Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen

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Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen
(Produzentenallianz)
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Rechtsform Eingetragener Verein
Gründung 2008

Ort Sitz in Berlin, Vertretung in München
Vorstand Alexander Thies, Vorsitzender
Geschäftsführer Björn Böhning
Mitglieder 300 Produktionsfirmen
Zweigstelle Büro in Brüssel
Website produzentenallianz.de

Die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e. V., kurz Produzentenallianz, ist die größte Interessenvertretung der Produzentinnen und Produzenten von Film-, Fernseh- und anderen audiovisuellen Werken in Deutschland mit Sitz in Berlin. Sie vereint über 300 Mitgliedsfirmen, die in den Sektionen Kino, Fernsehen, Entertainment, Dokumentation, Animation und Werbung organisiert sind.[1] Vorsitzender ist der Produzent Alexander Thies. Seit 1. Mai 2022 ist Björn Böhning Geschäftsführer des eingetragenen Vereins.

Geschichte

Die Produzentenallianz entstand durch den Zusammenschluss der Vorgängerverbände Bundesverband Deutscher Fernsehproduzenten, film20 und Association of German Entertainment Producers (AGEP) und nahm mit der Gründungs-Mitgliederversammlung am 3. März 2008 die Arbeit auf.[2] Am 18. Juni 2008 beschloss die Arbeitsgemeinschaft Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten (AG Spielfilm), mit der Produzentenallianz zusammenzugehen. Im Frühjahr 2009 kamen die vorher im Verein deutscher Animationsproduzenten (VdAP) organisierten Animationsproduzenten hinzu. Damit wurde nach den ersten Sektionen Fernsehen, Kino und Entertainment, die vierte Sektion Animation innerhalb der Produzentenallianz begründet. Zum 1. April 2010 beschloss auch der Verband deutscher Post- und Werbefilmproduktionen (VDW) seinen Beitritt und rief somit die Sektion Werbung ins Leben.[3] Die Sektion Dokumentation der Produzentenallianz wurde mit Vorstandsbeschluss vom 14. September 2011 gegründet.[4]

Nach Jahrzehnten einer zersplitterten Produzentenlandschaft in Deutschland wurde durch die Zusammenschlüsse der Verbände zur Produzentenallianz erstmals eine schlagkräftige Interessenvertretung der Produzenten gebildet. Mit ihren Mitgliedsunternehmen aus den sechs Sektionen Animation, Dokumentation, Entertainment, Fernsehen, Kino und Werbung vereint die Produzentenallianz über 80 % des Umsatzvolumens des deutschen Marktes.[5]

Christoph Palmer führte die Produzentenallianz seit der Gründung im Jahr 2008 knapp 14 Jahre bis zur Übergabe an Björn Böhning im Mai 2022. Auch in der Berichterstattung wurde Palmer eine erfolgreiche Amtszeit bescheinigt, in der er sehr viel für die Produktionswirtschaft in Deutschland erreicht habe. So befand z. B. die FAZ anlässlich seiner Amtsniederlegung, dass er "mit großem Geschick und Ausdauer dafür [sorgte], dass die zersplitterte Produzentenlandschaft stärker zueinander fand, um ihre Interessen gegenüber der Politik in Berlin und Brüssel zu vertreten und sich gegen die mächtigen öffentlich-rechtlichen und privaten Sender und die übermächtigen Digitalkonzerne zu behaupten. [...] An der Schnittstelle zwischen Produzenten, den anderen Kreativen, Sendern, Plattformen und der Politik in den Ländern, im Bund und in Europa war Palmer genau der richtige Mann. Seine Fähigkeit, noch die dicksten Bretter zu bohren, erhofft sich der Verband mit seinen rund dreihundert Mitgliedern nun von Björn Böhning."[6] Björn Böhning übernahm am 1. Mai 2022 die Geschäftsführung.[7] Böhning war zuvor seit 2018 Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium, wo er für die Politikbereiche Digitalisierung und Arbeit verantwortlich war. Von 2011 bis 2018 war er Chef der Senatskanzlei des Landes Berlin mit Verantwortung für die Medien-, Film- und Digitalisierungspolitik.

