Rückbiegeanschluss
Ein Rückbiegeanschluss ist eine Form des Anschlusses von Bewehrung an einer Arbeitsfuge in einem Betonbauteil. Zum Einsatz kommen Rückbiegeanschlüsse wenn aus einer herzustellenden Betonoberfläche Bewehrungsstahl herausschauen soll, z. B. um daran das nächste Bauteil oder einen Zweitbeton anzuschließen. Rückbiegeanschlüsse bieten den Vorteil, dass eine glatte, exakt ausgerichtete Arbeitsfuge mit der Schalung erstellt werden kann, ohne dass diese dafür durchbohrt werden muss. Im Gegensatz zu Schraubanschlüssen zeichnen sie sich zudem durch geringe Anschaffungs- und Einbaukosten aus. Begrenzt werden Rückbiegeanschlüsse allerdings durch den Stabdurchmesser. Üblicherweise sind nur Anschlüsse mit Stabdurchmessern bis einschließlich 12 Millimeter möglich, je nach Profilbreite auch 12 Millimeter.
Ein Rückbiegeanschluss besteht aus einem länglichen, flachen Metall- oder Kunststoffkasten („Verwahrkasten“), in dem die Bewehrungsstäbe, die später als Anschluss genutzt werden sollen, liegen. Rückseitig schauen die Enden dieser Stäbe aus dem Kasten heraus, entweder als gerade Stäbe oder in Form einer U-Verbügelung. Der Verwahrkasten wird vor der Betonage mit Nägeln oder Schrauben auf der Schalung befestigt, sodass die rückseitigen Enden in das zu betonierende Bauteil schauen. Nach dem Betonieren und Ausschalen liegt die Vorderseite des Verwahrkastens in der Betonoberfläche. Nach dem Entfernen des Deckels können die im Kasten liegenden Betonstahlstäbe herausgebogen (in die ursprüngliche Position zurückgebogen) und als Anschluss für die Bewehrung des nächsten Betonierabschnitts verwendet werden.[1]
Der Rückbiegeanschluss wurde in den 70er Jahren durch den Schweizer Polier Fritz Brechbühler erfunden. In einer ersten Version handelte es sich dabei um Bewehrungseisen, die in einer Form mit Schaumstoff ausgegossen wurde. Dies war sehr günstig in der Herstellung, aber mühsam auf der Baustelle, da der Schaum aus dem Profil gekratzt werden musste. Später wurden die Profile mit Stahl- oder Kunststoffdeckel ausgestattet, die ein leichtes Ausschalen garantieren. Diese Merkmale sind bis heute bei allen Herstellern gleich geblieben.
Fritz Brechbühler konnte dabei seine erfolgreiche Erfindung bis zum Jahre 1989 unter der Firme "Eisenbetonanschlüsse EBEA, Münsingen BE" produzieren und vertreiben. Danach folge ein Namenswechsel auf "ebea System AG, Münsingen BE". Der Markenname ebea ist dabei ein Akronym für Eisenbetonanschluss. Infolge privater Geldprobleme verkaufte er die Firma Ende der 90er Jahre zuerst an die Aco Passavant AG, welche wiederum nach nur knapp einem Jahr diesen Firmenteil der Schöck Bauteil GmbH verkauft. Schöck, dabei neu unter dem Namen Schöck-ebea auftretend, verlegte die Produktion der Bewehrungsanschlüsse samt allen Geräten und Maschinen nach Ungarn in die Nähe von Budapest und produzierte diese dort fast 10 Jahre weiter. Da sich Schöck auf sein Kerngeschäft konzentrieren wollte (Isokorb), wurden die Bewehrungsanschlüsse, samt Produktionshallen, Mitarbeiter und Markenname an die damalige Sybaco verkauft. Die Sybaco war ein Unternehmer der Carl Spaeter Gruppe Schweiz und Nachfolger der Betomax Schweiz. Noch heute gehört der Markenname ebea der Carl Spaeter Gruppe und nur 30 Minuten von Budapest entfernt werden noch heute neben Rückbiegeanschlüssen auch Kragplattenanschlüsse (Isokorb), Querkraftdorne, Durchstanzsysteme und Fugenlösungen produziert. Noch heute zählt der ebea Rückbiegeanschluss neben dem Comax Rückbiegeanschluss der Betomax zu den am häufigsten eingesetzten Produkten auf dem europäischen Markt.
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Bauer: Baubetrieb. Springer, 2006, ISBN 3-540-32113-6, S. 380.