Rainer Wittkamp
Rainer Wittkamp (* 3. Februar 1956 in Münster; † 29. Dezember[1] 2020[2]) war ein deutscher Schriftsteller und Regisseur, der u. a. Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher schrieb.
Leben
Rainer Wittkamp wuchs in Münster auf. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zum Schriften- und Plakatmaler studierte er Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft und Soziologie an der Freien Universität Berlin. Parallel zum Studium arbeitete Wittkamp als Regieassistent/Continuity bei Film- und Fernsehproduktionen. Zusammenarbeit mit den Regisseuren Jean-Jacques Annaud, Rainer Werner Fassbinder, Reinhard Hauff, Eberhard Itzenplitz, Nicholas Meyer und vielen anderen. In dieser Zeit war er beruflich in den meisten west- und osteuropäischen Ländern tätig. Gleichzeitig drehte Wittkamp mehrere Kurzfilme, realisierte TV-Features für öffentlich-rechtliche Sender und arbeitete als Synchronautor.
Ende der 1980er-Jahre reaktivierte Wittkamp seine Autorentätigkeit und veröffentlichte Artikel zu kulturellen Themen hauptsächlich in den Berliner Stadtmagazinen tip und Zitty. Daneben schrieb er kürzere Prosa und szenische Texte sowie Beiträge für Filmbücher. 1993 beendete Wittkamp seine Assistententätigkeit und arbeitete danach als freiberuflicher Regisseur und Drehbuchautor. Er führte Regie bei diversen Fernsehserien und Industriefilmen, arbeitete parallel dazu als Producer, Dramaturg, Headwriter und Stoffentwickler. Neben Kriminalfilmen waren Familienserien sein Schwerpunkt. Wittkamp schrieb u. a. für Die Wache, SOKO Leipzig, SOKO Wismar und Unser Charly.[3] Es wurden etwa 370 seiner Drehbücher in den unterschiedlichsten Formaten (TV-Serien, Daily Soaps, Kurzfilme, Industriefilme, Schulungsfilme etc.) realisiert.
Im März 2013 veröffentlichte Rainer Wittkamp im Grafit Verlag seinen ersten Kriminalroman Schneckenkönig, Auftakt einer Reihe um den Berliner Ermittler Martin Nettelbeck. Von Beginn an fanden die Bücher bei den Lesern und der Kritik großen Anklang. „Kalter Hund von Rainer Wittkamp beginnt mit einer herzzerreißenden Totenklage um die große Liebe und der Suche nach einer würdigen Form der Bestattung - für eine Dogge. Ähnlich skurril sind die Einblicke ins Ehedebakel eines alternden Playboys, das dieser mit einem kräftigen Stoß vom Balkon beendet“, urteilte Reinhard Jahn in der WAZ. „... Viel Situationskomik, respektlose Kommentare und sarkastische Milieuschilderungen schaffen Abstand zum mörderischen Geschehen.“[4] Beim vierten Band Stumme Hechte war Elmar Krekeler besonders angetan von der Plotkonstruktion und diagnostizierte in Die Welt: „Denn was immer Wittkamp seinem Kommissar und Posaunenfreund Martin Nettelbeck, unserem hiermit erklärten Lieblingsermittler, zum Fadenfinden aufgibt, zählt gerade wegen der Hyperaktivität seines Plots zum Unterhaltsamsten, was sich derzeit in der Abteilung deutscher Krimi finden lässt.“[5]
Ab Januar 2019 erschien die Martin-Nettelbeck-Reihe im Kölner Emons Verlag. Von 2013 bis 2019 war Wittkamp regelmäßig als Programmberater für Lesungsreihen und Krimi-Festivals aktiv. Er lebte in Berlin-Charlottenburg, arbeitete weiterhin als Drehbuchautor respektive Regisseur und schrieb an seinem zehnten Roman. Rainer Wittkamp starb am 29. Dezember 2020 im Alter von 64 Jahren.
