Ressourceneffizienz

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Ressourceneffizienz ist als das Verhältnis eines bestimmten Nutzens zu dem dafür erforderlichen Einsatz an natürlichen Ressourcen definiert. Der Nutzen kann in Form eines Produktes oder einer Dienstleistung erbracht werden. Je geringer der dafür nötige Input an natürlichen Ressourcen oder je höher der Nutzen des Produktes bzw. der Dienstleistung, desto höher ist die Ressourceneffizienz.

Bezieht sich Ressourceneffizienz auf Produkte, kann sie entlang des Lebenszyklus mit Hilfe geeigneter Maßnahmen verbessert werden. Beispiele sind Leichtbau und Miniaturisierung bereits im Produktdesign, Einsparungen von Rohstoffen während der Fertigung, Reduktion von Verbrauchsmaterial in der Nutzungsphase sowie die Möglichkeit der sortenreinen Trennung und Rückführung der Materialien in die technischen oder natürlichen Kreisläufe.

Ansätze zur Messung von Ressourceneffizienz auf volkswirtschaftlicher Ebene

Auf volkswirtschaftlicher Ebene wird häufig der Indikator Rohstoffproduktivität (der Quotient von BIP und Rohstoffeinsatz) verwendet. In der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie wird der Rohstoffeinsatz mit dem Indikator DMI (Direct Material Input)[1] gemessen. Der DMI wird in Tonnen (t) gemessen und gibt die Summe der abiotischen, inländisch geförderten Rohstoffe und der importierten Rohstoffe, Halb- und Fertigwaren an. Auf europäischer Ebene ist auch die Verwendung des Indikators Domestic Material Consumption, DMC[1] üblich. Ein wesentlicher Kritikpunkt an der Verwendung dieser Indikatoren ist, dass damit eine Verlagerung von Ressourcenaufwendungen ins Ausland missverständlich als Fortschritt abgebildet wird. Denn die Primärmaterialaufwendungen, die mit der Herstellung von importierten Halb- und Fertigwaren einhergehen, werden nicht mitberücksichtigt.

Erhöhung der Ressourceneffizienz als politisches Ziel

Spätestens seit der Studie Die Grenzen des Wachstums von 1972 ist bekannt, dass die massive Ausbeutung der Ressourcen – insbesondere vor dem Hintergrund der Überflussgesellschaft – erhebliche Auswirkungen auf die Biosphäre und schlussendlich auf den Menschen hat. Etliche Studien zu den globalen Umweltveränderungen, die bis heute angefertigt wurden, bekräftigen diese Aussage.

Die Notwendigkeit zur Erhöhung der Ressourceneffizienz mit dem Ziel der Entkopplung der wirtschaftlichen Leistung vom Umweltverbrauch wurde Anfang der 1990er Jahre von Wissenschaftlern formuliert. So schlug Friedrich Schmidt-Bleek für Industrieländer einen Faktor 10 der langfristigen Verminderung des Ressourcenverbrauchs vor und Ernst Ulrich von Weizsäcker einen Faktor 4 zur Erhöhung der Ressourcenproduktivität.

Das Ziel der Entkopplung der Wirtschaftsleistung vom Ressourceneinsatz wurde in der Folge auch in Politikstrategien verankert. Die deutsche Bundesregierung hat sich in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie[2] unter anderem dazu verpflichtet, die Rohstoffproduktivität,[3] d. h. den gesamtwirtschaftlichen Einsatz von abiotischen Primärmaterialien im Verhältnis zum BIP, bis 2020 gegenüber dem Stand von 1994 zu verdoppeln. Daneben enthält die Strategie weitere Indikatoren zur Nutzung und zum Zustand natürlicher Ressourcen in Deutschland, unter anderem für die Energieproduktivität, die Flächeninanspruchnahme und die Artenvielfalt. Im Februar 2012 hat die Bundesregierung das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess)[4] verabschiedet. Dieses fokussiert auf die effiziente Nutzung von nicht energetisch genutzten abiotischen Rohstoffen. In ProgRess ist die Absicht verkündet, künftig sowohl die indirekten Materialaufwendungen der Importe als auch ungenutzte Extraktion von Primärmaterial im In- und Ausland bei der Berechnung der Rohstoffproduktivität zu berücksichtigen.

