden über die Reutlinger Handelsgruppe Reiff in Deutschland und Österreich angeboten.[4] Im selben Jahr kündigte Dunlop an, das weltweite Joint-Venture mit Goodyear zu verlassen; Goodyear sollte am Jahresende alle Anteile am Joint-Venture erhalten.[5] 2021 arbeiteten dort unter Goodyear Dunlop 950 Menschen.[6]

Weblinks

Commons: Pneumant – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Horst Seidler: Konsumgüterversorgung in der DDR und Wechselwirkungen zum innerdeutschen Handel, 1985, ISBN 3-428-05954-9, S. 154 (online in der Google-Buchsuche).
  2. Thiemo Heeg: Der Einheitsreifen rollt nicht mehr. In: FAZ.net. 11. Januar 2012, abgerufen am 1. Mai 2022.
  3. Adé Ostprodukt: Aus für Pneumant. Artikel auf berlin.de vom 10. Januar 2012.
  4. a b Jens Ostrowski: Pneumant kehrt zurück. In: Sächsische Zeitung. 19. März 2015 (online [abgerufen am 20. März 2015]).
  5. Jan Rosenow: Goodyear und Sumitomo gehen auseinander. In: kfz-betrieb.vogel.de. 8. Juni 2015, abgerufen am 1. Mai 2022.
  6. Werner Fricke: Brandenburger Werk von Goodyear Dunlop fertigt ganz breite Palette an Pkw-Reifen. In: aktiv-online.de. 20. März 2021, abgerufen am 1. Mai 2022.