Reddehausen
Reddehausen Gemeinde Cölbe Koordinaten: 50° 52′ 48″ N, 8° 48′ 7″ O
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Höhe: | 253 (237–285) m ü. NHN |
Fläche: | 2,7 km²[1] |
Einwohner: | 432 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 160 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 35091 |
Vorwahl: | 06427 |
Reddehausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Cölbe im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Der Ort liegt am südlichen Rand des Burgwalds etwa 4 km nordöstlich des Kernorts Cölbe in Oberhessen.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Reddehausen erfolgte unter dem Namen Reidenhusen im Jahr 1295 in den Urkundenbüchern der Deutschordensballei Hessen:[1] Graf Gottfried VI. von Ziegenhain schenkte dem Deutschen Orden in Marburg einen Hof. In erhaltenen Urkunden späterer Zeit wurde der Ort unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Redinhusen (1374), Reddenhausen (1577) und Reddehausen (1630).
1374 hatte das Adelsgeschlecht Riedesel ein ziegenhainisches Lehen im Ort. Im Jahr 1474 schenken die von Hatzfeld, die von Fleckenbühl und die Gaugreben dem Konvent der Minoriten in Marburg Güterbesitz in Reddehausen. Vor 1447 erwarben die Barfüßer zu Marburg im Tausch einen Hof. 1479 verkaufen die von Fleckenbühl ihren Teil und ihre Gerechtigkeit des Medems- und Medemlandes, welches sie von Landgraf Heinrich III. von Oberhessen zu Lehen hatten, an den Franziskaner Orden in Marburg. Landgraf Philipp der Großmütige schenkte 1525 den Herren von Hatzfeld, den Hof, den die von Fleckenbühl testamentarisch den Barfüßern geschenkt hatten, der im Zuge der Reformation an die Landgrafschaft Hessen gefallen war.
Die meisten geschichtlichen Erwähnungen des Ortes beziehen sich auf den Verkauf, das Verschenken von Ländereien oder die Überlassung von Leibeigenen durch Adlige. Abseits der Handelswege blieb der Ort von größerem Unheil verschont.
Zum 31. Dezember 1971 wurde die die bis dahin selbständige Gemeinde Reddehausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Cölbe eingegliedert.[3] Für Reddehausen, wie für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Cölbe, wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]
Territorial- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Reddehausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][5]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Schönstadt (Gericht Schönstadt bestand aus den Orten: Kölbe, Bernsdorf, Bürgeln, Betziesdorf, Reddehausen, Schönstädt, Schwarzenborn und Bracht)[6]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Gericht Schönstadt
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Gericht Schönstadt
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg[7]
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rosenthal
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen[8]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg[9]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Reddehausen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[10] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[11][12] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Reddehausen 432 Einwohner. Darunter waren 12 (2,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 81 Einwohner unter 18 Jahren, 195 zwischen 18 und 49, 93 zwischen 50 und 64 und 66 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 174 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 39 Paare ohne Kinder und 60 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 123 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1502: | 6 Männer (nur landgräflicher Anteil) 2 zweispänn., 1 einspänn. Ackerleute, 8 Einläuftige |
• 1577: | 20 (12 landgräflich) Hausgesesse |
• 1630: | 11 Hausgesesse (nur landgräflicher Anteil) |
• 1838: | 263 Einwohner (Familien: 26 nutzungsberechtigte, 12 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3 Beisassen) |
Reddehausen: Einwohnerzahlen von 1744 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1744 | 147 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 240 | |||
1840 | 261 | |||
1846 | 290 | |||
1852 | 303 | |||
1858 | 294 | |||
1864 | 296 | |||
1871 | 263 | |||
1875 | 272 | |||
1885 | 261 | |||
1895 | 259 | |||
1905 | 261 | |||
1910 | 256 | |||
1925 | 270 | |||
1939 | 267 | |||
1946 | 405 | |||
1950 | 389 | |||
1956 | 310 | |||
1961 | 294 | |||
1967 | 333 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 432 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2] |
Historische Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1861: | 286 evangelisch-lutherische, 8 evangelisch-reformierte, ein römisch-katholischer Einwohner |
• 1885: | 261 evangelische (= 100,00 %) Einwohner |
• 1961: | 265 evangelische (= 90,14 %), 23 katholische (= 7,82 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1744: | Erwerbspersonen (nur landgräflicher Anteil): drei Wagner, ein Wirt, ein Leineweber, zwei Schmiede, ein Ziegelbrenner, zwei Tagelöhner. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 65 Land- und Forstwirtschaft, 57 Produzierendes Gewerbe, 12 Handel und Verkehr, 14 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Kirche
In Reddehausen dient der evangelisch-lutherische Kirchsaal der Gemeinde als Kirche. Die Gemeinde wird vom Pfarramt Schönstadt betreut. Im Rahmen der letzten Bausanierung wurde ein Ensemble aus Altar, Lesepult, Taufe und Wandkreuz von Michael Possinger gestaltet.[13]
Literatur
- Ulrich Reuling: Historisches Ortslexikon Marburg : ehem. Landkreis und kreisfreie Stadt. Elwert, Marburg 1979, ISBN 3-7708-0678-6, S. 239.
- Literatur über Reddehausen nach Register In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Reddehausen In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Reddehausen In: Webauftritt der Gemeinde Cölbe.
- Reddehausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Reddehausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 66 .
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 402.
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 2,78 MB) § 4. In: Webauftritt. Gemeinde Cölbe, abgerufen im September 2021.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 100 f. (online bei Google Books).
- ↑ Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
- ↑ Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- ↑ Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- ↑ GJP (Götz J. Pfeiffer): Prinzipalstücke von Michael Possinger, in: Mut zum Gestalten. Kunstförderung in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel 2013, S. 66–67.