Religionen in Polen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Religionsbekenntnisse in Polen gemäß Eurobarometer von 2019[1]

  • römisch-katholisch (86%)
  • christlich-orthodox (1%)
  • protestantisch (1%)
  • andere Christen (2%)
  • andere Religionen (1%)
  • Nicht-religiöse/Agnostiker (3%)
  • Atheisten (3%)
  • keine Angabe (3%)
  • Die dominante Religion in Polen ist das Christentum. Die Römisch-Katholische Kirche ist mit einer Anhängerschaft von 87 % der Bevölkerung mit Abstand die größte Konfession.[2][3] Daneben gibt es in Polen orthodoxe und protestantische Kirchen, sowie eine relativ kleine Minderheit von Juden und Muslimen. Ca. 10 % der Bevölkerung ist nicht religiös organisiert.

    Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Polen als Vielvölkerstaat angesehen werden, der auch durch verschiedene Konfessionen und Religionen geprägt war. Die überwiegend östlich der sogenannten Curzon-Linie ansässigen Weißrussen und Ukrainer gehörten meist der orthodoxen, der Ruthenisch-Katholischen Kirche bzw. der Unierten Kirche an. Etwa 10 % der Bewohner des polnischen Staatsgebietes waren jüdischen Glaubens. Die in den Großräumen Posen, Pommerellen, Łódź und Wolhynien ansässigen Deutschen waren, anders als die meist katholischen deutschsprachigen Ostoberschlesier, meist evangelisch. Auch die im südöstlichen Vorkriegspolen ansässigen Armenier und Lipka-Tataren gehörten in der Regel nicht der römisch-katholischen Kirche an.

    Bis zur Rekatholisierung im 17. Jahrhundert waren auch die reformatorisch-unitarischen Polnischen Brüder in Polen-Litauen verbreitet. An der Weichsel bestanden zeitweise auch mennonitische Gemeinden. Die jetzige Situation eines ethnisch und konfessionell weitgehend homogenen Staates ist als Ergebnis von Krieg, Völkermord, Vertreibung und vor allem der Westverschiebung Polens 1945 anzusehen, in deren Rahmen das Siedlungsgebiet der meisten orthodoxen bzw. ruthenisch-katholischen Ukrainer und Weißrussen der UdSSR angegliedert wurde.

    Nach der katholischen Kirche ist die Polnisch-Orthodoxe Kirche mit 504.150 Mitgliedern und Sitz des Metropoliten in Warschau als nächstgrößte Glaubensgemeinschaft zu nennen.[2]

    Die unierte Griechisch-Katholische Kirche mit 55.000[2] Mitgliedern wurde nach einer Zeit der Repression seit 1946 im Jahr 1992 faktisch wieder anerkannt.

    Die „Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen“, die seit dem 16. Jahrhundert als lutherische Kirche auf eine polnische Tradition zurückblickt, umfasste vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 400.000 Mitglieder, die zu etwa 75 % deutsch- und zu etwa 25 % polnischsprachig waren. Im Zuge der Zwangsaussiedlung der deutschsprachigen Gemeindeglieder nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Zahl der Mitglieder auf etwa 100.000 zurück. In der Nachkriegszeit stand die Evangelisch-Augsburgische Kirche aufgrund der – unzutreffenden – Gleichsetzung von Protestantismus und deutscher Nationalität vielfach in Misskredit. Heute umfasst die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen 61.738 Gemeindeglieder.[2] Evangelisch sind u. a. der ehemalige polnische Premier Jerzy Buzek und Adam Małysz.

    Die bedeutenden Minderheitskirchen in Polen gehören dem Polnischen Ökumenischen Rat an:

    Nichtmitglieder des Polnischen Ökumenischen Rates sind u. a.:

    Die Zahl der Juden, 1939 3,3 Millionen, beträgt heute lediglich 5.000.
    Die Zahl der Muslime beträgt etwa 25.000 – 31.000 Gläubige, davon rund 5.000 polnische Tataren (siehe Islam in Polen, Litauen und Weißrussland).

    Die katholische Kirche besitzt in Polen heute noch einen großen Einfluss im Alltag und auf die Politik, der auf die Geschichte Polens nach dem Zweiten Weltkrieg zurückzuführen ist. Während des kommunistischen Regimes empfanden viele Polen die katholische Kirche als auf ihrer Seite befindlich und fanden dabei auch Unterstützung durch den damaligen Papst, den Polen Johannes Paul II.

    Literatur

    • Dieter Bingen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2, S. 360–414

    Fußnoten

    1. Europäische Kommission: Discrimination in the European Union (= Special Eurobarometer, Nr. 493). Brüssel, September 2019, S. 229–230 (online, PDF), abgerufen am 2. Juli 2020.
    2. a b c d e f g h i j k l m n o Główny Urząd Statystyczny: Mały rocznik statystyczny Polski 2012 (PDF; 13,7 MB), Zakład Wydawnictw Statystycznych, Warszawa, 2012, S. 134–135
    3. Główny Urząd Statystyczny: Ludność – bilans opracowany w oparciu o wyniki NSP 2011: 31. Dezember 2011 r., 8. Oktober 2012