Reform Martin
Reform Martin GmbH ist ein Unternehmen des Einzelhandels, das in seinen Handelspraktiken und Sortiment auf den Ideen der Lebensreform geprägten Reformhausbewegung basiert. Das Unternehmen ist österreichweit tätig, hat seinen Hauptsitz in Innsbruck und ist mit über 50 Standorten die größte Reformhaus-Kette Österreichs, gemessen an der Anzahl der Filialen.
Geschichte
Entstehung
Ende des neunzehnten Jahrhunderts gab es in Deutschland viele Tausend Andersdenkende, die bewusst eine naturnahe Lebensweise praktizierten und verschiedene Initiativen zur Erreichung und Unterstützung dieser anderen Art des Lebens gründeten. Viele dieser Frauen und Männer waren echte Pioniere, und viele von ihnen waren aktive Protagonisten der Lebensreformbewegung. Sie prägten mit ihren Ideen und Aktivitäten nicht nur eine ganze Epoche Ende des neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, sondern wirken mit ihrem aufklärerischen, ganzheitlichen Gedankengut und ihren Handlungen positiv bis heute in unseren Alltag.
Aus diesem philosophisch-spirituellem Umfeld der Lebensreformbewegung entstand durch die Initiative des Textilkaufmanns Carl Braun auch das Reformhaus®. Dieser hatte auf Nachfrage von Mitgliedern eines Berliner Naturheilvereins und Anhängern der ersten vegetarischen Bewegung im Herbst 1887 in Berlin ein Einzelhandelsgeschäft mit dem Namen „Gesundheits-Zentrale“ eröffnet. Diese Eröffnung legte den Grundstein für die Entwicklung einer ganzen Branche. Mutige Kaufleute mit Pioniergeist begannen als Antwort auf die frühindustrielle Belastung der Umwelt und der Menschen, „alternative Produkte“ zu produzieren und zu vermarkten.
Entwicklung
Unabhängig von der Reformbewegung eröffnete 1905 Ludwig Tachezy in Innsbruck seine erste Drogerie. Gemeinsam mit seiner Frau Anna konnten bald weitere Filialen in Tirol eröffnet werden. Als 1973 Ludwig Tachezys Enkelin, Barbara Sponring, in das Unternehmen einstieg, wurden die Drogerien zu Erlebniswelten mit Schwerpunkt auf Gesundheit und Schönheit. Sponring war es auch, die 1996 das erste Vollreformhaus Österreichs in der Innsbrucker Altstadt eröffnete. Sie ist heute noch für die Geschicke der Ludwig Tachezy GmbH verantwortlich. 2004 übernahm ihr Sohn Alexander Martin, der nach dem Studium Erfahrungen in der deutschen Reformhausszene sammelte, als geschäftsführender Gesellschafter die Leitung der aus der Ludwig Tachezy zur „Hygiea GmbH“ herausgegründeten Reform Martin GmbH. Dem Reformhausthema wurde so mehr Raum geschaffen, und das dreiköpfige Gesellschafterteam – neben Alexander Martin sind auch seine Mutter Barbara Sponring und ihr Ehemann Winfried Sponring als Gesellschafter mit an Bord – startete einen Expansionskurs, der anhält. Seit 2019 wurde Alexander Martin vom Mitarbeiter Florian Zulehner in der Geschäftsführung unterstützt. Im Mai 2021 öffnete die 50. reformstark Martin Filiale ihre Türen. Es werden auch bestehende Filialen umgebaut und entsprechend neue Konzepte präsentiert, wie im Zuge des Umbaus der Filiale in Salzburg 2021. Hier präsentierte reformstark Martin seine erste Unverpackt-Abteilung.[1]
2015 eröffnete reformstark Martin einen eigenen Webshop und ermöglicht den Einkauf rund um die Uhr.[2]
Angebot
Das Produktsortiment orientiert sich bis heute an obigen Leitlinien und umfasst Artikel des täglichen Konsums, wobei der Schwerpunkt des Angebots auf Nahrungsmitteln im Sinne der Vollwerternährung liegt. Das Angebot von reformstark Martin umfasst unter anderem Lebensmittel, pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel, rezeptfreie Naturarzneimittel sowie Artikel für Körperpflege und Kosmetik. Die angebotenen Produkte erfüllen die Kriterien einer umweltschonenden und natürlichen Herstellung, sie enthalten beispielsweise keine synthetischen Konservierungsstoffe und dürfen nicht gentechnisch verändert worden sein.
