Reiner Schulze

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Reiner Schulze (* 6. Oktober 1948 in Berlin) ist ein deutscher Rechtswissenschaftler. Von 1997 bis 2017 war er Direktor des Instituts für Internationales Wirtschaftsrecht sowie des Instituts für Rechtsgeschichte. Er ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zum Europäischen Privatrecht, Direktor des Centrums für Europäisches Privatrecht (CEP) an der Universität Münster, Vorsitzender der deutschen Gruppe der Association Henri Capitant sowie Gründungsmitglied und Mitglied des Council des European Law Institute.

Leben

Reiner Schulze studierte Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin, legte 1973 sein Erstes Juristisches Staatsexamen ab und wurde 1976 an der Universität Frankfurt am Main mit der Arbeit „Die Polizeigesetzgebung zur Wirtschafts- und Arbeitsordnung der Mark Brandenburg in der frühen Neuzeit“ zum Dr. iur. promoviert. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen (1978) folgte dort die Habilitation und die Erteilung der venia legendi für die Fächer Bürgerliches Recht und Deutsche Rechtsgeschichte (1983).

Nach Lehrstuhlvertretungen in Konstanz, Frankfurt, Regensburg und Trier (1984–1988) erhielt Reiner Schulze 1989 einen Ruf der Universität Trier und wurde dort ordiniert zum Professor für Bürgerliches Recht, Deutsche und Neuere Europäische Rechtsgeschichte. In der Zeit von 1992 bis 1993 war er Dekan der juristischen Fakultät der Universität Trier.

1994 folgte er einem Ruf der Universität Münster auf den Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Zivilrecht. Er war dort Direktor des Instituts für Internationales Wirtschaftsrecht und des Instituts für Rechtsgeschichte. Von 2006 bis 2008 war er Dekan der juristischen Fakultät. Seit 1997 ist er Direktor des Centrums für Europäisches Privatrecht (CEP).

Seit 2008 ist Reiner Schulze Honorary Professor der Universität Lancaster. Reiner Schulze ist Ehrenmitglied der Real Academia de Jurisprudencia y Legislación sowie Auswärtiges Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei sowie seit 2016 ordentliches Mitglied der Academia Europaea.[1]

Von 1997 bis 2005 war Reiner Schulze Richter am Oberlandesgericht Hamm.

Wirken

Die Schwerpunkte der Forschung sowie in den Veröffentlichungen von Reiner Schulze liegen im Bereich des Europäischen Wirtschafts- und Verbraucherrechts, des allgemeinen Schuldrechts (insbesondere Leistungsstörungs- und Schadensersatzrecht) Genossenschafts- und Franchiserechts, der Europäischen Privatrechtsgeschichte (insbesondere 19. Jahrhundert) sowie der Zeitgeschichte des Europäischen Gemeinschaftsrechts. Reiner Schulze ist Mitherausgeber des Handkommentars zum Bürgerlichen Gesetzbuch, des englischen Kommentars zum German Civil Code, des Kommentars zum EU Digital Law und des Handbuchs Europarecht.

Er ist Mitbegründer und war Mitherausgeber zahlreicher Zeitschriften, insbesondere der Zeitschrift für Europäisches Privatrecht (ZEuP), der Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte (ZNR) und der Zeitschrift zum gesamten Genossenschaftswesen (ZfgG). Er hat zudem die Schriften zum Europäischen Privatrecht und der Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte mitbegründet. Er ist Mitglied der Vereinigung für Verfassungsgeschichte.

Reiner Schulze hat an zahlreichen Forschungsvorhaben auf dem Gebiet des Europäischen Privatrechts, einschließlich mehrerer Gutachten und Studien für die Europäische Kommission mitgewirkt, u. a. war er von 1997 bis 2001 Koordinator des TMR-Network „Common Principles of European Private Law“, seit 2000 Leiter des Teilprojekts C 3 „Symbole im Gerichtsverfahren (15.–18. Jhd.)“ in dem von der DFG geförderten Sonderforschungsbereich 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution“; von 2002 bis 2006 war er Mitglied des EU Forschungsnetzwerks „Uniform Terminology for European Private Law“ sowie Koordinator der EU-Marie Curie Training Site „Harmonisation of Business and Consumer Law in the EU“.

Reiner Schulze hat 2002 die „European Research Group on Existing EC Private Law (Acquis Group)“ mitbegründet und am internationalen Forschungsnetzwerk zur Ausarbeitung des Draft Common Frame of Reference mitgewirkt. 2011 hat er das European Law Institute mitbegründet, eine non-profit Organisation, die sich der juristischen Forschung sowie der Verbesserung des europäischen Rechts mit dem Ziel widmet, die europäische Integration auf dem Gebiet des Europarechts konstruktiv zu begleiten, und ist seitdem Mitglied ihres Council.