Auszeichnungen
- 2016: Berliner Krimipreis Krimifuchs
- 2015: Krimi-Blitz 2014 (National) für Kalter Hund
- 2014: Schreibstipendium Tatort Töwerland
Werke
Romane
- Martin-Nettelbeck-Reihe
- Schneckenkönig. Grafit Verlag, Dortmund 2013, ISBN 978-3-89425-416-2.
- Kalter Hund. Grafit Verlag, Dortmund 2014, ISBN 978-3-89425-430-8.
- Frettchenland. Grafit Verlag, Dortmund 2015, ISBN 978-3-89425-457-5.
- Stumme Hechte. Grafit Verlag, Dortmund 2016, ISBN 978-3-89425-469-8.
- Hyänengesang. Grafit Verlag, Dortmund 2017, ISBN 978-3-89425-486-5.
- Belle-Époque-Reihe
- mit Matthias Wittekindt: Mord im Balkanexpress. Haymon Verlag, Innsbruck 2018, ISBN 978-3-7099-3442-5.
Craemer-und-Vogel-Reihe
- mit Matthias Wittekindt: Fabrik der Schatten. Heyne, München 2022, ISBN 978-3-453-42509-5.
- Sonstige
- zus. mit Axel Witte: Taxi nach Rügen. Hinstorff Verlag, Rostock 2018, ISBN 978-3-356-02135-6.
Kurzgeschichten
- Loverboy. In: Ulrike Rodi (Hrsg.): Online ins Jenseit. Grafit Verlag, Dortmund 2014, ISBN 978-3-89425-432-2.
- Die Wüstenspringmaus. In: Eva Lirot, Hughes Schlueter (Hrsg.): Mit Schirm, Charme und Pistole. KBV Verlag, Hillesheim 2014, ISBN 978-3-95441-191-7.
- 237. In: Christiane Frohmann (Hrsg.): Tausend Tode schreiben. Frohmann Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-944195-55-1.
- Springers Fall. (zus. mit Axel Witte) In: Eva Lirot, Hughes Schlueter (Hrsg.): Drückermorde. 12 Haustürgeschäfte, die böse ausgehen. fhl-Verlag, Leipzig 2015, ISBN 978-3-95848-701-7.
- Enorm in Form. In: Petra Steps (Hrsg.): Sport ist Mord. KBV Verlag, Hillesheim 2015, ISBN 978-3-95441-263-1.
- Iserlohner Reinheitsgebot. In: Herbert Knorr, H. P. Karr, Sigrun Krauß (Hrsg.): Glaube.Liebe.Leichenschau. Grafit Verlag, Dortmund 2016, ISBN 978-3-89425-474-2.
- Vorstadtrambos. In: Horst Bosetzky (Hrsg.): Neues vom Tatort Tegel. Jaron Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-89773-823-2.
Sachbücher
- zus. mit Roland Spiegel: 111 Jazz-Alben, die man gehört haben muss. Emons, Köln 2019, ISBN 978-3-7408-0574-6.
Hörbücher
- Schneckenkönig. Lind & Co, Hamburg, 2018, ISBN 978-91-7861-363-2, (ungekürzte Lesung, Spieldauer: 427 Minuten.) Vorgelesen von Adam Nümm.
Weblinks
- Literatur von und über Rainer Wittkamp im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Rainer Wittkamp in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Rainer Wittkamp in der Internet Movie Database (englisch)
- Website von Rainer Wittkamp
Fußnoten
- ↑ Traueranzeige[1] In: Der Tagesspiegel, abgerufen am 15. Januar 2021.
- ↑ Todesmeldung von Wittkamps Agentur[2], abgerufen am 15. Januar 2021
- ↑ Internet Movie Database [3] Juli 2007, abgerufen am 3. September 2020.
- ↑ WAZ Kultur, Rezension vom 9. Februar 2015.
- ↑ welt.de Literatur - Mord der Woche, Rezension vom 2. Juni 2016,
Personendaten | |
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NAME | Wittkamp, Rainer |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 3. Februar 1956 |
GEBURTSORT | Münster |
STERBEDATUM | 29. Dezember 2020 |