Aufgaben

Die Produzentenallianz tritt im nationalen und internationalen Rahmen gegenüber Politik, Verwertern, Tarifpartnern und allen Körperschaften der Medien- und Kulturwirtschaft für die Belange der Produzenten ein. Zentrale Ziele der Produzentenallianz sind die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen für den Produktions- und Medienmarkt insgesamt, die Verbesserung der wirtschaftlichen und juristischen Rahmenbedingungen und die Stärkung eines Produzentenbildes in der Öffentlichkeit, das der Rolle der Produzenten als dem wirtschaftlichen und kreativen Zentrum bei der Herstellung von Film-, Fernseh- und anderen audiovisuellen Werken entspricht.[8]

Auf europäischer Ebene nimmt die Produzentenallianz die Interessen der Produzenten über ihr Brüsseler Büro sowie in Kooperation mit internationalen Verbänden wahr. Zu den europäischen Themen gehören u. a. Fragen des Urheberrechts, der Zulässigkeit von Fördermaßnahmen und des Zusammenwachsens der digitalen Medien.

Vertreter der Produzentenallianz wirken in nationalen wie internationalen Gremien mit, unter anderem bei der Filmförderungsanstalt und der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft sowie international bei Animation in Europe, cfp-e – commercial filmproducers europe und der FIAPF (Fédération Internationale des Associations de Producteurs de Films).

Ihren Mitgliedern bietet die Produzentenallianz umfangreiche Informationsdienste. Die Mitglieder werden so z. B. über Ergebnisse mit Sendern und Tarifpartnern oder über relevante gesetzliche Entwicklungen informiert.

Initiativen und Beteiligungen

Die Produzentenallianz Services GmbH bietet als Tochtergesellschaft der Produzentenallianz Beratungsleistungen, Projektmanagement, Veranstaltungsmanagement und sonstige Dienstleistungen zur Beförderung der Geschäftstätigkeit von Produktionsunternehmen. Neben dem Servicebereich produziert die Produzentenallianz Services Veranstaltungen, Preisverleihungen und Firmenevents für die Produzentenallianz sowie Drittveranstalter.[9]

Die Tochtergesellschaft "PAIQ Produzentenallianz Initiative für Qualifikation" engagiert sich für die Nachwuchsförderung, Aus- und Weiterbildung im Bereich audiovisuelle Produktion. Sie konzipiert, organisiert und veranstaltet Seminarreihen zum Produktionsvolontariat für Film, Fernsehen und Werbung und bildet so gemeinsam mit der Branche den produzentischen Nachwuchs bedarfsbezogen und praxisnah aus.[10]

Mit dem Carl Laemmle Produzentenpreis zeichnet die Produzentenallianz zusammen mit Carl Laemmles Geburtsstadt Laupheim jährlich das Lebenswerk einer herausragenden Produzentenpersönlichkeit aus.[11]

Seit Gründung im Mai 2018 beteiligt sich die Produzentenallianz an der Themis-Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt.[12]

Die Produzentenallianz ist beteiligt an der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten mbH (VFF)[13] und der Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken mbH (VGF)[14]. Zudem ist die Produzentenallianz an der German Films Service + Marketing GmbH beteiligt.[15]

Ergebnisse

Eckpunkte der Zusammenarbeit mit öffentlich-rechtlichen Sendern

Ein zentrales Ziel der Produzentenallianz ist die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen für die deutsche Produktionswirtschaft. Nach ersten „Eckpunkten der Zusammenarbeit“ von ARD (2009) und ZDF (2010) und den 2015 weiterentwickelten „Eckpunkten 2.0“ der ARD hat sich nach intensiven Gesprächen mit der Produzentenallianz 2016 auch das ZDF zu verbesserten „Rahmenbedingungen einer fairen Zusammenarbeit“ mit den Fernsehproduzenten verpflichtet. Damit sind die Produzenten bei der Auftragsvergabe, der Honorierung und der Erfolgsbeteiligung besser beteiligt. Zudem bedeuten die ARD-Eckpunkte und ZDF-Rahmenbedingungen eine jährliche Verbesserung in zweistelliger Millionenhöhe, die dem deutschen Produktionsmarkt zusätzlich zugutekommt. Die Eckpunkte von ARD und ZDF werden fortlaufend weiterentwickelt. Auch im Corona-Krisenjahr 2020 wurden die Eckpunkte der ARD weiterentwickelt und deren Fortschreibung bis Ende 2024 beschlossen.[16] Damit wurden in den Bereichen Kalkulation und Rechte wichtige Weichen für die kommenden vier Jahre gestellt.[17] Auch das ZDF hat sich dazu entschieden, die Rahmenbedingungen für Auftragsproduktionen, die ursprünglich bis Ende 2020 galten, um zunächst mindestens ein Jahr zu verlängern.[18] In Zeiten, in denen die Film- und Fernsehbranche nicht nur aufgrund der Coronavirus-Pandemie, sondern zusätzlich aufgrund der Debatte um den Rundfunkbeitrag[19] in schweres Fahrwasser geraten ist, stellen diese Fortschreibungen wichtige Anker in der Zusammenarbeit zwischen den öffentlich-rechtlichen Sendern und den Produzenten dar.

