Počasni Bleiburški vod

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Der Bleiburger Ehrenzug bzw. kroatisch Počasni Bleiburški vod, kurz PBV, ist ein Verein der sich zum Ziel gesetzt hat, das Gedenken an die kroatischen Opfer der Massaker von Bleiburg aufrechtzuerhalten und zu pflegen. Der Verein hat seinen Sitz im österreichischen Klagenfurt am Wörthersee und eine Zweigstelle in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Er ist Initiator der kroatischen Gedenkstätte auf dem Loibacher Feld und Organisator der dort stattfindenden Gedenkveranstaltungen.

Der Verein wurde 1951 inoffiziell, geheim und trotz des Verbotes von antikommunistischen Exilvereinigungen gegründet und stand unter Beobachtung des jugoslawischen Geheimdienstes. Dieser sah im PBV einen Teil der „kroatischen feindlichen Emigration“, mit der religiöse, kulturelle, gesellschaftliche und politische Organisationen von antikommunistischen Kroaten gemeint waren.[1] 1953 wurde der PBV als Verein angemeldet und genehmigt.[2]

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes bezeichnet diese Nichtregierungsorganisation als „rechtsextremistischen Verein mit stark revisionistischer beziehungsweise geschichtsklitternder Tendenz“ und weist auf die hohe Zahl von Neonazis bei dessen jährlichen Veranstaltungen auf dem Loibacher Feld in Bleiburg hin.[3] Die Diözese Gurk-Klagenfurt sprach sich bis 2018 im Rahmen eines Totengedenkens für die Gedenkfeierlichkeiten am Loibacher Feld aus.[4] 2019 untersagte die Diözese Gurk-Klagenfurt jedoch die Feier der Heiligen Messe.[5]

Geschichte

Der vom PBV für die Opfer von Bleiburg errichtete Gedenkstein auf dem Loibacher Feld in Bleiburg (2005).

Der PBV wurde 1951 im Geheimen von Exilkroaten in einem Klagenfurter Flüchtlingslager gegründet.[6] Zu den Gründern gehörten Ante Mikrut, Nikola Martinović und Franjo Vranjković. Seit 1952 besuchen alljährlich Kroaten aus ganz Europa und Übersee die jährlichen Gedenkfeiern, welche der PBV an der Gedenkstätte auf dem Loibacher Feld in Bleiburg (Österreich) ausrichtet. 1957 errichtete der PBV auf einem Soldatenfriedhof bei Völkermarkt einen Gedenkstein für den kroatischen General Tomislav Rolf, der sich 1945 das Leben nahm statt sich zu ergeben. Ende 1965 kauften Mitglieder des PBV ein 2.016 großes Grundstück auf dem Loibacher Feld und hielten dort alljährlich Gedenkfeiern für die kroatischen Opfer ab.[7] Mit Zustimmung der österreichischen Behörden errichtete der PBV dort von 1985 bis 1987 einen Gedenkstein für die Opfer der Massaker von Bleiburg. Die Gedenkstätte wurde ab November 2004 erneuert und ausgebaut und besteht heute aus einem überdachten Altar, dem zentralen Gedenkstein inmitten von hohen Fichtenbäumen und einer weiteren Gedenktafel[8]. Weitere Gedenksteine errichtete der PBV am Ulrichsberg, in St. Veit und Bad Eisenkappel.

Die nur drei Kilometer von der Staatsgrenze entfernten Gedenkveranstaltungen fasste das kommunistische Jugoslawien als Provokation auf, weil dort der Toten der Massaker gedacht wurde und weil dort die damals in Jugoslawien streng verbotenen Symbole eines unabhängigen Kroatiens offen gezeigt wurden.[9] Der PBV und die jährlichen Gedenkveranstaltung für die kroatischen Opfer gerieten ins Visier des jugoslawischen Geheimdienstes. Es folgten mehrere Sprengstoffanschläge gegen antikommunistische Kundgebungen und am 17. Februar 1975 die Ermordung („Passivierung“) des 65-jährigen Nikola Martinović, des PBV-Mitgründers und Hauptorganisators der kroatischen Gräber- und Erinnerungspflege in Österreich. Die Ermordung des in Klagenfurt lebenden Martinović durch das kommunistische Tito-Regime belegt, wie brisant die Thematik um die Opfer von Bleiburg für das jugoslawische Regime war.[10]

