Römerturm (Köln)

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Der Römerturm ist ein mit Mosaiken verzierter römischer Wachturm der römischen Stadtmauer in der Kölner Altstadt-Nord.

Lage und Beschreibung

Der Kölner Römerturm liegt in der Innenstadt, ca. 200 Meter vom U-Bahnhof Appellhofplatz und ca. 500 Meter vom Dom entfernt. An der Adresse Zeughausstraße 13[1] gelegen, ist er der besterhaltene Teil der römischen Stadtbefestigung. Auffallend am Römerturm ist seine reiche ornamentale Ausschmückung mit Hilfe unterschiedlicher Gesteine. Verwendet wurden hierfür weißer Kalkstein, roter Sandstein, grauer Trachyt und dunkle Grauwacke. Auffällig ist dabei zudem, dass sich die mosaikartige Verblendung im unteren von der im oberen Teil des Turms unterscheidet. Der Unterteil reicht bis zur Höhe von 4,50 Meter über dem Boden, der Oberteil ist nochmals 1,25 Meter hoch. Die obere Zone ist offenbar erst nach einer Zerstörung entstanden. Den Turm schließt eine Zinnenkrone ab.

Geschichte

Kurz nach der Erhebung zur römischen Kolonie Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) begannen die Römer mit dem Bau der neuen, fast vier Kilometer langen Stadtmauer, die mit 19 Türmen und neun Toren versehen wurde.[2] Einer der Türme ist der gut erhaltene Nordwestturm „Römerturm“, erbaut um 50 n. Chr. Er ist der besterhaltene Teil dieser Anlage, etwa 5,50 Meter hoch und an seiner Feldseite mit aufwendigem Natursteinmosaik verziert. Diese Verzierungen dürften jedenfalls in ihrem oberen Bereich in das 3. Jahrhundert gehören. Der Turm war eingefasst von der 1.179,90 Meter langen Westmauer und der Nordmauer (948,90 Meter), die heute beide nur noch fragmentarisch vorhanden sind.

Datei:Kloster-Sankt-Clara-Köln-Mercatorplan-1571.jpg
Das Klarissenkloster Sankt Clara mit dem Römerturm auf der Kölner Stadtansicht von 1570 des Arnold Mercator

Ab 1304 begann in Höhe des Römerturms der Bau des Klarissenklosters Sankt Clara, gegründet durch die Gräfin Richardis von Jülich,[3] Gattin des Grundstückseigentümers Graf Wilhelm von Jülich. Die meist adeligen Klosterbewohnerinnen benutzten den Turm als Latrine (lateinisch cloaca).

Der seit Errichtung des Klosters als „Clarenturm“ bezeichnete Römerturm befand sich zwischen 1246 und 1805 im Besitz der Domherren zu Köln. Im Zuge der Säkularisierung war er ab 1806 in wechselndem Privatbesitz und hieß wieder Römerturm. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahre 1802 wurde das Gelände 1806 verkauft und schließlich Mitte des 19. Jahrhunderts parzelliert und weiterverkauft.[4] Der Römerturm wurde 1833 mit einem den historischen Gegebenheiten nicht entsprechendem Aufbau versehen, was auf dem im Jahre 1836 angefertigten Aquarell des Malers Georg Osterwald gut zu erkennen ist. 1873 kaufte die Stadt Köln für 19.000 Taler den Römerturm,[5] um dadurch eine Privatisierung und den drohenden Abriss zu verhindern. Der durch städtischen Besitz vor der geplanten Niederlegung bewahrte Turm wurde restauriert und ist heute der einzige erhaltene „Römerturm“ der Stadt.[6] Der Kölner Architekt Josef Felten fertigte 1875 einen Horizontalschnitt des Turms an. Die Anbauten wurden wieder entfernt, doch als 1898/1899 das angebaute neugotische Gebäude (Architekt: Carl Moritz; Sitz der Dombauverwaltung von 1904 bis 1948) entstand, wurde die oberste Zone mit den sichtbaren Zinnen ergänzt. Heute ist der seit 1980 denkmalgeschützte[1] Turm wieder in Privatbesitz.

Turm im März 2020 mit Sicherungen
Römerturm Köln mit Sicherungen-5621.jpg
Gegengewichte


Anfang 2020 wurde bei Untersuchungen festgestellt, dass an der Nordseite des Turmes eine Art Blase zwischen Mauerschale und Kernmauerwerk entstanden ist. Mit Hilfe von Spannseilen, Netzbespannung, Gewichten und Gegengewichten wird die Mauerschale gesichert, bis eine Sanierung erfolgen kann,[7] die der Rat der Stadt aus Kostengründen abgelehnt hatte.

Weitere Reste von römischen Türmen

  • Etwa 100 m weiter südlich steht die Ruine des Helenenturms, eines weiteren, allerdings schmucklosen Turms der römischen Stadtbefestigung an gleichnamiger Straße (Koordinaten).
  • Der Lysolphturm bei St. Maria ad Ortum.
  • Das Ubiermonument oder „Hafenturm“, welches bis auf das Oppidum Ubiorum zurückgeht.

Literatur

  • Werner Schäfke (Hrsg.): Am Römerturm. Zwei Jahrtausende eines Kölner Stadtviertels. Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums. Band 7, Köln 2006, ISBN 3-927396-99-0
  • Werner Schäfke: Kölns romanische Kirchen. Köln 1984. (DuMont Kunst-Reiseführer), S. 205, Abb. 124

Weblinks

Commons: Römerturm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Rest der röm. Stadtbefestigung (Römerturm) (Memento vom 15. Juni 2018 im Internet Archive) auf bilderbuch-koeln.de
  2. Jürgen Wilhelm (Hrsg.), Das große Köln-Lexikon, 2. Auflage, 2008, S. 380
  3. Helmut Signon/Klaus Schmidt, Alle Straßen führen durch Köln, 2006, S. 57
  4. Wolfgang F. Meier/Werner Schäfke, Stadt an der Grenze: Das erste Jahrtausend in Köln, 2020, S. 64
  5. Johannes Krudewig/Joseph Klinkenberg, in: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band VI, Abteilung I-II, 1906, S. 172
  6. Johannes Krudewig, in: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band VI, Abteilung I. Quellen und Abteilung II, Josef Klinkenberg, Das Römische Köln, in „I. Die Befestigung“, 1906, S. 164 ff.
  7. Sabine Wotzlaw: Römerturm muss restauriert werden. Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 14. Februar 2020, abgerufen am 17. März 2020.

Koordinaten: 50° 56′ 27,4″ N, 6° 56′ 47,8″ O