Rundfunkbeitrag (Beitragsperiode 2021–2024)

Für die Beitragsperiode 2021–2024 hatte die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) eine Beitragserhöhung vorgeschlagen, wonach der Rundfunkbeitrag zum 1. Januar 2021 um 86 Cent von 17,50 Euro auf 18,36 Euro zu erhöhen war.[20] Dieser Vorschlag der KEF ist im Ersten Medienänderungsstaatsvertrag aufgenommen worden, der im Juni 2020 von allen Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder – mit einer Protokollnotiz des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt – unterzeichnet wurde. Der Staatsvertrag hatte ein Inkrafttreten der Änderungen zum 1. Januar 2021 vorgesehen. 15 Bundesländer haben der Umsetzung des Ersten Medienänderungsstaatsvertrags in Landesrecht im Jahre 2020 zugestimmt. Lediglich das Land Sachsen-Anhalt hat dem Ersten Medienänderungsstaatsvertrag bis zum 31. Dezember 2020 nicht zugestimmt, infolge dessen der Staatsvertrag nicht in Kraft treten konnte. Daraufhin haben die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine Verfassungsbeschwerde eingereicht. Die Beschwerdeführer rügten Verletzungen ihrer Rundfunkfreiheit, weil durch das Unterlassen der Zustimmung ihr grundrechtlicher Anspruch auf funktionsgerechte Finanzierung nicht erfüllt werde. Mit Beschluss vom 20. Juli 2021 hat schließlich der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts entschieden, dass das Land Sachsen-Anhalt durch das Unterlassen seiner Zustimmung zum Ersten Medienänderungsstaatsvertrag die Rundfunkfreiheit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten aus Artikel 5 Abs. 1 Satz 2 GG verletzt hat.[21] Die Bestimmungen des Artikel 1 des Ersten Medienänderungsstaatsvertrags – einschließlich der darin vorgesehenen Anpassung des Rundfunkbeitrags – gelten somit mit Wirkung vom 20. Juli 2021 bis zum Inkrafttreten einer staatsvertraglichen Neuregelung über die funktionsgerechte Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.[22] Die Produzentenallianz hatte sich für die vorgeschlagene moderate Beitragserhöhung immer mit Nachdruck auf allen Ebenen eingesetzt und sieht sich durch dieses Urteil des Bundesverfassungsgerichts in ihrer Auffassung bestätigt. Die Produzentenallianz begrüßte daher das Urteil ausdrücklich, da dadurch nun Rechtssicherheit eintritt und eine auskömmliche Finanzierung durch den Rundfunkbeitrag weiterhin eine gute Programmqualität gewährleisten kann.[23]

Gespräche mit privaten Sendern

Mit den privaten Sendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL steht die Produzentenallianz zu Aspekten der Zusammenarbeit im fortlaufenden Austausch. Auf der Agenda sollen Themen wie Kalkulationsrealismus, Vergütungsmodelle, Rechteverteilung, aktuelle und zukünftige Marktdynamiken sowie Nachwuchsförderung, Aus- und Weiterbildung stehen.

Streaming-Plattformen

Der Austausch mit Streaming/Video-on-Demand-Plattformen wird fortlaufend ausgebaut. Dabei soll es vor allem um Fragen der Auftragskonditionen gehen.

Filmförderung

Im Jahr 2016 wurde die Kulturelle Filmförderung des Bundes auch auf Hinwirken der Produzentenallianz erheblich aufgestockt. Der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) 2017 um 50 Prozent auf 75 Millionen Euro angehoben und verstetigt.[24] Nach dem Eckwertebeschluss der Bundesregierung wurde eine Erhöhung um weitere 50 Millionen Euro beschlossen. Für den Zeitraum 2018 bis 2021 ist nun pro Jahr eine DFFF-Förderung in Höhe von 125 Millionen Euro vorgesehen, das sind Verbesserungen für die gesamte Branche. Weiterhin wurde eine Erhöhung des German Motion Picture Funds (GMPF), der sich seit Oktober 2018 in der Zuständigkeit der Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM) befindet, um 5 Millionen auf 15 Millionen Euro ab dem Jahr 2019 erreicht. Auch eine Flexibilisierung der Förderinstrumentarien, d. h. die gegenseitige Deckungsfähigkeit, ist ein Kernthema der Produzentenallianz, die beim GMPF im BKM schon teilweise ermöglicht wird. Diese Verbesserungen wurden nicht zuletzt nach wiederholt vorgetragenen und ausgearbeiteten Forderungen der Produzentenallianz umgesetzt.

