Präsidentschaftswahl in Russland 1996

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Die Präsidentschaftswahl in Russland 1996 war die zweite Wahl des russischen Präsidenten nach 1991. Außerdem war sie bislang die einzige Präsidentschaftswahl in Russland, die aus zwei Wahlgängen bestand. Der erste Wahlgang fand am 16. Juni, der zweite am 3. Juli 1996 statt.

Geprägt wurde diese Wahl vor allem vom politischen Kampf zwischen dem amtierenden Präsidenten Boris Jelzin und dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Russlands Gennadi Sjuganow. Während der Erstere in den Monaten zuvor stark an Popularität eingebüßt hatte, was vor allem mit dem Scheitern der wirtschaftlichen Reformen, mehreren Korruptionsskandalen und dem andauernden Tschetschenienkrieg zu erklären war, konnte Sjuganow insbesondere bei den zahlreichen Verlierern der Jelzin-Reformen an Anhängern gewinnen.

Ergebnisse des ersten Wahlgangs am 16. Juni

Mehrheiten nach Föderationssubjekten:
Boris Jelzin
Gennadi Sjuganow
Kandidat Anzahl der Stimmen % der Stimmen
Boris Jelzin 26.665.495 35,28
Gennadi Sjuganow 24.211.686 32,03
Alexander Lebed 10.974.736 14,52
Grigori Jawlinski 5.550.752 7,34
Wladimir Schirinowski 4.311.479 5,70
Swjatoslaw Fjodorow 699.158 0,92
Michail Gorbatschow 386.069 0,51
Martin Schakkum 277.068 0,37
Juri Wlassow 151.282 0,20
Wladimir Bryntsalow 123.065 0,16
Aman Tulejew 308 0,00
„Gegen alle“ 1.163.921 1,54
Ungültige Stimmen 1.072.120 1,43
Gesamt 75.587.139 100,00

Die Wahlbeteiligung betrug im ersten Wahlgang 69,81 %.

Zweiter Wahlgang

Mehrheiten nach Föderationssubjekten:
Boris Jelzin
Gennadi Sjuganow

Da weder Jelzin noch Sjuganow die absolute Mehrheit der Wählerstimmen erreichen konnten, setzte die Zentrale Wahlkommission der Russischen Föderation den zweiten Wahlgang auf den 3. Juli 1996 an. Da dies ein Mittwoch war, machte die russische Regierung diesen Tag offiziell arbeitsfrei. Ausgeschiedene Kandidaten, die eine dezidiert antikommunistische und antisowjetische Position vertraten, riefen ihre Wähler dazu auf, im zweiten Wahlgang Jelzin zu unterstützen. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der ehemalige Generalleutnant Lebed, der im ersten Wahlgang den dritten Platz belegt hatte. Nachdem Jelzin ihn einige Tage nach dem ersten Wahlgang zum Sekretär des Sicherheitsrates ernannte, stellte sich Lebed de facto auf Jelzins Seite.

Kandidat Anzahl der Stimmen % der Stimmen
Boris Jelzin 40.402.349 53,82
Gennadi Sjuganow 30.104.589 40,31
„Gegen alle“ 3.603.760 4,82
Ungültige Stimmen 780.405 1,05
Gesamt 74.706.645 100,00

Die Beteiligung im zweiten Wahlgang betrug 68,88 % der Wähler. Es siegte der Amtsinhaber Jelzin mit 40.402.349 Stimmen (53,82 %), Sjuganow kam auf 30.104.589 Stimmen (40,31 %), „gegen beide“ votierten 3.603.760 Bürger (4,82 %).

Wahlbeeinflussung und Gerüchte über Wahlfälschungen

Der Sieg Boris Jelzins war aufgrund der Umfragen derart überraschend, dass bis heute Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Ergebnisses nicht vollständig ausgeräumt werden konnten.[1] Noch zwei Tage vor der Stichwahl wurde der Einsatz von US-Wahlhelfern auf Seiten Jelzins von der Washington Post aufgedeckt.[2]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise