Repoussoir

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Repoussoir: eine Lindenallee als vegetabiler Rahmen im Bildvordergrund, die der Akzentuierung des Bildmotivs ebenso dient wie einer gesteigerten Tiefenwirkung, Pfarrkirche Weissenbach an der Triesting

Ein Repoussoir (französisch repousser „zurücktreiben“) bezeichnet ein im Vordergrund eines Gemäldes oder einer Fotografie platziertes Objekt, das durch seine übergroße Darstellung und dunkle Farbigkeit im Verhältnis zum Rest der dargestellten Objekte eine Verstärkung des Tiefeneindruckes bewirkt.

Das Repoussoir in Gemälden

Das Repoussoir war vor allem in der Malerei der Renaissance ein technischer Trick, der Raumtiefe eher andeutet und auf sie hinweist als tatsächlich herstellt. Das Bild selber zeigt dabei keine deutliche Tiefendimension außer einer Hintereinander-Staffelung.

Raffael und Giulio Romano: L’incendio di Borgo (Der Borgobrand)
Als Beispiel der Blick durch die Frontscheibe eines Autos

Figurale Randerscheinungen, die die alleinige Funktion haben, den Blick des Betrachters in die Tiefe zu ziehen, werden als „Repoussoir-Figuren“ bezeichnet. Ein bekanntes Beispiel ist das Fresko Der Borgobrand von Raffael im Vatikan, 1514. Auf der äußersten rechten Bildseite ist eine Frau mit Krug auf dem Kopf von hinten abgebildet; sie scheint in die Bildtiefe hineinzugehen.

Ein weiteres Beispiel aus jüngerer Zeit ist Umberto Boccionis Gemälde La strada entra nella casa aus dem Jahr 1911, in dem eine in Rückenansicht gezeigte Frau von einem erhöhten Standpunkt aus, einem Balkon, dem Treiben auf der Straße zuschaut. Sie führt den Blick des Betrachters in die Tiefe des Bildes.

Literatur

  • Redaktion für Kunst des Bibliographischen Instituts (Hrsg.): Meyers kleines Lexikon. Meyers Lexikonverlag, Wien / Zürich 1986, ISBN 3-411-02655-3.