Pussy (Lied)
Pussy | |
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Rammstein | |
Veröffentlichung | 18. September 2009 |
Länge | 3:48 |
Genre(s) | Neue Deutsche Härte |
Autor(en) | Rammstein |
Label | Universal Music |
Album | Liebe ist für alle da |
Pussy ist ein Lied der Neue-Deutsche-Härte-Band Rammstein. Es ist die erste Single des Albums Liebe ist für alle da und wurde am 18. September 2009 veröffentlicht.[1] Musik und Text stammen von Rammstein selbst,[1] die Produktion übernahmen Rammstein und Jacob Hellner.[1] Auf dem dazugehörigen Cover sind die Köpfe der Bandmitglieder auf nackte Frauenkörper montiert, die vor einem schwarzen Hintergrund stehen.[1]
Text
Der Text ist zur Hälfte deutsch und zur Hälfte englisch. Das Lied handelt vom Sextourismus bzw. der Klischeeisierung der Deutschen als Sextouristen. Es wird ironisch vermittelt, dass der benannte Sextourist zu Hause selbst keine Sexualpartnerin finden kann.[2]
„So Take Me Now,
Oh Don’t You See,
I Can’t Get Laid in Germany…“
Dessen Wirkung wurde dadurch verstärkt, dass in den deutschsprachigen Passagen eine große Anzahl deutscher Wörter verwendet wurde, die im Englischen sowohl als Lehnwörter gebräuchlich sind als auch deutsche Klischees bedienen, wie Autobahn, Blitzkrieg, Bratwurst oder Sauerkraut.[3] Dabei werden diese Wörter im Liedtext in völlig fremden bzw. unerwarteten Kontexten verwendet, so dass ein deutschsprachiger Hörer die Bedeutung noch erahnen kann, für englischsprachige Hörer aber nur noch diese Signalwörter verständlich bleiben: „Schönes Fräulein, Lust auf mehr, Blitzkrieg mit dem Fleischgewehr“ (Rammstein).[4]
Ursprünglich wurde der Liedtext von Till Lindemann in deutscher Sprache verfasst und basierte auf seinem Gedicht Was ich liebe.[5]
Es existiert eine rein englischsprachige Demo-Version von Pussy, von deren Text lediglich der Refrain für die Albumfassung aus dem Jahr 2009 übernommen wurde. Auf Richard Kruspes Hinwirken wurden die Strophen neu verfasst.[6] Zudem basierte diese düsterer klingende Version auf einer anderen Melodie. Letztere erschien später mit einem neuen Text unter dem Titel Gib mir deine Augen.
Veröffentlichung
Die Single ist als Download, Maxi-Single, 7″- sowie 12″-Single erhältlich. Die Maxi-Single sowie die 12″ enthalten das Lied „Rammlied“ als B-Seite. Die 12″-Vinyl-Edition ist in einer klaren Kunststoff-Hülle erhältlich, während die 7″ als Cardsleeve und die Maxi-Single als Digipack daherkommen. Die Stückzahl der 12″ ist auf 2000 handnummerierte Einheiten begrenzt, die 7″ auf 3000 Exemplare.
Musikvideo
Das Video wurde von Jonas Åkerlund[7] im Atelier II der Havelstudios im Stadtteil Berlin-Westend gedreht[8][9] und feierte seine offizielle Premiere am 16. September 2009 auf einem niederländischen Erotikportal[10]. Zum einen ist zu sehen, wie die Band – in schwarzes Leder gekleidet – das Lied in einem Studio singt und spielt, zum anderen sind die Musiker in sechs Pornoepisoden zu sehen.[11] Zu sehen sind: Till Lindemann als Playboy, Christoph Schneider als CEO, Paul Landers als Cowboy, Oliver Riedel als SM-Fetischist, Richard Kruspe als Partyboy und Christian „Flake“ Lorenz als Transsexueller („Heeshie“)[12]. In allen sechs Sequenzen ist zu sehen, wie die Bandmitglieder Frauen zum Sex verführen oder von diesen verführt werden. Dieser Teil des Videos wurde in einem Bordell in Berlin-Charlottenburg mit professionellen männlichen und weiblichen Pornodarstellern gedreht. An den Dreharbeiten nahm etwa die Pornodarstellerin Sophie Logan teil.[13] Für die Sexszenen wurden alle Bandmitglieder gedoubelt, sie mussten lediglich die Mimik nachahmen. Die Köpfe der Musiker wurden später auf die Körper ihrer Doubles montiert.[14] Auf die Frage, wie denn die Dreharbeiten gewesen seien, sagte Paul Landers 2009 der FAZ:
„Erstmal ein bisschen wie Zahnarzt. Wir saßen in diesem Bordell in Charlottenburg und mussten nacheinander ran. Ich hatte Schiss und habe mir Mut angetrunken. Aber ich hätte nicht gedacht, wie sachlich so etwas abläuft. Rein mechanisch.“
Das Video ist bis heute offiziell – außerhalb von einschlägigen Kanälen – nur in der zensierten Version abrufbar, auch in der 2012 veröffentlichten DVD „Rammstein Videos 1995–2012“ ist es nur in der geblurrten Variante enthalten.[16]
Liveaufführung
Pussy feierte, wie die meisten Lieder von Rammstein, bei einem exklusiven Fankonzert im Oktober 2009 in Berlin Premiere.[17] Während der Liebe ist für alle da Tour von 2009 bis 2011 war Pussy das letzte Lied des Hauptteils der Konzerte.[18] Während des Auftritts saß Lindemann auf einer großen, als Penis verkleideten Schaumkanone, und beschoss die vorderen Zuschauerreihen mit Schaum, worauf anschließend Konfetti, oftmals in den Farben der deutschen Nationalflagge, in das Publikum geschossen wurden.[19]
Mitwirkende
Einspielung
Produktion
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Aufnahmestudios |
Charts
Pussy ist nach 15-jährigem Bandbestehen der erste Nummer-eins-Erfolg in den deutschen Singlecharts. Es ist ihr 18. Charterfolg in Deutschland sowie der achte Top-10-Erfolg der Band. In Österreich erreichten sie hiermit zum 16. Mal die Singlecharts, es ist ihr sechster Top-10-Erfolg in Österreich. In der Schweiz ist Pussy der 13. Charterfolg in den Singlecharts und im Vereinigten Königreich der achte. Des Weiteren platzierte sich die Single an der Chartspitze in Finnland, wo es nach Benzin ihr zweiter Nummer-eins-Erfolg ist.
