Rathaus Trachau

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Ehemaliges Rathaus Trachau (2011)

Das Rathaus Trachau bestand von 1900 bis 1902 als Rathaus der selbständigen Gemeinde Trachau im Westen von Dresden. Das Gebäude an der damaligen Moritzburger Straße (Adresse 2018: Wilder-Mann-Straße 3–5) wurde nach der Eingemeindung als Stadthaus durch die Stadt Dresden bis 1950 genutzt. Von 1952 bis 1992 wurde es durch die Poliklinik Mickten genutzt und stand von da an bis 2008 leer. Seit dem Umbau 2008 ist es ein Wohnhaus.

Vorgeschichte und Bau

Trachau wurde 1242 erstmals als „Trachennowe“ erwähnt. Trotz des mittelhochdeutschen Namensursprungs wurde der Ort als sorbische Siedlung in einem alten Elbarm gegründet. Das Dorf wurde als Straßenangerdorf mit Gewannflur angelegt und besaß ein Vorwerk. Letzteres unterstand dem Meißner Hochstift und nach der Reformation ab 1541 dem Religionsamt Altstadt der Stadt Dresden, bevor 1607 dessen Land an Bauern verteilt wurde.

Auf dem Dorfplatz gab es zwei Teiche, die Große Pfütze und die Kleine Pfütze als Reste des alten Elbarms, an dem das Dorf sich gründete. Mit der Verlegung der Meißner Poststraße von der Elbe nach Trachau im Jahr 1787 kam es zum Zuzug erster Handwerker und eine zunehmende Verlagerung der (noch immer) langsamen Dorfentwicklung in den südlichen Teil der Trachauer Flur. Am 13. Juni 1787 wurde die Schankkonzession für den Gasthof Zum Lämmchen (später: Goldenes Lamm) an der heutigen Leipziger Straße erteilt, in dem am 29. Juni 1839 die erste Wahl des Gemeinderates für Trachau stattfand und der zunächst als Sitzungsraum für den Trachauer Gemeinderat diente.

Die wachsende Einwohnerzahl erforderte nach der 1839 erfolgten Bildung einer eigenständigen Gemeindeverwaltung (die zunächst, wie damals üblich, vor allem in den Räumen des jeweiligen Gemeindevorstandes untergebracht war) schließlich die Einrichtung eines eigenständigen Gemeindeamtes. Seit 1895 war diese im Wohnhaus Alttrachau 1 untergebracht. Neben einem Expeditionsraum (= Sekretariat) gab es ein Archivzimmer und zwei Arrestzellen. Die Sitzungen des Gemeinderates fanden nunmehr im Ratskeller (Alttrachau 14) statt.

Im Januar 1899 beschloss der Bauausschuss und anschließend der Gemeinderat, ein Projekt für ein Rathaus erarbeiten zu lassen: Ein solches legte der Architekt und Baumeister Carl Frey vor. Gleichzeitig übergab der Dresdner Architekt Gustav Hänichen unaufgefordert und unentgeltlich ein zweites Projekt.

Der Gemeinderat entschied sich für das Projekt von Hänichen, bestimmte aber das Unternehmen von Carl Frey als Ausführenden. Beide müssen ungewöhnlich harmoniert haben, denn im August 1899 wurde bereits das Richtfest gefeiert und am 18. März 1900 war die Einweihung des Rathauses an der Moritzburger Straße, das für eine Dorfgemeinde eine ausgesprochen vielgestaltige Ausführung erhielt. Es sollte jedoch dem Ziel der Gemeinde Trachau dienen, Investitionen in den nördlich der Leipzig-Dresdner Bahn gelegenen Teil des Ortes zu lenken (die zerschneidende Wirkung der Bahntrasse wurde viel zu spät erkannt); ein Ziel, das erst in den 1920er Jahren, bereits nach der Eingemeindung von Trachau nach Dresden erreicht werden sollte.