Auf dem Gebiet der deutsch-französischen Zusammenarbeit hat Reiner Schulze 2010 die deutsche Landesgruppe der Vereinigung „Henri Capitant – Freunde der französischen Rechtskultur e.V.“ gegründet und ist seitdem ihr Vorsitzender. An den Forschungen der Association Henri Capitant zum Projekt eines einheitlichen Wirtschaftsgesetzbuches beteiligt er sich als Mitglied des Leitungskomitees.

Dem „European Centre of Tort and Insurance Law“, Wien, gehört er als ordentliches Mitglied an, sowie als Vorsitzender dem Supervisory Board an.

Ehrungen und Auszeichnungen

Reiner Schulze wurde 1998 die Ehrendoktorwürde der Universität Miskolc (Ungarn) verliehen.

Schriften (Auswahl)

Monographien und Kommentare (Auswahl)

  • als Herausgeber mit Gerhard Dannemann: German Civil Code Volume I = Bürgerliches Gesetzbuch (BGB). Books 1–3: §§ 1–1296. C. H. Beck, 2020, ISBN 978-3-406-70035-4.
  • als Herausgeber mit Larry DiMatteo, André Janssen, Ulrich Magnus: International Sales Law. Nomos/Beck/Hart Publishing, Baden-Baden/München/Oxford 2016, ISBN 978-3-8487-2199-3.
  • als Herausgeber mit Dirk Staudenmayer: Digital Revolution - Challenges for Contract Law in Practice. Nomos, Baden-Baden 2016, ISBN 978-3-8487-2956-2.
  • als Herausgeber: Commentary on the Common European Sales Law. Beck/Hart Publishing, München/Oxford 2012, ISBN 978-1-849-46365-2.
  • als Herausgeber: Common Frame of Reference and Existing EC Contract Law. Sellier, München 2008, ISBN 978-3-86653-064-5.
  • als Herausgeber mit Helmut Koziol: Tort Law of the European Community (= Tort and Insurance Law. Bd. 23). Springer, Wien u. a. 2008, ISBN 978-3-211-77585-1.
  • als Herausgeber: New Features in Contract Law. Sellier, München 2007, ISBN 978-3-86653-036-2.
  • als Herausgeber mit Manfred Zuleeg: Europarecht. Handbuch für die deutsche Rechtspraxis. Nomos, Baden-Baden 2006, ISBN 3-8329-1334-3.
  • als Schriftleiter: Bürgerliches Gesetzbuch. Handkommentar. Nomos, Baden-Baden 2001, ISBN 3-7890-6281-2 (7. Auflage ebenda 2012, ISBN 978-3-8329-6810-6).

Aufsätze (Auswahl)

  • The New Shape of European Contract Law. In: Journal of European Consumer and Market Law. (EuCML). Nr. 4, 2015, S. 139–144.
  • Nuevos Rasgos del Derecho Privado en Europa. In: Silvia Díaz Alabart (Hrsg.): 100 Años de la Revista de Derecho Privado, 2014, S. 206–231.
  • Ein fakultatives europäisches Kaufrechtssystem – Wahlfreiheit als Alternative zur Vollharmonisierung? In: Jörg-Uwe Hahn: Gemeinsames Europäisches Kaufrecht, 2012, S. 69–80.
  • mit André Janssen: Legal Cultures and Legal Transplants in Germany. In: European Review of Private Law. (ERPL)., Bd. 19, Nr. 2, 2011, S. 225–256.
  • mit Christian Twigg-Flesner: Protecting rational choice: information and the right of withdrawal, in: Geraint Howells et al. (Hrsg.): Handbook of Research on International Consumer Law, 2010, S. 130–157.
  • Die „Acquis-Grundregeln“ und der Gemeinsame Referenzrahmen. In: Zeitschrift für Europäisches Privatrecht. 15. Jg., H. 3, 2007, S. 731–734.
  • Precontractual Duties and Conclusion of Contract in European Law. In: European Review of Private Law. (ERPL). Bd. 13, Nr. 6, 2005, ISSN 0928-9801, S. 841–866.
  • European Private Law and Existing EC Law. In: European Review of Private Law. ERPL. Bd. 13, Nr. 1, 2005, S. 3–19.
  • mit Martin Ebers: Streitfragen im neuen Schuldrecht. 1. Teil. In: Juristische Schulung. Bd. 44, H. 4, 2004, S. 265–272; Teil 2, Bd. 44, H. 5, 2004, S. 366–371; Teil 3, Bd. 44, H. 6, 2004, S. 462–468.
  • Das Entstehen des Europäischen Gemeinschaftsrechts. Eine Forschungsaufgabe der juristischen Zeitgeschichte. In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte. Bd. 16, H. 3, 1994, S. 297–324.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mitgliederverzeichnis: Reiner Schulze. Academia Europaea, abgerufen am 18. Juli 2017 (englisch).