Heimatschutzkompanie
Heimatschutzkompanien (HSchKp) sind 30 nichtaktive, d. h. ausschließlich mit Reservisten besetzte Kompanien des Heimatschutzes der Bundeswehr. Sie gehören in der Streitkräftebasis zur Territorialen Reserve und werden truppendienstlich durch das Landeskommando des jeweiligen Bundeslandes geführt.
Geschichte
Die Heimatschutzkompanien sind die Nachfolgeorganisation der 2007 aufgelösten Heimatschutzbataillone. Die wesentliche Verkleinerung der Bundeswehr im Rahmen ihrer Neuausrichtung zog 2011 politische Bedenken über die zukünftige Gewährleistung des Heimatschutzes nach sich. Mit der „Konzeption der Reserve (KdR)“ vom 1. Februar 2012 wurden daraufhin die Aufstellungen von Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräften beschlossen.
Am 15. Juni 2012 wurde in der Bremer Scharnhorst-Kaserne die erste Heimatschutzkompanie, damals Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie (RSUKp) genannt, die RSUKp Bremen, durch den Bundesminister der Verteidigung im Beisein des Inspekteurs der Streitkräftebasis und des Präsidenten des Reservistenverbandes aufgestellt.[1][2] Die Aufstellung der anderen Kompanien erfolgte im Laufe des Jahres 2013, zuletzt am 22. November 2013 in Berlin.[3] Die Kompanie der Bundeshauptstadt ist als einzige unmittelbar beim Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr angesiedelt und verfügt über einen zusätzlichen Verbindungszug zur Sicherstellung des Verbindungswesens zwischen Bundeswehr, zivilen Berliner Behörden und Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz.[4]
Ein Pilotprojekt zur Wiederaufstellung von Heimatschutz-Verbänden in Form von Landesregimentern begann 2019 am 1. April mit dem Landesregiment 1 in Bayern. Es wurde unter dem Kommando von Oberst d.R. Stefan Berger in Dienst gestellt.[5] In das Landesregiment in Bayern mit einer Gesamtstärke von rund 500 Reservisten werden die drei bereits bestehenden Kompanien der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSU) integriert: Die RSU-Kompanien Mittelfranken (Nürnberg), Oberfranken (Bayreuth) und Unterfranken (Veitshöchheim). Unterstützendes Patenbataillon ist das Logistikbataillon 467, Volkach. Im Rahmen des Pilotprojekts unterstehen die drei Kompanien dem Landesregiment von April 2019 bis Ende 2021. Der Regimentsstab ist in der Münchner Fürst-Wrede-Kaserne stationiert und dem Landeskommando Bayern unterstellt.[6]
Am 6. April 2021 gab der Generalinspekteur der Bundeswehr bekannt, mit der Aufstellung von fünf Heimatschutzregimentern den Heimatschutz bis 2025 strukturell weiter zu stärken. Die Heimatschutzregimenter sollen als Verbund den Kern der Territorialen Reserve darstellen und die Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien bzw. Heimatschutzkompanien führen. Hier sollen die Soldaten des Freiwilligen Wehrdienstes im Heimatschutz eingesetzt werden.[7]
Zum 1. August 2021 wurden alle bisherigen Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien in Heimatschutzkompanien (HSchKp) umbenannt. Der Auftrag und die Ausbildung sollen in den darauffolgenden Monaten an die neuen, modernisierten Vorgaben angepasst werden.
Im Februar 2022 wurde aus den Kompanien Nordrhein-Westfalens das Heimatschutzregiment 2 aufgestellt.[8]
Personalstärke
Die Personalstärke einer Heimatschutz-Einheit beträgt ca. 100 Mann, d. h. Kompaniestärke, sie wird als Heimatschutzkompanie (HSchKp) bezeichnet.[9] Deutschlandweit sind dafür derzeit 3228 Dienstposten vorgesehen.[10]
Auftrag
Die HSchKr sind nach Aktivierung für einen kurzfristigen Aufwuchs der „Fähigkeit Unterstützung“ (Einsatz zur Unterstützung des zivilen Katastrophenschutzes bei schweren Naturkatastrophen oder Unglücksfällen) sowie für einen mittelfristigen Aufwuchs der „Fähigkeit Sicherung“ (militärische Wach- und Sicherungsaufgaben zum Schutz militärischer Anlagen und Einrichtungen oder Veranstaltungen) und anderer Fähigkeiten geeignet. Die Unterstellung der HSchKr für den Einsatz erfolgt unter Berücksichtigung der vorgesehenen Aufgaben. Jeder wehrrechtlich verfügbare Reservist kann in die HSchKr beordert werden. Der Aufwuchs wird durch eine für den Einsatz notwendige Ausbildung und Ausstattung lagegerecht begleitet. Regional zugeordnete Patentruppenteile unterstützen die HSchKr. Die Organisationsstrukturen der HSchKr berücksichtigen regionale Gegebenheiten und vorhandene personelle Potenziale. Sie können bei Bedarf flexibel angepasst werden.
