Primas Poloniae
Datei:Coat of arms of Wojciech Polak (Primate of Poland).pdf
Primas Poloniae (dt.: Primas von Polen, poln. Prymas Polski) lautet seit 1417 der Ehrentitel des Erzbischofs von Gniezno zur Bezeichnung seiner herausgehobenen Stellung im polnischen Episkopat. Damit steht der Erzbischof von Gniezno an der Spitze der Römisch-katholischen Kirche in Polen. Als Legatus natus ist er Botschafter des Heiligen Stuhls und vertritt in Polen die Autorität des Papstes. Das Amt bekleidet seit dem 17. Mai 2014 Wojciech Polak.
Geschichte
Den Aussagen des polnischen Historikers Jan Długosz zufolge wurde beim Konzil von Konstanz erstmals über einen Primas Poloniae 1417 bestimmt. Da Gnesen (Gniezno) die erste Hauptstadt und erster Bischofssitz Polens war, fiel die Wahl auf Mikołaj Trąba, den dortigen Erzbischof. Seitdem wurde der Titel von allen Erzbischöfen von Gniezno getragen.
Er stand den Synoden vor, ernannte Erzdiakone und legte die Grenzen der Bistümer fest. In der Adelsrepublik Polen-Litauen (bis 1818) trug er den Titel Primas des Königreiches Polen und des Großfürstentums Litauen (Prymas Królestwa Polskiego i Wielkiego Księstwa Litewskiego).[1]
Seit 1515 ist mit dem Amt des Erzbischofs von Gniezno auch der Titel Legatus natus verbunden. Von 1572 bis 1795 war der Primas Poloniae auch Interrex (Polen), somit Reichsverweser bis zur Wahl eines neuen Königs. Er krönte und bestattete Polens Könige, spendete ihnen und ihren Familien die Sakramente. Er stand bis 1795 auch als höchster Senator an der Spitze des Senats der Adelsrepublik.[2] Seit 1749 war mit dem Amt auch die Kardinalswürde verbunden.[3]
Unmittelbar nach der Dritten Teilung Polens 1795 untersagten die preußischen Besatzer den Gebrauch des Titels Primas von Polen. Doch der Heilige Stuhl ignorierte das preußische Verbot. Nachdem der Wiener Kongress die Aufteilung Polens unter seinen Nachbarn bestätigt hatte, wurde 1818 auch dem unter russischer Oberherrschaft stehenden Königreich Polen, genannt "Kongresspolen", ein eigener Primas zugestanden. Doch 1829 untersagte Zar Nikolaus I., der in Personalunion auch König Polens war, die Verwendung dieses Titels.
Im zu Preußen gehörenden Teil Polens behielten die Erzbischöfe von Gniezno, die von 1821 bis 1946 auch Erzbischöfe von Posen waren, den Titel. 1946 löste Papst Pius XII. die Personalunion an der Spitze der Erzbistümer Gniezno und Posen auf und legte stattdessen Gniezno und Warschau zusammen. 1992 wurde dieser Zusammenschluss durch die Berufung eines neuen Erzbischofs von Gniezno wieder aufgehoben. Doch behielt der bisherige Erzbischof von Warschau-Gniezno, Kardinal Józef Glemp, den Titel. Mit Vollendung seines 80. Lebensjahres trat Glemp 2009 als erster Primas der polnischen Geschichte zurück. Bislang hatte die Primas-Würde lebenslang gegolten. Der Titel steht seitdem wieder dem Erzbischof von Gniezno zu.
Primat und Legation heute
Im 20. Jahrhundert war der Primas kraft seines Amtes Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, bis 1994 beide Ämter formal getrennt wurden. Faktisch blieb dies bis 2004 bedeutungslos, da die Bischofskonferenz ihren bisherigen Vorsitzenden, Primas Józef Glemp, für zwei folgende Amtsperioden wiederwählte. Seit März 2004 ist der Vorsitz der polnischen Bischofskonferenz de jure und de facto von der Primas-Würde unabhängig. Innerhalb des ganzen Episkopats werden dem Primas Poloniae also vor allem nur noch Ehrenwürden zuteil. Er ist jedoch geborenes Mitglied des Ständigen Rats der Bischofskonferenz.
Amtsinhaber
Weitere Titel
- 1807–1815: Primas des Herzogtums Warschau
- 1818–1829, 1916–1938: Primas des Königreichs Polen
- 1817–1858: Primas Unserer Königreiche Galizien und Lodomerien
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Der volle Titel lautete damals lateinisch: N.N. Dei et Sedis Apostolicae gratia sanctae Gnesnensis Ecclesiae Archiepiscopus Legatus Natus, Primas Regni Poloniae Magnique Ducatus Lithuaniae Primusque Princeps.
- ↑ Zbigniew Góralski: Urzędy i godności w dawnej Polsce, Warszawa 1998, S. 62–66
- ↑ Zbigniew Góralski: Urzędy i godności w dawnej Polsce, Warszawa 1998, S. 62.