Nutzungsgeschichte

Bis zur Eingemeindung Trachaus nach Dresden (1903)

Das Gebäude wurde von vornherein zweiteilig als Massivhaus in Form eines Doppelhauses mit getrennten Eingängen und Treppenhäusern an der Rückseite erbaut. Die heutige Wilder-Mann-Straße 5 nahm das Gemeindeamt auf, die Nummer 3 diente ausschließlich Wohnzwecken.

Im Erdgeschoss des nördlichen Doppelhaus-Teiles befanden sich die Ortskrankenkasse für Trachau, Mickten und Übigau, die Polizeiwache und zwei Arrestzellen. Im ersten Obergeschoss befand sich das Gemeindeamt mit Vorstandszimmer, Wartezimmer, Registratur und Meldeamt und die örtliche Sparkasse. Darüber waren Standesamt, Bauamt und Ratssitzungssaal eingeordnet.

Im südlichen Teil des Doppelhauses (heute: Wilder-Mann-Straße 3) waren von vornherein Wohnungen für die Bediensteten der Gemeinde und für Fremdvermietungen vorgesehen.

Nach der Eingemeindung Trachaus von 1903

Mit der Eingemeindung wurde das repräsentative Gebäude bis ca. 1950 als Stadthaus weitergenutzt: Während es bei einer Wohnnutzung im südlichen Doppelhaus verblieb, waren im nördlichen Teil Stadtgemeinde, Feuermeldestelle, Wohlfahrtspolizei, Stadtsteueramt und Königliches Standesamt vorhanden, später folgten diesen Nutzungen Volksbücherei und Jugendamt.
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg war bis 1950 die Lebensmittelkartenstelle im Haus untergebracht.

Nach 1950 übernahm die Poliklinik Mickten diesen Teil des Hauses und betrieb hier bis 1992 die Kinderabteilung mit mehreren praktizierenden Ärzten.

Von 1992 bis 2008 stand das Gebäude leer, auch die Wohnungen des südlichen Teils des Doppelhauses standen nach 1990 sukzessive leer.

Erst seit Anfang 2008 erfolgten Sanierung, Rekonstruktion und Umbau zu einem reinen Wohnhaus, als dass es bis heute genutzt wird.

Gebäude

Das dreigeschossige Rathaus wurde von vornherein als Doppelhaus konzipiert. Die zur damaligen Moritzburger Straße ausgeführte Fassade sollte dennoch eine Einheit der beiden Häuser darstellen, was dem Architekten auch gelang: Während das Gemeindeamt aufwändig bildplastisch gestaltet wurde, erhielt der südliche Teil einen Turm, der für ein Wohnhaus eigentlich nicht nötig war und nur repräsentativ ausgeführt wurde, wie es überhaupt eine imposante Dachgestaltung erhielt. Zur Eisenbahnstrecke hin wurde am südlichen Teil des Gebäudes, dem Wohnhaus(!), die Aufschrift Gemeindeamt Trachau an der Fassade angebracht.

An der Ostfassade wurde ein Balkon an das Arbeitszimmer des Gemeindevorstandes angesetzt, über den Fenstern des Ratssaales war das Sächsische Wappenschild mit Fahnen angebracht, am straßenseitigen Giebel die aufgehende Sonne mit mehreren Weinranken.

Viele Räume erhielten Stuckdecken unterschiedlicher Ausführung, besonders der Ratssaal. Die Treppenhäuser waren, besonders im nördlichen Treppenhaus, reich verziert mit Stuck, Säulen, bleiverglasten Fenstern und schmiedeeisernen Geländern.

Das Haus steht unter Denkmalschutz.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Sieghart Pietzsch: Trachau. In: Landeshauptstadt Dresden (Hrsg.): Dresdner Rathäuser. Eine Dokumentation. designXpress, Dresden 2010, S. 128–129. Ohne ISBN.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kulturdenkmal: Wilder-Mann-Straße 5. Abgerufen am 18. Januar 2018.

Koordinaten: 51° 5′ 15,2″ N, 13° 42′ 54,8″ O