Pythios
Pythios (altgriechisch Πύθιος) war der verbreitetste Kultname (Epiklese) des Gottes Apollon im antiken Griechenland.
Der Name leitete sich vom Ort Pytho ab, dem späteren Delphi, der als Sitz des Apollon galt. Der Begriff leitet sich wohl von dem in Pytho befindlichen Erdspalt ab, der einen wichtigen Teil des Apollontempels in Pytho/Delphi bildete und ein zentraler Kultort der griechischen Religion war. ὁ Πύθιος bedeutete demnach soviel wie ‚der über dem Erdschlund (Πύθω) waltende Gott‘.[1] Diese Etymologie wurde schon früh durch den später sehr berühmten, Homer zugeschriebenen Hymnos auf Apollon überschrieben. Homer leitete das Wort Pytho von dem an dieser Stelle errungenen Sieg Apollons über einen Drachen ab, der später Python genannt wurde (von dem sich wiederum der heutige Name der Schlangenart Python ableitet), und auf dessen Verwesen an dieser Stelle sich der Begriff Pytho bezogen haben soll. Da Homer sich aber auf einen bereits bestehenden Ortsnamen bezog, scheint dieser älter als der Apollonkult gewesen zu sein.[2]
Es handelt sich also bei Pythios um eine ortsgebundene Epiklese. Als solche ist ihre Verbreitung in ganz Griechenland und auch darüber hinaus in der hellenistischen Welt ungewöhnlich. Eine ähnlich ausgedehnte Verbreitung fand unter den ortsgebundenen Epiklesen nur Olympios, der Beiname des Zeus nach dem Berg Olymp.[3]
Heiligtümer des „pythischen Apollon“, die sich überall in Griechenland finden, hießen Pythion, seine – ebenfalls verbreiteten – Festspiele Pythien. Auch der Name der Pythia, der Priesterin des Apollontempels in Delphi, ist von Pythios abgeleitet.
Literatur
- Hans von Geisau: Pythios 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XXIV, Stuttgart 1963, Sp. 566 f.
- John K. Davies: Pythios and Pythion: The Spread of a Cult Title. In: Mediterranean Historical Review. Band 22, 2007, Nr. 1, S. 57–69.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Wolfgang Fauth: Pythia 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XXIV, Stuttgart 1963, Sp. 515–547 (hier Sp. 517f., genaue Übersetzung Sp. 518; mit Diskussion anderer Übersetzungsmöglichkeiten).
- ↑ Siegfried Lauffer: Pytho 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XXIV, Stuttgart 1963, Sp. 569–580 (hier Sp. 571f.).
- ↑ John K. Davies: Pythios and Pythion: The Spread of a Cult Title. In: Mediterranean Historical Review. Band 22, 2007, Nr. 1, S. 57–69, hier S. 57.