Nach dem Zerfall Jugoslawiens wurde das Kroatische Parlament Schirmherr der jährlichen PBV-Gedenkfeiern, bei denen ausnahmslos der kroatische Parlamentspräsident oder dessen Stellvertreter sowie Regierungsvertreter anwesend waren. Die Premierminister Ivica Račan und Ivo Sanader besuchten persönlich die Gedenkstätte und legten Kränze nieder. Die Präsidenten Franjo Tuđman und Stjepan Mesić schickten Vertreter oder Kränze. Ebenso nehmen offizielle Vertreter des Parlaments von Bosnien-Herzegowina an den Gedenkveranstaltungen teil. Vertreter der katholischen Kirche in Kroatien und in Bosnien-Herzegowina halten dabei Messen. Von Vertretern der Islamischen Gemeinde der Republik Kroatien werden Gebete gesprochen; im Jahr 2005 vom kroatischen Großmufti Ševko Omerbašić persönlich.

Im Jahr 2019 verweigerte der Administrator der Diözese Gurk-Klagenfurt, Engelbert Guggenberger, die Genehmigung der Messfeier, nachdem es 2018 zu Straftaten und Verurteilungen von Ustascha-Sympathisanten gekommen war. Der Generalsekretär der kroatischen Bischofskonferenz, Petar Palić, bat seinen österreichischen Amtskollegen Christoph Schönborn um die Aufhebung des Verbots. Die Messe gelte auch zivilen Opfern.[11]

Persönlichkeiten

2007 wurde Zlatko Hasanbegović Aufsichtsratsvorsitzender[12] des PBV, überließ diesen Posten später Vice Vukojević, blieb jedoch bis Anfang 2016 stellvertretender Vorsitzender des PBV.[13][14]

Siehe auch

Quellen

  • Florian Thomas Rulitz: Der UDBA-Terror gegen die kroatische politische Emigration (Bleiburger Ehrenzug) im österreichischen Kärnten. In: Jože Dežman, Hanzi Filipič (Hrsg.): Heisse Spuren des Kalten Krieges : Die Grenze zwischen Slowenien und Kärnten in den Jahren 1945 bis 1991. Hermagoras Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2013, S. 97–99 (mohorjeva.at – Katalog zur Ausstellung).
  • Hans-Peter Rullmann: Mordauftrag aus Belgrad : Dokumentation über die Belgrader Mordmaschine. Ost-Dienst, Hamburg 1980, S. 1.
  • Florian Thomas Rulitz: Die Tragödie von Bleiburg und Viktring : Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945. Hermagoras Verlag, Klagenfurt/Ljubljana/Wien 2011, ISBN 978-3-7086-0616-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Florian Thomas Rulitz: Die Tragödie von Bleiburg und Viktring : Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945. Erweiterte und überarbeitete 2. Auflage. Mohorjeva Hermagoras, Klagenfurt 2012, ISBN 978-3-7086-0655-2, Der Terror gegen die antikommunistische Grab- und Erinnerungspflege –Martinović, das letzte Opfer der Bleiburger Tragödie, S. 308 f.
  2. Pål Kolstø: Bleiburg : The Creation of a National Martyrology. In: Europe-Asia Studies. Jg. 62, Nr. 7, September 2010, S. 1159.
  3. "Hier dürfen wir alles bis auf den Nazi-Gruß". In: derStandard.at. 17. Mai 2016, abgerufen am 21. Dezember 2017.
  4. ots.at
  5. Loibacher Feld: Kirche untersagt Bischofsmesse. ORF, 8. März 2019; abgerufen am 3. Oktober 2020.
  6. Bože Vukušić: Bleiburg Memento : fotomonografija. Zagreb 2005, S. 9.
  7. Bože Vukušić: Bleiburg Memento. Zagreb 2005, S. 8 f.
  8. Kleindenkmaeler.at: Kroatische Gedenkstätte auf dem Loibacher Feld. Abgerufen am 4. November 2017.
  9. Berichte des Arbeitsprogrammes des Staatssicherheitsdienstes (Bestand AS 1931, T.E. 2232) aus dem Jahr 1975.
  10. Peter Stachel: Rezension zu: Rulitz, Florian Thomas: Die Tragödie von Bleiburg und Viktring. Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945. Klagenfurt 2011, in: H-Soz-Kult (Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften), 14. November 2013.
  11. Kroatischer Bischof hofft auf Bleiburg-Gedenken. ORF vom 11. März 2019.
  12. 7Dnevno, 29. Mai 2013.
  13. Tportal, 8. Februar 2016.
  14. Tportal, 4. Mai 2016.