Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Königsberg 1

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Provinz OstpreußenRegierungsbezirk Königsberg 1 (Wahlkreis 1; Wahlkreis Memel-Heydekrug) war ein Wahlkreis für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Wahlkreiszuschnitt

Der Wahlkreis umfasste den Landkreis Memel und den Landkreis Heydekrug.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 101.553
1895 101.363
1900 102.622
1905 104.286
1910 105.281
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 68,6 14,1 17,4
1907 65,3 16,3 18,4
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 94,4 3,4
1905 93,9 3,9
1910 93,9 4,1

Im Wahlkreis lebte eine starke ethnische Minderheit von Litauern, die mehrmals auch Abgeordnete stellten.

Abgeordnete

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis 1891 Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ Datei:Helmuth Karl Bernhard von Moltke.jpg
Ergänzungswahl 1891 bis 1893 Bernhard Schlick Deutschkonservative Partei 0
Reichstagswahl 1893 Heinrich Ancker FVp 0
Reichstagswahl 1898 Jonas Smalakys litauische konservative Partei Datei:Jonas-Smalakys.jpg
Ersatzwahl 1901 Friedrich Martin Mattschull litauische konservative Partei 0
Reichstagswahl 1903 Max Krause Deutschkonservative Partei 0
Reichstagswahl 1907 bis 1918 Felix Schwabach Nationalliberale Partei Schwabach-felix-1912-s495.jpg

Wahlen

1867 (Februar)

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 11.914.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 8177 0 0

1867 (August)

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 7812.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 4754 0 0

1871

Es fand ein Wahlgang statt. 18.572 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 8145, 29 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 44 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 4753 0 0
F 3362 0 0
Sonstige 0 30 0 0

1874

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 17.812 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 8254, 41 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 47,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 3146 0 0
Anker F 3444 0 Kaufmann
Lampe SPD (Lass.) 1361 0 Zimmermann
Dr. Ziegler SPD (Eisena.) 292 0 0
Sonstige 0 11 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 7544, 305 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 45,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 3870 0 0
Anker F 3674 0 0

1877

Es fand ein Wahlgang statt. 19.266 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 8173, 43 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 42,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 4329 0 0
Dolle F 3443 0 Dr., Gutsbesitzer
F 387 0 0
Sonstige 0 16 0 0

1878

Es fand ein Wahlgang statt. 19.593 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 9578, 34 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 49,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 6150 0 0
Grünhagen F 3328 0 0
Sonstige 0 62 0 0

1881

Es fand ein Wahlgang statt. 18958 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 9395, 16 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 49,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 5257 0 0
Dolle F 4071 0 Dr., Gutsbesitzer
Schorlemer-Alst Zentrum 55 0 0
Sonstige 0 12 0 0

1884

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 19.456 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 12.037 von denen 33 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 62,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 7935 0 0
F 4082 0 0
Sonstige 0 20 0 0

1887

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 20.214 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 14.092 von denen 28 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 69,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 11.833 0 0
F 2249 0 0
Sonstige 0 10 0 0

1890

Moltke wurde auch durch die NLP unterstützt. 1890 fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 20.358 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 12.290 von denen 31 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 60,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Helmuth Karl Bernhard von Moltke Konservativ 8476 69,1 % 0
Scheu DF 3490 28,5 % Rechtsanwalt in Heydekrug
Carl Schultze SPD 275 2,2 % 0
Sonstige 0 18 0,2 % 0

Ersatzwahl 1891

Nach Moltkes Tod war eine Ersatzwahl notwendig. Bei der Ersatzwahl 1891 fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 20.529 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 10.984 von denen 22 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 53,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Bernhard Schlick Konservativ 7230 66,0 % 0
DF 2018 18,4 % 0
SPD 1571 14,3 % 0
Sonstige 0 143 1,3 % 0

1893

Das konservative Lager trat bei der Reichstagswahl 1893 uneinig auf. Der Konservative Wahlverein unterstützte den bisherigen Abgeordneten Bernhard Schlick, die Reichspartei stellte einen eigenen Kandidaten auf. Die konservativen Litauer traten mit einem eigenen Kandidaten an, der sich für die Stärkung der litauischen Sprache in der Volksschule einsetzte.

1893 fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 20.907 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 14.035 von denen 33 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 67,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Ancker FVP 2946 21,0 % 0
Bernhard Schlick Konservative 5094 36,4 % 0
Jonas Smalakys Litauer 2825 20,2 % 0
Pietsch Reichspartei 1322 9,3 % Kommerzienrat in Memel
Lorenz SPD 1805 13,0 % Tischlermeister in Königsberg
Sonstige 0 10 0,1 % 0

In der Stichwahl unterstützen die Litauer den freisinnigen Kandidaten, nachdem dieser zugesagt hatte bei der anstehenden Landtagswahl den litauischen Kandidaten zu unterstützen. Nach der Zusage Anckers, für die Militärvorlage zu stimmen, rief auch die Reichspartei zu seiner Wahl auf. Auch die SPD unterstützte ihn. Im zweiten Wahlgang gab es 14.773 abgegebene Stimmen, von denen 44 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 70,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Ancker FVP 8687 59,0 % 0
Bernhard Schlick Konservative 6042 41,0 % 0

1898

Die Konservativen und der BdL einigten sich auf einen gemeinsamen konservativen Kandidaten. Die FVg unterstütze den Kandidaten der FVP.