Standorte
Die derzeit 30 Kompanien verteilen sich auf ganz Deutschland und unterstehen im Regelfall dem jeweiligen Landeskommando. Ausnahmen bilden Berlin, dort unterstehen sie direkt dem Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, sowie Bayern, wo sie den Regionalstäben Territoriale Aufgaben der Bundeswehr zugeordnet sind. Trotzdem sind sie nicht streng regional ausgerichtet und nehmen auch Soldaten aus anderen Bundesländern auf.
Derzeit sind sie wie folgt über die Länder verteilt:[11]
- Baden-Württemberg: 3
- Bayern: 7 (1 pro Regierungsbezirk), zusammengefasst als Heimatschutzregiment 1
- Berlin: 1
- Berlin in Berlin
- Brandenburg: 1
- Brandenburg in Potsdam
- Bremen: 1
- Bremen in Bremen
- Hamburg: 1
- Hamburg in Hamburg
- Hessen: 2
- Nordhessen in Frankenberg (Eder)
- Südhessen in Frankfurt am Main
- Mecklenburg-Vorpommern: 1
- Mecklenburg-Vorpommern in Parow
- Niedersachsen: 3
- Küste in Wittmund
- Nordheide in Lüneburg
- Solling in Holzminden
- Nordrhein-Westfalen: 3, zusammengefasst als Heimatschutzregiment 2
- Rheinland in Düsseldorf
- Ruhrgebiet in Unna
- Westfalen in Ahlen
- Rheinland-Pfalz: 1
- Rheinland-Pfalz in Mainz
- Saarland: 1
- Saarland in Saarlouis
- Sachsen: 1
- Sachsen in Dresden
- Sachsen-Anhalt: 1
- Sachsen-Anhalt in Magdeburg
- Schleswig-Holstein: 2
- Thüringen: 1
- Thüringen in Erfurt
Siehe auch
Weblinks
- Reserve der Streitkräftebasis. (Nicht mehr online verfügbar.) In: bundeswehr.de. Archiviert vom Original am 13. August 2020 (mit Information zu Heimatschutzkompanien).
- Heimatschutz in Deutschland: Zum Start des neuen Freiwilligen Wehrdienstes. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesministerium der Verteidigung, März 2021, archiviert vom Original am 11. April 2021 .
- Strategie der Reserve. (PDF) In: bundeswehr.de. Bundesministerium der Verteidigung (Fachstrategie).
- Weisung zur Ausbildung der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: bundeswehr.de. Kommando Streitkräftebasis – Abteilungsleiter Einsatz, archiviert vom Original am 12. April 2021; abgerufen am 14. September 2022.
Einzelnachweise
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Ausführungen des Reservistenverbandes) (
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Reservisten sollen Bundeswehr stärker unterstützen) (
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Bericht des Reservistenverbandes) (
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Bericht der Streitkräftebasis) (
- ↑ Bundeswehr: Streitkräftebasis - Mit dem Landesregiment stark für den Heimatschutz. (Nicht mehr online verfügbar.) 16. April 2019, ehemals im Original; abgerufen am 24. April 2019. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Bericht Streitkräftebasis) (
- ↑ Tagesbefehl des Generalinspekteurs: erste Rekruten des FWDFreiwilliger Wehrdienst Heimatschutz. Bundeswehr, 6. April 2021, abgerufen am 24. November 2021.
- ↑ Aufstellung des Heimatschutzregiments 2. Landeskommando Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 14. September 2022.
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Reserve aktuell) , 01/2012, S. 5 (
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Reserve aktuell) , 03/2012, S. 11 (
- ↑ Heimatschutz in Deutschland: Zum Start des neuen Freiwilligen Wehrdienstes. (PDF) Bundesministerium der Verteidigung, März 2021, abgerufen am 24. November 2021.