Produktionsmanagement

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Produktionsmanagement (englisch operations management) ist eine betriebliche Führungsaufgabe und Bestandteil der Produktionswirtschaft. Es ist ein wichtiger Baustein der Unternehmensführung in produzierenden Unternehmen und wird in operatives, taktisches und strategisches Produktionsmanagement unterteilt.

Es umfasst die Planung, Organisation, Durchsetzung und Kontrolle industrieller Wertschöpfungs- und industrieller Leistungserstellungsprozesse. Dabei stehen die Prozesse der Willensbildung (Planung) und der Willensdurchsetzung (Steuerung und Kontrolle) im Vordergrund.[2] Der Begriff „industriell“ bedeutet damit weniger „in der Industrie“ als „unter Einsatz industrieller Methoden“.

Hauptaufgaben des Produktionsmanagements

Eine der Hauptaufgaben des Produktionsmanagements ist die Produktionsplanung und -steuerung (PPS). Ferner gehört zum Produktionsmanagement das Controlling aller Fertigungs- und Montageprozesse, um Logistikkosten zu minimieren und die logistische Leistungsfähigkeit zu steigern.

Gegenstand der Produktionsplanung ist die Gestaltung des allgemeinen Inhaltes und der Einzelprozesse der Fertigung und Montage in Bezug auf Termine, Kapazitäten und Mengen. Die Produktionssteuerung regelt den tatsächlichen Ablauf der Tätigkeiten während der Auftragsabwicklung. Das Ziel ist dabei, die Vorgaben der Planung möglichst genau umzusetzen und anvisierte logistische Zielgrößen zu erreichen. Das Produktionscontrolling überwacht Abweichungen zwischen Planvorgaben und Ist-Zustand und veranlasst ggf. Maßnahmen zur Sicherung einer möglichst effizienten Produktion[3].

Produktionsmanagement als Wissenschaftsdisziplin

Im Rahmen der Entwicklung der Betriebswirtschaftslehre von einer objektorientierten Wissenschaft zu einer interdisziplinären Realwissenschaft vom Management gesellschaftlicher Institutionen wachsen die Produktionswirtschaft und die Industriebetriebslehre zu einer neuen Disziplin zusammen: dem Produktionsmanagement. Damit stellt Produktionsmanagement neben Marketingmanagement und Finanzmanagement eine der drei organisatorischen Hauptfunktionen dar.[4] Unter der Prämisse der Definition von Organisation als zielgerichtete Handlungssysteme mit interpersonaler Arbeitsteilung[5] hat jede Organisation eine Produktion.

Wissenschaftlich wurden als wesentliche Ansätze das Scientific Management, situative Ansätze, entscheidungsorientierte Ansätze, systemorientierte Ansätze (Bild) und inzwischen auch Evolutionäres Management herangezogen.

Hinsichtlich der Bedeutung, der Auswirkungen und des Zeitraumes unterscheidet man drei Ebenen[6]:

  • das strategische Produktionsmanagement beschäftigt sich mit der langfristigen Ausrichtung der Ziele, der Produktion und des Produktionssystems eines Unternehmens. Dazu gehören die Schaffung und Erhaltung von leistungs- und wettbewerbsfähigen Produktionskapazitäten und die Festlegung der Fertigungsstandards.
  • das taktische Produktionsmanagement beschäftigt sich mit der mittelfristigen Umsetzung der strategischen Entscheidungen. Dazu gehören die Bestimmung der Produktionstechnologie sowie die Anpassung der Fertigungsstrukturen und Arbeitsorganisation an die sich ändernden Prozesse und Produkte unter Berücksichtigung gesetzlicher Auflagen und tariflicher Vereinbarungen.
  • das operative Produktionsmanagement beschäftigt sich mit der kurzfristigen Planung und Vorbereitung aller erforderlichen Maßnahmen zur Leistungserbringung zur Erfüllung der Kundenaufträge. Hierzu gehört u. a. die Erstellung des Produktionsprogramms und die Beauftragung der eigenen Fertigung und der Lieferanten. Es ist jedoch nicht für den physischen Leistungsvollzug zuständig, die der Arbeitsvorbereitung, Fertigungssteuerung und Logistik zuzuordnen sind.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Günter Fandel, Allegra Fistek, Sebastian Stütz: Produktionsmanagement. 2., überarb. und erw. Aufl., Springer, Berlin 2011, ISBN 978-3-642-14591-9.
  • Günter Fandel, Mario Giesecke, Jan Trockel: Übungsbuch Produktionsmanagement. Springer Gabler, Wiesbaden [2018], ISBN 978-3-658-19553-3.
  • Stefan Kiener, Nicolas Maier-Scheubeck, Robert Obermaier, Manfred Weiß: Produktionsmanagement. 11., verb. und erw. Aufl., de Gruyter Oldenbourg, Berlin [2018], ISBN 978-3-11-044342-4.
  • Günther Zäpfel: Produktionswirtschaft. Operatives Produktions-Management. de Gruyter, Berlin u. a. 1982, ISBN 3-11-007450-8.
  • Günther Zäpfel: Taktisches Produktions-Management. de Gruyter, Berlin u. a. 1989, ISBN 3-11-012013-5.
  • Günther Zäpfel: Strategisches Produktions-Management. de Gruyter, Berlin u. a. 1989, ISBN 3-11-012015-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nach: E. Zahn, U. Schmid: Produktionswirtschaft I : Grundlagen und operatives Produktionsmanagement. Lucius & Lucius, Stuttgart 1996, ISBN 978-3-8252-8126-7, S. 7
  2. Rolf Grap: Produktion und Beschaffung : Eine praxisorientierte Einführung. Vahlen, München 1998, ISBN 978-3-8006-2321-1, S. 6.
  3. Informieren Sie sich über Produktionsmanagement, insbesondere PPS. Abgerufen am 1. Dezember 2017.
  4. Heizer, Jay; Render, Barry: Operations Management. 8th Ed. Upper Saddle River (NJ): Prentice Hall, 2006 (ISBN 0-13-185755-X). S. 4.
  5. Frese, Erich: Grundlagen der Organisation : Konzept – Prinzipien – Strukturen. 9. Aufl. Gabler, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-409-12681-6, S. 5f.
  6. G. Zäpfel: Produktionsplanung und Steuerung In: Kern: Handwörterbuch der Produktionswirtschaft. 1996, Sp. 1391–1393.
  7. W. Herlyn: PPS im Automobilbau. Hanser Verlag, München 2012, ISBN 978-3-446-41370-2, S. 16–18.