Raku-Keramik

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Weiße Raku-Keramik Teeschale namens Fuji-san von Honami Kōetsu, Edo-Periode, 17. Jahrhundert. Nationalschatz

Raku (jap.

楽焼

, rakuyaki) ist eine spezielle Brenntechnik keramischer Massen, die in Japan entwickelt wurde. Weiterhin können mit Raku sowohl die verwendeten Grundstoffe und Glasuren zur Herstellung der Raku-Keramik als der gesamte Fertigungsprozess bezeichnet werden.[1]

Geschichte

Schwarze Raku-Teeschale aus dem 16. Jahrhundert

Raku wurde während der Tenshō-Ära (1573–1592) in Kyōto von dem vermutlich nicht-japanischstämmigen Dachziegelmacher Chōjirō (

長次郎

) unter der Leitung des Teezeremonie-Meisters Sen no Rikyū entwickelt. Chōjirōs Schüler Jōkei stellte später die Dachziegel für Toyotomi Hideyoshis Palast Jurakudai her und bekam dadurch ein Siegel mit dem Schriftzeichen

(raku, dt. „Freude“) verliehen, das dieser als Familiennamen annahm und damit der Töpferdynastie ihren Namen gab. In der westlichen Welt wurde die traditionelle Raku-Technik durch Paul Soldner und Bernard Leach[2] abgewandelt und zu einem eigenen Stil („westliches Raku“) entwickelt.[3]

Technik

Teller, typisches Krakelee

Das glasierte oder unglasierte, meist nach asiatischem Vorbild bei ca. 700 °C vorgebrannte geschrühte Gefäß wird – entgegen dem herkömmlichen Verfahren Keramik zu brennen (langsames Hochheizen und Abkühlen im geschlossenen Ofen) – in den bereits hochgeheizten Ofen eingesetzt und glühend entnommen und wegen der starken Rauchentwicklung meist im Freien gebrannt.[4] Bei diesem Niedrigbrand werden die rotglühenden Gefäße einzeln mit einer langen Zange bei Temperaturen um 1000 °C dem Ofen entnommen und in einem Behälter mit organischem Brennstoff (Laub, Stroh, Heu etc.) luftdicht eingebettet. Raku-Keramik ist oft relativ dickwandig, damit sie bei diesem Wechsel vom Ofen zum Behälter nicht zu viel Hitze verliert. Der entstehende Rauch (Kohlenstoff), der Sauerstoffentzug sowie die im Laub enthaltenen Mineralien wirken stark auf den Tonscherben und die Glasurfarbe ein. Blatt- und Grasabdrücke verewigen sich manchmal in der noch weichen Glasur. Durch die stark reduzierende Atmosphäre wird der noch weichen Glasur Sauerstoff entzogen. Die chemische Zusammensetzung verändert sich teilweise, z. B. aus Kupferoxid (grün) wird Kupfer (rot), und die Glasurfarbe ändert sich. Kohlenstoff (schwarz) dringt durch Haarrisse (Krack) und lagert sich im Tonscherben ein. Der Brennverlauf lässt sich beim Raku nur bedingt steuern, sodass jedes Stück ein unnachahmliches Unikat ist.

Raku-Masse

Westliche Raku-Vase

Da die Gefäße durch die Brennweise kräftige Temperaturschocks unbeschadet überstehen müssen, ist die Raku-Masse meistens sehr grob und enthält einen hohen Anteil unplastischer Bestandteile, wie zum Beispiel Bims, Sand oder Schamotte. Viele Experimente und Versuche sind notwendig, geeignete schockresistente und auch plastische oder feine Tonmischungen zu erhalten. Zusätzlich wirken sich geringer Kalkgehalt und Zusätze von Talkum und Lithiumoxid positiv aus, was allerdings auch die Bildsamkeit beeinflussen kann.

Raku-Glasuren

Raku-Glasuren schmelzen zwischen 800 °C und 1000 °C (Niedrigbrand). Die Glasuroberfläche reißt beim Abkühlen, wodurch das typische Krakelee entsteht. Färbende Oxide sind meist Eisenoxid und Kupferoxid wegen der starken Farbveränderung. Auch andere Oxide sowie Metallsalze werden verwendet.

Spezifikation gemäß Klassifikation keramischer Massen
Klasse: Irdengut Unterklasse: Sonstiges Irdengut Gruppe: Tonware - glasiert

- unglasiert

Literatur

  • Morgan Pitelka: Handmade Culture: Raku Potters, Patrons, and Tea Practitioners in Japan, University of Hawaiʻi Press, 2005. ISBN 978-0824828851
  • Bernard Leach: Das Töpferbuch, Originaltitel: A Potter's Book, Hörnemann Verlag, Bonn-Röttgen 1971. ISBN 3 87384 406 0

Einzelnachweise

  1. Raku-Keramik Herstellungsprozeß in Bildern
  2. Bernard Leach. Biographie (englisch).
  3. Geschichte und Herkunft der Raku-Technik Seite mit kurzem geschichtlichen Abriss.
  4. Das Töpferbuch, Bernard Leach, S. 263

Weblinks

Commons: Raku ware – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien