Poveglia

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Poveglia
Poveglia vom Lido aus gesehen, links das Krankenhaus und die vorgelagerte Festungsinsel Ottagono Poveglia
Gewässer Lagune von Venedig
Geographische Lage 45° 22′ 56″ N, 12° 19′ 50″ OKoordinaten: 45° 22′ 56″ N, 12° 19′ 50″ O
Poveglia (Lagune von Venedig)
Länge 345 m
Breite 335 m
Fläche 7,51 ha
Höchste Erhebung m
Einwohner unbewohnt
Das Lazzaretto, daneben der Kirchturm von San Vitale, sowie rechts im Vordergrund Ottagono Poveglia

Die Insel Poveglia liegt knapp fünf Kilometer südlich der Altstadt von Venedig, auf der Höhe von Malamocco in der Lagune von Venedig. Sie ist rund 7,5 Hektar groß und befindet sich direkt nördlich der viel kleineren Insel Ottagono Poveglia.

Geschichte

Der Name der Insel geht, so wurde spekuliert, auf eine römische Familie zurück, denn in den Quellen erscheint sie vielfach unter dem Namen „Pupilia“ oder „Popilia“.[1] Er leitet sich wohl eher von einer jener römischen Straßen ab, die das Hinterland der Lagune durchzogen.[2]

Der Legende nach wurde die Insel im 5. Jahrhundert von Festlandsbewohnern, die auf der Flucht vor Attila waren, besiedelt. Während der vergeblichen Belagerung durch Pippin, den Sohn Karls des Großen, wurde sie demnach im Jahre 809 entvölkert und blieb bis 864 menschenleer.[3]

Ab 864 wurden, nach der Ermordung des Dogen Pietro Tradonico, venezianische Familien auf Poveglia angesiedelt und ein Gastalde war für die Herrschaftsausübung zuständig; die Inselbewohner gehörten zu der auf der Insel ansässigen Kirchengemeinde San Vitale. Johannes Diaconus zählt Poveglia im 9. Jahrhundert zu den zwölf Hauptinseln der Lagune.[4] Ein Edikt vom April 912 machte Chioggia bis zu dieser Insel für Transportaufgaben zuständig.[5]

Venedig gelang es im Laufe des 9. Jahrhunderts, ein deutliches Übergewicht über alle anderen Inseln der Lagune zu erlangen. Der Stadt waren die Povegliani zu unabhängig. 1281 beschloss der große Rat, dass die Leute der Insel tabernam haben durften, aus deren Einnahmen die notwendigen Uferbefestigungen und Kanalarbeiten finanziert werden sollten. Außerdem sollten sie für diese Aufgaben bis zu 200 Libra erhalten. 1339 erhielt der Große Rat freie Hand, auf einigen der Laguneninseln Rektoren einzusetzen, darunter Poveglia. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden die Bewohner der Insel in alle Winde zerstreut.

Um die Insel zu nutzen, errichtete man dort eine Schiffswerft und ein Lager zur Ausrüstung der Schiffe, das vor allem dem Hafen Malamocco diente. Im 17. Jahrhundert wurde die Insel gelegentlich Povera genannt.[6]

1782 legte der Magistrato della Sanità dem Senat einen Antrag vor, auf der beinahe entvölkerten Insel ein Krankenhaus zu errichten, und tatsächlich wurde 1793 ein provisorisches Lazzaretto gebaut.[7] Da die ersten Kranken an der Pest litten, wurde die Insel mit bewaffneten Booten abgeriegelt und Holzhäuser für die Kranken und die Wächter gebaut. 1799 wurde ein spanisches Schiff, gleichfalls von der Pest befallen, dort in Quarantäne gehalten, indem zwei Boote die 31 Mann Besatzung auf die Insel brachten. Wie im Jahr 1793 breitete sich die Pest nicht in die Stadt aus, obwohl acht Männer starben. Nahe der Mole wurde 1793 ein Gedenkstein errichtet mit der Inschrift „Ne fodias / vita functi contagio / requiescunt“ (deutsch Nicht graben, hier ruhen die, die an der Ansteckung starben).[8]

