Römisch-katholische Kirche in Vietnam

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die römisch-katholische Kirche in Vietnam ist Teil der weltweiten römisch-katholischen Kirche unter der spirituellen Führung des Papstes in Rom. Mit knapp 8 %[1] ist Vietnam das Land mit dem viertgrößten Bevölkerungsanteil an Katholiken in Asien.

Die Ursprünge der katholischen Kirche in Vietnam liegen im 16. Jahrhundert, als europäische Missionare erstmals in das Land kamen. Nach Angaben der vietnamesischen Bischofskonferenz gab es Anfang 2018 ca. sieben Millionen Katholiken, 4000 Priester, 4500 Gemeinden sowie 22.000 Mönche und Nonnen, die in über 240 Orden organisiert sind.[1]

Der Heilige Stuhl war von 1925 bis 1975 in Vietnam vertreten. Bis 1964 war der Apostolische Delegat in Indochina Vertreter des Heiligen Stuhls, anschließend ein eigener Apostolischer Nuntius. Seit dem Amtsende des Apostolischen Nuntius Henri Lemaître am 19. Dezember 1975 ist in Vietnam kein offizieller Vertreter des Heiligen Stuhls mehr.

Überblick

Der katholische Glaube kam erstmals im 16. Jahrhundert mit französischen, spanischen und portugiesischen Missionaren ins Land. Er wurde unter Druck der französischen Kolonialherrschaft ausgebreitet.

Der Indochinakrieg wurde 1950 zum Stellvertreterkrieg; der Việt Minh wurde immer stärker. Im Juni 1954 erlitt Frankreich eine entscheidende Niederlage (Schlacht von Điện Biên Phủ gegen die Việt-Minh-Truppen des Generals Võ Nguyên Giáp); mit ihr endete praktisch die Kolonialherrschaft Frankreichs in Französisch-Indochina.

Auf der Indochinakonferenz in Genf wurde Mitte 1954 die Teilung Vietnams entlang des 17. Breitengrades in Nordvietnam (Hauptstadt Hanoi) und Südvietnam (Hauptstadt Saigon) beschlossen. Im Vietnamkrieg eroberte Nordvietnam Südvietnam, obwohl dieses massiv von den USA unterstützt wurde. Hunderttausende Boatpeople flüchteten vor der kommunistischen Herrschaft.

Offizielle Delegationen des Vatikans kamen in den 1990er Jahren nach Vietnam, um Regierungsbehörden zu treffen und Diözesen zu besuchen. Der Besuch von Ministerpräsident Nguyễn Tấn Dũng bei Papst Benedikt XVI. 2007 stärkte Hoffnungen auf eine weitere Öffnung hin zu einer größeren Religionsfreiheit.[2][3] Die Verfassung Vietnams sieht generell eine Religions-/Glaubensfreiheit vor. Da religiöse Institutionen aber eine gewisse Konkurrenz zum staatlichen Einfluss auf die Bevölkerung darstellen können, werden Religionen und deren Institutionen seitens der Kommunistischen Partei Vietnams mit Misstrauen behandelt und als „reaktionär“ angesehen.

In Vietnam gab es 2008 etwa mit sechs Millionen Gläubige.[4] Damit waren sie nach den Philippinen die zweitgrößte katholische Gemeinde ganz Südostasiens. Die Katholiken stellten circa sieben Prozent der Gesamtbevölkerung Vietnams mit seinen rund 83 Millionen Einwohnern.[3] Vietnam hat damit die viertgrößte katholische Bevölkerung Asiens. Es gibt 26 Diözesen, darunter drei Erzdiözesen.

Der erste vietnamesische Bischof war Jean-Baptiste Nguyễn Bá Tòng, der 1933 zum Titularbischof geweiht wurde und zwei Jahre später die Leitung des Apostolischen Vikariats Phát Diêm übertragen bekam. Nguyên Văn Thuân, der 1975 bis 1988 im Gefängnis war, war ab 2001 Kardinal. Paul Joseph Kardinal Phạm Đình Tụng war von 1963 bis 1990 unter Hausarrest; von 1994 bis zu seinem Tod 2009 war er Erzbischof von Hanoi.

Seligsprechungen

Im März 2007 wurde Thaddeus Nguyễn Văn Lý (* 1946), ein römisch-katholischer Priester und Dissident, durch ein Gericht in Huế zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Nguyen, der 14 der 24 vorherigen Jahre im Gefängnis verbracht hatte, wurde vorgeworfen, einer der Gründer der Demokratiebewegung Bloc 8406 und Mitglied der Fortschrittspartei Vietnams zu sein.

Am 16. September 2007, dem fünften Todestag von Kardinal Nguyễn Văn Thuận, hat die römisch-katholische Kirche das Verfahren für seine Seligsprechung begonnen. Römische Katholiken in Vietnam haben die Botschaft des Beginns des Verfahrens für seine Seligsprechung positiv aufgenommen.

Karte der Diözesen und Kirchenprovinzen

Bistümer

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise