Fork (Dateisystem)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Resource Fork)

Forks sind eine Datenstruktur zur Aufnahme zusätzlicher strukturierter Daten innerhalb einer Datei neben den Hauptdaten – ein Konzept, um zu einer Datei mehrere Datenströme zu speichern.

Obwohl auch jenseits verwendet und ursprünglich aus anderer Umgebung kommend, ist das Konzept heute besonders aus dem Bereich des Apple Macintosh mit den sogenannten Resource forks bekannt.

Im HPFS-Dateisystem von OS/2 heißen diese Daten erweiterte Attribute (EA), im NTFS-Dateisystem von Windows heißen diese Alternate Data Streams (alternative Datenströme).

Apple Macintosh

Beim Apple Macintosh können Dateien neben dem sogenannten

data fork

mit den Hauptdaten einen sogenannten

resource fork

enthalten. Diese Datenstruktur wird in Apples Dateisystemen (MFS, HFS, HFS+) eingesetzt, um Metadaten von beliebigem Umfang aufnehmen zu können, und hält zum Beispiel in älteren Programmdateien Ressourcen wie Icons, Menüinhalte oder auch Programmcode vor oder die Nutzdaten einer Schriftartendatei. Solche Programme ließen sich daher durch Editieren der

Resource Fork

mittels eines Resource Editors lokalisieren, d. h. z. B. in eine andere Sprache übersetzen. Gebräuchliche Editor-Software für den Zugriff auf die Inhalte von

Resource Forks

und deren Bearbeitung waren:

  • ResEdit: eine kostenlose Software von Apple mit graphischer Darstellung der Datenstruktur und ihrer Inhalte (veraltet),
  • Resorcerer: eine beliebte, wenngleich teure, kommerzielle Anwendung, die mehr Datentypen kennt als ResEdit,
  • ResKnife: eine freie Software für Mac OS X
  • Rezycle: ein Mac-OS-X-Werkzeug, das
    Resource-Fork
    -Inhalte in separate Dateien extrahieren und teils dabei in brauchbarere, modernere Formate wandeln kann.

Seit der Einführung von Mac OS X im Jahr 2000 werden die

resource forks

nicht mehr für Programme verwendet, stattdessen befinden sich alle zum Programm benötigten Daten in einzelnen Dateien eines Pakets (englisch package), welcher tatsächlich ein Unterverzeichnis ist, dem Anwender aber als Programm angezeigt wird.

Solaris

Wenn ein ZFS-basiertes Dateisystem unter Solaris mit dem Kernel-basierten SMB-Dienst exportiert wird, dann werden Alternate Data Streams auf Dateien gleichen Namens in der zugeordneten Extended Attribute Directory der jeweiligen Basis-Dateien abgebildet.

Windows

Das Windows-Dateisystem NTFS ermöglicht sogenannte Alternate Data Streams (ADS). Mit dieser Funktion können Daten vom Benutzer unsichtbar fest an eine Datei gebunden gespeichert werden. Dieses Merkmal ist weniger bekannt und die Datenströme sind problematischer aufzufinden als die Resource Forks des Apple Macintosh. Alternate Data Streams sind eine vereinfachte Implementierung des unter Solaris und NFSv4 verfügbaren Extended-Attribute-Namensraums, der auf den Dateisystemen UFS und ZFS implementiert ist.

Verwendung

Microsoft Windows 2000 und Windows XP verwenden ADS-Unterdatenströme zur Speicherung der in der Eigenschaftsseite jeder Datei verfügbaren Metadaten und je nach Anwendung noch deutlich mehr. Unter Windows XP (ab Service Pack 2) wird außerdem ein sogenannter Zone Identifier gespeichert, der es ermöglicht, auch nachträglich Dateien zu erkennen, die aus dem Internet heruntergeladen wurden. Beim Herunterladen fügt der Internet Explorer und ab Version 3 auch der Mozilla Firefox die entsprechenden Informationen hinzu.

Konzept

Zu jeder Datei können beliebig viele Unter-Streams gespeichert werden. In der Praxis heißt das, dass man jeder Datei beliebig viele andere Dateien zuweisen kann, die nicht sichtbar sind, aber – solange der Vorgang innerhalb von NTFS-Laufwerken stattfindet – zusammen mit der Datei verschoben und kopiert werden. Der Zugriff auf die versteckten Dateifragmente findet mit einem Doppelpunkt statt: beispiel.txt:meinedatei.txt kennzeichnet einen zu der Datei beispiel.txt gehörigen Datenstrom namens meinedatei.txt. Neben Dateien können auch Ordner zusätzliche Datenströme enthalten, was das Auffinden von ungewollten ADS erschwert.

Sicherheit

  • Da die ADS-Ströme für den Benutzer unsichtbar sind und noch nicht alle Antivirenprogramme die ADS durchsuchen können, können Viren diese Funktion ausnutzen.
  • Daten in ADS sind genau wie normale Dateien ausführbar. Im Autostart können solche ausführbaren Daten mit einem start-Kommando ausgeführt werden.
  • Beim Berechnen von Ordnergrößen, z. B. in den Eigenschaften eines Ordners im Windows Explorer, geht der durch ADS-Ströme belegte Platz nicht mit in die Berechnung ein. Es können so große Datenmengen „versteckt“ werden, die nur schwer zu finden sind.

Beim Übergang zum Betriebssystem Windows Vista hat Microsoft aus Sicherheitsgründen die Verwendung von ADS-Strömen stark eingeschränkt.

Beispiel

Erzeugung eines ADS

Im Kommandozeileninterpreter erzeugt folgende Kommandozeile eine Datei myfile.txt mit einem ADS mit dem Namen myads.txt und dem Inhalt "Wikipedia":

echo "Wikipedia" > myfile.txt:myads.txt

Auch ausführbare Dateien (hier der Windows Taschenrechner) lassen sich in ein ADS schreiben (hier in den ADS des Dateiverzeichnisses Windows):

type C:\Windows\system32\calc.exe > C:\Windows:bad.exe

Anzeige eines ADS

Der Inhalt kann folgendermaßen angezeigt werden:[1]

more < myfile.txt:myads.txt

Auflisten eines ADS

Ab Windows Vista können die Namen von alternativen Datenströmen mit folgender Eingabe angezeigt werden:

dir /r

Ausführen eines ADS

Um die Datei zu starten, genügt die folgende Eingabe:

start C:\Windows:bad.exe

Entfernen eines ADS

Das Entfernen eines ADS ist umständlich, weil der delete-Befehl (del) für ADS nicht funktioniert. Daher können auf einfache Weise auch nicht einzelne, sondern nur alle ADS, die zu einer Datei gehören, entfernt werden:

type myfile.txt > myfile.bak
del myfile.txt
ren myfile.bak myfile.txt

Eine Datei mit ADS kann zu einem anderen Dateisystem, das ADS nicht unterstützt (zum Beispiel FAT32), kopiert und zurückkopiert werden. Dabei gehen allerdings jegliche ADS verloren.

Einfacher geht es mit dem streams-Kommando aus der Windows Sysinternals Suite:

streams -d -s *.*

entfernt rekursiv im Dateisystem alle ADS-Streams. Die Option -d steht für Delete, die Option -s für rekursiv. Ohne -d werden die Streams nur aufgelistet.

Siehe auch

Weblinks

NTFS-ADS

Mac resource forks

Einzelnachweise

  1. Using Streams. In: Windows Dev Center, win32. Microsoft, abgerufen am 19. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).