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Andrei Borowikow
Andrei Borowikow ist ein russischer Oppositioneller, der mit Alexei Nawalny zusammenarbeitete. Er teilte 2014 wie viele andere auch das Rammstein-Video auf VKontakte. 2021 wurde er im Gegensatz zu anderen wegen Verbreitung von Pornografie zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wird allgemein als politisch motiviert eingeschätzt. Amnesty International bezeichnete es als „absurd“. Rammstein-Gitarrist Richard Kruspe solidarisierte sich auf Instagram mit Borowikow. Eine offizielle Stellungnahme der Band gab es nicht. Darüber zeigte sich Borowikow enttäuscht, zumal die Band direkt kontaktiert worden sei.[24]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Pussy bei austriancharts.at
- ↑ Pussy auf songfacts.com (englisch). Abgerufen am 7. September 2012
- ↑ Thomas Winkler: Skandalrocker Rammstein: "Außer uns will ja keiner mehr böse sein". In: Spiegel Online. SPIEGEL ONLINE GmbH, 15. Oktober 2009, abgerufen am 8. Januar 2012.
- ↑ Jens-Christian Rabe: Blitzkrieg mit dem Kreischgewehr. Rammstein: Nach der Indizierung. In: Sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH, 10. November 2009, abgerufen am 8. Januar 2012.
- ↑ Video: Videolink zur Demoversion von Pussy auf YouTube
- ↑ "Rammstein sind zu schlau, um rechts zu sein", in: welt.de
- ↑ Jonas Åkerlund als Regisseur
- ↑ havelstudios.de: Referenzen, abgerufen am 9. September 2017
- ↑ youtube.com: Rammstein official Channel, Making-of Pussy
- ↑ VISIT-X - Video-Premiere von Pussy
- ↑ Punk im Pornoladen: Rockband provoziert mit neuem Video «Pussy»
- ↑ VISIT-X - Video-Premiere von Pussy
- ↑ Ich bin die Nackte aus dem Ramm(el)stein-Video von K. Marrach auf www.bz-berlin.de (B.Z.), 21. September 2009 (abgerufen am 5. Februar 2020)
- ↑ Bravewords.com > News > RAMMSTEIN Guitarist On Filming 'Pussy' Video - "It Was Really Fun; Our Drummer’s Girlfriend Came To The Set And He Ended Up Sending Her Home". Bravewords.com. 17. November 2009. Abgerufen am 16. April 2011.
- ↑ faz.net: Rammstein im Interview: "Wir wollen Ärger", 13. Oktober 2009, abgerufen am 24. Juli 2017
- ↑ Jonas Hermann: Der Provokateur. In: FAZ.net. 28. Februar 2012, abgerufen am 16. Dezember 2014.
- ↑ dalai: Rammstein Setlist at Black Box Music, Berlin, Germany. In: setlist.fm. 19. Juli 2012, abgerufen am 17. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Songs played by tour: Liebe ist für alle da. In: setlist.fm. Abgerufen am 17. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Rammstein: Paris. DVD, Universal, 19. Mai 2017.
- ↑ a b c Pussy (Lied) bei Discogs
- ↑ a b c Pussy (Lied) bei Discogs
- ↑ a b c d Chartquellen bei acharts.us
- ↑ Single-Jahrescharts 2009. offiziellecharts.de, abgerufen am 6. Dezember 2018.
- ↑ DER SPIEGEL: Russland: Andrej Borowikow zu zweieinhalb Jahren Strafkolonie verurteilt. Abgerufen am 17. Juni 2021.
DER SPIEGEL: Russland: Rammstein-Gitarrist kritisiert Freiheitsstrafe für Nawalny-Mitstreiter. Abgerufen am 17. Juni 2021.
Bernhard Clasen: Ex-Mitarbeiter von Nawalny verurteilt: Haft wegen Rammstein-Video. In: Die Tageszeitung: taz. 30. April 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 17. Juni 2021]).
Ex-Mitarbeiter von Alexei Nawalny in Haft, weil er Rammstein mag? | News. Abgerufen am 17. Juni 2021 (deutsch).
Friedrich Schmidt, Moskau: Oppositioneller in Russland: Lagerhaft für Video von Rammstein. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 17. Juni 2021]).
Darja Borowikowa zu RAMMSTEIN und ALEXEI NAWALNY-Interview auf Musikreviews.de. Abgerufen am 17. Juni 2021.
2,5 Jahre Haft wegen eines RAMMSTEIN-Videos! - News auf Musikreviews.de - Metal, Prog und Rock-Magazin. Abgerufen am 17. Juni 2021.
Rammstein: "Menschlich sind wir sehr enttäuscht!" – laut.de – News. Abgerufen am 17. Juni 2021.