Auf europäischer Ebene zielen die 2005 vorgelegte Thematische Strategie für eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen sowie die Leitinitiative für ein ressourcenschonendes Europa[5] und der Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa[5] auf die Erhöhung der Ressourceneffizienz und Ressourcenschonung. Die Europäische Kommission nutzt dabei einen weiten Ressourcenbegriff, der auch Ökosystemleistungen, die Umweltmedien Wasser, Boden, Luft und Biodiversität umfasst.

Begründungszusammenhänge für die Erhöhung der Ressourceneffizienz sind:

  • Die Vermeidung von Versorgungsengpässen (technisch-ökonomische Verfügbarkeit bestimmter Rohstoffe);
  • die Hebung von Marktpotentialen und Wettbewerbsvorteilen für Ressourceneffizienztechnologien im Sinne einer ökologischen Modernisierung der Wirtschaft;
  • die Verminderung negativer Umwelteffekte, die aus der Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe, der Fertigung der Halb- und Fertigwaren, der Nutzung der daraus erzeugten Produkte und deren Entsorgung resultieren und damit
  • die Einhaltung planetarer Tragfähigkeitsgrenzen sowie
  • die Bewahrung von natürlichen Ressourcen für die zukünftigen Generationen.

Kritik

Die Erhöhung der Ressourcenproduktivität führt nicht zwangsläufig zu einer absoluten Senkung des Ressourceneinsatzes. Sofern die Wirtschaftsleistung stärker zunimmt als die Effizienzsteigerungen im Ressourceneinsatz, kommt es absolut zu einem Mehrverbrauch an Ressourcen. Dies wird als „Rebound-Effekt“ bezeichnet. Die absolute Senkung des Ressourcenverbrauchs ist aber notwendig, weil nur so für alle Menschen weltweit und für die zukünftigen Generationen eine faire Teilhabe an der Nutzung der natürlichen Ressourcen gewährleistet werden kann. Eine solche Begrenzung soll durch Suffizienzpolitik erreicht werden. Auch Commoning als Praxis des Teilens von Gebrauchsgegenständen, um deren Nutzungsauslastung zu erzielen, wird als Mittel zur Ressourcenschonung ohne Rebound-Effekt diskutiert.[6]

Literatur

  • UNEP International Resource Panel 2011: Decoupling Natural Resource Use and Environmental Impacts from Economic Growth (PDF). A Report of the Working Group on Decoupling to the International Resource Panel. Paris.
  • Daniel Reichert, Claudio Cito, Ivan Barjasic: Lean & Green: Best Practice: wie sich Ressourceneffizienz in der Industrie steigern lässt. Springer Gabler, Wiesbaden [2018], ISBN 978-3-658-21685-6.
  • Friedrich Schmidt-Bleek: Wieviel Umwelt braucht der Mensch. Faktor 10 – das Maß für ökologisches Wirtschaften. Dtv, München 1997.
  • Statistisches Bundesamt 2012: Umweltnutzung und Wirtschaft –'Bericht zu den Umweltökonomischen Gesamtrechnungen – 2012.
  • Umweltbundesamt 2012: Glossar zum Ressourcenschutz.
  • Ernst-Ulrich Weizsäcker: Faktor Vier: doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch; der neue Bericht an den Club of Rome (zusammen mit Amory B. und L. Hunter Lovins), Droemer Knaur, München 1995.
  • Raimund Neugebauer: Ressourceneffizienz: Schlüsseltechnologien für Wirtschaft und Gesellschaft. (= Fraunhofer-Forschungsfokus) Springer Vieweg, Berlin [2017], ISBN 978-3-662-52888-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Umweltbundesamt 2012: Glossar zum Ressourcenschutz,@1@2Vorlage:Toter Link/www.umweltbundesamt.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. S. 4.
  2. Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen – Thematische Strategie für eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen /* KOM/2005/0670 endg. */ (PDF)
  3. umweltbundesamt-daten-zur-umwelt.de
  4. bmu.de
  5. a b ec.europa.eu (PDF)
  6. Sarah Hackfort, Jakob Zwiers, Martin Hirschnitz-Garbers, Michael Schipperges: Die Zukunft im Blick. Sozio-ökonomische und sozio-kulturelle Trends der Ressourcenschonung. Umweltbundesamt (UBA), November 2019, ISSN 2363-832X, S. 22 f. (umweltbundesamt.de [PDF]).