Reithose
Reithosen sind Hosen, die durch Schnitt und Material für das Reiten auf Pferden geeignet sind.
Besatz
Reithosen zeichnen sich entweder durch einen Besatz auf der Innenseite des Knies (Kniebesatz) aus, oder durch einen Einsatz in der ganzen Sitzfläche (Vollbesatz). Der Besatz schont den Stoff und das Gesäß und gewährleistet guten Halt. Ein Kniebesatz kann aus Leder, Kunstleder oder Stoff bestehen. Ein Vollbesatz besteht entweder aus Leder oder Kunstleder. Gutes Leder ist bei entsprechender Pflege sehr lange haltbar. Da es beim Waschen hart wird, muss es nach dem Waschen eingecremt oder durch Reiben, Strecken oder Kneten geschmeidig gemacht werden. Bei einem unbekannten Kunstfaserbesatz ist keine Aussage über die Haltbarkeit möglich, da qualitativ hochwertige Kunstleder, die nahezu unzerstörbar und manchmal sogar bielastisch sind, aber auch minderwertige Kunstleder mit geringer Haltbarkeit (weniger als eine Saison) im Handel sind, die für Unkundige kaum zu unterscheiden sind. Manche Kunstleder gewähren einen so guten Halt im Sattel, dass man sich nicht mehr zurechtsetzen kann, wenn man einmal verrutscht ist. Manche Reiter und Reiterinnen bevorzugen glatte Stoffhosen mit Knieleder, die auf dem Sattel rutschen und dadurch viel Bewegungsfreiheit gewähren, andere wählen Vollbesatzhosen, die mehr Halt bieten.[1]
Stoff
Im Sommer werden gerne Reithosen aus Baumwollstoffen mit einem Anteil an elastischen Kunstfasern, beispielsweise Elastan, verwendet. Baumwollhosen sind angenehm zu tragen, oft jedoch nicht lange haltbar. Kunstfaserstoffe sind elastisch und häufig sehr haltbar. Stoffe mit Rippenmuster sind meist robust. Es gibt auch Reithosen, die Jeans-Stoffen nachempfunden sind. Im Winter werden häufig Reithosen aus Softshell, Cord sowie Thermoreithosen mit Vollbesatz oder Skihosen verwendet. In Thermoreithosen oder Skihosen ist jedoch der Kontakt zum Pferd schlechter. Sie eignen sich mehr zum Ausreiten und weniger zum sportlichen Springen oder zum Dressurreiten.
Schnitt
Bei allen Reithosen ist eine gute Passform von Bedeutung. Vorteilhaft ist auch die Möglichkeit, im Winter lange Unterwäsche zu tragen. Je nach Reitstil und Verwendungszweck gibt es verschiedene Schnittformen.
Stiefelreithosen werden mit Reitstiefeln oder Minichaps getragen. Sie sind vorwiegend aus elastischen Stoffen und beinnah geschnitten.
Breeches sind am Oberschenkel weit geschnitten und sind meist aus festen Stoffen gefertigt. Es gibt auch Ganzlederreithosen ohne Besatz, die am Oberschenkel ebenfalls weit geschnitten sind. Ganzlederreithosen werden beim Jagdreiten und in der klassischen Reiterei verwendet.
Jodhpur-Hosen sind überwiegend gerade geschnitten und werden mit Stiefeletten getragen. Es gibt jedoch auch eine klassische Schnittform mit weit geschnittenen Oberschenkeln. Ein Steg unter dem Fuß verhindert das Hochrutschen. Die Jodhpur-Hose wird beim Freizeitreiten, Geländereiten und Wanderreiten sowie bei Gangpferdreiten verwendet.
Kentucky Jodhpurs werden bei American Saddlebred Shows getragen. Sie sind anliegend, sehr lang und haben einen Steg unter dem Fuß, um zu vermeiden, dass das Hosenbein hochrutscht. Sie werden am Knöchel weiter und passen so über die Jodhpur-Stiefeletten. Auf der Rückseite ist das Hosenbein länger, damit das Bein länger wirkt.[2]
Zum Westernreiten werden spezielle Reitjeans verwendet, die auf der Innenseite besonders flache Nähte haben. Dazu werden oft Chaps getragen.
Geschichte
Früher waren Reithosen unbequeme Kleidungsstücke, da sie sehr eng aus üblichen, unelastischen Oberstoffen gearbeitet waren. Auf historischen Abbildungen sehen sie den heutigen Reithosen aus elastischem Gewebe ähnlich. Breeches haben einen weiten Ballon vom Knie bis zur Taille und sind vom Knie bis zum Fußgelenk eng geschnitten und sind dadurch sehr bequem. Mit der Reise von Prinzen Albert, dem späteren König Edward, nach Indien setzten sich Breeches zunächst im englischen und später im gesamten europäischen Adel als bequeme Reithose durch und fanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa als Reit- und Stiefelhose allgemein Verbreitung. Sie waren zwischen 1910 und 1945 im Zivil- und Uniformbereich sehr beliebt[3] und wurden in Landwirtschaft und Reitsport auch für Frauen üblich. Bis dahin waren Damenhosen unüblich. Mit dem Aufkommen elastischer Stoffe um 1960 kehrte man im Reitsport zu der altertümlichen Schnittform, jedoch ohne die alten Beschwerden, zurück.
Reitleggings
Ungefähr seit 2016 sind in Deutschland Reitleggings auf dem Markt, in den Niederlanden sind sie schon länger verbreitet.[4] Im Vergleich zu klassischen Reithosen ist ihr Material dünner und elastischer. Sie sind wie eine Sporthose geschnitten, mit einem elastischen Bund ohne Verschluss. Sie weisen keinen aufgenähten Besatz auf, sondern nur einen aufgedruckten Gripbesatz aus PU oder Silikon, entweder als Vollgrip oder als Kniegrip und verfügen häufig über große Taschen auf dem Oberschenkel speziell für ein Mobiltelefon.
Es gibt sportlichere Reitleggings aus Polyamid mit Elasthan, die wie Laufhosen geschnitten sind. Sie bestehen meist aus atmungaktiven, schnelltrocknendem Material für das Freizeitreiten im Sommer oder aus Softshell für den Winter. Sie sind jedoch weniger haltbar als klassische Reithosen. Eine weitere Variante ist die Reitleggings aus Baumwolle mit Elasthan, die mit einem Kordelzug im Bund an eine Jogginghose erinnert. Sie ist besonders bequem und weniger für sportliches Reiten geeignet.[5][6]
Einzelnachweise
- ↑ Reithosen – Jodhpur, Breeches und Jeans, Artikel in einem Pferdesport-Portal
- ↑ Steven D. Price (Hrsg.): The Whole Horse Catalog: Revised and Updated. Fireside, New York 1998, ISBN 0-684-83995-4, S. 211–215
- ↑ Marcel Kern: Offiziersuniformen. (PDF)
- ↑ Reitleggings, Epplejeck Reitsport
- ↑ Reitleggings, Equus Vitalis, Niceshops Gruppe
- ↑ Das bringen Reithosen mit Grip?, Cavallo