Tarifvertrag

Im Mantel- und Gagentarifvertrag der auf Produktionsdauer beschäftigten Film- und Fernsehschaffenden, den die Produzentenallianz am 29. Mai 2018 mit ver.di abgeschlossen hat, kam es zu einem Kompromisspaket, bei dem die Arbeitgeberseite Zugeständnisse bei der Höchst-Arbeitszeit machen musste,[25] aber im Gegenzug viel weitergehende Tarifforderungen der Arbeitnehmerseite abwehren konnte und eine ungewöhnlich lange Laufzeit des Vertrags erreicht wurde.[26] Der Tarifvertrag ist frühestens zum 31. Dezember 2020 mit einer Frist von vier Monaten kündbar. Eine echte Innovation stellt die gefundene Gesamtregelung zum Hochschul-Abschlussfilm dar.[27] Die Aufnahme neuer Berufsbilder in die Gagen-Tariftabelle stärkt die Kalkulationsgrundlagen der Produktionsunternehmen gegenüber den Auftraggebern.

Unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Krise haben Produzentenallianz, ver.di und BFFS (Bundesverband Schauspiel) am 30. April 2021, nach Monaten intensiver Verhandlungen über den Mantel- und Gagentarifvertrag für Film- und Fernsehschaffende sowie über den Tarifvertrag für Schauspieler zu einer Einigung gefunden.[28] Die Mantel-Regelungen des Tarifvertrags treten zum 1. September 2021 in Kraft, dadurch haben die Produktionsbetriebe noch Zeit, sich auf die Neuerungen vorzubereiten. Er läuft ab diesem Zeitpunkt über mindestens zwei Jahre bis zum 31. August 2023. Für den Gagenbereich wird es für das Jahr 2021 ein Moratorium geben. Die Verhandlungen über Gagen-Erhöhungen beginnen im September 2021, deren Ergebnisse werden – angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation der Produktionsbetriebe – dann ab 2022 umgesetzt.

Gemeinsame Vergütungsregeln

Die Produzentenallianz hat über die Jahre diverse Gemeinsame Vergütungsregeln mit berufsständischen Verbänden wie Bundesverband Regie oder Verband Deutscher Drehbuchautoren aufgestellt. Rechtliche Grundlage für die Verhandlung über Gemeinsame Vergütungsregeln ist der §36 des Urheberrechtsgesetz: "(1) Zur Bestimmung der Angemessenheit von Vergütungen nach § 32 stellen Vereinigungen von Urhebern mit Vereinigungen von Werknutzern oder einzelnen Werknutzern gemeinsame Vergütungsregeln auf."

Transparenz

Nachdem 2013 die „Leitlinien für die Zusammenarbeit zwischen den ARD-Landesrundfunkanstalten und den Produzenten“ vereinbart werden konnten, folgte 2014 der Abschluss der „Eckpunkte für die Transparenz der Zusammenarbeit“ mit dem ZDF[29]. ARD und ZDF veröffentlichen seither Angaben zum Programmaufwand differenziert nach Produktionsart und Genre.[30]

Interessenvertretung auf EU-Ebene

Die Produzentenallianz hat ihre Maßnahmen auf EU-Ebene zur Einwirkung auf Gesetzgebungsverfahren fortlaufend intensiviert. Für eine höhere Präsenz vor Ort in Brüssel hat die Produzentenallianz 2019 ein eigenes Büro in Brüssel eingerichtet.[31] Damit trägt die Produzentenallianz der zunehmenden Bedeutung Rechnung, die politische Entscheidungen der EU für die deutsche Filmproduktionswirtschaft haben. Die jüngsten Regulierungen im Rahmen des Digital Single Market (DSM) durch die verabschiedeten Urheberrechts-, AVMD- und Online-SatCab-Richtlinien oder haushaltspolitische Themen wie das Creative-Europe-MEDIA-Budget, zeigen wie wichtig eine starke Vertretung der berechtigten Interessen der Produzenten auf europäischer Ebene geworden ist.