1898 fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 21.063 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 15.391 von denen 59 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 73,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Ancker FVP 3226 21,0 % 0
Alfred von Waldersee Konservative 5557 36,2 % 0
Jonas Smalakys Litauer 3504 22,9 % 0
Otto Braun SPD 3015 19,7 % 0
Sonstige 0 30 0,2 % 0

In der Stichwahl unterstützen FVP und SPD den litauischen Kandidaten. Im zweiten Wahlgang gab es 14.328 abgegebene Stimmen, von denen 54 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 68,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Alfred von Waldersee Konservative 6456 45,2 % 0
Jonas Smalakys Litauer 7818 54,8 % 0

Ersatzwahl 1901

Nach dem Tod Smalakys war eine Ersatzwahl notwendig. Die Vorstände des litauisch-konservativen und deutsch-konservativen Wahlvereins einigten sich auf einen litauischen Kandidaten. Einer der Gründe für diese Wahl war dessen Mitgliedschaft im BdL.

Bei der Ersatzwahl 1901 fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 21.533 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 14.922 von denen 20 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 69,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Schaak FVP 2931 19,7 % Fabrikdirektor in Memel
Friedrich Martin Mattschull Litauer 7016 47,1 % 0
Otto Braun SPD 4941 33,2 % 0
Sonstige 0 14 0,1 % 0

In der Stichwahl riefen die Linksliberalen zur Enthaltung auf, erklärten dies aber zugleich für „nicht bindend“. Im zweiten Wahlgang gab es 16.065 abgegebene Stimmen, von denen 104 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 74,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Friedrich Martin Mattschull Litauer 9123 57,2 % 0
Otto Braun SPD 6838 42,8 % 0

1903

Die Litauer lehnten zunächst Gespräche über einen gemeinsamen Kandidaten ab und nominierten Saunus als alleinigen Kandidaten. Die deutsch-konservativen boten an, Saunus zu unterstützen, wenn er sich verpflichten würde, der konservativen Fraktion als Hospitant beizutreten. Nachdem eine diesbezügliche Erklärung nicht erfolgte stellten die deutsch-konservativen den Gutsbesitzer Krause als eigenen Kandidaten auf.

1903 fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 21.937 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 16.295 von denen 40 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 74,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Emil Wobbe FVP 3108 19,1 % Rentier in Königsberg
Max Krause Konservativ 4710 29,0 % 0
David Saunus Litauer 4084 24,1 % 0
Otto Braun SPD 4333 26,7 % 0
Sonstige 0 20 0,1 % 0

In der Stichwahl riefen die Litauer zur Wahl des SPD-Kandidaten auf. Im zweiten Wahlgang gab es 14.336 abgegebene Stimmen, von denen 99 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 64,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Max Krause Konservativ 8209 57,7 % 0
Otto Braun SPD 6028 42,3 % 0

1907

Die NLP suchte bei der Reichstagswahl 1907 ein breites bürgerliches Bündnis für den Regierungsrat Schwabach und konnte die FVP hierfür gewinnen. Obwohl das Zentralkomitee der Konservativen Schwabach unterstützte, lehnte der lokale Wahlverein der Konservativen eine Zusammenarbeit ab und nominierte erneut Gutsbesitzer Krause. Da diese Kandidatur nicht mit den Litauern abgestimmt war, stellten diese einen eigenen Kandidaten.

1907 fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 21.747 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 18.236 von denen 53 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 83,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Max Krause Konservativ 5668 31,2 % Gutsbesitzer, Dawillen/Krs. Memel
Wilhelm Gaigalat Litauer 4221 23,2 % 0
Felix Schwabach NLP 4941 27,2 % 0
Otto Braun SPD 3342 18,4 % 0
Sonstige 0 11 0,1 % 0

In der Stichwahl riefen die Litauer zur Wahl des NLP-Kandidaten auf. Im Gegenzug sagte die NLP zu, bei der Reichstagswahl 1912 den Kandidaten der Litauer zu unterstützen. Im zweiten Wahlgang gab es 17.971 abgegebene Stimmen, von denen 137 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 82,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Max Krause Konservativ 6431 36,1 % 0
Felix Schwabach NLP 11.403 63,9 % 0

Ersatzwahl 1908

Die Ersatzwahl war notwendig geworden, da Schwabach sein Mandat wegen der bevorstehenden Ungültigkeitserklärung der Wahl nieder gelegt hatte. NLP und Litauer unterstützen ihn bei der Ersatzwahl.

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 21.824 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 14.527 von denen 43 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 66,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Buttkereit Konservativ 2912 20,1 % 0
Felix Schwabach NLP 9710 67,0 % 0
Adolf Hofer SPD 1851 12,8 % 0
Sonstige 0 11 0,1 % 0

1912

Gemäß der Vereinbarung von 1907 hätte die NLP den Kandidaten der Litauer unterstützen sollen. Stattdessen nominierte sie erneut Schwabach. BdL und Konservative riefen zur Wahl des litauischen Kandidaten auf.

1912 fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 22.189 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 18.469 von denen 58 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 83,2 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Jurgis Strekies Litauer 5808 31,5 % Besitzer in Jagstellen
Felix Schwabach NLP 8750 47,5 % 0
Ferdinand Mertins SPD 3839 20,9 % Ferdinand Mertins (1864–1943), 1918–1933 Stadtverordneter, seit 1921 Stadtverordnetenvorstand in Königsberg; [1927] Zweiter Vorsitzender des Provinzialkartells der Gewerkschaften Ostpreußens.
Sonstige 0 14 0,1 % 0

In der Stichwahl unterstützen auch die Sozialdemokraten den Litauer. Im zweiten Wahlgang gab es 18.485 abgegebene Stimmen, von denen 180 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 83,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Jurgis Strekies Litauer 7399 40,4 % 0
Felix Schwabach NLP 10.906 59,6 % 0

Literatur

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918, 1. Halbband, 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 4–8.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 1–2.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 1, Digitalisat.