Ein weiterer Schwerpunkt des Angebotes sind spezielle Produkte für Menschen mit verschiedensten Lebensmittelunverträglichkeiten, Allergien oder Gluten-Unverträglichkeit.
Seit August 2018 werden vermehrt Produkte unter der Eigenmarke Reformhaus lanciert.
Abgrenzung zum biologischen Handel
Im Gegensatz zu Reformhaus sind Bezeichnungen wie Bio- oder Naturkostladen nicht gesetzlich geschützt. Aufgrund der Richtlinien der „Vereinigung Deutscher Reformhäuser e.G.“ soll das Angebot Artikel der gesunden und ernährungsphysiologisch wertvollen Ernährung und Körperpflege umfassen, deren Wirkstoffe aus natürlichen Quellen stammen. Hierfür wurde das neuform-Qualitätssiegel entwickelt.[3] Die Produkte im Reformhaus stammen traditionell aus der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Zudem finden sich in den Reformhäusern von reformstark Martin sogenannte Nahrungsergänzungsmittel,[4] die in Bioläden normalerweise nicht verkauft werden oder zumindest nur in geringer Auswahl vorhanden sind.
Reformhaus e.G.
Die Reformhäuser sind seit 1930 in einer Genossenschaft der Reformhaus-Inhaber organisiert.[5] Zunächst als neuform Vereinigung Deutscher Reformhäuser e.G. firmiert der Händlerzusammenschluss heute einfach Reformhaus e.G. Heute bietet der Zusammenschluss auch Dienstleistungen wie Marketing und Fortbildungen an. Der Schwerpunkt des Angebots liegt aber auf dem sogenannten „neuform-Vertragswarensortiment“; das Sortiment umfasst Lebensmittel, Naturarzneimittel, Körperpflegeartikel und Kosmetik. Diese von Vertragspartnern gelieferten Produkte müssen die Qualitätskriterien der neuform erfüllen. Produkte mit dem neuform-Warenzeichen sind nur in Reformhäusern, Reformwaren-Depots oder Partner-Reformhäusern erhältlich. Ein Reformwaren-Depot ist die Kombination aus einer Apotheke mit einem Reformhaus. Partner-Reformhäuser sind Geschäfte, die in Kombination z. B. mit Parfümerien und Drogerien geführt werden können.
Bei der Qualitätskontrolle aller Vertragswaren wird geprüft, ob die verwendeten Rohmaterialien hochwertig, natürlich und rückstandsarm sind. Sie sollten vorrangig aus ökologischem Anbau stammen. Die weitere Verarbeitung soll schonend und weitgehend werterhaltend sein. Tierische Produkte müssen aus artgerechter Tierhaltung stammen. Substanzen von toten Tieren werden bis auf wenige Ausnahmen (Gelatine, Muschelpulver) abgelehnt. Körper- und Schönheitspflegemittel dürfen nicht im Tierversuch getestet worden sein. Bei der Verpackung gilt: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Chemisch-synthetische Zusatzstoffe sowie gehärtete Fette in Lebensmitteln, Substanzen und Rohstoffe aus genmanipulierten Pflanzen und Tieren sowie radioaktiv bestrahlte Lebensmittel werden strikt abgelehnt.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Wer sind wir – reformstark Martin. Abgerufen am 18. Juli 2022.
- ↑ Schloss-Marketing: 10 Jahre Reform Martin GmbH – Österreichs größtes Reformhaus feiert Jubiläum. In: Wirtschaftszeit. Schloss-Marketing, 2. September 2014, abgerufen am 2. September 2014.
- ↑ Reformhaus: neuform® Qualität. In: Reformhaus. Abgerufen am 18. Juli 2022.
- ↑ Nahrungsergänzungsmittel, reformmarkt.com
- ↑ Raus aus der Oase. In: Der Spiegel. 5. März 1978, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. Juli 2022]).