Corona-Krisenmanagement der Produzentenallianz

Auf die zunehmende Ausbreitung des Coronavirus ab März 2020 in Deutschland und die damit einhergehenden massiven Auswirkungen auch auf die Film- und Fernsehproduktionswirtschaft, hat die Produzentenallianz umgehend reagiert und die Verbandsarbeit auf die Bewältigung der noch nie da gewesenen und existenziellen Herausforderungen der Pandemie konzentriert. Zu Beginn der Pandemie rief die Produzentenallianz in einer öffentlichen Stellungnahme zum Schulterschluss aller Branchenteilnehmer auf und betonte ihre uneingeschränkte Solidarität gegenüber ihren Partnern am Set, den Kreativen und Filmschaffenden, aber auch den Verwertern der Produktionen in Verleih, Kino, Festivals und bei den Sendern.[32][33] In der Folge ergriff die Produzentenallianz eine Reihe von Maßnahmen, um die Auswirkungen der Beschränkungen auf die Produktionswirtschaft abzufedern und perspektivisch einen Wiedereinstieg in die Produktion zu ermöglichen:

Um die von der Bundesregierung kurzfristig eingeführten Erleichterungen für die Kurzarbeit[34] auch im Filmbereich auf Produktionsdauer Beschäftigte anwenden zu können, nahm die Produzentenallianz mit ver.di und dem Bundesverband Schauspiel (BFFS) umgehend Verhandlungen über einen Kurzarbeits-Tarifvertrag auf. Es spricht für eine starke, belastbare Sozialpartnerschaft zwischen Produzentenallianz, ver.di und BFFS, dass bereits am 25. März 2020 nach intensiven, virtuell geführten Gesprächen ein Kurzarbeits-Tarifvertrag für auf Produktionsdauer beschäftige Filmschaffende abgeschlossen werden konnte.[35]

Mit den großen Sendergruppen hat die Produzentenallianz gleich zu Beginn der Pandemie Gespräche aufgenommen zum Umgang bei Corona-bedingten Produktionsverschiebungen oder -unterbrechungen. Die ARD und das ZDF reagierten als die größten Auftraggeber der Produzenten noch im März 2020 und sicherten als Soforthilfemaßnahmen für Produktionen, die ihren Dreh nicht fortsetzen oder nicht wie geplant beginnen konnten, die hälftige Übernahme von Corona-bedingten Mehrkosten zu.[36][37] Auch die großen privaten Sendergruppen, Mediengruppe RTL und ProSiebenSat.1, haben eigene Schutzschirme für die Produzenten eingerichtet und zugesagt einen signifikanten Anteil der angefallenen Mehrkosten zu übernehmen.[38][39]

Eine der größten Sorgen bereitete der Produktionswirtschaft die Tatsache, dass Corona-Risiken nicht durch branchenübliche Ausfallversicherungen abgedeckt werden, was Produzenten vor ein enormes wirtschaftliches Risiko stellte. Die Produzentenallianz hat sich daher gleich zu Beginn der Krise gegenüber Bund und Ländern sowie Sendern für einen Ausfallfonds für sämtliche Bereiche der Film- und Fernsehproduktion eingesetzt. Im Rahmen des staatlichen Hilfs- und Konjunkturprogramms „Neustart Kultur“, kündigte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Juni 2020 an, 50 Mio. Euro für die Übernahme von pandemiebedingten Ausfallkosten bei vom Bund geförderten Kinofilmproduktionen und hochwertigen Serienproduktionen bereitzustellen. In den Prozess der Ausgestaltung dieses Fonds brachte sich die Produzentenallianz nachdrücklich ein. Der Ausfallfonds I, der im September 2020 an den Start ging, bildet das wichtige Fundament für einen abgesicherten Wiedereinstieg in die Produktion von (auch) vom Bund geförderten Kinofilmen und High-End-Serien.[40] Da ein einheitlicher Ausfallfonds für Kino und Fernsehen nicht umsetzbar war, setzte sich die Produzentenallianz für den großen Bereich der Fernsehproduktionen nunmehr für eine Ausfallsicherung auf Länderebene und mit den Sendern ein. Nach weiteren abstimmungsintensiven Gesprächen der Produzentenallianz mit den Bundesländern und den Sendern ARD, ZDF, ProSiebenSat.1 und RTL konnte schließlich im Dezember 2020 eine Verständigung über einen Ausfallfonds II für Fernsehproduktionen erzielt werden.[41]