1803 brach in spanischen Gebieten das Gelbfieber aus, nur Venedig wagte es, seinen Hafen für die dortigen Schiffe offen zu halten; die Quarantäne erfolgte auf den Lazarettinseln, darunter Poveglia. Zwar gab es 1805 einen Beschluss auf der Insel ein großes Lazarett zu bauen, am 19. Februar 1809 beschloss das Königreich, auf Poveglia ein entsprechendes Gebäude zu errichten. Doch der Krieg, dann die Konflikte wegen der Befestigungsanlagen und der Pulvermagazine verzögerten die Pläne weiter. Als die osmanischen Häfen 1814 von Epidemien berichteten, schloss Wien den Hafen von Triest und schickte die entsprechenden Mannschaften nach Venedig. Am 12. Oktober 1814 überließ das Militär den Gesundheitsbehörden die Insel. Als erstes Schiff landete die Santo Stefano aus Smyrna. Auch 1817 bis 1821 bewährte sich die Insel bei der Abwehr der Pest, auch als diese 1819 von zwei Schiffen aus Alexandria nach Venedig gebracht wurde. Während die Pest weitgehend verschwand, kam es ab 1822 zu Epidemien der Cholera mit dem Höhepunkt in den Jahren 1831–1832, als 702 Verdächtige eingeliefert wurden.

Poveglia war von 1922 bis 1968 eine Außenstelle venezianischer Alters- und Siechenheime. Seit den 1970er Jahren ist die Insel verlassen.[9] Neben den leerstehenden Gebäuden beherrschen aufgegebene Wein- und Gemüsegärten die Insel. 2014 entschied sich der italienische Staat, ein 99 Jahre währendes Nutzungsrecht für Poveglia meistbietend zu versteigern. Daraufhin formierte sich ein Verein (italienisch Poveglia per tutti), der eine Privatisierung der Insel verhindern wollte.[10] Die Insel blieb Staatseigentum, da ein Angebot des Unternehmers Luigi Brugnaro in Höhe von 513.000 Euro, als zu gering angesehen wurde.[11]

Literatur

  • A. A. Frari: Cenni storici sull'isola di Poveglia e la sua importanza sotto l'aspetto sanitario, Venedig 1837. (Digitalisat)

Weblinks

Commons: Poveglia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. A. A. Frari: Cenni storici sull'isola di Poveglia e la sua importanza sotto l'aspetto sanitario, Venedig 1837, S. 30.
  2. Arcangelo Fornaro: Problemi di metrologia nell'opera di Polibio, Edipuglia, Santo Spirito 2005, S. 49.
  3. Ermolao Paoletti: Il fiore di Venezia ossia i quadri, i monumenti, le vedute ed i costumi veneziani. Band 1, Tommaso Fantana, Venedig 1837, S. 187 (Digitalisat).
  4. Heinrich Kretschmayr: Geschichte von Venedig, Band 1, Gotha 1905, S. 29.
  5. Timothy Peter Wiseman: Roman Studies. Literary and Historical. Francis Cairns Publications, 1987, S. 107.
  6. So etwa bei Hermannus Wesseling: Nomognosticon juris universi Theorico-Practicum: sive aurifodina politiae legalis tam canonicae quam civilis .... Köln 1686, S. 576.
  7. A. A. Frari: Cenni storici sull'isola di Poveglia e la sua importanza sotto l'aspetto sanitario, Venedig 1837, S. 15–17.
  8. Walter Mayr: Der Fluch der Lagune, in: Der Spiegel, 22. September 2014.
  9. Daniel Bakir: Venedigs Dämoneninsel kommt unter den Hammer. 2014, abgerufen am 4. Mai 2016.
  10. Antje Blinda: Ausverkauf in Italien: Venezianer wollen Insel per Crowdfunding retten. 16. April 2014, abgerufen am 16. April 2014.
  11. Alessia Pirolo: Italien bleibt auf seinen Immobilien sitzen. 12. Juli 2014, abgerufen am 7. August 2014.