Neben ihrer politischen Arbeit auf vielerlei Ebenen, ist die Produzentenallianz bestrebt die Situation der Produzenten in der Corona-Krise auch durch praxisnahe Beratungen zu verbessern und einen Wiedereinstieg in die Produktion zu ermöglichen z. B. über eine Corona-Hotline für Mitglieder, regelmäßige Update-Aussendungen oder durch die Erarbeitung von Empfehlungen für den Arbeits-/Hygieneschutz bzw. durch Mitwirken an der branchenspezifischen Handlungshilfe „SARS-CoV-2 Arbeitsschutzstandard – Empfehlungen für Filmproduktionen“ der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse.[42]

Veranstaltungen

Deutscher Produzententag

Die Produzentenallianz veranstaltet seit 2009 jährlich zum Auftakt der Berlinale eine fachöffentliche Veranstaltung, die seit 2011 als Deutscher Produzententag firmiert. Als film- und medienpolitische Standortbestimmung zum Jahresbeginn hat sich dieses Event inzwischen zu der zentralen Diskursveranstaltung der Produktionswirtschaft in Berlin entwickelt. Konzentriert auf den Vormittag des ersten Berlinale-Tages bringen hochkarätige Akteure der Branche und der Politik die gewichtigsten Themen der film- und medienpolitischen Agenda auf den Punkt.[43][44]

Jahresmitgliederversammlung

Zur jährlich stattfindenden ordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins kommen die Mitglieder in der Regel zur Mitte des Jahres in Berlin zusammen.

Produzentenfest

Das jährliche Sommerfest feiert die Produzentenallianz in Berlin mit ihren Mitgliedern, wichtigen Vertretern der Sender und aus der Politik sowie Persönlichkeiten der Film- und Fernsehbranche.

Carl Laemmle Produzentenpreis

Mit dem Carl Laemmle Produzentenpreis zeichnet die Produzentenallianz zusammen mit Carl Laemmles Geburtsstadt Laupheim jährlich seit 2017 das Lebenswerk einer herausragenden Produzentenpersönlichkeit aus. Bisherige Preisträger sind Roland Emmerich (2017), Regina Ziegler (2018), Artur Brauner (Ehrenpreis 2018), Stefan Arndt (2019), Nico Hofmann (2020, Corona-bedingt 2021 verliehen) und Gabriela Sperl (2022).

Organisation

Jede Sektionen der Produzentenallianz wählt einen ehrenamtlichen Sektionsvorstand. Der Gesamtvorstand besteht aus Mitgliedern der Sektionsvorstände und den von der Mitgliederversammlung gewählten Vertretern.[45] Vorsitzender des Gesamtvorstandes ist Alexander Thies (NFP neue filmproduktion). Stellvertretende Vorstände sind Uli Aselmann (die film gmbh), Dagmar Biller (Tangram International GmbH), Jan Bonath (White Spot Films GmbH), Markus Schäfer (ALL3MEDIA Deutschland GmbH) und Martin Wolff (Wolff Brothers GmbH). Weitere Mitglieder des Gesamtvorstands sind Benedikt Böllhoff (VIAFILM GmbH & Co. KG), Christian Franckenstein (Bavaria Film GmbH), Nico Hofmann (UFA GmbH), Fred Kogel (LEONINE Studios), Meike Kordes (Kordes & Kordes Film GmbH), Sabine de Mardt (Gaumont GmbH), Corinna Mehner (blue eye Fiction), Martin Moszkowicz (Constantin Filmproduktion), Stefan Oelze (Seapoint Productions GmbH & Co. KG | Rosebank AG), Andrea Schönhuber-Majewski (Imago TV Film- und Fernsehproduktion GmbH), Barbara Thielen (Zieglerfilm Köln GmbH), Gabriele M. Walther (Caligari Film), Bernd Wilting (taglicht media Film- & Fernsehproduktion GmbH), und Johannes Züll (Studio Hamburg). Der Produzent Tom Spieß und Bernd Neumann (Präsident der Filmförderungsanstalt und Staatsminister a. D.) sind kooptierte Mitglieder des Gesamtvorstands.

Mitgliedschaft

Die Satzung der Produzentenallianz legt als Voraussetzung für die Aufnahme als ordentliches Mitglied fest, „dass das Mitglied als aktives Unternehmen mit Sitz oder Niederlassung in der Bundesrepublik Deutschland im Bereich der Herstellung audiovisueller Produktionen tätig ist.“ Jedes ordentliche Mitgliedsunternehmen hat satzungsgemäß eine Stimme.[8]

Ehrenmitglieder

Die Ehrenmitglieder der Produzentenallianz sind Persönlichkeiten, die sich besonders um die Belange der Produktionsbranche verdient gemacht haben.[46]

Zu den Ehrenmitgliedern gehören:

Verstorbene Ehrenmitglieder:

Weblinks

Literatur

  • Allianz Deutscher Produzenten – Film und Fernsehen e.V.: Dokumentation Deutscher Produzententag 2020, ISBN 978-3-9822086-2-6
  • Allianz Deutscher Produzenten – Film und Fernsehen e.V.: Dokumentation Deutscher Produzententag 2019, ISBN 978-3-9816027-9-1
  • Allianz Deutscher Produzenten – Film und Fernsehen e.V.: Handbuch Produktionswirtschaft. 2019
  • Christoph E. Palmer: Die Film- und Fernsehproduktion als Wirtschaftsfaktor in Deutschland, Reden, Beiträge und Interviews 2018 bis 2020. ISBN 978-3-9822086-3-3
  • Christoph E. Palmer: Film- und Fernsehproduktionswirtschaft in Deutschland 2014–2017, Reden, Beiträge und Interviews. 2017, ISBN 978-3-9816027-5-3
  • Christoph E. Palmer: ARD-Eckpunkte 2.0 – „Magna Carta“ der Fernseh-Auftragsproduktion in Deutschland. 2016, In: MedienWirtschaft 13, S. 54–59, ISSN 1613-0669
  • Christoph E. Palmer: Filmpolitik in Deutschland: Reden, Gastbeiträge und Interviews 2008–2013. 2013, ISBN 978-3-9816027-0-8

Einzelnachweise

  1. Mitglieder. In: Produzentenallianz. Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  2. Jochen Voß: Produzentenallianz für Film und Fernsehen gegründet. In: dwdl.de. 4. März 2008, abgerufen am 14. Oktober 2020.
  3. Post- und Werbefilmproduzenten in der Produzentenallianz. In: blickpunktfilm.de. 6. April 2010, abgerufen am 15. Mai 2021.
  4. Dokumentarfilmproduzenten gründen sechste Produzentenallianz-Sektion. In: Produzentenallianz. 14. September 2011, abgerufen am 14. Oktober 2020.
  5. Filmpolitik: „Interessenvertretung auf Augenhöhe“. In: Medienpolitik.net. 18. April 2018, abgerufen am 24. Februar 2021.
  6. Michael Hanfeld: Böhning führt Produzenten an: Wechsel am Set. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 14. April 2022]).
  7. Neuer Produzentenallianz-Geschäftsführer: "Wichtige Stimme im politischen Raum". Abgerufen am 14. April 2022.
  8. a b Satzung, Beitragsordnung. In: Produzentenallianz. Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  9. Veranstaltungen | Produzentenallianz Service GmbH. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  10. Über uns. In: pa-iq.de. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  11. Carl Laemmle Produzentenpreis – Auszeichnung für das Lebenswerk einer herausragenden Produzentenpersönlichkeit. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  12. Brancheninitiative bringt „Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung“ auf den Weg – Grütters: Zeit des Schweigens muss vorbei sein! In: bundesregierung.de. 1. Juni 2018, abgerufen am 15. Mai 2020.
  13. Gremien - VFF. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  14. Gesellschafter – VGF. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  15. German Films: Shareholders. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  16. Zwei starke Signale der ARD für die deutsche Produzentenlandschaft: ARD entwickelt Eckpunkte-Selbstverpflichtung weiter und verlängert Corona-Unterstützung. In: ard.de. 1. Februar 2021, abgerufen am 15. Mai 2021.
  17. 12 Jahre gemeinsame ARD-Eckpunkte: Wichtige Verbesserungen für dokumentarische Produktionen und Erhöhung der Erlösbeteiligung von Produzenten. Pressemitteilung. In: Produzentenallianz. 1. Februar 2021, abgerufen am 24. Februar 2021.
  18. „Verlässlicher Partner für Produzenten“: ZDF verlängert Corona-Unterstützung für Produktionsfirmen und Selbstverpflichtung: ZDF Presseportal. Abgerufen am 24. Februar 2021.
  19. „Die Präzisierung des Auftrages ist dringend notwendig“. In: Medienpolitik.net. 26. Januar 2021, abgerufen am 24. Februar 2021.
  20. K. E. F. Rheinland-Pfalz: KEF empfiehlt Anpassung des Rundfunkbeitrags auf 18,36 Euro. Abgerufen am 5. August 2021.
  21. Bundesverfassungsgericht - Presse - Erfolgreiche Verfassungsbeschwerden zum Ersten Medienänderungsstaatsvertrag. Abgerufen am 5. August 2021.
  22. 1 Senat Bundesverfassungsgericht: Bundesverfassungsgericht - Entscheidungen - Erfolgreiche Verfassungsbeschwerden zum Ersten Medienänderungsstaatsvertrag. 20. Juli 2021, abgerufen am 5. August 2021.
  23. Produzentenallianz begrüßt Karlsruher Beitragsurteil und erinnert an Grundsatz: Programm first. Pressemitteilung. In: Produzentenallianz. 5. August 2021, abgerufen am 5. August 2021 (deutsch).
  24. Grütters: Deutscher Filmförderfonds wird 2017 auf 75 Millionen Euro erhöht. In: dfff-ffa.de. Deutscher Filmförderfonds, abgerufen am 19. November 2020.
  25. Tarifergebnis für Filmschaffende. Abgerufen am 19. November 2020.
  26. Tarifverhandlungen von Produzentenallianz mit ver.di und BFFS abgeschlossen. Pressemitteilung. In: Produzentenallianz. 31. Mai 2018, abgerufen am 19. November 2020.
  27. Uwe Mantel: Tarifverträge: Produzentenallianz & Gewerkschaften einig. In: dwdl.de. 1. Juni 2018, abgerufen am 19. November 2020.
  28. Sozialpartnerschaft auch in Krisenzeiten: Produzentenallianz einigt sich mit ver.di und BFFS auf neuen Tarifvertrag. In: Produzentenallianz. 5. Mai 2021, abgerufen am 11. Mai 2021.
  29. ZDF und Produzentenallianz vereinbaren „Eckpunkte für die Transparenz der Zusammenarbeit“: Beitrag für fairen Wettbewerb. Pressemitteilung. In: Produzentenallianz. 27. Februar 2014, abgerufen am 19. November 2020.
  30. ARD legt ersten Produzentenbericht vor. Abgerufen am 19. November 2020.
  31. Timo Niemeier: Produzentenallianz will Präsenz auf EU-Ebene stärken. In: dwdl.de. 12. November 2019, abgerufen am 18. Januar 2021.
  32. Verantwortung und Solidarität in Zeiten von Corona - Film und Fernsehen stehen zusammen. In: Produzentenallianz. 16. März 2020, abgerufen am 15. März 2021.
  33. Gemeinsame Erklärung von GWA, OWM, Produzentenallianz (Sektion Werbung) und ZAW zur Corona-Krise. In: Produzentenallianz. 19. März 2020, abgerufen am 15. März 2021.
  34. Bundesgesetzblatt. Abgerufen am 15. März 2021.
  35. Kurzarbeits-Tarifvertrag für Filmproduktionen und Filmproduktionsunternehmen. In: Produzentenallianz. Abgerufen am 15. März 2021.
  36. ZDF stellt kurzfristige Liquiditätshilfen für Produzenten bereit: ZDF Presseportal. Abgerufen am 15. März 2021.
  37. Coronakrise: ARD baut Hilfe für Kreativ- und Produzentenwirtschaft aus. In: ard.de. 14. April 2020, abgerufen am 15. Mai 2021.
  38. "Runder Tisch Fernsehen": Branchen-Dialog zu den Rahmenbedingungen für den Neustart von TV-Produktionen nach Corona. Abgerufen am 15. März 2021.
  39. Gespräche zwischen ProSiebenSat.1 und der Produzentenallianz: Einzelfallprüfung und Soforthilfen zugesichert // Sicherheit der Teams steht im Vordergrund. Abgerufen am 15. März 2021.
  40. FFA Filmförderungsanstalt | Ausfallfonds des Bundes (Kino und HighEnd-Serien). Abgerufen am 15. März 2021.
  41. Ausfallfonds II der Bundesländer (TV-Produktion). In: ffa.de. FFA Filmförderungsanstalt, abgerufen am 15. März 2021.
  42. Coronavirus: Branchenspezifische Handlungshilfe "Filmproduktion" (SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard). In: medien.bgetem.de – BG ETEM Medienportal. Abgerufen am 15. März 2021.
  43. Deutscher Produzententag 2019: Dokumentation. In: Produzentenallianz. Abgerufen am 17. Februar 2021.
  44. Dokumentation des Deutschen Produzententags 2020 (Druckversion einseitig). In: Produzentenallianz. Abgerufen am 17. Februar 2021.
  45. Gremien und Team. In: Produzentenallianz. Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  46. Ehrenmitglieder. In: Produzentenallianz. Abgerufen am 11. Januar 2021.